07.03.2023

FoodNotify: Wie es das Startup von der Insolvenz zum neuen Investment schaffte

Das Wiener Startup FoodNotify, das eine F&B-Management-Plattform für Gastronomie, Hotellerie und Kantinen anbietet, musste Mitte Dezember 2022 beim Wiener Handelsgericht einen Insolvenzantrag stellen. Am 1. März stimmten die Gläubiger dem Sanierungsverfahren zu. Mittlerweile konnte das Unternehmen rund um Gründer und CEO Thomas Primus einen neuen Investor für sich gewinnen.
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Thomas Primus
Gründer und CEO Thomas Primus | (c) der brutkasten

FoodNotify gehört zu den “Startup-Urgesteinen” in Österreich. Bereits 2014 ging Gründer & CEO Thomas Primus mit dem Unternehmen an den Start und digitalisierte in Zusammenarbeit mit Handel und Industrie Lebensmittelinformationen. Über die Software-Lösung konnten Gastrobetriebe zunächst auf eine einfache Art und Weise die EU-Verordnung zu Allergenen in ihren Speisenkarten umsetzen. Später folgten weitere Funktionen, wobei sich FoodNotify zu einer F&B-Management-Plattform für Gastronomie, Hotellerie und Kantinen weiterentwickelte. Nutzer:innen können über die Plattform beispielsweise Rezepte digital hinterlegen, den eigenen Lagerbestand im Überblick behalten oder Lebensmittelbestellungen abwickeln. Auch ein sogenanntes “Demand-Forecasting” ist möglich, um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Zu den Kund:innen zählen beispielsweise die Burger-Kette Peter Pane oder die Kantinen von SAP in Deutschland.

Die Gründe für die Insolvenz

Mitte Dezember 2022 musste FoodNotify überraschend Insolvenz anmelden, da der langjährige Investor aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage seine Finanzierungen abrupt stoppte. Im brutkasten-Talk erläutert Primus die Hintergründe. “2021 haben wir mit unserem Investor bereits darüber gesprochen, dass wir expandieren wollen, da die Anzahl der Kunden gewachsen ist”, so der Gründer. Dahingehend wurden Gespräche mit dem Bestandsinvestor bezüglich einer neuen Finanzierungsrunde geführt. Beim Investor, der bereits seit 2017 an Bord ist, handelt es sich um ein Industrieunternehmen, das allerdings den Kapitalbedarf nicht alleine stemmen hätte können. Primus ging daher mit seinem Team auf die Suche nach einem Co-Investor. “Anfang 2022 haben wir uns darauf konzentriert, Kontakt mit verschiedenen Investoren aus ganz Europa aufzunehmen”, so Primus. Mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs spitzte sich aber auch für den Bestandsinvestor die eigene Kapitalsituation weiter zu. Als Industrieunternehmen hatte es selbst mit steigenden Gaspreisen zu kämpfen, wie Primus anfügt. Schlussendlich sprang im November 2022 der langjährige Investor für die geplante Finanzierungsrunde ab. “Aus dem operativen Geschäft konnten wir im Dezember die Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr finanzieren, wobei im November noch die doppelten Gehälter ausbezahlt wurden”, wie Primus erläutert.

Das Sanierungsverfahren

Am selben Tag, an dem der Bestandsinvestor das Startup über den Absprung informierte, nahm Primus laut eigenen Angaben Kontakt mit erfahrenen Anwälten auf. Die Wahl ist schlussendlich auf einen Anwalt gefallen, der im Insolvenzrecht über viel Erfahrung verfügt. “In dieser Phase war mir wichtig, das Unternehmen bestmöglich zu schützen, da wir eigentlich am Weg zum Break-Even-Point waren”, so Primus. Zudem konnte über den Insolvenz-Entgelt-Fonds (IEF) dafür gesorgt werden, dass den Mitarbeiter:innen schlussendlich die Gehälter ausgezahlt wurden. Bereits 2022 wurde auch ein Sanierungsplan erstellt, dem die Gläubiger in einer Verhandlung am 1. März 2023 zustimmten. Dazu zählte unter anderem die Bank sowie der Bestandsinvestor. “Ich bin davon ausgegangen, dass wir am 1. März das ‘Go’ bekommen. Daher bin ich mich bereits vor zwei Monaten auf die Suche nach neuen Mitarbeitern gegangen”, so Primus.

Neuer Investor für FoodNotify

Neben dem Sanierungsverfahren konnte Primus zudem einen neuen Investor finden, der ein Commitment für ein neue Finanzierungsrunde abgegeben hat. Der Investor – der nicht namentlich genannt wird – stammt laut Primus aus dem Bäckerei-Sektor. “Mit dem neuen Investor gab es bereits im Vorfeld ein Vertrauensverhältnis. Zudem hat er gesagt, dass ich an dich als Gründer und Visionär glaube, da du es in den vergangen Jahren bereits bewiesen hast”, so Primus. Mit dem Commitment des neuen Investors konnten zudem zehn neue Mitarbeiter:innen eingestellt werden. Mittlerweile konnte laut Primus auch ein neuer Großkunde gewonnen werden, der in den kommenden Wochen kommuniziert wird. Mit dem frischen Kapital soll nun auch die Software weiterentwickelt werden. “Ich habe jetzt einen 600-PS-Motor im Rücken”, so Primus abschließend. Über die Höhe der Finanzierungsrunde wurde allerdings Stillschweigen vereinbart.


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ready2order, Schweiz
(c) ready2order - Markus Bernhart und Arnold Blüml von ready2order.

Das Wiener Fintech ready2order hat sich seit 2015 auf die Entwicklung modularer Point-of-Sale- und Payment-Anwendungen für kleine Unternehmen spezialisiert und zählte im Vorjahr bereits über 10.000 Firmen in Deutschland und Österreich zu seinen Kunden. Nun aber wird die Kassensoftware des Fintechs auch gezielt in der Schweiz angeboten, um den Bedürfnissen von kleinen Unternehmen in Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungssektor gerecht zu werden, wie es heißt.

ready2order: Schweiz als Ausgangspunkt

“Die Schweiz war für uns immer ein interessanter Markt”, erklärt ready2order CEO Markus Bernhart. “Trotz fehlendem Marketing haben wir bereits eine dreistellige Zahl an Kunden gewinnen können. Dies zeigt klar, dass es den Bedarf gibt und es ist für uns auch der richtige Zeitpunkt, unsere Präsenz im Markt auszubauen und unsere Kassenlösung offiziell anzubieten. Zudem sehen wir die Schweiz durch ihre Mehrsprachigkeit als perfekten Ausgangspunkt für eine Expansion in weitere europäische Länder.”

Zuchetti-Exit 2023

Eine wichtige Rolle bei der Expansion spielt die Unterstützung durch die Zucchetti-Gruppe, zu der ready2order seit Juli 2023 gehört – brutkasten berichete.

“Zucchetti ist bereits seit vielen Jahren mit der Kassensoftware TCPOS in der Schweiz vertreten und kennt den Markt sehr gut. Diese Erfahrung und das starke Partnernetzwerk vor Ort sind für uns von großem Vorteil”, so Bernhart weiter. Zudem würden sich durch die Synergien innerhalb der Gruppe zusätzliche Möglichkeiten eröffnen: „Als Zucchetti-Gruppe können wir verschiedene Kassensysteme für unterschiedliche Kundensegmente anbieten, was uns hilft, neue Marktchancen gemeinsam zu nutzen.”

ready2order: Zunächst nur Deutsch und Englisch

Zu Beginn wird sich ready2order auf die deutschsprachige Schweiz konzentrieren. “Unser Kassensystem unterstützt mehrere Sprachen, aber um den Markteintritt zu vereinfachen, setzen wir zunächst auf Deutsch und Englisch. Diese Region bietet uns operative Synergien, die den Start erleichtern”, erklärt Chief Growth Officer Arnold Blüml.

Die langfristigen Ziele von ready2order in der Schweiz sind für Blüml klar: “Als Innovationsführer möchten wir in den nächsten Jahren einen signifikanten Marktanteil erreichen”, sagt er. “Dabei spielt neben der Kundenzahl vor allem die Kundenzufriedenheit eine zentrale Rolle, die wir kontinuierlich messen werden.”

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