25.03.2024
MOBILITÄT

FlyNow Aviation: Salzburger eCopter-Startup plant erste Cargoflüge in Saudi Arabien für 2025

Mit einem kleinen eCopter will das Salzburger Startup FlyNow Aviation die Mobilität im urbanen Raum auf die Luft erweitern. COO und Co-Founderin Yvonne Winter hat uns mehr zu den Wachstumsplänen des Unternehmens erzählt.
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COO Yvonne Winter und CEO Jürgen Greil | (c) FlyNow
COO Yvonne Winter und CEO Jürgen Greil | (c) FlyNow

Das in Salzburg ansässige Startup FlyNow Aviation arbeitet an einem kleinen eCopter, der bis zu zwei Passagiere oder Cargo durch die Luft fliegen soll. Ohne Pilot:in soll es auf festgelegten Routen automatisiert hauptsächlich durch den urbanen Raum gehen. Mensch und Fracht sollen so zum Preis einer Taxifahrt von A nach B gebracht werden.

Co-Founder und CEO Jürgen Greil war zuvor in der Automobilindustrie bei Opel, Porsche, BMW und bei Great Wall Motors China tätig. Dabei hat er sich um die Entwicklung von innovativen Fahrzeugen und die Industrialisierung dieser Autos gekümmert. Dieses Knowhow hat Greil mit in das 2019 gegründeten Startup FlyNow Aviation gebracht und mit seinen Kolleg:innen so einiges anders gemacht als konkurrierende Unternehmen in der Sparte.

Geräuschlos, günstig, grün

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h sollen die eCopter rund eine halbe Stunde emissionsfrei unterwegs sein können. Die eVTOL (Electrical Vertical Takeoff and Landing) von FlyNow Aviation erreichen eine Flughöhe von 150 bis 300 Metern. Dabei sind die von zwei Rotoren getragenen Kabinen auch verhältnismäßig leise. FlyNow Co-Founderin und COO Yvonne Winter zum brutkasten: „Selbst beim Abheben, wo die Rotoren auf voller Leistung arbeiten, sind die eCopter nicht lauter als ein Auto, was mit 50km/h an Ihnen vorbeifährt. Mit FlyNow setzen wir eine neue Benchmark, was Geräuschentwicklung angeht.”

(c)FlyNow

Durch die Klassifizierung als Helicopter anstelle einer Drohne sieht sich das Startup gegenüber der Konkurrenz im Vorteil, weil die Regulierung dafür schon gegeben sind. Die Klassifizierungsstufe 2 der European Union Aviation Safety Agency (EASA) hat das Startup im letzten Jahr erhalten. Außerdem arbeitet FlyNow mit der Austro Control zusammen. Bei den Zulieferern hat das Salzburger Unternehmen von Beginn an darauf geachtet, dass diese aerozertifiziert sind und sie auch eng in die Entwicklung der Flugtaxis miteingebunden werden. Aufgrund dieser Gemengelage schaffe man es schneller in die Produktion einzusteigen, so Winter gegenüber brutkasten.

Ausstehende Finanzierungsmittel von 250 Mio. Euro

Aktuell steht FlyNow aus wirtschaftlicher Sicht auf gesicherten Beinen. Bisher sind in das Unternehmen laut COO Winter finanzielle Mittel im zweistelligen Millionenbereich geflossen. Dabei gibt es eine starke finanzielle Aufwendung der Founder:innen selbst, sowie Kapital von Venture-Capital Gesellschaften aus den USA und Deutschland – unter anderem ist laut Firmenbuch Square One beteiligt.

Obwohl die Kosten im Vergleich zu einigen Mitbewerber:innen geringer ausfallen, ist die Luftfahrt ein kapitalintensives Feld. Yvonne Winter rechnet mit einem weiteren finanziellen Aufwand für FlyNow in einer Höhe von rund 250 Millionen. Etwas frustriert zeigte sich die Gründerin von dem europäischen Umfeld: “Wir haben es ganz lange probiert und gesagt wir wollen uns aus Europa heraus finanzieren und wachsen. Das lassen wir jetzt aber einfach bleiben, weil das ist eine Dead-End-Road. Deshalb orientieren wir uns nun in andere Regionen, wie etwa GCC.”

Lufttaxis als zukünftige Unternehmensflotte

Nicht nur in der Finanzierung spielt GCC für FlyNow eine wichtige Rolle. Nächstes Jahr sollen Cargoflüge im Rahmen eines Sandboxprojektes in Saudi-Arabien und in den Vereinten Arabischen Emiraten erfolgen. Auch als potenzielle Kund:innen sind in der Region zu finden. USA oder China sind das Salzburger Startup momentan kein Thema. Aufgrund der Zertifizierung der EASA, kann FlyNow mit ihrem eVTOL nur in Regionen operieren, die diese Richtlinien auch anerkennen.

FlyNow ist mit seinem Produkt im B2B-Bereich tätig und bietet seine eCopter einerseits an Geschäftskund:innen an, die beispielsweise mehrere Standorte in einer Stadt haben. Andererseits sollen die Modelle auch als Flugtaxi fungieren und über eine Plattform buchbar sein. Ähnlich wie Uber, welche Winter im Gespräch mit dem brutkasten erwähnt. Erste Modelle werden laufend auf einschlägigen Events der Öffentlichkeit präsentiert – unter anderem wird das Startup auch am World Venture Forum 2024 Anfang Juli in Kitzbühel vertreten sein.

COO Yvonne Winter in einer Kabine (c)FlyNow

Mit der ersten serienreifen Produktion rechnet die Co-Founderin Winter in rund zweieinhalb Jahren mit 7.000 Exemplaren. Diese soll in den folgenden Jahren stetig ausgebaut werden, bis eine Produktion von 30.000 Exemplaren jährlich erreicht ist. “Der Bedarf ist definitiv da“, so Winter. Ein eCopter von FlyNow soll dann im Preissegment eines Mittelklassewagens angesetzt sein. “Zu Beginn sind wir natürlich aufgrund der geringeren Produktionskapazitäten etwas teurer. Insgesamt wollen wir aber ein Angebot an die breite Masse der Bevölkerung bieten”, sagt Yvonne Winter.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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