17.11.2015

Florian Gschwandtner, Katharina Klausberger und Oliver Holle im Gründertalk

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Das Management-Team der heimischer Risikokapital-Firma Speedinvest.

“Gehst du eigentlich noch arbeiten?”, diese Frage hört Florian Gschwandtner oft. Seit dem Verkauf von Runtastic an Adidas um 220 Millionen Euro, haben viele ein falsch gefärbtes Bild vom Gründer – er ist nämlich alles andere als inaktiv. Neu ist, dass er als Investor beim Frühphasen-Fonds Speedinvest 2 dabei ist. Auch Klausberger beteiligt sich beim Fonds. Bei einem Kamingespräch durfte der Brutkasten genauer nachfragen und dabei zu viert in erweiterter Runde um Shpock-Gründerin Katharina Klausberger und Speedinvest-Gründer Oliver Holle sprechen.

Der Frühphasen-Fonds Speedinvest investiert in Startups in der Anfangsphase. Bereits 2011 hat das Team rund um Oliver Holle mit dem ersten Fonds in der Höhe von 10 Millionen Euro in erfolgsversprechende Startups investiert. Bei der neuen Auflage gelang es innerhalb weniger Monate Investitionszusagen in der Höhe von 58 Millionen Euro einzusammeln. Ein hoher Anteil kommt dabei von privaten Geldgebern. Holle weiß aus Erfahrung, dass immer mehr erfolgreiche Gründer und Unternehmer ihr Kapital in Startups stecken möchten.

Runtastic und Shpock sind jene beiden Startups, die in den letzten Wochen mit ihren Anteilsverkäufen über Österreichs Grenzen hinaus Schlagzeilen geschrieben haben: Die Shopping-App Shpock (“Shop in your pocket”) ging um einen mehrstelligen Millionenbetrag an den norwegischen Medienkonzern Shibsted und Fitness-App-Anbieter Runtastic an Adidas.

In Österreich wird viel über den “Change of Mindset” geredet, spürst du den ebenfalls?

Katharina Klausberger: Das passiert schrittweise. Noch vor fünfzehn Jahren träumte jeder Wirtschaftsstudent von einer Karriere als Beamter. Das ist heute nicht mehr so. Die Menschen wollen etwas bewegen, möchten mitbestimmen. Viele Leute kommen zu uns zu Shpock aus großen Unternehmen und sind bei uns glücklich, weil sie bei uns Verantwortung bekommen. Jeder möchte irgendwo nicht nur das kleine Rädchen in einer großen Maschine sein, sondern etwas bewirken.

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© Katharina Klausberger

Was war der ausschlaggebende Grund, wieso du gegründet hast?

Katharina Klausberger: Bei mir war es ähnlich. Ich hatte immer schon tausende Ideen, denen ich nachgehen wollte und irgendwann war der richtige Zeitpunkt gekommen. Ich wollte etwas bewegen, was Neues umsetzen, etwas mit Wert schaffen.

Ihr habt mit finderly begonnen und für Shpock losgelassen. Wie schwer war das?

Katharina Klausberger: Die Entscheidung war hart. Auch wenn es sich am Ende abgezeichnet hat: Shpock hat sich im Vergleich einfach super gut entwickelt. Finderly wegzulegen tat sehr weh, da es sich so angefühlt hat, als würde man sein Baby weggeben. Trotzdem ist es wichtig, realistisch zu bleiben: Wir hatten davor bereits festgestellt, dass wir mobiler werden müssen und mussten uns fragen, was der richtige, nächste Schritt ist. Beim Brainstorming mit dem Team, als wir auch auf die Idee von shpock gestoßen sind, war es dann plötzlich klar. Wir alle haben früher gerne online Sachen verkauft und gekauft – mit dem Smartphone allerdings nicht mehr. Wenn du dann eine Lösung findest, die du nicht nur selbst gerne haben würdest, sondern anderen Menschen auch Nutzen stiften könnte und dann noch Investoren hast, die dich unterstützen, ist die Entscheidung einfacher.

Gab es bei Runtastic ebenfalls Phasen, wo ihr euch dachtet “so kann es nicht weitergehen“?

Florian Gschwandtner: Es ist tatsächlich so, dass es nie die eine Phase gab, wo etwas nicht funktioniert hat oder – anders ausgedrückt – wenn etwas nicht funktioniert hat, haben wir sofort eine andere Richtung eingeschlagen. Allerdings haben wir anfangs keine Finanzierung bekommen. Business Plan hin oder her. Das hätte man vielleicht als Scheitern sehen können, aber wir dachten uns, wenn Option A nicht funktioniert, setzen wir eben auf Option B. Wir haben an Runtastic fest geglaubt und nebenbei gearbeitet, um unsere Idee zu verwirklichen. Mit unserem Verdienst haben wir unsere ersten Mitarbeiter bezahlt. Natürlich hatten wir auch Glück, waren in der richtigen Konstellation zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber das Glück haben wir durchaus erzwungen, da wir sehr fleißig waren.

“Wir hatten anfangs recht wenig Plan, wie man ein Unternehmen führt. Unsere eMail-Adresse lautete damals [email protected]”, Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner.

Glaubst du ans reine Glück?

Florian Gschwandtner: Nein. Ich glaube aber daran, dass Effizienz und Zeitmanagement ausschlaggebend sind. Als CEO steht man, was Feedback betrifft, sehr einsam da. Wenn man nach Amerika blickt, hat der typische CEO einen Coach oder Mentor. Ich versuche meine direkten Kollegen ebenfalls zu motivieren, mir Feedback zu geben. Das ist deswegen schwer, weil wenige sich trauen, dem Chef die ehrliche Meinung zu sagen. Um effizient zu bleiben, ist das aber wichtig. Außerdem dauern unsere Meetings nicht länger als 25 Minuten. Seitdem wir das eingeführt haben, gehen sich plötzlich auch Besprechungen in kürzerer Zeit aus, die früher 60 Minuten in Anspruch genommen haben. Es ist ganz wichtig, wenn man operativ im Unternehmen tief drin steckt, sich auch einmal herauszunehmen und das Unternehmen aus der Vogelperspektive zu betrachten.

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© Runtastic: Florian Gschwandtner

Legt ihr auf eine Startup-Kultur im Unternehmen wert?

Florian Gschwandtner: Auf jeden Fall. Wir tun sehr viel dafür, das Startup-Leben zu behalten, denn das Team und die Kultur im Unternehmen sind zwei unserer wichtigsten Faktoren. Als wir gegründet haben, kannten wir das Wort Startup nicht. Wir haben eine GmbH gegründet und waren “selbstständig”. Wir hatten dabei recht wenig Plan, wie man ein Unternehmen führt. Wir hatten damals eine eMail-Adresse, [email protected], die an uns vier gegangen ist, bis wir festgestellt haben, dass das eigentlich nicht typisch ist.

Worauf legt ihr bei der Auswahl eines Startups wert, wenn sich die Ursprungsidee im Laufe der Zeit verändert?

Oliver Holle: Der Fokus liegt klar auf dem Gründer, eben, weil sich gerade in der Frühphase, in der wir investieren, sich alles noch einmal ändert. Sich stunden- oder tagelang mit Businessplänen oder Marktrecherchen auseinander zu setzen, ist in Wirklichkeit vertane Zeit. Man muss versuchen, herauszufinden wo die versteckten Qualitäten liegen. Einen Gründer zeichnet enormer Fleiß oder enorme Detailverliebtheit zum Produkt aus. Auch wenn finderly nicht seinen Markt gefunden hat, war das Produkt exzellent umgesetzt. Shpock wiederum hatte viel Konkurrenz und hat diese mit seiner hohen Qualität weggeputzt. Runtastic hat sich gegen unzählige andere Apps durchsetzen müssen. Das liegt auch an der kompromisslosen Auswahl der Mitarbeiter, mit denen sie sich umgeben haben. Da braucht es auch eine gewisse Kompromisslosigkeit, um ein Weltklasse-Team aufzubauen, durchaus, indem viele das Unternehmen wieder verlassen.

“Wenn man beim Business Plan sieht, dass die Gründer ihre “Hausaufgaben” nicht gemacht haben, sagt das viel über die Personen aus”, so Oliver Holle von Speedinvest.

Muss man dann einen Business Plan überhaupt mitschicken?

Oliver Holle: Er ist mehr ein Qualitätsmerkmal. Wenn er dahin gerotzt ist und man direkt sieht, dass die Gründer ihre “Hausaufgaben” nicht gemacht haben, sagt das viel über die Personen aus. Man muss seine Konkurrenz kennen und den Markt herausragend besser verstehen als wir.

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© Speedinvest: Oliver Holle

Florian Gschwandtner: Wir bekommen auch viele Business Pläne zugeschickt – du weißt sehr schnell, ob sich der Gründer Gedanken gemacht hat oder nicht. Man entwickelt ein Gefühl dafür, ob etwas passt. Manchmal denkt man sich auch, da hätte man sich ruhig etwas mehr bemühen können.

Oliver Holle: Ich glaube, dass vor allem Gründer ein gutes Gespür für andere Gründer haben. Wir legen sehr großen Wert auf Empfehlungen von unseren Alumnis.

Florian Gschwandtner: Das ist so, wie wenn ein Mitarbeiter einen neuen Kollegen ins Team bringt – der will sich schließlich auch nicht blamieren…

 

++++ Teil 2: Vom Gründer zum Business Angel ++++ demnächst auf www.derbrutkasten.com ++++ 

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Freundschaft, Freundschaft im Job
(c) Stock.Adobe/charmedlightph - Freundschaften am Arbeitsplatz können positive Effekte auslösen.

Liebeleien am Arbeitsplatz, Intimitäten auf Weihnachtsfeiern und Work-Husbands und -Wives sind ein längst bekanntes Metier der Arbeitswelt. Was aber kaum thematisiert wird, sind Freundschaften im Job. Dies hat nun der willhaben-Jobmarktplatz geändert und 1.050 User:innen zum Thema “Freundschaft am Arbeitsplatz” befragt.

Team-Building für Freundschaften hilfreich

Aus der Umfrage lässt sich herauslesen, dass drei Viertel der Arbeitnehmer:innen in ihrem derzeitigen Job Freundschaften geschlossen haben – konkret meinten 10,2 Prozent “eine” und 66,5 Prozent “mehrere” Freundschaft(en) über ihre Arbeit gefunden zu haben. Als besonders gesellig erweisen sich dabei Kärntner:innen, Steirer:innen und Wiener:innen.

Um Kolleg:innen näher kennenzulernen, zeigten sich vor allem vom Arbeitgeber oder Arbeitgeberin organisierte Team-Building-Maßnahmen und gemeinsame Unternehmungen hilfreich. Mit 58,1 Prozent hat mehr als die Hälfte der Befragten den Eindruck, dass Freundschaften bei ihrem derzeitigen Job gefördert werden.

Das Feierabend-Getränk

Auf der anderen Seite ist es aber auch das ein oder andere Feierabend-Getränk, das aus Arbeitskolleg:innen Freund:innen werden lässt. Auch hier sind es etwa drei Viertel der Befragten, die der Thematik positiv gegenüberstehen. Im Detail empfinden es 22,1 Prozent als “sehr angenehm” und wichtig für den Teamgeist und weitere 51 Prozent als “eher angenehm”. Dem gegenüber steht jedoch etwa ein Viertel der willhaben-Nutzer:innen, die mit “eher unangenehm, ich nehme selten teil” geantwortet haben oder solche Aktivitäten überhaupt vermeiden.

Bemerkenswert ist zudem, dass nicht nur der direkte Kontakt Freundschaften fördern kann. In Zeiten der Digitalisierung spielen sie sich zu einem gewissen Teil in den sozialen Netzwerken ab. Ein Viertel der Befragten nimmt eine Anfrage immer an, wenn sich ein/e Arbeitskolleg:in in den sozialen Medien vernetzen will. Weitere 52,5 Prozent “nehmen die Anfrage an, wenn sie sich mit der Person gut verstehen”. 11,3 Prozent nutzen keine sozialen Netzwerke.

Bei Vorgesetzten sieht die Sache jedoch etwas anders aus. Arbeitnehmer:innen zeigen sich hier aufgeschlossen, wenn auch etwas zögerlicher. Während die überwiegende Mehrheit offen ist, Führungspersonal auf Instagram und Co. zu adden, ist der Anteil jener, die dies eher bzw. gänzlich ausschließt, mit 29,3 Prozent merklich höher als bei Kolleg:innen, die sich beruflich auf derselben hierarchischen Ebene befinden.

Folgen der Freundschaft

Doch was sind die Folgen davon, sich mit Kolleg:innen zu befreunden? Am häufigsten genannt wurden dabei “besserer Teamzusammenhalt” (77,4 Prozent), “mehr Spaß während des Arbeitstages” (77,2 Prozent) sowie “höhere Zufriedenheit und Wohlbefinden bei der Arbeit” (72,4 Prozent). Gefolgt von zwei Faktoren in puncto Produktivität, nämlich “schnellere Problemlösung durch gegenseitige Unterstützung” (63,9 Prozent) und “erhöhte Motivation” (57,5 Prozent).

Als Kehrseite der Medaille und als Problemfall wird die Bevorzugung einzelner Kolleg:innen (51,6 Prozent) genannt, auch “Schwierigkeiten, berufliche und persönliche Grenzen zu wahren” (44,8 Prozent) sowie “Ablenkung und reduzierte Produktivität” (40,3 Prozent) werden hier als Nachteil angeführt.

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