14 Unternehmen mussten in den ersten drei Monaten des Jahres in Österreich durchschnittlich pro Tag Insolvenz anmelden. Das bedeutet zwar einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vergleichsquartal im Vorjahr. Der Kreditschutzverband KSV1870 zeigt sich in seiner Aussendung zu den Firmeninsolvenzen im ersten Quartal 2023 aber weder überrascht noch beunruhigt.

Passiva steigen deutlich geringer als Anzahl der Insolvenzen

Konkret ist die Anzahl der Firmeninsolvenzen im Vergleich zu Q1 2022 um ganze 22,3 Prozent gestiegen. Damit wurde erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie das Vorkrisenniveau von 2019 überschritten – allerdings nur um etwa ein Prozent. Von einer Pleitewelle könne also nach wie vor nicht gesprochen werden, analysiert man beim KSV1870. Die Passiva stiegen im selben Zeitraum nur um 2,5 Prozent – es gab im Q1 2023 also vergleichsweise weniger große und mehr kleine Insolvenzen. Den größten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnet Wien (plus 40,3 Prozent), wo zuletzt rund ein Drittel aller Insolvenzen in Österreich angemeldet wurde. Am anderen Ende des Landes in Vorarlberg steht dagegen ein Minus von 13,3 Prozent zu Buche.

Firmeninsolvenzen: “Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis das Vorkrisenniveau erreicht wird”

“Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahres haben sich zu Jahresbeginn fortgesetzt, weshalb der Trend vergangener Monate anhält. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis das Vorkrisenniveau erreicht wird. Jetzt ist es so weit”, kommentiert Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Der Kreditschutzverband geht zudem von einer weiteren Steigerung bis Jahresende aus. 5.500 Firmeninsolvenzen lägen “im Bereich des Möglichen” – damit gäbe es dann auch ein Plus von rund 500 Fällen im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019.

KSV1870 plädiert für anderen Umgang mit nichteröffneten Fällen

Götze betont, dass neben dem deutlichen Zuwachs von 35,5 Prozent bei den Eröffnungen von Firmeninsolvenzen auffalle, dass auch die Zahl der mangels Kostendeckung nichteröffneten Verfahren mit einem Plus von 5,1 Prozent gestiegen sei. “In diesen Fällen ist der ‘Worst Case’ eingetreten. Nachdem zu lange mit einem Insolvenzantrag gewartet wurde, müssen diese Unternehmen liquidiert werden. Für die Mitarbeiter:innen bedeutet das den Verlust ihrer Jobs, zudem sehen die Gläubiger keinen Cent”, so der Experte. Er plädiert dafür, “über die Eröffnung von aktuell nichteröffneten Fällen nachzudenken”. Es sei im Zuge einer ordentlichen Regulierung häufig durchaus realistisch, verwertbare Assets zu finden, die zugunsten der Gläubiger ausgelegt werden könnten.