04.01.2024

Finyoz: Startup mit österreichischem Gründer startete mit Plattform für Rechnungsfinanzierung

Das Fintech-Startup Finyoz rund um Gründer Thorsten de Jong ist im Dezember mit seiner Vermittlungsplattform für Rechnungsfinanzierung in Österreich und Deutschland gestartet. Für dieses Jahr plant das Startup eine größere Finanzierungsrunde.
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Finyoz-Gründer Thorsten de Jong
Finyoz-Gründer Thorsten de Jong | Foto: Finyoz

Die konkrete Ausgestaltung unterscheidet sich mitunter deutlich, aber das Prinzip hinter Factoring ist einfach: Wenn ein Unternehmen einem anderen etwas verkauft – sei es eine Dienstleistung oder Waren – entsteht eine Forderung. Diese muss der Kunde begleichen. Eine solche Forderung kann das Unternehmen grundsätzlich aber auch weiterverkaufen. So erhält das Unternehmen einen Großteil seiner Forderung sofort – während sich jemand anderer darum kümmert, dass der Kunde den Betrag auch wirklich begleicht.

Im Markt für Factoring und Rechnungsfinanzierung sind viele Anbieter aktiv. Das Münchner Fintech Finyoz rund um den aus Österreich stammenden Gründer Thorsten de Jong will mit seiner im Dezember gestarteten Plattform ebenfalls mitmischen.

Vom Factoring im herkömmlichen Sinn will sich das Startup aber abgrenzen: “Finyoz kauft keine Forderungen von Unternehmen wie beim klassischen Factoring. Finyoz vermittelt über einen Algorithmus Forderungen von Unternehmen an Investoren”, erläutert de Jong gegenüber brutkasten. “Unser Matching-Algorithmus berechnet die Investition der Investoren und verteilt diese auf mehrere Unternehmen abhängig der gewählten Laufzeit der Investition.”

Marktstart im Dezember 2023 in Österreich und Deutschland erfolgt

De Jong hat zuvor unter anderem für die Deutsche Bank und für Credit Suisse gearbeitet. Finyoz gründete er Ende 2022 gemeinsam mit seinem Bruder Dennis de Jong und mit Lisandro Aguilar sowie der Beteiligungsgesellschaft Aragona Holdings. Der Sitz des Unternehmens ist in München, allerdings ist die Finyoz Deutschland GmbH eine 100-prozentige Tochter der österreichischen Fintech42 Technologies GmbH.

“Der deutsche Markt im Bereich Rechnungsfinanzierung ist um ein Vielfaches größer als der österreichische und uns ist die Nähe zu den einzelnen Marktteilnehmern für unsere zukünftige Entwicklung sehr wichtig. Außerdem arbeiten wir unter dem Haftungsdach einer BaFin-regulierten Firma in Deutschland”, erläutert de Jong. Bei dieser Firma handelt es sich um die DonauCapital Wertpapier GmbH. Für Zahlungsdienstleistungen kooperiert Finyoz zudem mit CurrencyCloud aus den Niederlanden.

Unternehmen bei erster Finanzierungsrunde mit 5 Mio. Euro bewertet

Die Idee hinter Finyoz hatte de Jong bereits vor zehn Jahren. Allerdings seien damals die technischen Möglichkeiten noch nicht gegegeben gewesen, wie der Gründer schildert. Und externe Finanzierung von Ausständen außerhalb der eigenen Hausbank sei negativ behaftet gewesen. 2022 sei dann aber der richtige Zeitpunkt für die Gründung gewesen: “Die wirtschaftliche Allgemeinsituation bedarf neuer Möglichkeiten für Unternehmen und Investoren”, glaubt der Gründer.

Im Dezember ging die Plattform an den Start, aktuell nutzen “eine Hand voll” Unternehmen und Investor:innen die Plattform, wie de Jong sagt. Es würden aber täglich mehr werden.

Finyoz ist grundsätzlich eigenfinanziert. Ein erstes kleineres Investment hat das Unternehmen aber im August 2023 aufgenommen – zu einer Bewertung von fünf Mio. Euro gab Finyoz zehn Prozent der Anteile ab. Für das zweite Quartal 2024 plant das Unternehmen eine größere Venture-Capital-Runde.

Wie das Angebot von Finyoz funktioniert

Wie funktioniert die Plattform von Finyoz nun aber konkret? Aus Sicht der Unternehmen, die Forderungen verkaufen wollen, so: “Registrierte Unternehmen können Rechnungen auf die Finyoz-Plattform hochladen und die Finanzierungsgebühren sekundengenau berechnen lassen. Nachdem das Unternehmen den Finanzierungsgebühren zugestimmt hat, werden die Rechnungen automatisch dem Debitor weitergeleitet”, führt de Jong aus.

“Mit der Bestätigung des Debitors über die Richtigkeit der Rechnung werden über einen Algorithmus Rechnungen für eine Diversifizierung an Investoren vermittelt. Anschließend werden bis zu 95 Prozent des Rechnungsbetrags abzüglich Gebühren und Zinsen dem Unternehmen überwiesen. Die Restzahlung erhält das Unternehmen nach Begleichung der ausstehenden Forderung. Investoren erhalten nach ihrer Veranlagungsdauer von 14 bis 90 Tagen ihre Investitionen plus Zinsen zurück.” Die Rechnungen von Unternehmen sind durch eine Warenkreditversicherung zu 90 Prozent des Warenwertes versichert.

Wie sich Finyoz von Konkurrenten abheben will

Von anderen Anbietern am Markt will sich Finyoz über höhere Effizienz und niedrigere Kosten abheben. Die Registrierung sei sei “einfach, effizient und kann taggleich umgesetzt werden”, verspricht de Jong. Finyoz benötige von Unternehmen keine Unterlagen und es sei für Unternehmen, die ihre Forderungen verkaufen wollen, auch kein zusätzliches Konto erforderlich.

Neben dem Onboarding setzt Finyoz auch bei der Risikobewertung auf Automatisierung: Mittels verschiedener Datenbankabfragen fließen Rohdaten von Unternehmen in ein Scoring-Modell ein, das eine fortlaufende Bonitätsbeurteilung vornimmt.

Was die Kosten angeht, sieht sich Finyoz ebenfalls gegenüber dem Mitbewerb im Vorteil. “Es gibt bei uns keine monatlichen oder jährlichen fixen Gebühren, keine Bereitstellungsgebühr, keine Debitoren Prüfgebühr oder Bonitätsprüfung Kosten. Es gibt auch keinen monatlichen Mindestumsatz. Unternehmen können alle oder ausgewählte Rechnungen einreichen. Und es gibt auch keine vertraglichen Bindefristen”, erläutert de Jong.

Finyoz will Investor:innen Alternative zu Geldmarktfonds oder Unternehmenanleihen bieten

Und für Investor:innen? Diesen will Finyoz eine Alternative bieten, freie Liquidität kurzfristig zu veranlagen – und auch hier will das Unternehmen vor allem mit niedrigen Kosten punkten. Im Gegensatz zu Geldmarktfonds oder Unternehmenanleihen würden bei Finyoz für Investor:innen keine Transaktionskosten anfallen, erläutert der Gründer.

Für eine externe Überweisungen werden 2,50 Euro oder 0,02 Prozent der Auszahlungssumme verrechnet. Was den Anlagezeitraum angeht, können Investor:innen zwischen 14 und 90 Tagen wählen. Nach Ende des Zeitraums wird das Geld taggleich inklusiv anteilmäßiger Zinsen überwiesen. Das Angebot richtet sich sowohl an private als auch an professionelle Investor:innen. Finyoz stellt dabei Zinssätze von bis zu 6,75 Prozent in Aussicht.

Was peilt Finyoz nun als nächste Schritte für das laufende Jahr an – neben der bereits erwähnten geplanten Finanzierungsrunde? Der Fokus liege für 2024 auf der Positionierung von Produkt und Marke in Deutschland und Österreich – mit einer klaren Abgrenzung zum klassischen Factoring, kündigt der Gründer an.

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Vor einem Jahr war man noch skeptisch: Nicht mal ein Viertel der heimischen Bevölkerung nutzte Generative KI rund um ChatGPT am Arbeitsplatz. Eine neue Studie von EY – namentlich die EY Work Reimagined Studie – zeigt nun, wie schnell sich das Blatt wenden kann.

Wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am heutigen Montag vermeldet, sollen unter den von ihnen befragten Arbeitnehmer:innen mittlerweile drei Viertel – genau 75 Prozent – zu generativer KI am Arbeitsplatz greifen. Am häufigsten greift man zu KI-Tools im Technologiesektor. Dort liegt die Nutzungsrate schon bei 90 Prozent. Der öffentliche Sektor bildet mit einer Nutzungsrate von 60 Prozent das Schlusslicht.

EY: KI-Schulung sei “überdurchschnittlich” und “exzellent”

Von den drei Vierteln all jener, die KI regelmäßig am Arbeitsplatz nutzen, merkt ein Drittel bereits positive Auswirkungen durch den Einsatz von Generativer KI. Folgen genannt werden etwa gesteigerte Produktivität (37 Prozent) sowie die Möglichkeit, sich auf stärker wertschöpfende Aufgaben zu konzentrieren (36 Prozent).

Darüber hinaus beobachten KI-Nutzende einen starken Kompetenzaufbau: 58 Prozent der Befragten bewerten die themenbezogenen Entwicklungs- und Schulungsprogramme ihres Unternehmens als “überdurchschnittlich” oder “exzellent”.

Boomer hinken hinten nach

Wenig überraschend macht sich allerdings eine Alterskluft bei der Nutzung von KI am Arbeitsplatz bemerkbar: So nutzen 27 Prozent der befragten Millennials KI regelmäßig, während dies nur bei sieben Prozent der Babyboomer der Fall ist.

Dass die Einführung von KI im Unternemen auch einen wesentlichen Einfluss auf das Standing im Arbeitsmarkt und das Mithalten im Wettbewerb hat, weiß Regina Karner von EY Österreich. der EY-Partnerin zufolge habe GenAI “Wichtige Themen für die Belegschaft in den Fokus gerückt”. Darunter Technologie- und Kompetenzinvestitionen, Unternehmenskultur, Vertrauen und Mitarbeiterbindung.

GenAI sei überdies essenziell für die Talentestrategie von Arbeitgeber:innen – und beeinflusse damit deren Standing am Arbeitsmarkt.

KI beeinflusst Blick auf Karriere

Allerdings zeigt EY mit seiner neuen Studie auch, dass sich KI nicht nur auf die Arbeit selbst, sondern auch auf arbeitsbezogene Sichtweisen auswirkt. So vermeldet die Wirtschaftsprüfung das Stimmungsbild, dass sich Mitarbeitende zwar als “motivierte Unterstützung” ihres Arbeitgebers sehen, gleichzeitig dennoch “nach höheren Verdienstmöglichkeiten” Ausschau halten (81 Prozent der Befragten).

Zudem rückt KI und dessen Effizienzsteigerung die Themen “Work-Life-Balance” und “Karriereaussichten” (79 Prozent) sowie die Nachfrage nach einer “besseren Führungskultur” (76 Prozent) in den Vordergrund. Auch die Möglichkeit, remote arbeiten zu können, ist für drei Viertel der befragten Belegschaft ein essentielles Kriterium, das durch den Einsatz von GenAI stärker in das Rampenlicht gerückt ist.

Im Rennen um das Gewinnen und Halten von Talenten sind Unternehmen dazu angehalten, sich auf die eben genannten “Soft”-Aspekte zu bemühen. Allen voran: Unternehmenskultur, Anreizsysteme und Bildungsangebote, sagt Karner, “um so die gewünschten Geschäftsergebnisse zu erreichen”.

Lust zur Kündigung steigt – vor allem bei jungen Männern

Außerdem hebt EY die Haltung jüngerer Generationen – allen voran die GenZ (geboren 1996 und 2012) und Millennials (geboren zwischen 1980 und 1995). Die beiden Jung-Generationen am Arbeitsmarkt haben eine fast doppelt so hohe Kündigungsabsicht wie Babyboomer. Außerdem sind Männer im Vergleich zu Frauen um ein- bis zweimal eher bereit, ihren Job zu kündigen.

Diese Bereitschaft sei allerdings nicht schlichte Utopie, sondern ein konkreter Plan: Denn die jüngste EY-Studie verzeichnet, dass rund 38 Prozent der befragten Mitarbeitenden in “den nächsten zwölf Monaten kündigen wollen”. Von diesen planen 26 Prozent, so EY, “einen Wechsel in ihrer aktuellen Sparte”. Ein Viertel der Kündigungs-Sympathisanten plant allerdings den Wechsel in eine andere Branche.

Am ehesten stünden Millennials der Kündigung nahe – ganze 40 Prozent denken laut EY darüber nach. Unter Babyboomern sei es nur ein knappes Viertel – konkret 23 Prozent.

Die Kündigungsabsicht ist im Vergleich zum Vorjahr im Allgemeinen gestiegen – um ganze vier Prozent, heißt es von EY. Auch über einen Wechsel des primären Arbeitsortes wird immer mehr nachgedacht (37 Prozent).

Individualismus im Vordergrund

“Individuelle Erwartungen stehen immer mehr im Vordergrund, und traditionelle Ansätze zu Karriere, Belohnungen und Arbeitsort greifen nicht mehr”, stellt Karner in Bezug auf die Studienergebnisse klar. Ein häufiger Wechsel des Arbeitgebers bringe neue Erfahrungen, andere Fähigkeiten und zudem die Möglichkeit auf Flexibilität. Für Personalverantwortliche sei ein Fokus auf Werte und Erfahrungen indes ein Vorteil, so Karner.

Dass KI dezidiert zur Kündigungsbereitschaft von jungen Generationen beiträgt, wird so in der Studie nicht dargelegt. Dennoch könnte der technologische Fortschritt, flexibleres Arbeiten und das Schaffen neuer Geschäftsbereiche – in Kombination mit der immer größer werdenden Bedeutung von Individualismus und Selbstbestimmtheit – zur Wechselbereitschaft der Generation beitragen.

Talente-Management soll in den Fokus

Angesichts der präsentierten Studienergebnisse empfiehlt Karner, sich als Unternehmen einen Vorsprung im Talente-Management zu erarbeiten. Dafür sei ein Fokus auf folgende Bereiche notwendig: Gesundheit, Technologie und GenAI, faire Vergütung sowie Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und Unternehmenskultur. Bei 70 Prozent der Befragten bleibt dahingehend allerdings noch Luft nach oben, heißt es.


*Im Rahmen der Studie befragte EY weltweit 17.350 Mitarbeitende und 1.595 Arbeitgeber:innen aus 23 Ländern und 27 Branchen.

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