11.10.2015

FinTechs boomen, trotzdem: “Es gibt wenige revolutionäre Ideen”

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FinTechs erleben in Europa momentan einen regelrechten Boom.

In zwei vorangegangenen Artikeln über Innovationen im Bankenbereich, ging es um den momentanen Hype der FinTechs, sowie um den “Change of Mindset” in der Bankenbranche. Aber, wie lange wird der Boom anhalten?

Dass FinTechs derzeit so gefragt sind, liegt vor allem am Megatrend Digitalisierung. Laut Branchenverband Bitkom erledigen mittlerweile 40 Millionen Deutsche ihre Bankgeschäfte im Netz. Jeder dritte Nutzer greift zum Smartphone, um seinen Kontostand abzufragen oder Zahlungseingänge zu prüfen. Zahlreiche Startups konzentrieren sich darauf, für solch einfache Vorgänge die beste Lösung zu entwickeln. “Viele FinTechs arbeiten in kreativen Arbeitsumfeldern mit IT-Spezialisten und tollen Designern zusammen”, sagt Deglow. Dabei entstehen Angebote, auf die etablierte Banken von selbst nicht kommen.

Ein Beispiel dafür ist Gini Pay. Wer diese App auf seinem Smartphone installiert hat, muss Überweisungsdetails wie die 22-stellige IBAN nicht mehr händisch eintragen, sondern kann die Rechnungen einfach abfotografieren. Die Daten werden dann automatisch in eine Überweisungsvorlage übernommen und müssen nur noch per TAN bestätigt werden. Die Plattform Weltsparen bietet Kunden an, ihr Geld auf Konten bei ausländischen Banken anzulegen, die oftmals höhere Zinsen zahlen als in Deutschland. Über den Marktplatz Zencap können Privatpersonen nach einer Registrierung Kredite direkt an Mittelständler vergeben. Vaamo wirbt um Privatpersonen, die sich nicht zu detailliert um ihre Geldanlage kümmern wollen. Sie müssen eine Investitionssumme angeben, die dann abgebucht wird, und zwischen drei Risikostufen auswählen. Vaamo legt das Geld dann breitgestreut an. Die Gini Pay Gründer am Foto: © Gini Pay

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Um von solchen Entwicklungen nicht abgeschnitten zu sein, locken die Geldhäuser FinTechs in ihre Entwicklungslabore. Der Main Incubator bietet Platz für sieben Firmen. Aufgenommen werden aufstrebende Firmen, deren Angebote der Commerzbank perspektivisch weiterhelfen können. Die Frankfurter steigen meist mit einem Minderheitsanteil bei den Startups ein. Im Inkubator beraten Experten der zweitgrößten deutschen Bank die Firmengründer dann bei der Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells und regulatorischen Fragen. “Für viele Startups ist diese Unterstützung und der Zugang zu den Kunden der entscheidende Punkt, nicht das Kapital”, sagt Mitgründerin Storz. “Es ist leichter, das Netzwerk der Commerzbank zu nutzen, als 100.000 Firmenkunden selbst anzusprechen.”

Aus Sicht von Experten macht die Zusammenarbeit mit Banken allerdings nicht für alle FinTechs Sinn. “Es ist ein zweischneidiges Schwert”, sagt Dominik Steinkühler, Mitgründer des Kreditvermittlers Lendico. In vielen Bereichen seien Incubatoren für junge FinTechs ein guter Anlaufpunkt. “Aber es besteht die Gefahr, dass sich die Mutter auf ein Projekt draufsetzt, sobald es Erfolg hat und beginnt, ihr Marktanteile abzunehmen.” Pawel Chudzinski vom Investor Point Nine Capital sieht das ähnlich. “Am Ende müssen die Banken kaufen, wenn Startups eine kritische Masse erreicht haben.”

“Es gibt wenige revolutionäre Ideen”, meint Comdirect-Vorstand Deglow.

Ausländische Institute haben das vorgemacht. Das zweitgrößte spanische Geldhaus BBVA schluckt Anfang 2014 die amerikanische Online-Bank Simple für 117 Millionen Dollar und sorgt damit in der Branche für Aufsehen. Den größten FinTech-Deal in der Bundesrepublik kündigt Ende Juli die Deutsche Börse an. Das Unternehmen übernimmt die im Jahr 2000 gegründete Frankfurter Devisenhandelsplattform 360T für 725 Millionen Euro . 360T-Gründer Carlo Kölzer steigt damit zum Multimillionär auf.

Wie lange noch?

Die allermeisten Firmengründer sind davon noch weit entfernt. Nach ihrer Gründung müssen FinTechs schwierige Zeiten überstehen. Die meisten Firmen häufen über Jahre hohe Schulden an, bevor sie sich allmählich den schwarzen Zahlen nähern. Wer keine Investoren hat, die einem trotz roter Zahlen die Stange halten, verschwindet genauso schnell vom Markt wie er aufgetaucht ist. “Es wird für unsere Branche zu einem Erfolgskriterium werden, ob Firmen eine Anschlussfinanzierung bekommen”, glaubt Kreditech-Finanzchef Rene Griemens.

Wie lange der Startup-Boom noch anhalten wird, ist umstritten. “Die Finanzbranche unterschätzt nach wie vor die Innovationskraft, die dahintersteht”, sagt Arnulf Keese, Geschäftsführer von PayPal in Deutschland. Für die Angreifer liege noch “viel Gold auf der Straße”. Andere Branchenexperten sind skeptischer. Sie weisen darauf hin, dass viele FinTechs ähnliche Geschäftsmodelle haben und um die selben Kunden werben. “Es gibt wenige revolutionäre Ideen”, beobachtet Comdirect-Vorstand Deglow. Alle Online-Plattformen, auf denen sich Kredite vermitteln lassen, werden nicht durchhalten, räumt Lendico-Gründer Steinkühler ein. “Es wird eine Konsolidierung geben.”

“Die Finanzbranche unterschätzt nach wie vor die Innovationskraft, die dahintersteht”, so Paypal-Geschäftsführer Arnulf Keese.

Der “FinTech-Hype” der vergangenen 18 Monaten sei auch auf den Anlagenotstand der Investoren zurückzuführen, erklärt Matthias Hübner vom Beratungsunternehmen Oliver Wyman. Beteiligungsgesellschaften und andere Kapitalsammelstellen sind angesichts niedriger Zinsen verzweifelt auf der Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Das spielt FinTechs in die Karten. “Es sind viele Copycats und ‘Me-too’-Modelle unterwegs, weil jeder das große Geld wittert”, sagt Hübner. “Derzeit fließt das Geld noch. Aber die große Frage ist: Wie lange noch?

Quelle

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Seitens der Politik gab es bereits die Zusage für rasche finanzielle Hilfe für die Opfer der Hochwasserkatastrophe der vergangenen Tage, unter anderem über die Aufstockung des Katastrophenfonds auf eine Milliarde Euro. Auch Wirtschaftskammer und SVS haben sofort eine Hilfsaktion für betroffene Betriebe gestartet, im Rahmen derer zehn Prozent des entstandenen Schadens (gedeckelt mit 200.000 Euro) übernommen werden.

Auch die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) ergreift Hilfsmaßnahmen: Konkret beteiligt sich der ERP-Fonds am Sonderprogramm Betriebliche Hochwasserhilfe mit einem Kreditvolumen von bis zu 100 Millionen Euro für Investitionen und Aufwendungen zur Wiederherstellung der betrieblichen Produktionsbedingungen.

Storebox bietet Gratis-Lagerplatz für Betroffene

Doch auch heimische Startups und Scaleups tun, was im Rahmen ihrer Möglichkeiten geht, um Hochwasseropfern und Einsatzkräften zu helfen – so etwa das Lagerplatz- und Logistik-Scaleup Storebox und das Süßigkeiten-Scaleup Neoh aus Wien. So bietet Storebox Gratis-Lagerplatz für vom Hochwasser betroffene in Niederösterreich und Wien an. “Solltet ihr oder jemand aus eurem Umfeld vorübergehend einen trockenen Platz für eure Sachen benötigen, meldet euch direkt bei [email protected]“, schreibt Co-Founder und CEO Johannes Braith auf LinkedIn.

“Dort helfen, wo es uns möglich ist”

Gegenüber brutkasten ergänzt Braith: “In herausfordernden Zeiten für unsere Gesellschaft ist es wichtig, dass wir als Unternehmen Verantwortung übernehmen und dort helfen, wo es uns möglich ist. Und wir mit Storebox können als Experten im Storage-Bereich den Menschen natürlich dabei helfen, ihre Sachen unterzustellen, während sie ihre Häuser und Wohnungen sanieren müssen.” Er würde sich wünschen, dass viele andere Unternehmen dem Beispiel folgen, meint der Gründer.

Neoh schickt “Versorgungspakete” an Einsatzkräfte

Beim Zuckerfreie-Süßigkeiten-Scaleup Neoh richtet man sich an die Einsatzkräfte. Co-Founder und CEO Manuel Zeller verweist auf seine eigenen Erfahrungen: “Ich selbst war mit dem Bundesheer im Assistenzeinsatz 2002, die Bilder und die Anstrengungen werde ich nie vergessen. Damals haben uns die lokalen Wirtshäuser, die Leute vor Ort immer wieder toll versorgt, und uns mit ihrer Dankbarkeit durch diese Wochen getragen”, schreibt er auf LinkedIn. “Falls wer selbst im Einsatz ist, und seine Truppe mit NEOH versorgen will, bitte kurzes mail an [email protected]. Wir kümmern uns um ein kleines Versorgungspaket der Dankbarkeit”, so Zeller.

CEO Zeller: “Ich hab das 2002 selbst erlebt”

“Ich hab das 2002 selbst erlebt, und wir waren damals zum einen froh, weil wir vor Ort immer gut verköstigt wurden. Aber noch viel wichtiger war, die Wertschätzung der Menschen zu spüren”, ergänzt der Gründer gegenüber brutkasten. “Natürlich macht ein Schokoriegel selbst auch große Freude, aber es ist noch wichtiger zu spüren, wie dankbar die Menschen/Unternehmen sind, dass die Einsatzkräfte hier alles geben um diese Katastrophe so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen”, so Zeller.

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