22.06.2018

FinTech-Startup Blue Code will “europäische Regeln” für Mobile Payment

Das FinTech-Unternehmen Blue Code will mit seiner Mobile Payment-Lösung Europas Banken und deren Kunden von amerikanischen Firmen und der "Willkür" Donald Trumps unabhängig machen. Eine Kooperation mit dem Unternehmen Temenos könnte den Durchbruch bringen.
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Blue Code
(c) Blue Code International AG: Beim Bezahlvorgang wird der "Blue Code" vom Händler per Handscanner eingelesen.

Hört man Christian Pirkner, den CEO von Blue Code, reden, dann hat man den Eindruck, es weniger mit einem FinTech-Unternehmer zu tun zu haben, als viel mehr mit einem überzeugten Konsumentenschützer. Er hat eine Mission, und die lautet: Den europäischen Bankensektor – und damit dessen Kundinnen und Kunden – unabhängig zu machen.

Bezahlungsvorgänge sind eine alltägliche Sache, deren Zahl mit der Digitalisierung und mobilen Payment-Verfahren ständig zunimmt. „Wenn wir bar zahlen, ist das in Europa mehrheitlich mit dem Euro. Aber sobald wir unbar bezahlen, ist im Alltag meist eine Plastikkarte im Spiel. Und die Regeln, nach denen damit Geld von A nach B fließt, werden in den USA geschrieben“, so Pirkner, und verweist etwa auf Mastercard und Visa. In Europa gebe es kein übergreifendes Regelwerk für das grenzenlose, unbare Zahlen. Ganz im Gegenteil kämen mit zunehmender Verbreitung von Mobile-Payment-Services die großen Player aus Amerika noch mehr zum Zug, egal ob Google bzw. Android, Apple oder Amazon „mit all ihren Pays“.

+++ Mobiler Bezahl-Dienst Blue Code etabliert sich in Deutschland +++

Die Markt-Macht der “Riesen” brechen

Für die europäischen Banken würde das in Zukunft steigende Gebühren bedeuten, vor allem aber auch eine steigende Abhängigkeit von privaten, insbesondere eben amerikanischen Unternehmen – „und deren Regierung“. Apple zum Beispiel verweigere schon jetzt die Implementierung der NFC-Technologie für mobiles Bezahlen in seinen iPhones. Bei der doch recht hohen Anzahl an iPhone-Nutzern mussten die Banken hier bislang mitspielen und auf eine andere, zusätzliche Lösung setzen, erklärt Pirkner.

Für ihn war darum klar: Da muss ein eigenes Regelwerk für Europa her; und da sich sonst niemand darum kümmerte, nahm er diese Herausforderung mit Blue Code an. Zusammen mit der Deutschen Sparkasse, die um die 50 Millionen Privatkonten verwalte, habe man ein solches Regelwerk entwickelt. Dass er mit einem oder auch mehreren kleinen Playern am Bankensektor keine Chance gehabt hätte, sei Pirkner dabei von Anfang an klar gewesen.

Vollständige Implementierung von Blue Code durch Banken

Auf diesem Regelwerk, das ein Standard für Europa werden soll und europäische Payment-Alternativen zu jenen der genannten Internet-Riesen ermöglicht, basiert Blue Code als Unternehmen. Und setzt mit seiner Technologie auch drei besondere Anliegen des Banken-Regelwerks um. Erstens, die Anonymität: „Wir wissen nicht, welche Kunden über Blue Code bezahlen. Von der Bank, die auf unsere Lösung setzt, erhalten wir nur eine eindeutige ID, jedoch weder Name, Kontonummer noch sonstige Daten.“

Zweitens, die einfache Implementierung via Strichcode oder QR-Code. Im stationären Handel scannt der Verkäufer diesen Code aus der App des Käufers, wonach die Bestätigung der Zahlungsfähigkeit erfolgt und die Transaktion in Gang gesetzt wird. Die eigene Blue Code-App soll in wenigen Jahren überflüssig werden – „wir setzen darauf, dass die Banken die Technologie über ihre eigenen Apps anbieten“. Für den Kunden bedeute dies, dass sich das Bezahlen mit Blue Code wie der Einsatz einer Debit-Karte anfühlen wird.

Schlussendlich, als drittes Anliegen, wird die Unabhängigkeit der Bank-Partner von der Willkür Amerikas gesichert, wobei Pirkner gerade auch an die Launen des US-Präsidenten denkt, und seine Unberechenbarkeit hinsichtlich dessen, was er unter dem Schutz der amerikanischen Marktwirtschaft versteht. Es geht dabei aus Sicht der heimischen Banken natürlich nicht um plumpen Anti-Amerikanismus, sondern darum, den Rahmen für Europas Wirtschaft eigenverantwortlich gestalten zu können. Wenn der europäische Bankensektor sich auf das neue Regelwerk einige und auf Lösungen wie jene von Blue Code vertraue, dann werde zumindest im innereuropäischen Zahlungsverkehr ausgeschlossen, dass eine Seite willkürlich die Gebühren erhöhe.

Starker Partner für die Zukunft

Zählt das von Österreich aus agierende Unternehmen schon bisher u.a. Bipa, Spar, Hartlauer, Hervis und verschiedene Kinos zu seinen Kunden, gilt es nun auch die Banken weiter zu überzeugen. Aktuell können User, deren Hausbank noch nicht – wie etwa Raiffeisen – mit an Bord ist, die App zwar nutzen, jedoch wird nicht direkt auf ihr Konto zugegriffen, sondern über eine bei der Registrierung erstellten Einziehungsermächtigung.

Nachdem Blue Code kürzlich als Gewinner aus dem „Innovation Jam“ beim Temenos Community Forum in Lissabon hervor ging, tun sich aber ganz neue Möglichkeiten auf. Bei Temenos, so Pirkner, handelt es sich um den Entwickler einer „Kernbank-Software“, also einer Art Betriebssystem, auf das weltweit an die 2.000 Banken setzen. Nach dem Erfolg beim Innovation Jam sei die Blue Code-Schnittstelle bereits in die Temenos-Software implementiert worden. Damit kann potenziell jede Bank, die Temenos nutzt, seinen Kunden auch Blue Code anbieten. Der Verwirklichung seiner Vision kommt Pirkner damit ein Stück näher.

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Wie steht es um die Haltung und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit in der heimischen Wirtschaft? Ein umfassendes Bild liefert eine neue Befragung der Unternehmenberatung Deloitte, die gemeinsam mit Foresight im Herbst 2024 über 400 Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeiter:innen befragt hat.

Strategische Verankerung fehlt

Das Ergebnis: Unternehmen erkennen zunehmend die Relevanz von Nachhaltigkeit. So schätzen 86 Prozent der Befragten das Thema als entscheidend für ihren künftigen Geschäftserfolg ein. Zudem haben mehr als die Hälfte der Unternehmen Maßnahmen zur Dekarbonisierung eingeleitet, etwa durch Photovoltaikanlagen oder den Umstieg auf grünen Strom. Diese Maßnahmen bleiben laut Deloitte jedoch häufig oberflächlich. Die strategische Verankerung von Nachhaltigkeit im Kerngeschäft – inklusive klarer Zielsetzungen – ist oft nicht ausreichend ausgeprägt.

“Zwar setzen viele Betriebe bereits Einzelmaßnahmen um, aber es fehlen die strategische Verankerung sowie klar definierte und laufend überprüfte Nachhaltigkeitsziele. Die nachhaltige Transformation kann allerdings nur mit einem klaren strategischen Fokus gelingen“, so Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory & Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Geschäftskunden üben Druck aus

Besonders der Druck aus den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen treibt Unternehmen an. 60 Prozent der Befragten berichten, dass ihre Geschäftskunden (30 Prozent) sowie öffentliche und private Kunden die Haupttreiber für Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind. Dieser Druck wird durch strikte Berichtspflichten und die zunehmende Nachfrage nach Transparenz verstärkt.

Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen. 61 Prozent der Befragten haben dazu zwar mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber große Unsicherheit. So kann oder will über ein Drittel (39 Prozent) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.

Investitionsbereitschaft geht zurück

Gleichzeitig geht auch die Investitionsbereitschaft zurück: Der Anteil jener Betriebe, die von 500.000,- bis über fünf Millionen Euro pro Jahr für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufwenden wollen, ist von 26 Prozent im Vorjahr auf 17 Prozent gesunken.

Ein wesentlicher Stolperstein ist die fehlende Klarheit bei der Umsetzung europäischer Richtlinien in nationales Recht. Rund ein Viertel der Unternehmen in Österreich weiß noch nicht, ob sie von der neuen Berichtspflicht betroffen sind, was Unsicherheiten bei der Planung verstärkt. Gleichzeitig bleibt die Bürokratie für viele kleinere Unternehmen eine fast unüberwindbare Hürde.



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