26.02.2018

FinTech: Revolut erreicht Break Even – mehr als 1,5 Mio. Kunden

Milestone für das Londoner FinTech Revolut. Das Unternehmen schreibt erstmals schwarze Zahlen. Zudem wurde das Erreichen der 1,5 Millionen-Kunden-Marke verkündet.
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Revolut: Founder Nikolay Storonsky - Banklizenz
(c) Revolut: Founder Nikolay Storonsky

Im Wettlauf der europäischen FinTechs kann das Londoner Unternehmen Revolut einen Punktgewinn verbuchen. Wie nun verkündet wurde, erreichte es im Dezember den Break Even Point. Selbiges haben die Hauptkonkurrenten, N26 aus Berlin und Monzo aus London bislang allem Anschein nach noch nicht erreicht. Mit mehr als 1,5 Millionen Kunden – ein Zuwachs von einer halben Million seit November – hat Revolut auch da die Nase vorne. Die Zeichen stehen weiterhin auf Wachstum.

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“Bewusst auf Produktentwicklung und schnellen Kundengewinn fokussiert”

Revolut: Claudio Wilhelmer
(c) Revolut: Claudio Wilhelmer

“Anstelle vom ersten Tag an eine Bank zu werden, haben wir uns in einem ersten Schritt ganz bewusst auf die Produktentwicklung und den schnellen Kundengewinn fokussiert. Diese Strategie zahlt sich nun aus , da wir uns als Marktführer in Europa positioniert haben und bald in der ganzen Welt sein werden”, sagt Claudio Wilhelmer, Country Manager DACH von Revolut. Der Seitenhieb in der Aussage ist eindeutig. Während Konkurrent N26 bereits 2016 die europäische Banklizenz erworben hat, ist Revolut gerade noch dabei, diesen Schritt zu komplettieren. Das Vorgehen scheint sich vorerst bewährt zu haben.

Revolut: Monatlich 800.000 aktive User

Wilhelmer gibt einige Gründe an, durch die der Break Even Point erreicht wurde: “Einerseits natürlich durch unser Portfolio: Das Basisprodukt App, die Karte und neue Produkterweiterungen in den Bereichen Versicherung, Krypto, Kredite, etc. Andererseits aber auch durch eine Kostenreduktion, da wir mittlerweile über den Großteil der Infrastrukturen und Lizenzen selbst verfügen, beispielsweise Mastercard- und Visa-Lizenzen”. Von den 1,5 Millionen Nutzern könne man monatlich 800.000 als “aktiv” klassifizieren – sie führen also mindestens eine Transaktion durch. Auf täglicher Basis sind es 350.000. Täglich kämen 6000 bis 8000 Neukunden dazu.

Kundenzahlen: Deutschland hinkt hinterher

Die Konkurrenz zu N26, die natürlich nicht direkt angesprochen wird, schlägt sich auch in den Kundenzahlen im DACH-Raum nieder. Je rund 50.000 sind es in Österreich und der Schweiz, aber “nur” 100.000 im rund zehn Mal so großen Deutschland, dem Heimatmarkt des Berliner Konkurrenten mit Wiener Gründern. “In Deutschland haben Kunden meist einen internationalen Hintergrund – aber nicht nur. Sprich: Es handelt sich um Studenten, Expats, Globetrotters und Pendler, hauptsächlich aus der Schweiz, Tschechien und Polen. Zudem verzeichnen wir starke Nutzung von deutschen Nutzern in UK und den USA”, erfahren wir von Wilhelmer.

Zeichen auf Expansion

Zurücklehnen will man sich bei Revolut ohnehin nicht. “Trotz Break-Even ist es weiterhin unserer klares Ziel in bestehenden sowie neuen Märkten rapide zu wachsen und zu expandieren”, sagt Wilhelmer. Singapur, Hong Kong, Australien, Neuseeland und die nordamerikanischen Staaten stünden in Punkto Expansion als nächstes an. In Europa und speziell in der DACH-Region setze man gerade die Banklizenz und damit Einlagensicherung, Lastschrift, Maestro-Karte, Kreditprodukte, Sparprodukte und weitere Produktimplementierungen mit Partnern um. “Die zuletzt genannten Punkte werden insbesondere die lokale Akzeptanz weiter steigern”, ist sich Wilhelmer sicher.

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(c) Alexander Müller

Die invest.austria conference fand in diesem Jahr wieder im historischen Apothekertrakt von Schloss Schönbrunn statt. Ingesamt zog es laut den Veranstaltern am Mittwoch rund 400 Teilnehmer:innen der europäischen Investitionsszene aus über 20 Ländern nach Wien. Dieses Jahr lag eine besondere Spannung in der Luft. Der Konferenztag markierte nämlich den Ausgang der US-Wahlen, deren Ergebnis auch richtungsweisend für den europäischen und österreichischen Wirtschaftsstandort ist.

Europa braucht Technologiesouveränität

Die Teilnehmer:innen diskutierten über die geopolitischen und wirtschaftlichen Implikationen des Wahlausgangs auf die globalen Märkte. Zahlreiche Expert:innen waren sich einig: Europa steht vor der Herausforderung, seine wirtschaftliche Autonomie stärken zu müssen. Ingo Bleier, Chief Corporates and Markets Officer and Board Member Erste Bank AG, sagte: “Nach dem Ergebnis der US-Wahlen ist klar: Wir brauchen einen neuen Ansatz, um die Wirtschaft in Europa zu fördern – ein wesentlicher Faktor dafür ist der Aufbau starker heimischer Kapitalmärkte innerhalb Europas.”

Auch Markus Lang, Partner bei Speedinvest und Board Member von invest.austria, betonte im Gespräch mit brutkasten die Bedeutung europäischer Technologiesouveränität. Hierfür müssten jedoch in Europa auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die nötigen Investitionen auch von privater Seite fließen können. “Europa wird in Zukunft stärker auf sich selbst gestellt sein, gleichzeitig entstehen jedoch unter Druck auch Diamanten”, so Lang.

(c) Alexander Müller

Forderung nach einem Dachfonds

Neben den US-Wahlen stand die invest.austria-conference 2024 auch im Zeichnen der Forderung nach einem Dachfonds in Österreich. Unter anderem handelt es sich dabei um eine Maßnahme, die von invest.austria in der Vision 2030 gefordert wird (brutkasten berichtete).

Im Panel zur österreichischen Dachfonds-Initiative betonten Branchenvertreter wie Hubert Cottogni (Europäische Investitionsbank) die wirtschaftlichen Vorteile eines solchen Fonds. Sie machten deutlich, dass insbesondere angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in den USA der Bedarf für einen österreichischen Dachfonds drängender geworden ist. “Die Europäische Kapitalmarktunion ist notwendig für eine größere Autonomie Europas – jetzt mehr denn je, und der österreichische Dachfonds ist ein kritisches Element davon”, so Hubert Cottogni, Director bei der Europäischen Investitionsbank in Österreich.

Im Gespräch mit brutkasten gab zudem Niki Futter, Chairman of the Board bei
invest.austria, einen Einblick in die Lobbyarbeit von invest.austria. “Wir haben mit allen politischen Parteien die ‘Vision 2030’ durchbesprochen”, so Futter. Jetzt gehe es darum, die konkreten Verhandlungsteams und Arbeitsteams zu identifizieren, um gezielt Einfluss nehmen zu können. „Wir haben zwei Ebenen – die Verhandlungsteams, die von den beiden möglichen Partnern in die Gespräche entsandt werden, und dahinter die Arbeitsteams. Wir klären gerade, wer dort konkret sitzt, um unsere politischen Anliegen und Vorschläge entsprechend zu platzieren,” so Futter. Besonders wichtig sei ihm dabei das Thema Dachfonds, das als zentrale Maßnahme zur Stärkung des Standorts gelte.

(c) brutkasten | Martin Pacher

Besonders spannend fand Futter die Bereitschaft des Europäischen Investitionsfonds (EIF), in EU-Mitgliedsländern Dachfonds-Strukturen aufzubauen, wie es bereits in Bulgarien, Griechenland und Portugal geschehen ist. “Wir wissen, dass Politik, Investment und Kapitalmarkt oft schwer in Einklang zu bringen sind. Wenn aber der EIF, der die Rückendeckung der Europäischen Kommission und aller Mitgliedsstaaten hat, in eine Schlüsselrolle bei der Etablierung eines Dachfonds geht, würde uns das vermutlich schneller zu einem erfolgreichen Ergebnis führen”, so Futter.


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