05.04.2022

Finabro: Wiener InsurTech erweitert Führungsteam für nächste Wachstumsphase

Finabro expandiert nach einer 5-Millionen-Euro-Investmentsrunde in Deutschland und holt dafür zwei erfahrene Manager für die Rollen COO und Chief of Staff.
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Das Finabro-Führungsteam: Andreas Greilhuber, Chief Operating Officer, Delphine Vignaux-Hieke, Chief of Staff, und Sören Obling, Gründer und Geschäftsführer © Denise Tibitanzl/By Dominik/Montage
Das Finabro-Führungsteam: Andreas Greilhuber, Chief Operating Officer, Delphine Vignaux-Hieke, Chief of Staff, und Sören Obling, Gründer und Geschäftsführer © Denise Tibitanzl/By Dominik/Montage

Im Februar gab das Wiener Startup Finabro eine Investmentrunde über 5 Millionen Euro bekannt und nun folgen die ersten prominenten Personalmeldungen. Andreas Greilhuber verlässt das Startup Anyline (bekannt vom Code- und Ausweis-Scanner bei den Gurgel-PCR-Tests für daheim) und wir COO bei Finabro. Greilhuber war bei Anyline zuletzt ebenfalls COO, bleibt dem Startup aber in beratender Funktion verbunden. Davor war der erfahrene Manager in Führungspositionen bei IBM und PwC – nun wird er Finabro-Gründer Sören Obling bei den nächsten Wachstumsschritten unterstützen.

Finabro expandiert in Deutschland

Konkret geht es für das InsurTech, das sich auf die Altersvorsorge spezialisiert hat, um die Expansion in Deutschland. Dort soll das Startup zu einem der wichtigsten Vertriebspartner für Makler und Versicherungen werden. „Finabro arbeitet an der Lösung von einem bedeutenden Problem unserer und künftiger Generationen und setzt den Hebel an der zweiten Säule des Pensionssystems an. Durch die Stärkung der Altersvorsorge entsteht einen wichtiger Multiplikatoreffekt: Denn ohne eine lebendige zweite Säule wird es keine großen Pensions- und Vorsorgekassen wie etwa in Skandinavien geben, die die wachsenden Herausforderungen in Europa zum Thema Energie, Altersversorgung und einer IP Society stemmen. Finabro hat ein Produkt entwickelt, das einfach, klar und relevant ist, um diese Themen zu adressieren und dadurch die zweite Säule zum Leben erweckt“, sagt Greilhuber.

Neue Chief of Staff für Aufbau des Teams

Neben der Eröffnung eines Büros in Berlin und dem Aufbau eines Teams vor Ort, sollen mit dem Kapital Vertriebsmitarbeiter in ganz Deutschland aufgenommen und auch das Team in Wien wesentlich erweitert werden. Für diesen Schritt holt das InsurTech mit Delphine Vignaux-Hieke in die Rolle des Chief of Staff. Sie hat jahrelange Erfahrung im Finanzdienstleistungsbereich und in der HR und war zuvor bei verschiedenen internationalen Banken tätig und dort für Business Development sowie Transformationsprojekte verantwortlich. „Je nach Geschäftsentwicklung sind heuer zwischen 50 und 100 Prozent Wachstum auf Mitarbeiter-Seite geplant“, sagte Gründer Obling im Februar in einem Talk mit dem brutkasten. Und naturgemäß erwartet der Gründer eine gute Entwicklung: „Die Märkte in Deutschland und Österreich sind noch nicht so groß, haben aber ein enormes Potenzial“. In Österreich kooperiere man inzwischen mit Versicherungen, die gemeinsam mehr als 70 Prozent des Versicherungsmarktes in der betrieblichen Altersvorsorge abdecken.

Sören Obling von Finabro im Talk mit dem brutkasten

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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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