21.02.2022

FemTech boomt, aber ein wichtiger Bereich wird gerne übersehen

Kommentar. FemTech ist keine Nische. Die Hälfte der Weltbevölkerung besteht aus Frauen.
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Frauen sind keine Nische. In Österreich lebten Anfang 2021 laut Statistik Austria 4.535.712 Frauen und 4.396.952 Männer. Weltweit betrachtet gibt es zwar etwas mehr Männer, aber nicht in dem Ausmaß, in dem es die Welt der Tech-Innovationen manchmal beinahe glauben lässt. Wie durch ein Brennglas sieht man diesen Missstand, wenn Frauen innovative Produkte für Frauen vor meist männlichen Investoren pitchen. “Ich frage zuhause mal meine Frau, ob die das nutzen würde”. Ja, diesen Satz sagen Investoren, die sonst natürlich häufig in Startups investieren, deren Produkte sie nicht nutzen oder nicht nutzen können. 

Das und noch viele andere Punkte mit Optimierungsbedarf beschreibt Angel-Investorin Katja Ruhnke (CK Venture Capital) in ihrem sehr guten Buch “Female Money”. Es gibt da ganz konkrete Beispiele. Über Pinky Gloves wurde vergangenes Jahr schon viel geredet. In aller Kürze: Zwei Männer stellen im Fernsehen pinke Gummihandschuhe für den Wechsel von Tampons vor und ein anderer Mann überlegt, das mit richtig viel Geld zu unterstützen. Weniger oft wird über diesen Fall geredet: Dieselbe TV-Show. Zwei junge Frauen stellen Periodenunterwäsche vor. Es wird diskutiert, ob das nicht zu nischig sei. Es kommt ein verhaltenes Investmentangebot von einer TV-Investorin, aber weit unter der Vorstellung der Gründerinnen, die ablehnen. Was aus Periodenunterwäsche mittlerweile wurde, haben vermutlich sogar Menschen ohne Periode mitbekommen.

Digital Health: 3 Prozent der Investments für FemTech

Periode, Fertilität und Schwangerschaft. Das sind die Bereiche, in denen bisher am meisten “FemTech”-Startups gegründet wurden, wie eine aktuelle Analyse von McKinsey zeigt. Die Aufmerksamkeit für das Thema ist laut dem Report im letzten Jahr massiv gestiegen – gemessen an der Zahl veröffentlichter Artikel, aber auch gemessen an der Zahl der Investmentsummen. 2,5 Milliarden Dollar sollen 2021 in FemTechs geflossen sein. Gemessen am Digital Health Sektor schätzt McKinsey, dass etwa drei Prozent der Investments in FemTech fließen. Das klingt wenig, aber generell betrachtet geht das in die richtige Richtung. 

Große Lücke mit viel Potenzial für Female Leadership

Ein Bereich wird sowohl von Gründerinnen, als auch von Investorinnen aber bisher kaum bearbeitet, obwohl er sehr wichtig wäre: Die größten weißen Flecken hat McKinsey bei der Menopause ausgemacht. Es geht um jene Phase, in der Frauen am wahrscheinlichsten in hohe Managementpositionen aufsteigen. Die Frage, wie gut wir mit den Effekten der Menopause umgehen, ist auch eine Frage, die für Female Leadership wichtig ist. Die Menopause ist schlecht erforscht. Frauen, die diese hormonelle Umstellung durchmachen sind meistens bereits in ihren 50ern. Vielleicht auch 40. Manchmal 30. Symptome treten meist jahrelang auf und die Liste liest sich relativ beliebig: Hitzewallungen, Schlafstörungen, manchmal Angstzustände, Gelenkschmerzen, etc. Würde das fast jeden Mann im typischen CEO-Alter betreffen, hätten wir wahrscheinlich schon eine Impfung dagegen.

Die weißen Flecken im McKinsey-Report zeigen, dass es im Bereich FemTech noch viel Potenzial zu heben gilt, das weit über diesen eng gedachten Bereich hinausgeht. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung besteht aus Frauen, wenn wir die Zukunft für alle gestalten wollen, müssen wir sie mit allen gestalten. Probleme und Herausforderungen, die die Hälfte der Weltbevölkerung betreffen, sind keine Nische. Wir brauchen starke Gründerinnen und starke Investorinnen, um diese weißen Flecken endlich zu füllen. 

Weiße Flecken auf der Karte der FemTech-Innovationen laut McKinsey © McKinsey
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Cocoon Capital Advisory Sebastian Kurz - Startups und Beteiligungen - Dream Security
Sebastian Kurz | (c) EVP via Wikimedia Commons

Vor gut zwei Jahren co-gründete der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz das Cybersecurity-Startup Dream Security. Mit an Bord ist Shalev Hulio, Ex-CEO der Spionagefirma NSO. Bereits zum Start holte sich das Unternehmen 20 Millionen US-Dollar Kapital. Kurz hielt danach ein Drittel der Anteile.

Investment an Gaza-Grenze

Im November 2023 holte sich Dream ein neues Investment in Höhe von 33,6 Millionen US-Dollar. Kurz hielt danach noch rund 20 Prozent der Anteile. Das Kapital kam primär von den Bestandsinvestoren Aleph und Group 11 – beide aus Israel. Kurz darauf bezifferte das Wall Street Journal die Bewertung der Kurz-Startups mit rund 200 Millionen US-Dollar.

“Die heutige Cyberlandschaft erfordert innovative Ansätze, um aktuellen Bedrohungen effektiv und zielgerichtet zu begegnen. Dank dieser Finanzierungsrunde sind wir in der Lage, weiterhin rasch zu wachsen”, kommentierte der Ex-Kanzler in einem Statement, das brutkasten damals erhielt.

Seither zeigt der eskalierte Gaza-Konflikt Auswirkungen auf Dream Security. So war CEO Shalev Hulio zum Zeitpunkt des letztjährigen Investments selbst als Reservist in der israelischen Armee tätig. Unterschrieben wurde der damalige Investment-Vertrag von Hulio in Uniform an der Grenze zu Gaza.

125 Millionen US-Dollar Umsatz

Im November 2023 zählte das Unternehmen noch 70 Mitarbeiter:innen – 60 davon in Israel. Mittlerweile sei die Belegschaft auf 150 Mitarbeitende gewachsen. “Ihr seid der Grund dafür, dass wir heute dort stehen, wo wir sind”, so der Ex-Kanzler in einem seiner jüngsten LinkedIn-Postings. Gedankt wird auch den bisherigen Investor:innen, darunter Dovi Frances, der Group 11 und Michael Eisenberg, Partner bei Aleph. Überdies verkündet Ex-Kanzler Kurz, mit Dream bereits “über 125 Millionen US-Dollar Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Asien” erreicht zu haben.

Party in der Wüste

Darüber hinaus schreibt Kurz auf LinkedIn: “Für uns als Österreicher war es eine neue Erfahrung, eine Party in der Wüste zu feiern, und dazu noch dem Thema entsprechend gekleidet zu sein… das hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht!” Gefeiert wurden die genannten Meilensteine laut dem Posting im Rahmen eines “Tribe-Events”.

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