20.09.2022

Female Startup Funding Index: So schließt Österreich den Gap – trotz EU-Vorreiterrolle

Die Studie von EY und Female Founders betrachtet die Verhältnisse von Gründerinnen und Gründern bei Startup-Finanzierungen im ersten Halbjahr von 2022.
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Der Female Startup Funding Index Österreich 1/2022 zeigt auf, dass Gründerinnen weniger Funding erhalten als Gründer © peopleimages/AdobeStock
Der Female Startup Funding Index Österreich 1/2022 zeigt auf, dass Gründerinnen weniger Funding erhalten als Gründer © peopleimages/AdobeStock

Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY veröffentlicht gemeinsam mit Female Founders seit 2022 halbjährlich den Female Startup Funding Index Österreich. In der Veröffentlichung vom 20. September 2022 – dem Female Startup Funding Index 1/2022 – wird ein Defizit in der Startup-Landschaft deutlich: Gründerinnen bekamen im ersten Halbjahr des Jahres weitaus weniger Funding als Gründer. Zugleich hat der Gesamtwert der Finanzierungsrunden in Österreich einen neuen Rekord erreicht.

Mehr Funding als je zuvor

In der Studie werden jene Unternehmen betrachtet, die vor maximal zehn Jahren gegründet wurden und deren Hauptsitz sich in Österreich befinden. Zwar stieg die Anzahl der Finanzierungsrunden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, bei diesen 76 Abschlüssen ist allerdings zu beachten, dass allein GoStudent und TTTech Auto bereits 62 Prozent des Investitionskapitals für sich gewannen. Den neuen Funding-Rekord im Gesamtwert von 881 Mio € gilt es also in dieses Verhältnis zu setzen. 

Hierbei fällt auf: Über 90 Prozent des Startup-Finanzierungsvolumens ging im ersten Halbjahr 2022 an rein männliche Gründungsteams. Ebenso waren in 84 Prozent der Finanzierungsrunden nur männliche Gründer beteiligt  (was 63 von insgesamt 75 Finanzierungsrunden entspricht). Rein weibliche Founder-Teams waren in keiner einzigen Finanzierungsrunde beteiligt. Bei den übrigen zwölf handelt es sich folglich um gemischte Gründungsteams. 

“Der VC-Markt ist ein ‘Boys-Club'”

„Der Venture-Capital-Markt ist nach wie vor überwiegend ein ‚Boys Club‘. Mehr als neun von zehn investierten Euros gingen 2022 an rein männlich besetzte Gründungsteams. Dieses Ungleichgewicht hat sich in den letzten Jahren nicht maßgeblich geändert: Nach wie vor liegt der Anteil an Gründerinnen bei nicht einmal einem Fünftel, bei Investorinnen sogar noch niedriger”, erklärt Florian Haas, Head of Startup bei EY. Dabei würden viele Studien zeigen, dass männliche Investoren meist in männliche Gründer investieren würden. Initiativen für Female Entrepreneurship in Österreich wertet Haas daher als besonders wichtig. Der Männerdominanz bei Business Angels und Venture Capitalists, die laut Haas bei circa 90 Prozent liegen, könne sich mit mehr Frauen auf folgende Weise verändern: “Wenn Gründerinnen Finanzierungen bekommen und einen erfolgreichen Exit machen, erhöht das den Anteil an weiblichen Kapitalgeberinnen, was wiederum die Chance für Investments für Gründerinnen erhöht“, meint Haas.

Österreich im EU-Vergleich

Im Vergleich zu den Entwicklungen in der EU erkennt Haas allerdings auch einen Vorteil: Österreich habe EU-weit den höchsten Anteil an Startups mit zumindest einer Founderin. „Allerdings gilt nach wie vor: Je höher die Wachstumsphase und je höher das Finanzierungsvolumen, desto geringer wird der Frauenanteil. Die Rekordinvestments gehen auf das Konto von rein männlich zusammengesetzten Führungsteams”, erklärt er. 

Das spiegelt sich auch in der vorliegenden Studie wider. Neben den bereits aufgeführten Zahlen gilt zudem: Bei allen Founderteams (insgesamt 72 Startups und 174 Founder:innen), die eine Finanzierung erhalten haben, sind sieben Prozent Frauen – diese Zahl sei im Verhältnis zu insgesamt 17 Prozent weiblichen Gründerinnen in Österreich zu verstehen.

Vorteile für Krisenzeiten

“Ich würde mir wünschen, dass sich der hohe Anteil an weiblichen (Co-)Gründerinnen, den wir in Österreich verzeichnen, auch sehr bald in den Finanzierungsrunden widerspiegelt. Mittlerweile sollten nämlich auch männliche Investoren erkannt haben, dass Diversität mit unternehmerischem Erfolg einher geht – immerhin sind gender-diverse Teams 20 Prozent profitabler und nachweislich resilienter. Zwei Faktoren, die besonders in Zeiten von Krisen essenziell sind“, betont Lisa-Marie Fassl, Co-Founder und CEO von Female Founders hierzu.

AgTech und Mobility dominieren

Mit Blick auf die Branchen, in denen weibliche Gründer bei den vorliegenden Finanzierungsrunden am meisten vertreten sind, dominieren AgTech (17 Prozent) und Mobility (14 Prozent). In den letzten sieben der insgesamt 13 Sektoren ist wiederum keine Frau im Gründungsteam vertreten. 

Um einen schnelleren Wandel voranzutreiben, plädiert Lisa Fassl für sinnvolle Maßnahmen auf staatlicher Ebene. Zudem identifiziert sie ein grundsätzlich nachhaltigeres Investmentverhalten von Business Angels und VCs und hofft daher besonders auf zwei positive Effekte: “Erstens: Die Geschäftsmodelle von diversen oder weiblichen Teams, die oft eine Verbindung von Impact und Wachstum vereinen, werden für Kapitalgeber:innen attraktiver. Zweitens: Frauen, die die finanziellen Mittel für Direktinvestments oder Investments in VC-Fonds haben, beginnen in diese Assetklasse zu investieren.” Ob sich hier bald eine Veränderung abzeichnet, wird sich im nächsten Halbjahresbericht zeigen.

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Grizzly.jobs jobsuche ki-bot chatbot grizzly
Das Founding Team von Grizzly.jobs: Hinten (v.l.): Kyrillus Mehanni, Oliver Liebmann, Lucas Raschek; Vorne: Christoph Ostertag, Markus Hirzberger

Wie verhält man sich am besten, wenn man einem Grizzly-Bären begegnet? Laut sein oder auf einen Baum klettern? Einer Internet-Recherche zufolge hilft bei einem Angriff wenig, sich tot stellen ist wohl die beste Lösung. Der Vergleich von einem Grizzly zum Jobmarkt ist daher nur schwer zu ziehen, hier braucht es einige Gedankensprünge.

Die hat das junge Wiener Startup Grizzly unternommen, hier trifft man bei der Jobsuche auf einen Bären. Mit seinem KI-gestützten Jobagenten Bärnhard will das fünfköpfige Founding-Team die Jobsuche einfacher und schneller gestalten. Nutzer:innen können in der Web-App mit Bärnhard chatten und angeben, ob bei der Firmensuche zum Beispiel auch Themen wie Nachhaltigkeit berücksichtigt werden sollten. Der Jobagent durchsucht derzeit täglich Jobs von rund 1.500 Unternehmen österreichweit. Findet er etwas Passendes, wird eine kurze Erklärung mitgeliefert, warum diese Stelle gut zu einem passen würde.

Co-Founder und CTO Oliver Liebmann erklärt: “Der Einsatz moderner KI-Technologien wie Large Language Modellen (LLMs) ermöglicht es, tiefergehende Zusammenhänge zwischen den Stellenbeschreibungen und den Nutzerpräferenzen zu erkennen. LLMs gehen über herkömmliche Suchfilter hinaus, die oft auf Schlagwörtern basieren und relevante Stellen übersehen.”

KI-Jobagent Bärnhard sucht den passenden Job

Die Programmierung von Bärnhard hatte eine lange Vorlaufzeit, wie CEO und Co-Founder Markus Hirzberger im brutkasten-Gespräch erklärt. Vor knapp zwei Jahre hatten die drei heutigen Gründer die Ursprungsidee, die damals noch weit von dem Chatbot entfernt war. Im Mittelpunkt stand der Wunsch, die Jobsuche effizienter zu gestalten. Und auch jenen eine Option zu bieten, die bereits arbeiten, aber sich umsehen wollen, welche anderen Jobs angeboten werden. Ohne stundenlang Jobplattformen zu durchsuchen

Nach knapp 100 Gesprächen mit Jobsuchenden begann das Team von Grizzly mit einer Chatlösung zu experimentieren. Hier kam man bald zu guten Ergebnissen. Der Chatbot konnte passende Jobs empfehlen, hatte aber noch keine Datenbank im Hintergrund, um auch die passenden offenen Stellen zu liefern. Österreichweit, von allen Unternehmenswebsites – nicht nur die, die (meist bezahlt) auf Jobplattformen angeboten werden.

70.000 Euro Förderung für Webscraping-Technologie

Eine KI-basierte Webscraping-Technologie für die Suche nach Jobangeboten musste gebaut werden. Bisher wurden solche Webscraper manuell konfiguriert und waren daher nur für spezifische Anwendungsfälle gedacht. Auch Google Jobs zum Beispiel durchsucht seine Angebote vor allem von Jobplattformen und findet dadurch die Stellen auf Unternehmenswebsites oft nicht. Für die Entwicklung dieser Technologie bekam Grizzly auch eine Förderung der Forschungsförderungsgesellschaft FFG in Höhe von 70.000 Euro.

Hirzberger erklärt den Unterschied zu anderen Anbietern so: “Wir greifen die Jobs direkt von den Unternehmensseiten ab, das bietet keine Jobplattform. Darüber hinaus bieten wir nicht nur eine Stichwortsuche, sondern wollen die Nuancen und Zusammenhänge der Interessen unserer User:innen verstehen und dafür etwas Passendes liefern. Kurz gesagt: Ein tiefer gehendes Verständnis für das Interesse, kombiniert mit einer breiten Datengrundlage.”

Bootstrapping-Lifestyle

Das Team hinter Grizzly besteht heute aus fünf Mitgliedern, alle mit technischem Background, wie Hirzberger erklärt. Von Anfang an mit dabei waren neben dem CEO auch Oliver Liebmann (CTO) und Christoph Ostertag (COO). Die beiden Software-Entwickler Kyrillus Mehanni und Lucas Raschek zählt Hirzberger ebenfalls zum Kernteam.

Für die Nutzer:innen soll Grizzly auf jeden Fall kostenlos bleiben. Bezahlmodelle würden hier nicht wirklich funktionieren, sagt Hirzberger. Das Geld soll von Unternehmensseite kommen, ohne aber dadurch die Suchergebnisse zu verfälschen. Im Moment baue man vor allem auf Förderungen, das sei in Österreich gerade am Anfang für Startups eine “Supermöglichkeit”.

Und: “Wir leben den Bootstrapping-Lifestyle und sind sehr sparsam unterwegs”, betont Hirzberger. Derzeit sitzt das Team in einem günstigen Office, in dem es im Sommer gute 30 Grad hatte. Das Team setzte sich dann einfach in den nächsten klimatisierten Zug und arbeitete – dank Klimaticket – von unterwegs.

Namensfindung am Lagerfeuer

Seit Mitte September ist Grizzly.jobs offiziell online. Aktuell sei das Ziel, die Plattform möglichst vielen Leuten zugänglich zu machen, sagt Hirzberger. Auch die Marketing-Aktivitäten werde man hochfahren und hoffentlich alle “technischen Kinderkrankheiten” lösen. “Bis Jahresende ist das Ziel, die Plattform mit den meisten Jobs in Österreich zu sein.” Größere Plattformen in Österreich bieten derzeit circa 20.000 Jobs an, auf dem Markt seien aber über 100.000, wie Hirzberger vorrechnet. Dort wolle man hin.

Und was hat es nun mit den Namen Grizzly auf sich? Ursprünglich war ein weniger tierischer Name angedacht, die Firma gab es in der EU allerdings schon. Die Inspiration kam dann bei einem Sommerabend in der Steiermark: “Wir sind ums Lagerfeuer gesessen und haben immer mehr an Tiernamen gedacht.” Irgendjemand hätte dann einen Bären vorgeschlagen, jemand anderer einen Grizzly. Auch die Domain Grizzly.jobs sei noch frei gewesen. Als auch am nächsten Tag alle im Team von der Idee überzeugt waren, stand es fest: Grizzly und damit Chatbot Bärnhard waren geboren.

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