05.08.2021

Felloz: Grazer Social Impact-Startup digitalisiert Spendenprozess

Raphael Marton kennt die Gründe, warum Österreich seinen Nachbarländern beim Spenden hinterherhinkt. Und möchte daher den Spendenprozess digitalisieren.
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(c) Giacomo Lucchini - Felloz-Gründer Raphael Marton und Co-Founder Niklas Zechner wollen mit Video-Content den Spendenprozess erlebbarer machen.

Licht ins Dunkel. Caritas. Vier Pfoten. Ärzte ohne Grenzen, SOS Mitmensch. Greenpeace und WWF. Das sind nur ein paar der Vereine, an die sich Personen wenden können, möchten sie finanziell helfen. Ein Problem allerdings bleibt, wie Felloz-Gründer Raphael Marton weiß: “Nach dutzenden Interviews mit Spendern haben wir erfahren, dass diese oft nicht wissen, wo ihre Spende hin- und ob sie überhaupt ankommt”, sagt er.

Aus diesem Grund hat er Felloz erschaffen, eine Plattform, die den gesamten Spendenprozess digitalisiert und dabei Non-Profit-Organisationen hilft, ihre Spender langfristig zu begeistern. Das Kernstück ist eine White-Label-Spenden-App.

Video-Content statt Spendenbericht

“Es reicht nicht aus, einmal im Jahr einen seitenlangen Spendenbericht zu veröffentlichen. Mit authentischen Videocontent in der App sorgen wir dafür, dass Spender wirklich sehen können, was ihre gute Tat bewirkt hat”, erklärt Marton die Vision hinter seiner Idee.

Der Steirer war, neben seinem Studium an der TU Graz, Finanzreferent der ÖH und Gründer von Maku Help, einer Non-Profit-Organisation zur Förderung des Ehrenamts in der Steiermark.

“Wir haben Veranstaltungen im Stile von “2 Minuten 2 Millionen” abgehalten, bei dem nicht Startups, sondern Vereine drei Minuten auf einer Bühne Zeit hatten, sich zu präsentieren”, sagt er. “Mir war es wichtig, dass es einen Wissensaustausch zwischen Ehrenamt und Unternehmertum gibt, da beide viel voneinander lernen können. Einerseits die Agilität von Startups, aber andererseits auch die Mitarbeiterbeteilung von ehrenamtlicher Arbeit. So haben wir Keynote-Speeches von der UN aber auch vom Gründer des ‘Fifteen Seconds Festivals’ organisiert.”

Felloz-Gründer: “Door-2-Door” war härteste und lehrreichste Arbeit”

Marton hat neben diesen Tätigkeiten auch Erfahrung als “Door-2-Door”-Fundraiser für den Malteser und Arbeiter-Samariter-Bund in Österreich und Deutschland gesammelt. Seine Aufgabe war es von Tür zu Tür zu gehen und Leute um Spenden zu bitten. “Dass man dort nicht immer mit offenen Armen empfangen wurde, kann man sich vorstellen. Das war die härteste, aber gleichzeitig lehrreichste Arbeit, die ich bisher machen durfte”, sagt er.

Er weiß, dass rund 91 Prozent der 14 bis 29 Jährigen den Status Quo des Spendens als unzufriedenstellend empfinden. Deshalb möchte er bei diesem Thema kundenfreundliche Prozesse etablieren, die Spender im Fokus haben und auch lange danach noch den Austausch ermöglichen. Das sei mit etablierten Fundraising-Methoden einfach nicht möglich. Deshalb die Idee zu Felloz.

Spenden sehen

“Ich habe selbst sehen können, wofür Spenden verwendet werden. Ein Projekt ist mir konkret in Erinnerung geblieben, nämlich der Wünschewagen. Dieser hat schwerstkranken Kindern einen Traum erfüllt. Der Zündfunken bei mir war, dass wir auch anderen Menschen mit Hilfe von Technologie zeigen können, welchen Einfluss ihre Spende auf andere hat”, so Marton weiter, der aktuell am bevorstehenden Markteintritt arbeitet und nach weiteren Kunden und Partnern sucht.

Felloz konnte im Juli eine Pree Seed-Investmentrunde mit Fil Rouge Capital, einem kroatischen VC-Fund, über 50.000 Euro zu einer Valuierung von 500.000 Euro abschließen. Das beim Techhouse Accelerator als “Local Superhero” vorgestellte Startup steht kurz vor dem Launch des ersten Produktes und fokussiert darauf, ihre White-Label-Spenden-App möglichst bald europaweit anbieten zu können.

“Spüren können, welchen Impact Spenden haben”

Österreich hingegen ist, Martons Eindruck nach, ein Land voller Personen, die sehr großzügig in “Zeitspenden” in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit sind. Dabei sei der Anteil der Ehrenamtlichen rund doppelt so hoch, wie im EU-Durchschnitt. Beim Spendenaufkommen pro Kopf hingegen müsse sich Österreich gegen alle Nachbarländern, mit Ausnahme von Ungarn und Tschechien, geschlagen geben.

“Was mir dieser Umstand sagt, ist, dass Österreicher gerne Gutes tun, sofern sie sehen und spüren können, dass ihre Taten einen positiven Impact haben”, so Marton. “Es gibt viel Potential im Spendenbereich, das nur darauf wartet aktiviert zu werden. Großbritannien ist beim Spendenaufkommen übrigens Europameister, wo auch die Digitalisierung von karitativem Fundraising weiter fortgeschritten ist.”

Finanzlösung für NPOs im Blick

Neben dem Launch der App, widmen sich Marton und sein Team der Entwicklung einer neuen Finanzierungslösung, speziell für kleine Non-Profit-Organisationen. Marton dazu: “Wir konnten selbst sehen, wie viel Innovationskraft in diesen Organisationen steckt. Langfristig werden wir uns aber auch anderen Herausforderungen in der NPO-Welt widmen, wie beispielsweise Recruitment. Aber alles Schritt für Schritt.”

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Clemens Wasner vor einem Symbolbild zu künstlicher Intelligenz
Clemens Wasner | Foto: Adobe Stock (Hintergrund), Enlite.ai

Entgegen der Erwartungshaltung vieler Skeptiker hat sich die KI-Entwicklung in 2024 noch beschleunigt: Im Wochentakt erfolgten neue technische Durchbrüche, der Launch neuer Services oder die Integration von KI in bestehende Lösungen. Über die rasanten Entwicklungen im abgelaufenen Jahr könnte man ohne weiteres ein Buch füllen, weshalb ich hier nur einen kurzen Abriss über die wichtigsten Entwicklungen geben kann.

Large Language Models: Mit den Claude-Modellen von Anthropic hat sich ein Konkurrent zu OpenAI etabliert. Auch Google hat sich nach Startschwierigkeiten zu einem ernsthaften Player entwickelt. Den eigentlichen Wendepunkt stelle jedoch der Open-Source-Bereich dar. Während zu Beginn des Jahres LLama2 und vergleichbare Modelle einen Rückstand von etwa 18 Monaten gegenüber GPT4 hatten, gab es im Sommer mit Llama3 erstmals ein Open-Source-Foundation-Model, das seine Closed-Source Konkurrenten in Rankings und Benchmarks übertraf. Seitdem hat Meta mit LLama3.2, einer multimodalen Variante die Text und Bild als Input akzeptiert, Open-Source-seitig noch nachgelegt (auch wenn die kommerzielle Nutzung in der EU leider nicht erlaubt ist). 

Marktanteil von Large Language Models 2023 vs 2024

Bild und Video-Generierung: Die letzten Jahre waren von Dall-e, Mid Journey und RunwayML geprägt. Mit Flux, einer der sehr seltenen europäischen Erfolgsstories im KI-Bereich, ist ein neues Modell zur Generierung von Bildern neu hinzugekommen, das von vielen als das aktuell beste angesehen wird. 

Im Dezember erfolgte schließlich der lange erwartete Launch von OpenAIs Sora (nicht in der EU) sowie die Vorstellung von Google’s Veo2 (nicht in der EU), welches technisch einen Riesensprung gegenüber der Konkurrenz darstellt. In 2025 ist auf Social Media eine ähnliche Schwemme an AI-generierten Videos zu erwarten, wie wir sie in 2023 für KI-generierte Bilder erlebt hatten.

In 2024 wurden die ersten sogenannten “Reasoning-Modelle” vorgestellt. Ein Reasoning-Modell wie GPT o1 kann nicht nur Texte anhand erlernter Muster erstellen, sondern auch echte logische Zusammenhänge erkennen und nachvollziehen. Dies ist ein vollkommen anderer Ansatz als bisher, da KI-Systeme dadurch fundierter argumentieren können, anstatt lediglich die „wahrscheinlichste“ Antwort aus riesigen Textmengen herauszufiltern bzw. vorherzusagen. Ein paar Tage vor den Weihnachtsfeiertage wurde GPT o3 vorgestellt (brutkasten berichtete), dass bei komplexen wissenschaftlichen Aufgaben, Mathematik und Coding-Benchmarks eine neue Ära einläutet. 

das neue OpenAI-Modell o3 im Vergleich zu früheren Modellen

KI wird ‘Personal’

Während die letzten Jahre KI vor allem auf der Cloud stattfand und wir mit unseren Endgeräten lediglich darauf zugegriffen haben, wurden in 2024 die Weichen für KI am Smartphone und Computer (Windows & Mac) gestellt.

Apple Intelligence (derzeit nicht in der EU verfügbar) ist Apples hauseigene KI-Plattform, die neben einer für andere KI-Modelle offenen Architektur vor allem auf Datenschutz und lokale Datenverarbeitung setzt. Googles Assistent Gemini (nur eingeschränkt in der EU verfügbar) auf Android-Smartphones geht noch einen Schritt weiter, was App- und Datenübergreifende Assistenzfunktionen betrifft.

Beide Lösungen stellen die allererste Version eines persönlichen Assistenten dar, der nicht an einzelne Services (wie MS Copilot) oder Umgebungen (wie Browser) gekoppelt ist, sondern übergreifend analysieren und agieren kann. Bis von diesen auch komplexere Aufgaben übernommen werden können, wird es noch einige Versionen benötigen, die Basis hierfür wurde jedoch in 2024 gelegt.

In 2024 wird auch als jenes Jahr in die Geschichte eingehen, in dem sich ein Pfad für die Einführung von Augmented Reality (auch xR) herauskristallisierte. Damit ist weniger das im Februar dieses Jahres erschienene Apple Vision Pro gemeint, das zum aktuellen Preis und Formfaktor nicht viel mehr als ein Developer Kit darstellt, sondern die xR-Plattformen von Google und vor allem Meta.

Mit den Orion Glasses hat Meta im September einen Prototypen vorgestellt, der einen guten Ausblick darauf gibt, welche Möglichkeiten uns in etwa 5 Jahren erwarten: echtes Augmented Reality gepaart mit generativer KI. Wer sich von Sprachsteuerung und GenAI bereits heute ein bild machen will dem seien die Meta Rayban Smartglasses empfohlen, welche u.a. Live-Übersetzungen und Bilderkennung ermöglichen – wie üblich gilt: nicht in Europa.

Österreich wird Lifesciene-lastiger und KI-affiner

Das österreichische KI-Ökosystem entwickelt sich nach wie vor sehr gut. Vor allem im Bereich der Corporates und IT-Dienstleister kam es zu einem sprunghaften Anstieg von Unternehmen die KI einsetzen bzw. anbieten. Als Highlight im wissenschaftlichen Bereich kann das von Michael Bronstein geleitete AITHYRA-Institut genannt werden, welches von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Mio. Euro gefördert wird (brutkasten berichtete). “AI in Lifescience” stellt bereits heute den größten Bereich für KI-Startups dar, ein Trend der sich mit diesem Institut sicher noch verstärken wird.

Wie zu erwarten, fanden im Superwahljahr 2024 keine strategischen Weichenstellungen statt. Ausgehend von den Wahlprogrammen und den aktuell noch andauernden Koalitionsverhandlungen wird KI auch in der nächsten Legislaturperiode keine Rolle spielen. Ein Rekorddefizit und geschwächte Wirtschaftsleistung sind kein guter Nährboden für ambitionierte Projekte, derer es aber sehr viele bedürfte. Auch eine mögliche Neuwahl wird daran leider nichts ändern, da die relevanten Parteien geistig noch in den 1930ern, 1950ern oder 1970ern leben.

Aus Sicht der Bevölkerung lässt sich festhalten, dass KI hierzulande mittlerweile so alltäglich wie Google-Suche geworden ist. 

Google Suchtrends Österreich 2024, ChatGPT vor Taylor Swift

Europa, der scheiternde Kontinent

Üblicherweise würde ich den Ausblick mit einer europäischen Perspektive abschließen – leider gibt es diese im Technologiebereich nicht. Jedem Durchbruch der letzten 20 Jahre wurde mit einer Kombination aus Skepsis, Pessimismus und Protektionismus begegnet. Darstellungen wie diese verstärken den Eindruck eines gescheiterten Kontinents – ein Narrativ, der mittlerweile das europäische Bild in den USA und Asien dominiert.

In Anbetracht der Sachlage macht es keinen Sinn, die EU und ihre Mitgliedstaaten in eine Diskussion über den Status Quo und zukünftige Entwicklungen von KI mit einzubeziehen. Eine Trendumkehr wird im KI-Bereich nicht mehr passieren können, dazu sind die Versäumnisse mittlerweile zu zahlreich und der Rückstand in Bereichen wie Infrastruktur, Kapitalmarkt und Skilled Migration zu groß. 

Anstatt sich für Steuergeldverschwendung wie Gaia-X oder Regulierung wie den AI Act selbst auf die Schulter zu klopfen, muss das Augenmerk auf die nächste Generation von Unternehmen gelegt werden – Startups. Das Zeitfenster hierfür schließt sich: Wenn es uns Europäern nicht binnen der nächsten fünf Jahre gelingt, Gründen in Europa attraktiver und erfolgreicher zu machen, wird die Erzählung von einem reichen Europa für nachfolgende Generationen ebenso unglaublich sein wie von einem österreichischen Imperium. 

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