26.07.2021

Fairmittlerei: Up-Cycling-Startup packte 8000 Kondome einzeln aus

Das Wiener Startup Fairmittlerei vermittelt seit einem halben Jahrzehnt Non-Food Produkte als Spenden von Industrie und Handel an Nichtregierungsorganisationen, um Müll einzusparen. Und hatte dabei mitunter "skurrile" Aufgaben zu bewältigen.
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Fairmittlerei, Up-Cycling, Spenden, NGO, Klimakrise, Corona,
(c) Jochen Klöck - Das Fairmittlerei-Team im Lager.

Durch Spenden von Handel und Industrie und der Weitervermittlung an NGOs konnte das Up-Cycling-Startup Fairmittlerei – gegründet von Manfred Hlina, Michael Gugenberger, Michael Reiter-Coban und Sabine Brunnmair – in den letzten fünf Jahren rund zwei Elefantenherden an Müll einsparen. Oder anders gesagt: 65.000 Kilogramm. Dabei wurde nicht nur die Umwelt geschont, Nichtregierungsorganisationen konnten sich dadurch über 100.000 Euro ersparen.

Corona verschärfte Situation

 Das Konzept und die Idee der Fairmittlerei ist klar. In den letzten Jahren stieg die Anzahl der Menschen, die neben staatlichen Leistungen auf die Unterstützung durch NGOs angewiesen sind, kontinuierlich an. Corona hat diese Situation noch zusätzlich verschärft. Da die Budgets der NGOs jedoch nicht gleichermaßen gewachsen, wenn nicht sogar gesunken sind, müssen diese mit weniger Mittel mehr erreichen. Hier springt das Wiener Startup ein. NGOs können Produkte des täglichen Bedarfs über den Webshop der Fairmittlerei bestellen und dabei bis zu 90 Prozent des eigentlichen Marktpreises einsparen.

„Das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit gewinnt ganz offensichtlich immer mehr an Bedeutung“, sagt Michael Reiter-Coban, Mitgründer und Obmann. „Das ist schon längst überfällig. Es ist schön, dass wir mit der Fairmittlerei zusätzlich einen sozialen Impact generieren. Dadurch schaffen wir eine ‚win-win-win‘-Situation für Umwelt, NGOs und unsere Unternehmenspartner.“

Kondome in Wahlwerbe-Kuverts

Die von Kunden am meisten bestellten Artikel sind Waschmittel, Zahnpasta, Seife aber auch Matratzen und Arbeitskleidung. Einer der ungewöhnlichsten Spenden der letzten fünf Jahre waren über 8000 Kondome, die einzeln in einem Papierkuvert mit Wahlwerbung verpackt waren. Da der Aufdruck nicht mehr aktuell war, mussten die Präservative einzeln aus ihrem Papierkuvert ausgepackt, geschlichtet und gezählt werden. „Insgesamt haben acht ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen etwa zehn Stunden ausgepackt und neu verpackt“, erklärt das Fairmittlerei-Team. Die Kondome fanden schließlich den Weg zu Organisationen, die Sexarbeiterinnen beraten bzw. Sexualaufklärung an Schulen vorantreiben.

(c) Lukas Ilgner – Rund 280 NGOs sind bei der Fairmittlerei registriert.

Zu den wertvollsten Produkten der Unternehmensgeschichte zählten bis jetzt Winkelschleifer, Blechscheren und Drehmomentschlüssel – auch Dinge, die von NGOs benötigt werden, vor allem wenn sie Werkstätten betreiben oder eine eigene Abteilung für Instandhaltung führen.

Fairmittlerei mit über 30 Partnern

Insgesamt konnte das Team der Fairmittlerei über 30 Unternehmen als Partner gewinnen, darunter Henkel CEE GmbH, Lidl Österreich, Procter & Gamble oder etwa Haberkorn. Um die 280 NGOs sind im Webshop des Startups registriert. In den letzten vier Jahren konnten vom Up-Cycling-Team regelmäßig Preise und Awards eingeheimst werden. Etwa: „Nachhaltige Gestalter*innen 2017“, der Umweltpreis der Stadt Wien 2018, Dritter Platz, „Orte des Respekts“, der Hans Sauer Preis „Designing Circular Society“ 2019 und der erste Platz beim „PwC – Social Innovation Lab“, 2019.

Up-Cycling gegen die Klimakrise

Die nächste Zeit des Social-Impact-Startups wird weiterhin davon geprägt sein, das Netzwerk auszubauen, wie Reiter-Coban erzählt: „Wir möchten uns als nächster Schritt stabiler aufstellen und befinden uns laufend in Gesprächen mit NGOs und Unternehmen. Die globalen Herausforderungen der Klimakrise zeigen immer deutlicher, dass es kreativer Lösungen bedarf und der Zusammenarbeit engagierter Menschen, um ihnen zu begegnen. Ich bedanke mich bei diesen Menschen für ihren Einsatz und hoffe, dass wir mit unserem Vorhaben auch andere inspirieren, sich aktiv für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit einzusetzen – sei es im Netzwerk der Fairmittlerei oder mit einem eigenen Projekt.“

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V. li.: Martin Graf und Werner Ressi, Vorstand der Energie Steiermark | Foto: Energie Steiermark

Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe des brutkasten-Printmagazins „Neue Welten“. Das Magazin wird exklusiv an die wichtigsten Stakeholder des österreichischen Innovations-Ecosystems zugestellt. Eine Möglichkeit zum Download findet sich am Ende des Artikels.


Die Energiewende hat sich von der politischen Vision zum industriellen Kraftakt gewandelt: Bis 2030 soll Österreich bilanziell zu hundert Prozent erneuerbaren Strom beziehen, Europa peilt die Klimaneutralität 2050 an. Für regionale Energieversorger bedeutet das nicht nur Netzausbau, sondern radikale Innovation auf allen Ebenen. Die Energie Steiermark beschleunigt ihre Transformation daher mit vier klaren „Big Bets“ für 2025: großskalige Batteriespeicher, eine Wärmewende, vollständig digitalisierte Netze und erst Wasserstoff-Demoprojekte. „Die Energie Steiermark investiert bis 2035 rund 5,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Netze und erneuerbarer Energien; entscheidend für regionale Wertschöpfung und Versorgungssicherheit“, betont Vorstandsdirektor Werner Ressi.

Die smarte Wärmewende

Während Strom längst im Mittelpunkt der Wende steht, rückt nun die Wärme ins Zentrum. „Die Wärmewende gilt als schlafender Riese, und wir haben bereits mehrere Pilotvorhaben in Betrieb sowie weitere in der Pipeline, um diesen Riesen zu wecken“, erklärt Ressi. Niedertemperatur Fernwärmetrassen und industrielle Abwärmenutzung sollen fossile Spitzenkessel ersetzen. Ab Juni testet das Plug-and-play-Klimasystem TerraBreeze in Grazer Büros sein Potenzial, bis zu 40 Prozent Strom einzusparen; die All-in-one-Plattform Twenty40 beschleunigt parallel die Dekarbonisierung von Gebäudeportfolios. Kreislaufwirtschaft bildet dabei das Leitprinzip: Rohstoffe, Abwärme und Daten bleiben länger im Kreislauf, senken CO2, Kosten und Importabhängigkeiten.

Damit flexible Netze Schritt halten, entsteht ein Speichernetz aus stationären Großbatterien und digitalen Schwarmspeichern. „Wir verfolgen einen Co-Location-Ansatz, bei dem Speicher gemeinsam mit Erzeugungsanlagen errichtet werden, sowohl mit als auch ohne Netzdienlichkeit“, erläutert Vorstandsdirektor Martin Graf. Erste Standorte in Passail und Dobl gehen 2026 in Betrieb; Echtzeit-daten steuern Lade- und Entladezyklen sekunden – genau. Parallel digitalisiert der Konzern seine Netze komplett; Lastprognosen, Redispatch und Wartung werden von Algorithmen orchestriert.

KI als Taktgeber

Künstliche Intelligenz gibt dabei den Takt vor. „KI ist ja der große Changemaker unserer Zeit“, so Graf. Algorithmen spüren Markttrends auf, erstellen virtuelle Kraftwerkszwillinge, optimieren Speicherfahrpläne und prognostizieren Netzengpässe. Agentenmodelle finden Recyclingpotenziale, verkürzen Entwicklungszyklen und bringen neue Services rasch in den Markt. Entscheidungen fallen datenbasiert, die Innovationsgeschwindigkeit steigt beträchtlich.

Offen für frische Ideen bleibt der konzerneigene next-incubator, der ab Kalenderwoche 22 den zweimonatigen Startup-Call „cells4.energy“ gestartet hat: Junge Unternehmen aus dem D-A-CH-Raum können Lösungen einreichen, die mit Echtzeitdaten, Energiegemeinschaften oder Ladepunkten zusätzlichen Kundennutzen bei geringerem CO2-Ausstoß schaffen. Drei bis sechs Finalist*innen ziehen im September in ein Bootcamp ein und testen ihre Ansätze im Reallabor Stegersbach: Quartiersspeicher zwischen 150 und 200 kWh, Niedertemperatur-Fernwärme und sektorgekoppelte Netze bilden dort eine praxisnahe Umgebung. Ein Banner im brutkasten-Ökosystem verlinkt ab Call-Start direkt auf die Landingpage.

Die Finanzierung

Finanziert wird die Agenda über ein robustes Green-Finance-Fundament. Nach dem europaweit zweiten Green-Loan-Deal der Europäischen Investitionsbank 2019 plant die Energie Steiermark, ab 2026 erstmals taxonomiekonforme grüne Bonds zu begeben. Förderprogramme wie die FTI Initiative „100 % Erneuerbare Reallabore“ beschleunigen darüber hinaus die Skalierung, weil sie Forschung, Industrie und Kommunen in flexible Test-Set-ups einbinden. Enge Kooperationen mit Universitäten und Industriekunden verkürzen die „time to market“, da neue Lösungen unter realen Bedingungen erprobt werden.

Bis 2030 will die Energie Steiermark das volle Potenzial in Strom, Wärme und Mobilität heben: Großbatterien verschieben erneuerbare Spitzen in die Nacht, Wärmenetze nutzen Abwärme, KI steuert Assets vorausschauend und Startups liefern agile Speziallösungen – vom bidirektionalen Laden im Projekt Car2Flex bis zu Datenplattformen für Energiegemeinschaften. Gemeinsam entsteht ein regionales, kreislauffähiges Energiesystem, das Versorgungssicherheit erhöht, Emissionen senkt und nachhaltiges Wachstum ermöglicht.

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