04.02.2022

fairesLeben: halbe Mio. Euro für Startup, das Online-Casino-Verluste zurückholt

Das Wiener Startup fairesLeben wird in seiner aktuellen Finanzierungsrunde mit sieben Millionen Euro bewertet. Nun soll die Expansion forciert werden.
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fairesLeben: Gruppenbild beim Signing des aktuellen Investments
(c) fairesLeben: Gruppenbild beim Signing der ersten Investment-Runde

Die heimischen Gesetze ermöglichen es viel häufiger, sich verlorenes oder zu viel bezahltes Geld zurückzuholen, als man meinen würde. Das Wiener Startup fairesLeben will seinen Kund:innen genau dabei helfen. “Unser Ziel ist es, Menschen ihre Rechte bewusst zu machen und diese auch fair durchzusetzen. Das österreichische Rechtssystem ist für viele nicht besonders zugänglich und so kommt es immer wieder dazu, dass Personen ausgenutzt werden – wie in der Causa der illegalen Online-Casinos”, sagt Gründer und CEO Thaddäus Leutzendorff.

fairesLeben: Rückholung von Casino-Verlusten auch in Deutschland

Er spricht damit einen von mehreren Bereichen an, denen sich das Startup widmet. Die Plattform fairesSpiel, über die sich Kund:innen des Startups Verluste aus illegalen Online-Casinos zurückholen können, ist die momentan stärkste Marke des Unternehmens. Mit dieser startete man vor wenigen Monaten auch in Deutschland. “Der Einstieg in den deutschen Markt ist für uns sehr spannend, da dieser deutlich größer als der heimische ist und uns zudem die Möglichkeit gibt, den neuen Markt und sein Rechtssystem in den unterschiedlichen Bereichen kennenzulernen. Wir planen in Deutschland in Zukunft auch weitere Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können”.

Frisches Kapital zu sieben Millionen Euro Bewertung

Ein weiterer Geschäftsbereich – das Zurückholen überzogener Mieten – wird über die Plattform faireMiete angeboten – der brutkasten berichtete bereits bei der ersten Finanzierungsrunde des Startups im August 2021. In beiden genannten Feldern erfolgt die Bezahlung durch User:innen bei Erfolg provisionsbasiert. Intensiv arbeite man derzeit auch an der Plattform fairesRecht, heißt es vom Startup. Auf dieser können Nutzer:innen nach Antworten zu rechtlichen Fragen suchen und auch gleich Kontakt mit Anwält:innen aufnehmen. Entsprechend hat das Startup hier ein B2B-Angebot für Jurist:innen bzw. Kanzleien.

Nun schloss fairesLeben eine weitere Finanzierungsrunde ab. Bestandsinvestoren, darunter KK Incube Invest, und ein neuer Business Angel aus der Schweiz investieren gemeinsam “über einer halbe Million Euro”. Die Bewertung betrage dabei mehr als sieben Millionen Euro, heißt es vom Startup. Mit dem Kapital wolle man die bestehenden Produkte stark skalieren und neue Märkte erschließen.

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Pixelrunner FireStart P4 Therapeutics - Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Schon seit 2022 ist das Jungunternehmen an Bahnhöfen und in ausgewählten Firmen vertreten – darunter etwa im 42 Vienna oder in der Uniqa. Mit seinem 360-Grad-Verpflegungskonzept hat sich das Güssinger Startup Foodie Fridge, hinter dem die Venvie GmbH unter Geschäftsleitung von Alexander Billasch steht, bereits ein Standing in der modernen Nahversorgung erarbeitet.

Bei Foodie Fridge handelt es sich um eine automatisierte Lösung zur Firmenverpflegung und unkomplizierten Versorgung im öffentlichen Raum. Konkret bietet das Startup kleine Automatenrestaurants mit “Gourmet-Anspruch”.

Zu jeder Tages- und Nachtzeit sollen Hungrige per Knopfdruck “hochwertige Mahlzeiten” erwerben können. Im Kühlschrank enthalten sind fertige, hochwertige Gerichte, wie das Startup auf seiner Website preisgibt. Darunter vegetarische, vegane sowie fisch- und fleischhaltige Wochenmenüs. Indes beruft sich das Startup auf regionale Zucht und österreichischen Anbau. Auch Snacks, Drinks und Riegel finden sich im Kühlschranksortiment.

Konkurs statt Angebots-Erweiterung

Erst im vergangenen Juni vermeldete das Startup, sein bestehendes Angebot ausbauen zu wollen und “dieses Jahr durch einen Postversand in Kooperation mit dem Next Day Fresh Service der Österreichischen Post” zu ergänzen.

Finanziell scheint die Rechnung des Startups jedoch nicht aufgegangen zu sein. Wie der Kreditschutzverband KSV1870 und der Alpenländische Kreditorenverband AKV am heutigen Dienstag vermelden, musste das Güssinger Startup Konkurs anmelden. Das Verfahren wurde über Eigenantrag eröffnet. Eine Fortführung der GmbH dürfte somit nicht vorgesehen sein (prinzipiell könnte auch im Laufe des Verfahrens noch ein Sanierungsantrag eingebracht werden).

“Engagiert gestartet”, dann “sprichwörtlich untergegangen”

Auf brutkasten-Anfrage äußert sich Geschäftsführer Alexander Billasch zum laufenden Konkursverfahren:

“Wir sind mit Foodie Fridge sehr engagiert und erfolgreich gestartet. Auf der Habenseite stehen Partnerschaften mit renommierten Unternehmen wie Sodexo, Lieferando, Edenred und der ÖBB. Wir konnten einige Firmen von unserem Verpflegungskonzept überzeugen. Was nicht ausreichend funktioniert hat, ist der öffentliche Bereich. Öffentliche Plätze unterliegen strengen Auflagen und sind nur schwer oder mit hohen Investments zu bekommen. In Tullnerfeld sind wir außerdem mit dem Bahnhof sprichwörtlich untergegangen.”

Preissensibilität und Manufakturqualität

Überdies nennt Geschäftsführer Billasch nicht nur ein geringeres Pendleraufkommen als Grund für ausbleibenden Umsatz: “Auf der Firmenseite haben uns hybrides Arbeiten (keine ausreichende Frequenz) und mangelnde Bereitschaft, in Mitarbeiterverpflegung zu investieren (trotz steuerlicher Anreize), zu schaffen gemacht. Zwei Lohnrunden mit überdurchschnittlicher Kollektivvertraglicher Erhöhung sowie die derzeitige wirtschaftliche Lage beeinflusst unser Thema sehr stark. Dazu kommt hohe Preissensibilität auf Endkundenseite. Wir haben lange versucht, Manufakturqualität auf niedrigem Preisniveau zu halten, aber die meisten Kunden sind leider nur bereit, Industriepreise zu bezahlen. Da konnten wir mit unserer Produktionsmenge nicht dagegenhalten.”

Auch über eine mögliche Zukunft von Foodie Fridge schafft Geschäftsführer Billasch Klarheit: “Wir nehmen sehr viel an Erfahrung mit, eine Fortführung des Unternehmens ist in dieser Form aber nicht geplant.”

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