23.04.2021

Die aufstrebendsten Fahrrad Startups aus Österreich

In Österreich sind in den letzten Jahren immer mehr Startups aktiv, die sich voll und ganz dem Wachstumsmarkt "Fahrrad" verschrieben haben. Der brutkasten wirft einen Blick auf die am aufstrebendsten Fahrrad Startups "made in Austria".
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Fahrrad
(c) eddibike/paul&ernst/woom

Der Markt für Fahrräder wächst und wächst: Infolge der Covid-19-Pandemie ist in den vergangenen zwölf Monaten der Radverkehr deutlich gestiegen. Dies macht sich auch anhand von Verkaufszahlen deutlich. 2020 wurden laut dem Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ) 490.000 neue Fahrräder verkauft, das ist ein Zuwachs von fast zwölf Prozent gegenüber 2019.

Der Wachstumsmarkt bietet auch für österreichische Startups ein großes Potential. Zudem etabliert sich in Österreich aktuell ein neuer Trend für sogenannte Rad-Abos, die mit ihren neuartigen Dauerleihsystemen eine Alternative zu hohen Anschaffungskosten und langen Lieferzeiten bieten wollen. Für gewisse Fahrradmodelle gibt es nämlich oftmals lange Wartezeiten, da Lieferketten im Zuge der Coronakrise in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Fahrrad Startups: Der große Überblick

Der brutkasten nimmt den aktuellen Boom rund ums Radfahren zum Anlass und wirft einen Blick auf die am aufstrebendsten Fahrrad Startups “Made in Austria”. Diese finden sich in den unterschiedlichsten Bereichen –angefangen von Produzenten bis hin zu Verleih-Anbieter.

Bike Gorillaz

Mit Bike Gorillaz startet Mitte April in Wien ein neuer Abo-Anbieter für E-Bikes. Die Preise liegen bei rund 90 bis 100 Euro pro Monat und inkludieren Versicherung sowie Service. Zur Verfügung stehen Premium-Modelle wie beispielsweise das E-Mountainbike „Husqvarna Mountain Cross 5“ oder „Raymon TourRay E 5.0”. Mit dem Abo-Modell möchte das Startup eine Alternative zu den hohen Anschaffungskosten und langen Lieferzeiten bieten, damit dem Freizeitspaß nichts mehr im Wege steht.

(c) Bike Gorillaz

Bikemap

Bikemap ist eine der am schnellsten wachsenden Fahrrad-Communities weltweit. In über 100 Regionen auf allen Kontinenten haben Bikemap-User im Web und über die App bereits mehr als sieben Millionen verschiedene Routen erstellt. Die Fahrrad-Navi-Plattform Bikemap hat mit seiner Bewertung von zehn Millionen Euro für Aufregung bei “2 Minuten 2 Millionen” gesorgt.

(c) Daniel Waschnig

Blobber

Der österreichische Gründer Thomas Pasemann möchte mit seinem neuartigen Fahrradsattel Blobber für Entspannung bei Rücken und Gesäß sorgen, sowie eine frühzeitige Ermüdung verhindern. Sein Sitz gilt als der erste Luftsattel mit Doppelkammersystem und einem integrierten 3D Druck-Dämpfungselement, das für eine gleichmäßige und rasche Verteilung der Luft sorgen und dadurch die natürliche Pendelbewegung beim Radfahren unterstützen soll.

(c) Blobber

Eddi Bike

Das Wiener Startup Eddi Bike startet im März 2021 in Wien mit seinem neuen Mietkonzept für Fahrräder. Im jährlich kündbaren Abo können Nutzer dauerhaft ein Rad mieten. Neben dem Fahrrad beinhaltet das All-Inclusive-Abo auch Wartung, Reparatur und Ersatz bei Diebstahl innerhalb von 48 Stunden. Mit seinem All-Inclusive-Abo möchte sich Eddi Bike bewusst von altbekannten Free-Floating-Systemen abgrenzen und Nutzer ansprechen, die ihr Rad täglich in Verwendung haben.

(c) Fuhrmann / Eddi Bike

GetHenry

Das Wiener Startup GetHenry bietet ein Full-Service-Mobility Abo für Lieferunternehmen an. Zu den Kunden zählt in Österreich unter anderem der Lieferdienst Mjam. Zudem ist das Startup auch in Berlin aktiv. Die angebotenen Mobilitätslösungen sind vielfältig und reichen von der Beschaffung der Fahrzeuge bis hin zu Service und Software-Dienstleistungen. Aktuell hat das Team rund um die Gründer Luis Orsini-Rosenberg und Nikodemus Seilern vier unterschiedliche E-Bikes im Programm. Zudem gibt es auch E-Scooter, die sich für schnelle Stop & Go Lieferungen eigenen.

(c) GetHenry

Gleam

Das Wiener Startup Gleam hat sich auf die Entwicklung und Produktion von Cargo E-Bikes spezialisiert. Dank einer sogenannten Dynamic Tilting Technology (DTT) verfügen die Dreiräder über ein einfaches Handling und können so enge Kurven im Stadtgebiet mühelos meistern. Nach der erfolgreichen Präsentation des Vorserienmodells auf der Eurobike 2019 befindet sich das GLEAM seit Mai 2020 in Serienproduktion. Die Ladeflächen des Cargo E-Bikes können über einen eigenen Online-Konfigurator individuell gestaltet werden. Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten wird das Bike auch “Multi-Use-Bike” genannt. Erst unlängst konnte das Startup über die Crowdfunding-Plattform Green Rocket 300.000 Euro an Kapital für das weitere Wachstums aufnehmen.

(c) Gleam

Greenstorm

2016 in einer Garage in Ellmau in Tirol gegründet betreibt Greenstorm laut eigenen Angaben mittlerweile das derzeit größte E-Bike Netzwerk Europas. Das Unternehmen vermietet E-Bikes, E-Autos und E-Tankstellen an hochwertige Hotellerie in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien. Zudem ist Greenstorm Europas größter Händler für gebrauchte E-Bikes und setzt sich damit für das Thema Nachhaltigkeit und die Wiederverwertung der Räder ein. Darüber hinaus wird kontinuierlich an neuen Mobilitätslösungen rund um das E-Bike gearbeitet.

(c) Greenstorm

iBike-Box

Das 2018 gegründete steirische Startup iBike-Box hat ein Verleihsystem für E-Bikes geschaffen und betreibt in Österreich über 100 E-Bike-Verleihstationen. Das Startup hat bereits erfolgreich internationalisiert. So befinden sich mittlerweile 20 Standorte auf Mallorca.  Allein dieses Jahr sollen 100 weitere Standorte hinzukommen. Die Zusammenarbeit erfolgt in erster Linie mit Tourismusbetrieben als Partner. Sie sind dabei für das Öffnen und Schließen der Box und die Kundenbetreuung vor Ort zuständig. Die iBike-Boxen dienen zugleich als Ladestationen und funktionieren dank Photovoltaik-Anlage teilweise energieautark.

(c) iBIkeBox

MyEsel

My Esel ist ein neues Fahrradkonzept für urbane Bikes aus Holz. Ein Algorithmus berechnet Rahmenabmessungen und die Geometrie jedes Fahrrades vor der Produktion individuell für den Käufer. Die Produktionsdaten werden von der Software erstellt. Das bedeutet Maßanfertigung trotz Serienproduktion. 2017 konnte das Startup im Rahmen der Puls4-Show 2 Minuten 2 Millionen Investor Michael Altrichter von seiner Idee überzeugen. Gemeinsam mit dem Business-Angel-Netzwerk startup300 investierte er 250.000 Euro.

(c) MyEsel

paul&ernst

Das 2017 gegründete Startup paul&ernst entwickelt und produziert in Wattens in Tirol elektrisch betriebene Lastenräder für die Gastronomie. Die Gastro-Bikes bieten unzählige Kombinationen von Kühl- und Kochgeräten an. Über einen Online-Konfigurator lassen sich die Bikes individuell vom Grill Bike bis hin zum Ice Cream Bike gestalten. Das Startup zählt bereits über 150 Kunden aus ganz Europa.

(c) joscha queisser/frame by frame org

Vello Bike

Das Wiener Unternehmen Vello hat ein leichtes E-Faltrad auf den Markt gebracht. Mit dem patentierten Mechanismus können Radenthusiasten ihr Vello Bike im Handumdrehen 4-fach verkleinern. Erhältlich ist das Modell mit Riemenantrieb und hydraulischen Scheibenbremsen in der superleichten Titan-Version. Zudem zeichnet sich das Bike durch seine Leichtigkeit aus und kommt mit Motor auf 12,9 kg und ohne Motor auf 9,9 kg. Möglich macht dies ein superleichter Titanrahmen.

(c) Vello Bike

Velovio

Mit Bikeparker hat Tanja Friedrich einen vertikalen Hightech-Fahrradständer erfunden. Im März 2021 erfolgte die Gründung des in Salzburg ansässigen Startups Velovio. Der modulare Fahrradständer, der an Bäumen oder Laternenmasten angebracht oder auch in einer Reihe montiert werden kann, bietet einen sogenenannten „Bikelift“, der Fahrräder, ohne Kraftaufwand, in die Vertikale zieht, ein Sitz-Modul und einen E-Bike-Charger.

(c) Velovio

woom 

Die woom Bikes erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit und erlangten mittlerweile internationale Bekanntheit.Das Klosterneuburger Startup hat mittlerweile auch das Interesse von Investoren geweckt. Im Herbst 2020 beteiligte sich unter anderem Ex-Runtastic Gründer Florian Gschwandtner am Startup. Neben konventionellen Rädern hat das Startup auch E-Bikes für Kinder im Programm. Der Fahrrad-Hersteller produzierte bisher in Kambodscha. Erst unlängst kündigten die Gründer an, dass In Zukunft ein Drittel der Bikes in Europa hergestellt werden.

(c) woom

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Carbon Cleanup: Wie ein Linzer Startup die Kohlefaserindustrie revolutionieren möchte

Das Linzer Startup Carbon Cleanup hat sich auf das Recycling von Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen spezialisiert. Wir haben mit Gründer und CEO Jörg Radanitsch über die weiteren Wachstumsschritte und eine neue Kooperation mit KTM Technologies gesprochen. 
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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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