Der Fachkräftemangel in Österreich hat mittlerweile weite Teile der österreichischen Wirtschaft erfasst – und weiterhin akut ist er auch in einer, in der er schon viele Jahre ein Thema ist: In der IT-Branche. Eine neue Studie des des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) liefert aktuelle Zahlen zu den fehlenden Fachkräften im IT-Bereich. Demnach fehlen der österreichischen Wirtschaft derzeit ungefähr 28.000 IT-Fachkräfte. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm: Laut der Studie ergibt sich ein Wertschöpfungsverlust von bis zu 4,9 Mrd. Euro pro Jahr – oder 175.000 Euro pro unbesetzter Stelle.

In der IT-Branche selbst sind es gut 12.000 IT-Fachkräfte, die benötigt würden, aber fehlen. Ihren Bedarf an Fachkräften können IT-Unternehmen der Studie zufolge nur zu 75 Prozent decken. Der größte Bedarf herrscht österreichweit im Bereich “Software Engineering & Web Development”.

Regional fehlen in absoluten Zahlen in Wien mit 5.800 die meisten Fachkräfte. In Oberösterreich sind es laut der Studie 1.600 IT-Kräfte, die zusätzlich benötigt würden. Dahinter folgt die Steiermark mit 1.500 und Tirol mit 900 fehlenden IT-Expert:innen.

IT-Fachverband will Maßnahmen gegen hohe Dropout-Quote bei IT-Studien

Einer der Hauptgründe dafür ist laut dem Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) der Zustand der IT-Bildung in Österreich – und hier vor allem die hohen Dropout-Quoten bei IT-Studien an den Universitäten. Derzeit brachen 37,5 Prozent der Studierenden ihr Studium ab. An manchen Institutionen liegt die Quote laut dem Fachverband bei über 50 Prozent.

Dies müsse sich ändern, fordert Fachverbands-Obmann Alfred Harl. “Die tertiäre Ausbildung im IKT-Bereich muss dringend reformiert werden, damit die Abbruch-Quoten sinken. Eine Senkung der durchschnittlichen Abbruchquote um 10 Prozent auf 27,5 Prozent würde bereits bedeuten, dass der IT-Branche 2.000 Studienabsolvent:innen mehr zur Verfügung stehen”, sagt Harl.

Er schlägt außerdem ein periodisches Monitoring der Dropout-Gründe an. Davon erhofft sich Harl, Studierende zum Studium zum motivieren – aber auch, Studiernde im Studium zu halten. Außerdem würde eine Erhöhung des Frauenanteil bei IT-Abschlüssen um zehn Prozent ein Plus von rund 1.500 Absolventinnen bringen, rechnet der Fachverband vor.

Generell müssten Menschen schon ab dem Kindergartenalter für Technik begeistert werden. “IT-Bildung muss zu einem Fixbestandteil der Bildung jedes jungen Menschen in Österreich werden, wenn wir ausreichend IT-Fachkräfte für den Digitalstandort Österreich zur Verfügung haben wollen”, fordert Harl.