28.11.2019

Fünf Wege, wie agile Unternehmen IT-Fachkräfte organisieren

Warum mühsam IT-Fachkräfte suchen und auf die eigene Payroll nehmen, wenn man das Thema auch agiler angehen kann? In seinem Gastbeitrag erläutert Andreas Muzik, Managing Director bei Specific-Group Austria, welche Möglichkeiten es dabei gibt.
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(c) Specific-Group, Alena Semeniaka

Der War-on-Talents um die IT-Fachkräfte im D-A-CH Raum ist voll entfacht. Vor allem große Konzerne umwerben erfolgreich IT-Experten. So will beispielsweise VW im Zuge ihrer Digitalisierungsstrategie “Transform 2025+” seinen Anteil der digitalen Eigenentwicklung von 10 Prozent auf 60 Prozent erhöhen. Viele andere Konzerne haben ähnliche, wenn nicht sogar radikalere IT-Personalbeschaffung-Programme ins Leben gerufen.

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Diese Programme verschärfen nicht nur den IT-Fachkräftemangel für KMU und Startups. Denn viele, auch noch so attraktiv entlohnte IT-Stellen können nicht besetzt werden. Einen interessanteren, alternativen Ansatz zur aktuellen Herausforderung liefert Johannes Ellenberg mit seiner aktuellen Theorie im Buch “Der Start-Up Code”.

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Auf der TrendIT 2019 in Perchtoldsdorf (Niederösterreich) bezeichnet Ellenberg nicht mehr den Besitz von Experten, sondern den flexiblen Zugang zu Ressourcen als wichtige Strategie zur Schaffung einer agilen und resilienten Organisation. Diese flexiblen Zugänge zu IT-Fachkräften kann auf viele unterschiedliche Arten geschaffen werden, wir haben die Vor- und Nachteile der 5 bewährtesten Methoden zusammengetragen:

1) Gig-Economy-Nutzen

Vor allem für Startups mit wenig Eigenmitteln bietet sich der Rückgriff via Freelancer auf Xing, LinkedIn und Freiberufler Plattformen an. In einem idealen Markt, ohne Informationsasymmetrie und hoher Rechtssicherheit wäre dies wohl die effizienteste und kostengünstigste Lösung für alle Beteiligten. Leider gibt es hier immer noch hohe Risiken. Zum einen wegen der relativ jungen Form der Beschäftigungsart, diese wird sich erst in den kommenden Jahren etablieren. Zum anderen schafft der Gesetzgeber rechtliche Hürden, die die Beschäftigung eines Freelancers erschweren (v. a. Scheinselbstständigkeit im D-A-CH-Raum).

  • Vorteile: Geringe Kosten, hohe und schnelle Verfügbarkeit.
  • Nachteile: Sehr hohe Risiken in Hinblick auf Qualität, Vertragstreue und Schutz geistigen Eigentums. Bewertungen auf Plattformen liefern keine Aussage über tatsächliche Qualität. Gefahr von Strafen wegen Scheinselbstständigkeit (vor allem in Deutschland und Österreich) sind hoch.
  • Praxis-Tipp: Freelancer sollten primär anhand von validen Empfehlungen engagiert werden. Wenn das nicht klappt, einfach bei 2-3 Referenzkunden anfragen, wie zufrieden man war. Hat ein Freelancer nachweislich mehrer Kunden parallel, dann ist das Risiko der Scheinselbstständigkeit ebenfalls gering.

2) Outsourcing (klassisch, statisch)

Der Klassiker unter den flexiblen Zugängen zu IT-Experten. Hier zählt vor allem, dass man weiß was man will.

  • Vorteile: Bei einem klaren Ziel und klarer Umgebung ist der Aufwand für den Auftraggeber gering. Kosten für diese Form des Outsourcings sind gering.
  • Nachteile: Lange Kommunikationswege. Eignet sich nur bedingt für agile Projektentwicklung und modulare Umgebungen.
  • Praxis-Tipp: Anforderungsmanagement (Requirements engineering) teilweise mit dem Outsourcer erstellen, der zusätzliche Aufwand reduziert Kosten bei der Umsetzung.

3) Outsourcing mit lokalem/internem Management (agil)

Ähnlich dem Punkt 2 (Outsourcing), nur dass in diesem Fall auch “agile” und ein unklares Projektumfeld problemlos eingebunden werden können, da der Projektmanager/Scrum-Master beim Auftraggeber integriert ist, oder von diesem bereitgestellt wird.

  • Vorteile: Lokaler Projektmanager verkürzt Kommunikationswege, arbeitet gleichermaßen für das Entwicklerteam wie den Auftraggeber. Dem erhöhten Kommunikationsaufwand in agilen Projekten wird hier Rechnung getragen.
  • Nachteile: Projekt-Over-Head-Kosten sind höher.
  • Praxis-Tipp: Eine Kostenübersicht auf Ticketebene über den gesamten Projektverlauf vermeidet negative Überraschungen (weitere Tipps).

4) Mieten von IT-Experten und Entwickler-Teams (Innovation-Know-How insourcing)

Große IT-Beratungsunternehmen haben schon länger erkannt, dass sich die IT-Beraterbranche hin zu einer IT-Umsetzungsbranche transformiert. Der schnelle Zugriff auf IT-Experten für kurz- bzw. mittelfristig hoch spezialisierte Projekte wird immer mehr zum Standard.

  • Vorteil: Typische Kommunikationskosten, die beim Outsourcing entstehen, gibt es nicht mehr. Niedrigere Kosten, wenn auf IT-Berater aus zB Osteuropa zugegriffen wird. Außerdem können Fachkräfte nach exaktem (Fach-, Rolle-, Level) Anforderungsprofil für temporär Projekte eingesetzt werden.
  • Nachteil: Hohe Kosten, wenn auf Experten im D-A-CH Markt zurückgegriffen wird.
  • Praxis-Tipp: Externe IT-Experten, die zur Gänze beim Auftraggeber arbeiten, können sich zu wichtigen Know-How-Trägern entwickeln. Die Möglichkeit einer Personal-Übernahme und deren Konditionen sollte bei Vertragsabschluss bereits klar sein.

5) Joint Ventures auf Zeit (vom Innovationslab bis zur Hochverfügbarkeit ganzer Entwickler-Teams)

Quasi die Deluxe-Variante des Outsourcings ist die Gründung eines eignen Startups gemeinsam mit einem IT-Spezialisten. Solche Formen der Gründung schaffen ein unabhängiges Innovationspotenzial, und können nach einer bestimmten Frist wieder aufgelöst oder in das Auftraggeberunternehmen integriert werden.

  • Vorteil: Relativ geringe Kosten für eine Unternehmensgründung. Kreative Unabhängigkeit und die Vermeidung starrer Konzernstrukturen schaffen viel Raum für schnelle Innovationen und flexible Verfügbarkeit.
  • Nachteil: Auch bei relativ geringen Kosten rentiert sich diese Form des Zugangs erst ab einer Teamgröße von 40 FTEs.
  • Praxis-Tipp: Auch hier gilt es von Anfang an Rechtssicherheit zu schaffen. Vertraglich klar definierte Rechte und Pflichten und die Möglichkeit eines 100%igen Kaufes des Unternehmens durch einen der Partner sollte geklärt werden. Lokale Kompetenz des Joint-Venture Partners bei Nearshore-Lösungen unbedingt erforderlich.
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4gamechangers 2020 startup Moonshot
(c) Puls4 | 4gamechangers

Das 4Gamechangers Festival war ein jährlicher Fixpunkt im heimischen Startup-Ökosystem. Und zog nationale wie internationale Player der Szene an. Umso überraschender ist es, dass die für Mai 2025 geplante Ausgabe von ProSiebenSat1Puls4 und auch dem ORF als Co-Veranstalter entfällt, wie der “Standard” am Freitag berichtete.

4Gamechangers soll weiterleben

“In Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen bedarf es mutiger Entscheidungen. Diese müssen wir nun treffen und mit unserem dreitägigen 4Gamechangers Festival im Jahr 2025 eine Pause einlegen – doch die allseits geschätzte Marke 4Gamechangers ist uns eine sehr wertvolle und wird definitiv weiterleben”, heißt es von offizieller Seite.

Die Pause sei keine leichte Entscheidung, jedoch könne man sich nur so Zeit für eine Innovationsklausur nehmen und langfristig die Qualität bewahren, die das Festival auszeichne und einzigartig mache.

Geschäftsmodell überdenken

“Das kommende Jahr werden wir intensiv nutzen, um in einer kreativen Pause die Marke weiterzuentwickeln. Wir werden unser Geschäftsmodell überdenken und neue, innovative Ansätze entwickeln, um 4Gamechangers als Marke und als Festival neu zu formieren”, heißt es weiter in der Aussendung. “Wir wären nicht die Founder der Marke 4Gamechangers, wenn wir diesen Change nicht als Chance sehen, noch viel Größeres für die Zukunft zu entwickeln. Bereits im Herbst 2025 wird sich 4Gamechangers wieder zurückmelden. Stay tuned!”

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