22.06.2021

Fabian Pimmingers Impfpass-Lösung: Übers Wochenende zum Impfstar

Fabian Pimminger hatte keine Lust den Grünen Pass - als PDF-Datei - auf seinem Smartphone zu suchen. Und hat innerhalb kürzester Zeit mit einfachen technischen Mitteln für dieses Problem eine Lösung entwickelt.
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(c) Pimminger - Fabian Pimminger entwickelte eine simple Lösung für die Impfpass-Integration am Handy.

Er hat für einiges an Aufregung gesorgt. Fabian Pimminger ist 31 Jahre alt und arbeitet seit über zehn Jahren als Web-Developer und UI/UX-Designer. Der Oberösterreicher hat praktisch an einem Sonntag-Nachmittag eine Lösung entwickelt, um den Impfpass ins Smartphone zu integrieren und um nicht ständig nach dem PDF, das man über das Portal gesundheit.gv.at mittels Handy-Signatur herunterladen kann, suchen zu müssen. Seine Idee hat der 31-Jährige auf Social Media geteilt und wie man so schön sagt beinahe “das Internet gesprengt” (über 400.000 Views allein auf Twitter).

Impfpass und der Datenschutz

User diskutierten über die technische Leistung, warum ein einzelner Entwickler etwas in ein paar Stunden schafft, was dem Gesundheitsministerium in Wochen nicht gelingt und über Datenschutz. Während sich manche hinsichtlich des letzten Punktes sehr skeptisch äußern, einer Privatperson Daten zur Verfügung zu stellen, gibt es andere die sich zufrieden zeigen. “Ich kann das nur von außen einschätzen: es sind keinerlei Tracker/externe Skripte auf der Seite, die Datenschutzerklärung ist hinsichtlich Transparenz vorbildhaft und der Prozess funktioniert simpel/state-of-the-art. Auf diesen Punkten basiert meine Meinung”, schreibt etwa ein Datenschutzmanager eine Digitalagentur. Wir haben den jungen Developer vor den Vorhang gebeten.


brutkasten: Du hast am Wochenende für ganz schön Wirbel gesorgt mit deiner Impfpass-Lösung fürs Smartphone. Wie kam es zur Idee, dich einen Nachmittag hinzusetzen und die Web-App zu entwickeln?

Pimminger: “Eigentlich aus der Not heraus, weil ich selbst nicht immer auf dem Smartphone nach der PDF-Datei suchen will. Aus anderen Ländern kennt man Lösungen, die im Wallet abgelegt werden können. Und da dachte ich mir: Warum gibt es so eine Lösung nicht in Österreich?”

Vor allem eine, über die das Land schon länger diskutiert. Nach deiner Veröffentlichung gab es Stimmen, die anmerkten, dass das Ministerium es nicht hinbekommt oder wahrscheinlich Millionen an Euros dafür brauchen würde, und du schaffst das in sechs Stunden. Wie ist dir das gelungen?

“Technisch gesehen ist das Ganze ja keine großartige Sache. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Funktion auch vom Dienstleister im Ministerium schnell umgesetzt werden kann. Ich würde vermuten, dass es eher an rechtlichen Dingen oder Datenschutz-Bedenken liegt. Immerhin lädt man hier Daten in einem Apple-Format auch standardmäßig in die iCloud. Ich habe zuerst viel herumprobiert, was der beste Weg ist, die Informationen aus der PDF-Datei auszulesen. Nachdem ich einen einfachen Prototypen fertig hatte, der meine eigenen Zertifikate in einen Pass konvertieren konnte, und dieser auf Twitter so viel Anklang gefunden hat, habe ich noch einige Stunden investiert und daraus eine Website gebaut.”

Und wie genau funktioniert deine Web-App?

“Nach dem Hochladen des Impfzertifikats werden die Daten ausgelesen und der QR-Code gescannt. Diese Informationen werden anschließend in das von Apple spezifizierte Dateiformat gebracht und mit einem privaten Schlüssel signiert, damit die Pässe fälschungssicher sind, und komprimiert. Nach dem Download überprüft das Betriebssystem die Signatur und legt den Pass im Wallet ab. Ich speichere auf der Website übrigens keine Daten. Das hochgeladene PDF wird sofort nach der Verarbeitung gelöscht.”

Warum schafft es die Politik nicht, was du in kurzer Zeit vollbracht hast? Prototyp zu Web-App?

“Ich glaube, jeder der schon einmal bei einem Großprojekt beteiligt war, weiß, wie viel ‘Overhead’ da zusammenkommt. Natürlich langsamere Prozesse und viel mehr Planung. Die Wallet-Sache wäre ja nur eine Kleinigkeit im gesamten Projekt. Und dann gibt es auch immer die Abstimmung mit der Rechtsabteilung und dem Datenschutz.”

Wegen Datenschutz gab es ein wenig Kritik aber auch viel Lob für dich. “Knackig” fiel als Adjektiv bezüglich deiner Datenschutzerklärung. Konntest du wirklich in dieser Kürze alles abdecken, was nötig ist?

“Mein Prinzip ist, je weniger Daten ich sammle, desto besser. In diesem Fall habe ich mir zum Ziel genommen, genau keine Daten zu speichern. Lediglich das PDF wird nach dem Hochladen kurz gespeichert – dann aber nach dem Verarbeiten sofort gelöscht. Nach der aktiven Browser-Session befinden sich keine Daten mehr am Server. “Knackig” fiel in dem Zusammenhang, weil die Datenschutzerklärung so kurz ist. Einerseits natürlich, weil ich quasi keine Daten sammle – auch kein Tracking oder Analytics. Andererseits, weil ich der Meinung bin, dass Datenschutzerklärungen so geschrieben sein müssen, dass sie jeder lesen und verstehen kann. Mir ist wichtig, dass jeder, der seine Daten hochlädt auch versteht, was damit passiert und wie sie verarbeitet werden. Denn eine Datenschutzerklärung, die niemand liest, trägt nichts zum Datenschutz bei, weil der Nutzer keinen informierten ‘Consent’ geben kann.”

Wie geht es nach der Impfpass-Lösung mit dir jetzt weiter? Woran arbeitest du aktuell und können wir mit anderen simplen Lösungen von dir rechnen?

“Ich habe gerade noch die Zertifikate für Genesene implementiert und online gestellt. Ansonsten glaube ich, dass das Projekt erstmals abgeschlossen ist. Die besten Projekte entstehen, wenn es Leute gibt, die sie wirklich brauchen. Ich glaube das große Echo zeigt, dass es dringend eine leichte und nativ-integrierte Lösung für dieses Problem gebraucht hat.”


So funktioniert die Integration des Impfnachweises am Smartphone

Über gesundheit.gv.at mit der Handy-Signatur oder Bürgerkarte einloggen. Danach auf die “Grüner Pass” klicken und das jeweilige Zertifikat – Impfung, Genesung oder Test – per Rechtsklick auswählen. Somit erhält man ein PDF-Dokument, das man abspeichern kann. Auf der linken Seite des PDFs sieht man einen QR-Code, der bei Reisen oder Veranstaltungsbesuchen Informationen liefert und als Nachweiserbringung gilt.

Wer allerdings wie Pimminger nicht auf seinem Smartphone nach der PDF-Datei suchen, oder nicht mit einem ausgedruckten Zettel herumlaufen möchte, kann mit seiner Lösung das Zertifikat in die Apple Wallet oder in Wallet-Apps unter Android laden, um es ständig dabei zu haben. Dazu muss man das heruntergeladene Zertifikat auf seiner Webseite hochladen und die Datenschutzerklärung akzeptieren. Danach ist der Impfpass im Wallet.

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(c) Stock.Adobe/gnublin - Es gibt verschiedene Arten von Unternehmenskonflikten.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der aktuellen Ausgabe unseres Jubiläum-Printmagazins – “Wegbereiter”. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Es war nur eine Bemerkung am Rande – doch sie schwillt an und gärt wie verfaulendes Obst. Und sie wird bleiben, wird weitere Verletzungen aufnehmen und wachsen; sich steigern, bis sie zum Problem und dann klar benennbar für alle zu einem fassbaren Begriff wird. Erst dann wird man es Konflikt nennen, obwohl der Beginn schon viel früher vollzogen war. Mit dieser einen Bemerkung am Rande.

Laut Definition im Duden ist ein Konflikt „das Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen, Interessen oder eine ähnlich entstandene schwierige Situation, die zum Zerwürfnis führen kann“. Dies ist auch die allgemeine Auffassung im kollektiven Bewusstsein von Gesellschaften. Dabei wird aber oft übersehen, dass ein Konflikt je nach Bereich weitaus mehr Ebenen hat.

Für Jürgen Dostal, Konfliktexperte und Gründer von Proconsens.at, sind es im unternehmerischen Umfeld andere Dynamiken als im Privaten, die vor allem das Arbeitsklima massiv beeinflussen können. Personen fühlen sich seinen Erkenntnissen nach in ihren Werten oder im Handeln eingeschränkt oder gar gemobbt, während anderen oftmals gar nicht bewusst sei, dass es eine Art von negativer Interaktion gegeben hat. Da kann es zu interpersonellen oder gar IntergruppenKonflikten (Abteilungen, Teams) kommen, mit der möglichen Folge, sich gegeneinander auszuspielen – ohne die wahren Gründe für die Unstimmigkeiten zu thematisieren.

Die Konfliktarten

Passend dazu hat das HR-Startup Personio eine Unterteilung des Begriffs in verschiedene Punkte vorgenommen. Konflikte können in Unternehmen zwischen Mitarbeiter:innen gleicher Ebene (Kolleg:innen) entstehen, zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden oder zwischen ganzen Teams bzw. Abteilungen. Das Konfliktmanagement unterscheidet daher zwischen einer ganzen Reihe von Konfliktarten.

Bei Sachkonflikten handelt es sich um unterschiedliche Auffassungen in Sachfragen, etwa um die beste Methode, eine Aufgabe zu erledigen, oder welches Feature als Nächstes in ein Produkt eingebaut werden soll.

Beziehungskonflikte nennt man den Zustand, wenn das zwischenmenschliche Verhältnis gestört ist. Sie fußen meist auf negativen Erlebnissen oder Vorurteilen und sind oft nur Ausdruck anderer, unterbewusster Konflikte. Missverständnisse in der Kommunikation sind eine weitere Konfliktart, in der beteiligte Parteien schlicht falsche Schlüsse aus dem Gesagten ziehen.

Ressourcenkonflikte nennt man es, wenn Mitarbeiter:innen die Verteilung der Unternehmensressourcen persönlich als ungerecht empfinden.

Bei Zielkonflikten wiederum prallen verschiedene Abteilungen aufeinander – etwa wenn eine mit Kürzungen zu hadern hat, die andere jedoch auf die Arbeit ihrer Kolleg:innen angewiesen ist, um Firmenziele zu erreichen (z. B. Development vs. Vertrieb).

Wertekonflikte sind indes geprägt von persönlichen Moralvorstellungen, die zu Zwistigkeiten führen können, wenn Führungskräfte oder die Belegschaft entgegen persönlicher Einstellungen handeln.

Die Studie „Konfliktkultur in Österreichs Unternehmen“, die Jürgen Dostal und sein Team mit 300 Teilnehmer:innen (66 Prozent Führungskräfte) ausgearbeitet haben, zeigt eines der Grundprobleme in unternehmensspezifischen Konfliktfällen: Leader subsumieren im Wesentlichen unterschiedliche Interessenslagen (77 Prozent) bzw. Interaktionen, bei denen sich mindestens zwei Akteur:innen beeinträchtigt sehen, als Konflikt. Nur 48 Prozent der Befragten folgen der Auffassung, dass ein Konflikt auch dann vorliegt, wenn sich von mehreren Personen lediglich eine beeinträchtigt sieht. Damit würden rund die Hälfte der Manager:innen spezielle Vorfälle wie Mobbing oder das „Getroffensein von Bemerkungen“ nicht als Konflikt ansehen – mit möglichen weitreichenden Folgen.

Was innen passiert, bleibt innen

Hier geht es, in anderen Worten, um Beispiele, in denen sich Personen durch vereinzelte Aussagen von Kolleg:innen oder Führungskräften irritiert fühlen und ihre Irritation nicht artikulieren; oder, falls doch, die Situation nicht als „Konflikt aus dem Inneren“ wahrgenommen wird. Ungelöste und unterbewusste (unerkannte) Konflikte beeinträchtigen das Arbeitsklima, weiß Dostal. Sie senken die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und auch die Produktivität, erhöhen die Fluktuation im Team, erzeugen Stress und gefährden die Gesundheit (Anstieg der Krankenstände); was schlussendlich zu einer schlechteren Qualität im Unternehmen führt und stark dem Firmenimage schadet.

Konflikte
(c) Proconsens.at – Jürgen Dostal von Proconsens.at

„Dort, wo Konflikte bestehen, ziehen sich Menschen zurück“, sagt er, „mit negativen Auswirkungen. Spannend ist ja, dass über 60 Prozent unserer Befragten sagen, dass sie nicht mit entsprechenden Skills ausgestattet sind, um Konflikte zu lösen.“ Dabei wären es laut dem Mediator ganz einfache Kommunikationsfähigkeiten, die es braucht, um Probleme anzugehen. „Es ist nicht kompliziert“, führt Dostal weiter aus. „Man muss sich Zeit nehmen und kommunizieren. Es geht nicht darum, den Konflikt ‚wegzureden‘, sondern um ein aktives Zuhören und ein Verstehen, worum es den beteiligten Personen geht. Das Problem hier ist, dass jahrzehntelang Führungskräfte bestellt wurden, nicht um zu führen; sie wurden aus einer traditionellen Rolle des Expertentums heraus rekrutiert, aber ohne in Führungsskills zu investieren. Viele Gründe für Konflikte liegen jedoch spezifischer vergraben und brauchen Skills, um erkannt zu werden.”

Für Diana-Maria White, Rechtsanwältin, Verteidigerin in Zivil- und Strafsachen und Wirtschaftsmediatorin, sind Konflikte im Job-Kontext etwas „strukturell Normales, wie sie bereits im Oktober 2023 im brutkasten-Talk erklärte. Man gehe mit fremden Menschen eine Bindung ein, die man privat gar nicht kenne. „Die Eskalation des Konflikts kommt dann durch subjektive Befindlichkeiten“, sagte sie damals. „Er geht manchmal aus Nichtigkeiten los und schaukelt sich auf. Wenn der Konflikt verfestigt ist, bekomme ich ihn teilweise nicht mehr gelöst.“

Eskalationsstufen beim Konflikt

Der Konfliktforscher Friedrich Glasl beschreibt in diesem Sinne die Eskalation eines Konflikts in neun Stufen, die sich in drei Hauptphasen gliedern. Die erste Phase ist geprägt von gelegentlichen Spannungen bis hin zu heißen Debatten, in denen sich Streitende gegenseitig unter Druck setzen. Hier können dem Forscher zufolge Konflikte noch konstruktiv gelöst werden.

Die zweite Phase öffnet das Persönliche – das Ziel ist nun, den Konflikt zu gewinnen; dabei werden Werkzeuge wie Drohungen, Sanktionen und Machtspiele eingesetzt. In so einem Fall wird eine Partei als „Verlierer“ aus dem Konflikt scheiden, was zu einem zerrütteten Arbeitsklima und gestörtem Arbeitsverhältnis führt – mit Auswirkungen auf die Produktivität.

In der dritten und heftigsten Phase wollen alle Beteiligten einander nur noch schaden – und sie riskieren damit sogar den eigenen Untergang und den des ganzen Unternehmens. In Zahlen können laut Dostal 72 bis 75 Prozent aller Konflikte gelöst werden.

„Eine Führungskraft kann allerdings nur bis zur Eskalationsstufe 4 helfen, darüber braucht es Mediatoren“, sagt er. „Bei Stufe 7 bis 9 braucht es Expertenteams, da geht es nur mehr ums Vernichten des anderen.“

Für Dostal ist eine Unternehmensmediation unparteiisch und ermöglicht die Entwicklung eines Spektrums von Lösungsmöglichkeiten und Perspektiven mit den größtmöglichen Überschneidungen zwischen Streitenden.

„Wir sprechen unterschiedliche Sprachen, geben Worten unterschiedliche Bedeutungen mit, je nach Erfahrung, Werten, Alter, Hintergrund“, erklärt Dostal. „Am Arbeitsplatz, mit all dem Konkurrenzdenken, kann Emotion eine ganz riesige Rolle spielen. Mediatoren übersetzen, paraphrasieren und stellen die Umstände für die Parteien klarer dar. Es geht darum, ein besseres gegenseitiges Verständnis zu erzeugen.“

Ein ungelöster Konfliktfall

Der Konfliktexperte erinnert sich an einen Fall, der nicht gelöst werden konnte, um präziser zu erläutern, was Unternehmer:innen heute fehlt. Die Causa damals befasste sich mit der Auflösung eines Dienstverhältnisses eines jungen Mitarbeiters, der mehr als 50 Prozent Fehlzeiten zu Buche stehen hatte. Das Spannende an dem jungen Mann war sein Selbstbild, das jedoch nicht mit der Außenwahrnehmung übereinstimmte.

„Die Person hat gedacht, sie könne Dinge viel besser als die anderen, müsse nichts Neues lernen und sei zum Führen bestimmt“, erinnert sich Dostal. „Sie konnte aber nicht nachweisen, dass sie diese Dinge tatsächlich beherrscht.“

Der Mediator sieht in dem jungen Mann von einst ein typisches „Goldlöffelkind“, dem man ständig unreflektiert positives Feedback gegeben hatte – und damit die „Self Perception“ fütterte, fehlerfrei zu sein.

„Niemand agiert fehlerfrei“, betont Dostal. „Doch der junge Mann konnte Kritik nicht annehmen. Es war spannend zu beobachten, denn die Wahrnehmung des jungen Mitarbeiters ist seine persönliche Realität; und das müssen Arbeitgeber realisieren und lernen, mit Menschen umzugehen.

Konkret geht es öfter auch darum, gewisse Dinge aus der Vergangenheit einer Person zu kompensieren. Dazu muss man eine neue Art des Führens lernen. Als ‚Arschloch-Chef’ – Sternekoch Tim Raue hat den Begriff geprägt – hat man heute keinen Erfolg mehr. Es braucht keinen mehr, der brüllt, sondern einen, der konstruktives Feedback liefern kann; auch bei Menschen, die Schwierigkeiten haben, mit Kritik umzugehen.“

„Konflikte benötigen Reife“

Alles andere könne zu einer veritablen Persönlichkeitskrise führen, in der sich vor allem junge Personen verletzt zurückziehen. „Um Konflikte zu lösen, benötigt es Reife“, so Dostal. Eine Reife, über die Lisa Smith vom Lieferketten-Startup Prewave verfügt, ruft man sich ihre Worte aus dem November 2023 in Erinnerung: Ein Jahr zuvor war sie mit ihrem Scaleup in ein größeres Office gezogen und musste mit ihrem FlexDesk-System über 100 Leute unter einen Hut bringen.

„Da sind ein paar Sachen aufgekommen und wir haben versucht, aufeinander zuzugehen“, erzählte sie damals über den Firmenumzug. Für die Gründerin war es in diesen Konfliktsituationen wichtig, das Gespräch zu suchen und als ersten Schritt herauszufinden, was überhaupt passiert ist, so ihr Zugang: „In größeren Firmen wird das aber immer schwieriger. Wichtig ist, das Gegenüber zu verstehen, damit man konstruktiv zusammenarbeiten kann; um den gemeinsamen Blick auf den Weg in die Zukunft zu richten und den Konflikt zu begraben.“

Prewave hat in der Vergangenheit bei Streitfällen konkret die HR-Abteilung involviert und die Parteien zu direkten Gesprächen geladen. „So direkt wie möglich und nicht über die Team-Leads“, betonte Smith. „Wir überlegen uns immer, was eine rasche, pragmatische Lösung sein kann.“

Kämpfe und Warnzeichen

Weniger pragmatisch war ein anderes Beispiel aus Dostals Erlebnisrepertoire: Ein Unternehmen hatte es für eine gute Idee gehalten, konkurrierende Ziele zwischen den Abteilungen auszurufen, und hat die einzelnen Abteilungen gegeneinander ausgespielt. „Man wollte sehen, ob sie in der Lage sind, mehr Energie aufzubringen“, erinnert sich der Mediator. „Sie haben sich jedoch hart bekämpft; letztendlich gab es nur Stillstand.“

Deswegen sei es gemäß eines modernen Leaderships nicht nur essenziell, sich Konfliktlösungsskills, wie oben beschrieben, anzueignen, sondern auch auf Warnzeichen zu achten – wie es Personio in seiner Ausführung vorschlägt.

Warnzeichen sind: Mitarbeiter:innen reden nicht mehr miteinander. Sie äußern sich negativ und herablassend übereinander. Mitarbeitende zeigen in ihrer Mimik und ihrer Körpersprache Ablehnung. Sie missachten bewusst Entscheidungen oder Arbeitsanweisungen – und reagieren aggressiv; beim kleinsten Anlass gibt es Streit.

„Wenn Konflikte am Arbeitsplatz frühzeitig erkannt und konstruktiv behandelt werden, wirken sie sich durchaus positiv auf ein Unternehmen aus“, rät Personio. „Konflikte zeigen, wo Veränderungsbedarf besteht, und erhöhen den Druck auf die Beteiligten, zu handeln. Sie zwingen, sich im Konfliktmanagement mit möglichen Lösungen auseinanderzusetzen. Dabei werden oft neue, kreative Ansätze gefunden.“

Positiv sei, so Dostal, dass sich Führungskräfte und Mitarbeitende im DACH-Raum entsprechende Skills zur Konfliktlösung wünschen. „Es gibt eine hohe Bereitschaft, besser mit Konflikten umzugehen“, sagt er. „Wenn die Effektivität im Umgang mit Konflikten nicht besteht, führt dies zu schwerwiegenden Problemen, die in Unternehmen für weitaus höhere Kosten sorgen können, als wenn man Grundlagen schafft und Führungskräfte mit Konfliktlösungsskills ausstattet – und zwar mit jenen, die auch mit unterschiedlichen Werten, Emotionen und Hintergründen umgehen können.“


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