10.09.2021

Exit: Chip-Gigant Qualcomm kauft Salzburger AR-Spezialist Wikitude

Wikitude arbeitet bereits seit 2019 mit Qualcomm zusammen. Zu den Plänen nach der Übernahme wollen sich aber beide noch nicht äußern.
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Wikitude: Exit an Qualcomm
(c) Wikitude: Martin Herdina (CEO) und Philipp Nagele (CTO)

Wie aus Firmenbuchdaten hervorgeht, hat das 2009 gegründete Salzburger Augmented Reality (AR)-Unternehmen Wikitude den Besitzer gewechselt. Waren bis vor Kurzem neben den Gründern rund um CEO Martin Herdina mehrere Business Angels und Investoren an Bord – etwa Hermann Futter, die i5invest-Eigentümerin Cielo Privatstiftung, der niederösterreichische Landes-VC Tecnet oder Niki Futter – gibt es nun einen 100-Prozent-Eigentümer: QGT International.

Noch keine näheren Angaben zum Deal

Dabei handelt es sich um den kalifornischen Chip-Giganten Qualcomm, der mit 41.000 Mitarbeitern und zuletzt 23,5 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz zu den größten Herstellern der Welt zählt. Wikitude war mit rund 30 Mitarbeitern bislang nach eigenen Angaben der größte unabhängige AR-Software-Plattform-Anbieter der Welt. CEO Herdina war für den brutkasten zwar erreichbar, hält sich aber gänzlich bedeckt: “Ich kann die Übernahme zwar bestätigen, darf aber derzeit noch nichts weiteres dazu sagen”. Auch von Qualcomm gibt es noch kein offizielles Statement.

Entsprechend kann über den Deal und die damit verbundenen Pläne nur spekuliert werden. Fest steht, dass Qualcomm den Extended Reality-Bereich seit Jahren stark forciert und mit seinen Snapdragon-Prozessoren Hardware-Zulieferer für viele der bekanntestes VR- und AR-Produkte ist. So kommt der Chip etwa im Oculus Quest VR-Headset von Facebook ebenso wie in den ThinkReality AR-Smart Glasses von Lenovo zum Einsatz (bei letzteren wird auch die Wikitude-Software genutzt). Auch in den nun vorgestellten “Ray-Ban Stories”-Smart Glasses von Facebook (die jedoch weder über VR noch AR verfügen), ist ein Qualcomm-Chip verbaut.

Zusammenarbeit zwischen Wikitude und Qualcomm seit 2019

Bereits 2019 hatten Wikitude und Qualcomm eine Partnerschaft verkündet. Dabei ging es um die Optimierung der Software des Salzburger Unternehmens auf den Snapdragon-Prozessor. Von der Kooperation versprachen sich die Partner damals in einer Aussendung den “Sprung zur nächsten Generation von immersivem AR-Computing”.

Unter anderem war damals auch von besonders leichten AR-Brillen die Rede, bei denen die Rechenleistung auf ein Smartphone ausgelagert ist. So kommentierte Herdina in der Aussendung: “Sie sind leicht, erschwinglicher und können auch ohne W-LAN verwendet werden, da der rechenintensive Teil von XR-optimierten Smartphones übernommen wird. Wenn man die leistungsstarke Augmented-Reality-Software von Wikitude hinzufügt, können immersive Erlebnisse auf die nächste Stufe gebracht werden”.

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Österreich-Pavillon auf der Expo 2025 (c) Expo Austria/BMW Designers & Architects

Die Expo 2025 in Osaka (Japan) bietet zahlreichen österreichischen Unternehmen, Startups, Universitäten und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit, ihre Innovationen vorzustellen. Mit dem Konzept „People’s Living Lab“ positioniert sich die Expo als ein “Experimentierfeld und Labor für die Gesellschaft der Zukunft”.

Über 28 Millionen Besucher:innen, mehr als 160 teilnehmende Länder und 25 internationale Organisationen werden erwartet. Laut Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) bietet die Veranstaltung eine “einzigartige Plattform”, um Innovationen voranzutreiben, den internationalen Austausch zu fördern und gemeinsam Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln.

Innovation Lab Austria: “Austria Composing the Future”

Die Teilnahme an der Expo sei für Österreich als Wirtschaftsstandort von großer Bedeutung. Beim Innovation Lab Austria – im österreichischen Pavillon – werden unter dem Motto „Austria Composing the Future“ heimische Unternehmen präsentiert, die die Vielfalt und Leistungsfähigkeit des Landes repräsentieren sollen. Die Veranstaltung würde die Möglichkeit bieten, das Land als zukunftsorientierten, innovativen Wirtschafts-, Investitions- und Forschungsstandort zu positionieren, so das Bundesministerium.

Der Budgetrahmen für die Teilnahme liegt bei 19,3 Millionen Euro. 75 Prozent der Kosten werden vom BMAW getragen, während die restlichen 25 Prozent durch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) finanziert werden.

Auswahl der teilnehmenden Startups

Eine vollständige Auflistung der teilnehmenden Unternehmen ist hier zu finden: Expo Austria. Hier eine Auswahl der in Osaka vertretenen heimischen Startups:

KI & Technologie:

  • Blockpit: Dokumentation und Auswertung von Kryptowährungen für Privatpersonen, Unternehmen und Behörden
  • Oscar Stories: Entwicklung kinderfreundlicher und bias-reduzierter KI-Anwendungen
  • Newsadoo: KI für News-Automatisierung, Daten-Extraktion und Content-Personalisierung
  • parity qc: Architektur zum Bau von Quantencomputern

Life Science & Biowissenschaften:

  • My Bioma: Gesundheitsplattform zur Analyse des Darmmikrobioms mittels Stuhlproben
  • Fermify: KI-gesteuerte Fermentationsplattform zur Herstellung von Kasein (Schlüsselprotein für Käse)

Green Tech:

  • backbone.one: Verknüpfung von dezentralen Energiequellen wie Solaranlagen, Batterien und Elektrofahrzeuge auf einer Plattform
  • Blue Planet Ecosystems: Entwicklung von vertikal integrierten, solarbetriebenen Aquakultursystemen für eine nachhaltige Fischproduktion
  • FreyZein: Textillösungen, die auf bio-intelligenten und bio-inspirierten Prinzipien basieren
  • HydroSolid: Entwicklung von innovativen Wasserstoff-Speichertechnologien
  • Lignovations: Umwandlung der Abfälle aus der Landwirtschaft und der Holzverarbeitung in hochwertige Inhaltsstoffe
  • plasticpreneur: Kunststoff-Recyclinglösungen aus Maschinen, Spritzgusswerkzeugen und Wissenstransfer-Tools
  • Swimsol: Bereitstellung von großen Solarkapazitäten in Regionen, in denen wenig Landmasse vorhanden ist

Nachhaltiges Bauen:

  • greenpass: Grüne Pass für klimasichere Immobilien und Freiräume
  • Spiral Europe: Drohnensysteme für Baustellen und Tunnelinspektionen

Halbleiter & Smart Factory:

  • Holloid: KI-gestützte Analytik für Schlüsselbereiche wie synthetische Biologie, alternative Proteine und grüne Chemie

Mobility & Automotive:

Tourismus:

  • LiveVoice: Cloud-Technologie, die Smartphones und Computer in eine flexible Audiolösung verwandelt

Kreativwirtschaft:

  • Music Traveler: Globale Plattform, die es Künstler:innen und Kreativen ermöglicht, Proberäume, Studios und Veranstaltungsorte zu vermieten oder zu buchen

Gesundheit:

  • NovoArc: Skalierbare Technologien für einzigartige Lipide in biopharmazeutischen Formulierungen
  • smaXtec: Gesundheitsmanagementsystem für den Milchviehbetrieb

Österreich als Innovationsstandort

„Österreich ist ein Land der Ideen und ein Innovationsstandort, der Fortschritt aktiv gestaltet, sowohl in Europa als auch in der Welt. Belege dafür sind Österreichs 6. Platz im EU-Innovations-Ranking (…) und die Forschungsquote von 3,34 Prozent”, eint Wirtschaftsminister Martin Kocher. Das “Innovation Lab” im Österreich-Pavillon auf der EXPO 2025 Osaka biete eine perfekte Bühne.

Mit den vorgestellten Projekten möchte Österreich seine Position als international wettbewerbsfähiger Innovationsstandort hervorheben und ein „Zeichen für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Zukunft“ setzen.

Japan ist zweitwichtigster Wirtschaftspartner in Asien

Die Expo bietet nicht nur eine Bühne, um Österreich als starken Wirtschaftsstandort zu positionieren, sondern auch großes Potenzial für neue Partnerschaften mit Japan. Mit einem Publikum, das voraussichtlich zu 88 Prozent aus japanischen Besucher:innen besteht, eröffnet die Veranstaltung große Chancen für den internationalen Austausch.

Japan, der zweitwichtigster Wirtschaftspartner Österreichs in Asien, trägt für Österreich daher eine große Relevanz. Das Land entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten zu einem bedeutenden Handelspartner und ist ein Innovationstreiber in der Technologiebranche.

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