30.06.2017

mySugr-Exit an Roche – “Europaweit größte Digital Health-Akquisition”

Roche Ventures ist bereits seit längerem Investor bei mySugr. Nun hat der Mutter-Konzern Roche das Wiener Startup übernommen. mySugr bleibt innerhalb des Konzerns ein eigenständiges Unternehmen.
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(c) mysugr: Die vier Founder (vlnr.) Frank Westermann, Gerald Stangl, Fredrik Debong und Michael Forisch

Weltweit nutzen über eine Million Diabetiker die App von mySugr. Diese begleitet den Diabetes-Therapie-Alltag automatisiert und individuell abgestimmt und erleichtert damit den Umgang mit der Krankheit. Das Motto des Startups: “Make diabetes suck less!”. 2012 in Wien gegründet, betreibt mySugr bereits seit einiger Zeit ein weiteres Büro in Kalifornien. Die App ist sowohl EU-weit, als auch in den USA als Medizin-Produkt zertifiziert. Die Founder Frank Westermann, Fredrik Debong, Gerald Stangl und Michael Forisch hatten von Beginn an darauf Wert gelegt, dass die App eben nicht nur ein “Lifestyle-Gadget” ist. Stattdessen soll sie medizinischen Mehrwert, etwa in Form eines Insulinrechners oder mittels Diabetesberatung in Echtzeit  liefern. Gesundheitsprävention heißt das Stichwort. Bei den Diabetikern können dadurch die Folgeerkrankungen stark reduziert werden – je mehr die App genutzt wird, desto besser sind die Ergebnisse. Das spiegelt sich auch in zahlreichen Partnerschaften mit medizinischen Unternehmen und Institutionen wieder.

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Disruptives Geschäftsmodell

Ein Ziel, das die meisten Startups herbeisehnen, hat mySugr erfüllt. Nach vielen Höhen und Tiefen wurde ein funktionierendes, disruptives Geschäftsmodell gefunden, das als Rolemodel im Gesundheitswesen gesehen werden kann. Das dürfte auch Roche überzeugt haben. Es ist gelungen, mit besseren Services und weniger Kosten einen Großteil der Diabetes-Therapie zu automatisieren und die Folgeerkrankungen durch Prävention zu verhindern oder abzumildern.

mySugr monetisiert aktuell auf dem b2c-Markt die App durch ein Monatsabo. Die dazugehörige Free-Version dient zum Aufbau der User-Basis. Auf dem b2b-Markt können die Großunternehmen ihren Mitarbeitern das mySugr-Produkt zur Verfügung stellen. Die Pharmafirmen verwenden die Apps für die Schulung und Aufklärung der Patienten oder als Werbeplattform. Das Produkt ist spannend auch für Versicherungen. Es hat sich gezeigt, dass die Verwendung der App zu weniger Hospitalisierungen und somit zu weniger Kosten führt.

Hansi Hansmann bislang größter Anteilseigner

Das Wiener Startup konnte im Laufe der Zeit eine Reihe von Investoren für sich gewinnen. Hansi Hansmann etwa stieg schon zu einem frühen Zeitpunkt mit über einer halben Million Euro ein. Er war mit 15,7 Prozent bis zum nun erfolgten Exit der größte Anteilseigner. Nach eigenen Angaben verwaltete Hansmann dabei auch Kapital anderer Geldgeber treuhänderisch. So war etwa ein spanischer Bankier mit 200.000 Euro beteiligt. Neben einigen kleineren Investoren war auch die Berliner XL Health seit 2014 mit 5 Prozent an Bord.

Redaktionstipps

Roche bereits bei 4,2-Millionen Euro-Zweitrunde dabei

2015 folgte dann eine medial vielbeachtete Zweitrunde: Insgesamt 4,2 Millionen Euro kamen vom chinesisch-amerikanischen VC ISeed Ventures (12,34 Prozent), abermals von XL Health und vom VC Roche Ventures (12,34 Prozent), des 1896 in Basel gegründeten Pharma-Konzerns Roche. Nun folgte die komplette Übernahme durch Letzteren. Die Konzern-Tochter Roche Diabetes Care ist bereits seit 2003 weltweit Marktführer im Bereich Diabetes-Therapie und hatte seit dem Investment eine intensive Kooperation mit mySugr. Alle Anteilseigner, darunter die vier Founder, die zusammen zuletzt rund 45 Prozent des Unternehmens besaßen, wurden ausbezahlt.

“Möglicherweise gibt es sogar weltweit keine größere Akquisition in dem Bereich.”

“Größter Digital Health Deal zumindest in Europa”

Der Kaufpreis wurde zwar nicht bekanntgegeben, doch Hansi Hansmann, der in die Verhandlungen stark involviert war, spricht gegenüber dem Brutkasten vom “größten Digital Health Deal im engeren Sinne zumindest in Europa”. Möglicherweise gebe es sogar weltweit keine größere Akquisition in dem Bereich, verrät Hansmann. Roche sei als harter Verhandler aufgetreten, am Ende wäre jedoch ein sehr guter Verkaufspreis ausverhandelt worden. Es sei damit auch für ihn und jene, deren Anteile er verwaltete, ein “super Exit”.

Roche: In vergangenen Jahren mehrere Mega-Akquisitionen

Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass es sich für Roche um eine unternehmensgeschichtlich verhältnismäßig kleine Übernahme handelt. 2014 hatte der Konzern etwa die kalifornische Firma InterMune für 8,3 Milliarden US-Dollar übernommen. Mit dem Aufkauf von 40 Prozent der Aktien der Firma Genetech für 46,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 (60 Prozent hatte Roche bereits besessen) war Roche überhaupt für den laut Bloomberg bislang größten Biotech-Deal aller Zeiten verantwortlich. Mit fast 50 Milliarden Euro Jahresumsatz (2016) und knapp unter 100.000 Mitarbeitern weltweit zählt Roche zu den größten Pharmakonzernen der Welt.

mySugr hat zentrale Rolle in Roches Digital-Strategie

Hatte Roche Ventures 2015 noch angegeben, mit dem mySugr-Investment “erste Schritte in den Digital Health-Bereich” zu machen, bestehen nun nach der Übernahme große Pläne: Das Wiener Unternehmen soll ins Zentrum der Digital-Strategie des Konzerns rücken. Dabei wird mySugr als eigenständige Firma erhalten bleiben. Man bleibe als Plattform auch weiterhin offen für alle medizinischen Geräte und Fitness-Tracker, die den Alltag mit Diabetes erleichtern, heißt es vom mySugr-Team. Man wolle die gewonnene Stabilität nun nutzen, um sich noch stärker auf das Produkt zu fokussieren. Zudem wolle man weiter in Richtung neuer Technologien wie kontinuierliche Blutzuckermessung (CGM), Big Data und künstliche Intelligenz forschen.

+++ Built to exit: Lässt sich ein schneller Startup-Exit planen? +++

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Alexander Schmitz | (c) XELA

Japan gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter in der Robotik und Automatisierung, ein Land, in dem Roboter nicht nur in der Industrie, sondern zunehmend auch im Alltag eine zentrale Rolle spielen. Inmitten dieser technologischen Hochburg hat sich der österreichische Gründer Alexander Schmitz mit seinem Unternehmen XELA Robotics erfolgreich etabliert. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt entwickelt und erforscht der Österreicher taktile Sensoren für menschlich-kollaborative Roboter. Vor der Unternehmensgründung im August 2018 war Schmitz auch als Associate Professor an der Waseda University in Japan tätig, bevor er sich vollständig auf sein Unternehmen konzentrierte.

Technologie ermöglicht menschenähnlichen Tastsinn

XELA Robotics setzt auf eine KI-Technologie, die taktile Sensoren integriert und damit neue Möglichkeiten für personalisierte Servicerobotik, Montage, Verpackung und Landwirtschaft schafft. Die Sensor- und Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen von XELA unterstützen Unternehmen weltweit bei der Digitalisierung und Automatisierung.

XELA Robotics hat uSkin entwickelt, einen Drei-Achsen-Tastsensor, der in einem weichen, langlebigen Gehäuse untergebracht ist und sich nahtlos in neue und bestehende Roboter integrieren lässt. uSkin verleiht Robotern einen menschenähnlichen Tastsinn und verbessert ihre Fähigkeit, Objekte präzise zu manipulieren. Jeder Sensorstreifen enthält mehrere Sensoren, und jeder Sensor misst 3-Achsen-Kräfte , die an spezifische Anwendungen angepasst werden können. Zu den Kunden von XELA zählen internationale Konzerne wie Honda, Hitachi oder Samsung.

Millionen-Investment und Expansion nach Europa

Wie XELA nun bekanntgab, konnte man für das weitere Wachstum ein Millionen-Investment an Land ziehen. Investor ist die Investoren-Gruppe FSR mit Sitz in Tokio.

„Die Partnerschaft mit unserem neuen Investor wird unsere Fähigkeit beschleunigen, sowohl unsere Sensortechnologie als auch unsere KI- Software zu skalieren. Dadurch können wir komplette Lösungen anbieten und die Produktion ausweiten, um der wachsenden globalen Nachfrage gerecht zu werden”, so Schmitz.

In Europa bedient XELA ebenfalls namhafte Kunden. Zudem hat XELA die Möglichkeit genutzt, sich über das Global Incubator Network (GIN) strategisch in Europa zu positionieren. “Durch das erstklassige Programm des Global Incubator Networks konnten wir unsere Marktchancen in Europa evaluieren, einen klaren Go-to-Europe-Plan mit Österreich als Basis entwickeln und einen erfahrenen Mentor gewinnen. Dieser Mentor hat uns nicht nur in der Umsetzung unserer Europastrategie begleitet, sondern auch wesentlich zur Finanzierungssicherung in Japan beigetragen“, sagt Schmitz.


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