13.07.2022

Exit: Wiener Mental Health-Startup Stresscoach geht an US-Firma

Manchmal habe Gründer einfach das Gefühl, etwas Neues beginnen zu müssen. So ähnlich erging es den Stresscoach-Foundern, die ihre App an einen US-Interessenten verkauft haben.
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(c) Stresscoach - Manuel kraus und Philipp Omenitsch, die Gründer von Stresscoach.

Die Stresscoach-Gründer Philipp Omenitsch und Manuel Kraus haben sich vor über einem dreiviertel Jahr überlegt, wie der nächste Schritt ihres Mental Health-Startups aussehen kann. In ihnen und auch von Investorenseite wuchs folglich die Frage, wie es denn mit einem Verkauf des Unternehmens aussehe.

Am Ende eines Prozesses mit “relativ langen Zyklen”, ersten Gesprächen zu Weihnachten 2021 und konkreteren im Frühling dieses Jahres steht nun fest: Stresscoach wird an die US-amerikanische Firma ”KGA, Inc.” mit Sitz in Boston verkauft – einem Anbieter von externen Beratungsleistungen für Mitarbeiter:innen. Einem anderen Interessenten wurde eine Absage erteilt.

Stresscoach stark in Deutschland

Über die genaue Summe wurde auf Wunsch des Käufers Stillschweigen vereinbart, Omenitsch spricht aber von “einer kleinen Exit-Summe”, die geflossen ist.

“Der Fit hat einfach gepasst”, ergänzt sein Co-Founder Kraus. “Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und hatten das Gefühl, dass sie (Anm.: KGA) mit Stresscoach in die richtige Richtung gehen, die sich für uns gut anfühlt. Außerdem war es das bessere Angebot.”

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(c) Stresscoach/FB – In Deutschland können sich User:innen von Stresscoach Kosten zurückerstatten lassen.

Davor hatte das Wiener Startup, damals noch als Pocketcoach, internationale Bekanntheit erlangt. Als psychologischer Chatbot ist das Unternehmen stark in Deutschland vertreten, wo es ein zertifiziertes Stressbewältigungsprogramm anbietet. Die Kosten für die App können sich Nutzer:innen dadurch von gesetzlichen Krankenkassen in ganz Deutschland rückerstatten lassen. Auch zwei klinische Studien laufen aktuell noch, um die Effektivität der App beim Umgang mit Ängsten zu bestätigen.

Ein bisschen anders…

Die Entscheidung Stresscoach zu verkaufen fiel endgültig, als sich für die beiden Gründer etwas an ihrem Startup veränderte.

“Man setzt sich immer wieder zusammen und evaluiert”, erinnert sich Kraus. “Wie funktioniert zum Beispiel die beschlossene Strategie. Ein paar Monate davor bekamen wir in Deutschland eine Zertifizierung und haben Kooperationen mit Krankenkassen abgeschlossen. Dieser Teil hat gut funktioniert, aber wir haben gemerkt, dass sich unser Plan b2c zu skalieren und direkt an den Konsumenten zu vermarkten, im Laufe der Jahre verändert hat.”

Er ergänzt: “Unser Business wurde zu b2b2c und alles lief über Krankenkassen und Plattformen, die dazwischen geschaltet waren. Wir haben gemerkt, dass, so wie sich unser Produkt entwickelt hat, es gut auf jene Plattformen passte, aber das war nicht das, wo wir ursprünglich hinwollten. Wir wollten ein Business aufbauen, das ein bisschen anders ist. Aber Dinge verändern sich und das ist gut so. Ein wichtiger Aspekt für uns war sicher der Wunsch, etwas Neues zu machen.”

Gründer bleibt im Health-Bereich

Gesagt, getan. Manuel Kraus konnte sich dem Gründertum nicht lange fernhalten und hat “Mindahead” mitgegründet, wo er daran arbeitet, Demenz frühzeitig zu erkennen und vorzubeugen.

“Als absehbar war, dass wir die App verkaufen, hat sich etwas aufgetan. Ich selbst bin ja im ‘digital health’-Bereich daheim und dort kenne ich mich aus. Da sehe ich einen direkten Impact, was für mich immer im Vordergrund gestanden ist”, so Kraus zu seiner neuen Leidenschaft.

Mindahead möchte Risikofaktoren minimieren und setzt auf Biomarker, die nach Tests anzeigen, wie sich User:innen kognitiv tun. Das Gründerteam sitzt verteilt in Italien, der Schweiz, Deutschland und Österreich, arbeitet “fully remote” und konnte bereits mit RoX Health, einer Tochterfirma von Roche, einen großen Investor ergattern.

Zukunft offen

Omenitsch hingegen sucht nach seiner zukünftigen Rolle, ist beim Startup Netzbeweis als Co-Founder involviert und befindet sich mit mehreren Startups in Gesprächen. Er ist zum Teil selbst als Angel Investor tätig und kann sich eine zukünftige CTO-Position vorstellen. “Aber die Hauptmessage ist, ich bin auf der Suche nach neuen Dingen”, sagt er.

Trotz neuer Pläne werden beide Gründer dem US-Käufer weiterhin als Berater zur Seite stehen.

“Unser Ziel als Anbieter von psychologischen Unterstützungsleistungen ist es, auch unsere digitalen Lösungen auszubauen”, sagt Seth Moeller, CEO von “KGA, Inc., “Die Stresscoach-Plattform passt dafür perfekt zu uns, denn sie bietet Hilfe ohne große Hürden. Wir waren schon länger auf der Suche in diesem Bereich und die hohe Qualität der Lösung – sowohl auf technischer als auch auf inhaltlicher Ebene – hat uns überzeugt.”

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(c) youbee

Die Varroamilbe ist einer der größten Feinde der Honigbienen. Diese winzigen Parasiten befallen sowohl ausgewachsene Bienen als auch die Brut. Sie saugen die Körpersäfte der Bienen aus und schwächen sie dadurch erheblich. Im schlimmsten Fall kann dies zum Zusammenbruch eines gesamten Bienenvolks führen. Besonders problematisch ist, dass die herkömmlichen Behandlungsmethoden oft chemische Mittel erfordern, die Rückstände im Honig hinterlassen. Mit einem völlig anderen Ansatz wollte das steirische Startup youbee punkten.

youbee entwickelte eine chemiefreie Lösung

Das Unternehmen ging 2019 mit einem chemiefreien System zur Bekämpfung der Varroamilbe bei Honigbienen an den Start. Dabei werden die Brutwaben mithilfe einer speziellen Heizschicht auf 42 Grad erwärmt. Diese Wärme schädigt oder tötet die Varroamilben ab einer Temperatur von 39 Grad ab, während die Bienen und ihre Brut Temperaturen bis zu 43 Grad problemlos vertragen.

Für die komplette Montage einer Heizfolie wird laut youbee außer einem Schraubendreher so gut wie kein Werkzeug benötigt. Der Montageaufwand für eine Mittelwand liegt unter einer Minute. Durch die mögliche Vollautomatisierung des youbee Systems soll zudem der Zeitaufwand für die Behandlung der Bienen auf ein Minimum reduziert werden (brutkasten berichtete über die Technologie).

Konkursantrag gestellt

Wie über KSV1870 und AKV am Donnerstag bekannt wurde, kann die youbee GmbH ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Landesgericht Graz wurde nun ein Konkursverfahren eröffnet. Zur Höhe der Passiva oder weiteren Hintergründen liegen vorerst keine Informationen vor. Für eine Stellungnahme gegenüber brutkasten war das Unternehmen bislang nicht erreichbar.

Erst im Jahr 2021 und 2022 wurden drei Patente und ein Gebrauchsmuster zuerkannt. Diese sollten die Grundlage für die internationale Expansion bilden. Als die Hauptabsatzmärkte nannte das Startup damals neben der EU auch den nordamerikanischen Markt. Bereits im Jahr 2020 wurde dafür “youbee“ als Marke in der EU, USA und Kanada registriert. Zudem folgte laut “youbee” im August eine Kooperationsvereinbarung mit einem der “größten Imker in den USA”. 


* Sofern eine Stellungnahme des Unternehmens erfolgt, wird diese hier ergänzt.

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