04.07.2023

Exit: Wiener Fintech ready2order wird Teil der Zucchetti Group

Das Wener Fintech ready2order schließt sich zu 100 Prozent dem italienischen IT-Marktführer Zucchetti an. Acht Jahre nach der Gründung will das Unternehmen mit einem langfristigen und finanzstarken Partner den Wachstums- und Expansionskurs fortsetzen.
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(c) reay2order - Markus Bernhart, CEO ready2order.

Das Wiener Fintech ready2order hat sich seit 2015 auf die Entwicklung modularer Point-of-Sale- und Payment-Anwendungen für kleine Unternehmen spezialisiert und zählt mittlerweile über 10.000 Firmen in Deutschland und Österreich zu seinen Kunden.

Ready2order bleibt eigenständig

2020 sammelte das Startup etwa fünf Millionen Euro Risikokapital von Speedinvest und Reimann Investors ein. Mittlerweile beschäftigt ready2order knapp 100 Mitarbeiter:innen im Headquarter in Wien sowie in ganz Europa. Nun kam die Übernahme durch die Zucchetti Group, einem italienischen IT-Unternehmen. Die genaue Summe wurde nicht genannt. Auf Basis der (anhand der Anteilsverteilung geschätzten) Firmenbewertung zum Zeitpunkt des Fünf-Millionen-Investments 2020, kann aber jedenfalls von einem achtstelligen Betrag – wahrscheinlich in mittlerer Höhe – ausgegangen werden.

Ready2order bleibt als eigenständiges Unternehmen bestehen. Die beiden Co-Founder Markus Bernhart und Christopher Fuchs werden wie bisher das Unternehmen führen, die Produkte und Lösungen konsequent weiterentwickeln und den Standort in Österreich nachhaltig ausbauen, heißt es laut Aussendung.

“Wir sind stolz darauf, ab sofort ein Teil der internationalen Zucchetti Group zu sein. Gemeinsam können wir unsere Vision weiterentwickeln und den Wachstumsplan für die nächsten Jahre optimal realisieren. Schließlich wollen wir auch in Zukunft mit unseren POS- und Payment-Lösungen für KMUs neue Märkte erschließen und viele weitere Unternehmer:innen dabei unterstützen, geschäftlich erfolgreich zu sein. Durch den Einstieg von Zucchetti haben wir einen international renommierten, finanzstarken und langfristigen Partner an Bord, um in den nächsten Wachstumsphasen den Standort Österreich weiter zu stärken, sowie europaweit zu expandieren”, erklärt CEO Markus Bernhart die strategische Bedeutung dieses Schritts.

Zuchetti möchte Portfolio erweitern

Mit mehr als 8.000 Mitarbeitenden, einem internationalen Vertriebsnetz von mehr als 2.000 Partner:innen und über 700.000 Kunden ist die Zucchetti Group eines der größten italienischen IT-Unternehmen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gruppe in Österreichs Startup-Szene zuschlägt. Im Jänner 2020 erwarb man das Tiroler TourismTech-Startup RateBoard, vermutlich für einen ebenfalls achtstelligen Betrag – der brutkasten berichtete.

Mit dem 100 Prozent-Erwerb von ready2order möchte die Gruppe ihr Portfolio nun um ein innovatives, cloudbasiertes Kassen- und Bezahlsystem für Unternehmer:innen aus dem KMU-Umfeld erweitern.

“Wir freuen uns, mit ready2order ein etabliertes Unternehmen sowie eine starke Marke für die Zucchetti Group gewinnen zu können. Ihre innovativen, cloudbasierten Kassen- und Zahlungslösungen stellen eine perfekte Ergänzung zu unserem aktuellen Portfolio dar. Das Experten-Team und ihr langjähriges Knowhow im deutschsprachigen Raum ermöglichen uns, langfristig in neue Marktsegmente vorzudringen“, betont Dirk Schwindling, Executive Vice President Zucchetti Worldwide Business Operations.

Ready2order-Founder: “Nicht auf der Suche nach klassischem Exit”

Und Bernhart ergänzt: “Als profitables Unternehmen waren wir auf der Suche nach einer langfristigen und nachhaltigen Partnerschaft und nicht nach einem kurzfristigen Investment oder einem klassischen Exit. In der Zucchetti Group haben wir jetzt den perfekten Partner für uns gefunden. In unseren Gesprächen haben uns vor allem ihre Werte, ihre Erfahrung und ihre Vision überzeugt. Gemeinsam sehen wir ein großes Potential für die zukünftige Weiterentwicklung und den Wachstumskurs von ready2order”, so das Resümee.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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  • Markus Bernhart (CEO von ready2order)
  • Christopher Fuchs (Co-Founder von ready2order)
  • Dirk Schwindling (Executive Vice President Zucchetti Worldwide Business Operations)

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  • Dirk Schwindling (Executive Vice President Zucchetti Worldwide Business Operations)

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