24.03.2022

Ewor: So sollen Gründer:innen zu Serial Entrepreneurs werden

Die Gründer von Ewor sehen in Sachen Unternehmertum ein Defizit im europäischen Bildungssystem. Mit ihrem Fellowship und ihrer Academy wollen sie dagegen vorgehen.
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Alex Grots, Daniel Dippold
© Alex Grots, Daniel Dippold

Daniel Dippold und Alexander Grots von von der bayerischen Founder-Schmiede Ewor sprechen im brutkasten-Talk über die Gründer:innenlandschaft in Europa und wie sie diese verändern wollen. Da sie mit Blick auf das Unternehmertum bereits im Bildungssystem einige Mängel erkennen, möchten sie Entrepreneur:innen mit dem Ewor-Fellowship und der Ewor-Academy aktiv fördern. Hier soll ein Ökosystem geschaffen werden, worin einzelne Persönlichkeiten mit ihren Ideen gut wachsen können. Profitieren sollen dabei sowohl die Teilnehmer:innen, als auch Ewor und die Unternehmen, die hier mitarbeiten können.

Bei Ewor liege der Fokus laut Grots in erster Linie auf dem Individuum. Hier sollen Gründer:innen zum Serial Entrepreneur entwickelt und ausgebildet werden. “Wir investieren nicht in Ideen, sondern in die Menschen”, meint Grots und betont dabei, dass es ihnen nicht zwangsweise um die smartesten Menschen gehe, sondern um jene Menschen mit Potential – manche würden das besser zeigen können, als andere. Ewor wolle also einen feeding ground bieten, wo man den Gründungsprozess gemeinsam erleben könne. Grundlage für dieses Ökosystem bieten die zwei entwickelten Plattformen: das Ewor-Fellowship und die Ewor-Academy.

Ewor-Fellowship für junge Entrepreneur:innen

Das Fellowship richtet sich an all jene, die noch nicht gegründet haben und noch keine eigene Idee mitbringen. Hier haben Industrie bzw. große Unternehmen die Möglichkeit, ihre Ideen und Themen mit einzubringen, erklärten die Ewor-Gründer. Eine Gruppe junger Entrepreneur:innen wird in dem Fellowship zusammen gebracht und anhand des ausgewählten Themas dazu ausgebildet, ein eigenes Venture zu gründen. Aktuell bietet das Fellowship 30 Plätze pro Jahr, während die Academy bereits Plätze im dreistelligen Bereich anbietet.

Academy für Menschen, die bereits gegründet haben

Bei der Academy gehe es wiederum weniger um den Gründungsprozess als viel mehr um den Wissensaustausch. Hier haben die Teilnehmer:innen bereits eine Idee, hätten in der Academy aber die Möglichkeit, die Vorteile des ewor-Netzwerks zu nutzen und noch mehr Wissen zu erlangen. Auf diesem Wege könne man laut ewor die eigene Idee weiterentwickeln und ein Venture bauen. 

Für die Teilnahme wird ein Betrag verrechnet, der laut Dippold aktuell noch ein bisschen steigen würde. “Langfristig wollen wir mit der Academy ein Modell erreichen, mit dem wir am Gründungserfolg partizipieren, zugleich aber auch nichts verdienen, wenn der oder die Gründer:in von unserem Ökosystem nichts mitnimmt”, erklärt Dippold. Das Gründer-Team von Ewor betont dabei, dass sie mehr Raum geben wollen, als es die meisten Accelerators und Incubators tun würden.

Was sind die Vorteile für die Unternehmen?

Die beiden Founder haben selbst bereits ein breites Netzwerk, das sie für das Fellowship und die Academy mitbringen. So haben sich insgesamt neben den Talenten, den Partner:innen, den Mentor:innen auch schon Investments ergeben. Bei dem starken Fokus auf Founder:innen würden laut Ewor aber auch die Unternehmen nicht zu kurz kommen. Schließlich bringe man bei Ewor nicht die Ideen, sondern die dahinter stehenden Personen voran, die hier eine Ausbildung zum Unternehmertum erhalten.

“Zukunft ist nicht der Kampf um Ideen, sondern der Kampf um Talente”

“Die Ideen entstehen aus den Menschen heraus, während wir sie auf diesem Journey begleiten. Das ist dann auch der Wert für die Unternehmen – sie haben Menschen dabei betreut, persönlich zu wachsen. Zukunft ist nicht der Kampf um Ideen, sondern der Kampf um Talente”, erklären die Initiatoren im brutkasten-Talk. Während das Unternehmen also Talente fördern und voranbringen wolle, hätten andere Firmen beispielsweise die Möglichkeit, strategischer Partner zu werden. Dieser Schritt habe laut Dippold auch finanzielle Vorteile für die Unternehmen, da er billiger ist, als firmenintern in R&D (Research & Development) zu investieren.

Ewor hat das erste Fellowship im März 2021 gelauncht, davor aber bereits verschiedene Pilotprojekte ausprobiert. Mit ihrer Arbeit wollen sie weiter ihre Vision verfolgen, ein Ökosystem aufzubauen, in dem jede:r der oder die etwas weltveränderndes bewegen möchte, Unterstützung findet.

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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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