03.12.2024
INVESTMENT

Everest Carbon: Linzer ClimateTech holt sich drei Millionen US-Dollar Investment

Das in Linz und in San Francisco sitzende ClimateTech Startup Everest Carbon vermeldet ein Millioneninvestment. Was mit dem Geld passiert und wo das Startup trotz US-Standort forscht.
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Das Gründerteam von Everest Carbon (c) Everest Carbon

Das in Linz gegründete und aktuell in San Francisco sitzende Startup Everest Carbon gibt eine Finanzierungsrunde bekannt: Konkret hat das ClimateTech ein Investment in Höhe von drei Millionen US-Dollar aufgenommen. Zu den Investoren zählt der VC Carbon Removal Partners mit Sitz in Zürich, der sich auf die “Carbon Removal Industry” spezialisiert, sowie der New Yorker VC Ponderosa Ventures und die in Bayern sitzende Carbon Drawdown Initiative.

Investment über US-Mutter

Wie Co-Founder und CTO Matthias Ginterseder im Gespräch mit brutkasten preisgibt, ist die Investition in die in San Francisco sitzende Muttergesellschaft der Österreich-GmbH von Everest Carbon geflossen. Laut Ginterseder liegt der Fokus der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Startups allerdings im Linzer Tech Harbor am Standort Neue Werft – und damit bei der Österreich-Tochter. Das Investment soll auch primär in Entwicklung, Skalierung und Vermarktung der von Everest Carbon entwickelten ERW-Sensortechnologie fließen. Damit soll die Emission und anschließende Verwitterung von CO2 “exakt messbar werden.”

CO2-Bindung durch Verwitterung

Beim besagten ERW-Sensor handelt es sich um eine vom Startup selbst entwickelte Technologie, die die Gesteinsverwitterung – kurz ERW oder Enhanced Rock Weathering – messbar und skalierbar macht. Momentan sei man dabei, diesen “digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten” basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns zu perfektionieren und auf Agrarflächen in der Umgebung zu testen.

Gegründet wurde Everest Carbon im Jahr 2022 als ERW-Projektentwickler. Von bestehenden Messlösungen sei man “sofort frustiert” gewesen, weshalb man mit der Entwicklung eines eigenen Sensors begann. Ende 2023 stellte das Gründerteam, Pascal Michel, Matthias Ginterseder und Jonte Boysen, schließlich den eigenen Sensor in den Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit.

Eigener ERW-Sensor

“Unsere Mission als Firma ist es, einen maßgeblichen Anteil zur Entwicklung negativer Emissionstechnologien beizutragen. Und das beschleunigte Verwittern ist eine davon”, sagt Ginterseder. Mit seiner ERW-Sensortechnologie will das Startup messen, “wie viel zusätzlich gebundenes CO2 durch Enhanced Rock Weathering-Projekte (ERW) verursacht wird.”

Bei ERW wird sogenanntes Gesteinsmehl auf landwirtschaftliche Flächen aufgetragen, um den natürlichen Verwitterungsprozess zu beschleunigen. Dabei wird CO2 aus der Atmosphäre dauerhaft im Gesteinsstaub gebunden. Dieser Gesteinsstaub soll außerdem als natürlicher Dünger wirken und die Bodengesundheit verbessern. Die ERW-Sensortechnologie soll dabei die exakte Menge des zusätzlich gebundenen CO₂ im Wasser erfassen, heißt es.

Mit seiner neuen Sensor-Technologie habe sich das Startup nun vom ERW-Projektentwickler zum Sensor-Entwickler gewandelt. Damit “bauen wir mehr oder weniger die Technologie, die wir uns gewünscht hätten, als wir früher selbst ERW-Projekte gemanagt haben.”

F&E-Fokus in Linz

Mit dem frischen Investment soll der Sensor perfektioniert und in “einem größeren Maßstab an Kunden gesendet werden.” Mittlerweile arbeite man schon mit Kunden und Forscher:innen, um Studien zur Enhanced Rock Weathering zu launchen, so Ginterseder.

Aktuell sitzt das internationale Team des Linzer ClimateTechs “auf drei Kontinenten”. Der F&E-Standort, darunter Labor und Fertigungsstandort, befinden sich besagterweise in der Neuen Werft im Linzer Tech Harbor, wo man aktuell “ein bisschen expandiert.”

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Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie
Die EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl | (c) Kathrin Gollackner Fotografie

Der Anteil fossiler Energieträger bei Heizungen liegt im EU-Schnitt nach wie vor über 75 Prozent. Die Umrüstung muss aber in den kommenden 15 bis 20 Jahren erfolgen. Und dabei erfreuen sich Wärmepumpen immer größerer Beliebtheit. So ein System in einem bestehenden Gebäude zu installieren, kann das aber ganz schön aufwändig werden. EnerCube aus dem Salzburger Seekirchen am Wallersee setzt mit seinem Produkt hier an und wird dabei von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt.

Gesamte Anlage in einem Modul

“Die Installation, Planung und Koordination eines gängigen Wärmepumpen-Systems für ein Mehrfamilienhaus braucht vor Ort zwischen 200 und 500 Stunden. Mit unserem System sind es nur etwa 100 Stunden”, erklären die beiden EnerCube-Gründer Laurenz Sutterlüty und David Riedl. Und wie machen sie und ihr aktuell sechs Personen starke Team das? “Wir bauen die gesamte Anlage inklusive Heizraum in ein einziges, bei uns im Werk vorgefertigtes Modul, das etwa so groß ist, wie ein Autoparklplatz und vor dem Gebäude installiert wird”, erklärt Sutterlüty. Es müsse also kein Platz im Gebäude geschaffen werden und man könne auch im Winter umrüsten.

So sieht das Modul aus | (c) EnerCube

Bis zu 40 Wohneinheiten mit einer EnerCube-Einheit

Je nach Ausführung – EnerCube bietet drei verschiedene – können damit bis zu 40 Wohneinheiten beheizt werden – auch in voneinander getrennten Mehrparteienhäusern. “Durch eine optimierte Anordnung des Hydraulik- und Schichtspeichersystems, sowie den Einsatz hochwertigster Anlagenkomponenten, kommen wir auf 36 Prozent mehr Effizienz als durchschnittliche Systeme. Und mit einem FFG-geförderten und patentierten System haben wir den Schall um die Hälfte reduziert, damit die Anlagen selbst in eng bebauten Wohngebieten eingesetzt werden können”, erklärt Sutterlüty.

“Wir bleiben im B2B-Segment”

Aufgrund der Außeninstallation liegt der Fokus von EnerCube aktuell klar auf Mehrparteienhäusern im suburbanen Bereich. “Wir arbeiten aber auch an einer Lösung für den innerstädtischen Bereich”, verraten die beiden Gründer. Klar ist für sie aber: “Wir bleiben im B2B-Segment mit größeren Wohneinheiten. Dort ist unser System richtig skalierbar. Für Einfamilienhäuser gibt es schon kostengünstige Lösungen am Markt – da wollen wir nicht mitspielen. Bei großen Wohnanlagen tun sich andere Hersteller dagegen schwer mit standardisierten Lösungen.”

Großes Immobilienunternehmen erteilt Großaufträge

Und das Konzept geht wirtschaftlich auf. Im Februar 2023 gegründet, kommt EnerCube dieses Jahr auf zehn Module für insgesamt 200 Wohneinheiten – allesamt für ein bekanntes, großes Immobilienunternehmen. Im kommenden Jahr gibt es bereits Zusagen für Aufträge von über 30 Modulen. “Wir haben ein siebenstelliges Auftragsvolumen und sind Cashflow-positiv”, so Riedl.

Bis zu 80 Module im Jahr im EnerCube-Werk

Doch es gibt natürlich auch klare Wachstumspläne. Das maximale Produktionsvolumen in der Werkshalle in Salzburg liege bei 80 Einheiten pro Jahr, sagt der Gründer: “Wir haben auch schon Überlegungen für eine Produktionserweiterung.” Aktuell fertigt das Team seine Systeme hauptsächlich für Deutschland. Zielmarkt ist aber der gesamte DACH-Raum – und perspektivisch noch mehr.

“Ohne aws Preseed wäre das alles gar nicht möglich gewesen”

In der Finanzierung von all dem verzichtete EnerCube bislang auf klassische Startup-Investments. “Die Überlegung besteht aber für die Zukunft, um noch schneller skalieren zu können”, erklärt Riedl. Kapital von außen holte sich das Startup aber durchaus. “Wir haben das Material für unseren Prototypen über aws Preseed finanziert. Ohne das wäre das alles gar nicht möglich gewesen. So konnten wir schon aus der Garage hinaus das Produkt erfolgreich am Markt platzieren”, erzählen die Gründer.

Auch aws Seedfinancing und hilfreiche Workshops für EnerCube

Mittlerweile hat EnerCube auch eine aws-Seedfinancing-Förderung über die Programmschiene Innovative Solutions in Anspruch genommen, um den Ausbau voranzutreiben. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Und auch sonst half die aws dem Startup in mehreren Bereichen weiter, wie Sutterlüty sagt: “Die Workshops waren für uns sehr hilfreich, etwa beim Thema IP. Das hat uns einen klaren Anreiz gebracht, Patente einzureichen und dieses Thema stärker anzugehen.” Denn auch bei der Weiterentwicklung des Produkts, hat EnerCube noch einiges vor.

*Disclaimer: Das Porträt entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws).

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