28.10.2021

Europa erzielt bei Unicorns neuen Rekordwert – Marktstimmung jedoch zweigeteilt

Am Donnerstag wurden die neuesten Zahlen des European Venture Sentiment Index (EVSI) von Venionaire Capital veröffentlicht. Trotz Unicorn-Booms in Europa gibt es in Q3 2021 erstmals einen Rückgang am Investitionsvolumen.
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(c) AdobeStock

Der aktuelle Quartalsbericht des European Venture Sentiment Index (EVSI) von Venionaire Capital gibt einen EU-weiten Einblick in die Stimmung des Venture Capital Marktes. Dabei wird auf der einen Seite beobachtet, wie anhaltende Covid-Effekte die Digitalisierung und den Aufstieg von Unicorns begünstigt haben, und auf der anderen Seite, wie das Verhalten von Frühphasen Investoren – etwa Business Angels – beeinflussen.

Laut dem aktuell Bericht brechen auf Jahresbasis VC-Investments in Europa alle Rekorde. Von einer Gesamtinvestmentsumme von 11,5 Milliarden Euro wurden allein in diesem Jahr 48 neue Unicorns in Europa geschaffen. In der quartalsmäßigen Betrachtung zeichnet sich allerdings im Q3 2021, erstmals auch ein Rückgang des Investitionsvolumens ab, so die Studienautoren.

Marktstimmung ist zweigeteilt

Aus den Daten geht zudem hervor, dass die optimistische Marktstimmung ist hinsichtlich der Investmentphasen zweigeteilt ist. So fällt der ESVI nämlich insgesamt hinter dem Höchststand des Vorquartals, von 6,9 auf 6,6 im 3. Quartal 2021. Venionaire Capital befragt hierfür in regelmäßigen Abständen rund 4.000 Marktteilnehmer in ganz Europa.

Die Ergebnisse der Studie zeigen weiterhin anhaltend große Transaktionen und eine steigende Anzahl von Unicorns, aktuell 104, in Europa. Damit beheimatet Europa heute mehr Unicorns, die unter zehn Jahren alt sind, als jemals zuvor. Dies muss laut den Studienautoren allerdings im Verhältnis zu einem globalen Trend gesehen werden, in welchem Europa weiterhin hinterherläuft.

European Venture Sentiment Index 

Für das dritte Quartal erleben wir laut den Studienautoren zum ersten Mal seit einem Jahr einen Rückgang der Venture Stimmung. Der European Venture Sentiment Index (EVSI) liegt für dieses Quartal bei 6,65 Punkten, womit sich dieser noch immer deutlich im positiven Bereich – also über fünf Punkten – befindet. Jedoch ist auch ein leichter Rückgang von -3,12 Prozent im Vergleich zum Vorquartal feststellbar.

Damit wurde die Kluft laut EVSI zwischen dem Vorlaufindikator (erwartete Marktstimmung „Outlook“  – in der Grafik in Grün) und der tatsächlichen Marktstimmung verringert. Die Unsicherheit über die aktuelle Wirtschaftslage beeinträchtigt immer noch das Vertrauen der Investoren, auch wenn im dritten Quartal dieses Jahres allein Investitionen in europäische Startups in Höhe von 28 Milliarden Dollar in 1.590 Transaktionen getätigt wurden. Vergleicht man dies wiederum mit dem Vorquartal, entspricht die aktuelle Investitionssumme einem Rückgang von 13 Prozent.

USA und Asien führen das Feld an

Die Vereinigten Staaten und Asien führen das Feld weiterhin vor Europa an, sowohl in Volumen als auch quartalsweisem Wachstum. Europa hat im Jahr 2021 damit eine Rekordleistung mit beeindruckenden Ergebnissen, insbesondere im Jahresvergleich, verzeichnet und bleibt damit die drittgrößte Venture-Region in Q3.

Der quartalsmäßige Rückgang führt jedoch dazu, dass europäische Venture-Finanzierungen nur noch 17 Prozent aller globalen Deals ausmachen, der niedrigste Anteil seit Q2 2016. Im globalen Trend verliert Europas Markt damit an Boden, trotz der Rekordzahlen.

Erstrunden Investments steigen massiv an 

Überraschend ist laut dem EVSI die Erkenntnis, dass im Hype ein Segment als tatsächlicher „Verlierer“ heraussticht. Junge Startups – die gerade erst gegründet haben – kommen aktuell schwerer zu den benötigten Investitionen.

Transaktionen in der Frühphase werden laut  Studienergebnissen in fast allen Teilen Europas immer schwieriger. Der Grund laut dem Bericht: Business Angels sehen die mittlerweile sehr hohen Erstinvestitionsrunden in den Anfängen eines Startups kritisch. Zudem sind die Bewertungen gestiegen und einzelne Investoren können kaum noch unterstützen, ohne sehr tief in die Tasche zu greifen.

Dazu heißt es in einer Aussendung von Venionaire Capital: “Zwei bis fünf Millionen Euro sind in ersten Runden keine Seltenheit mehr. Kleinere Runden finden insgesamt seltener statt.”

So reagieren die Frühphasen Investoren

Die aktuellen Entwicklungen führen dazu, dass sich sich Business Angels immer häufiger zu Syndikaten- oder Club Deals zusammenschließen. Laut dem aktuellen Bericht verhandeln sie nun auch regelmäßig sehr viel strengere vertragliche Absicherungen, da das Risiko einer Überzahlung abgefedert werden muss.

“Positive Stimmen empfinden diesen Effekt als Professionalisierung des Startup-Investments-Sektors, negative wiederum sehen höhere Eintrittshürden und Verzögerungen für die sonst schnellen und unbürokratischen  Investments”, erklärt Berthold Baurek-Karlic, Managing Partner von Venionaire Capital und Präsident des European Super Angels Clubs.


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Alexander Schmitz | (c) XELA

Japan gilt seit Jahrzehnten als Vorreiter in der Robotik und Automatisierung, ein Land, in dem Roboter nicht nur in der Industrie, sondern zunehmend auch im Alltag eine zentrale Rolle spielen. Inmitten dieser technologischen Hochburg hat sich der österreichische Gründer Alexander Schmitz mit seinem Unternehmen XELA Robotics erfolgreich etabliert. Seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt entwickelt und erforscht der Österreicher taktile Sensoren für menschlich-kollaborative Roboter. Vor der Unternehmensgründung im August 2018 war Schmitz auch als Associate Professor an der Waseda University in Japan tätig, bevor er sich vollständig auf sein Unternehmen konzentrierte.

Technologie ermöglicht menschenähnlichen Tastsinn

XELA Robotics setzt auf eine KI-Technologie, die taktile Sensoren integriert und damit neue Möglichkeiten für personalisierte Servicerobotik, Montage, Verpackung und Landwirtschaft schafft. Die Sensor- und Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen von XELA unterstützen Unternehmen weltweit bei der Digitalisierung und Automatisierung.

XELA Robotics hat uSkin entwickelt, einen Drei-Achsen-Tastsensor, der in einem weichen, langlebigen Gehäuse untergebracht ist und sich nahtlos in neue und bestehende Roboter integrieren lässt. uSkin verleiht Robotern einen menschenähnlichen Tastsinn und verbessert ihre Fähigkeit, Objekte präzise zu manipulieren. Jeder Sensorstreifen enthält mehrere Sensoren, und jeder Sensor misst 3-Achsen-Kräfte , die an spezifische Anwendungen angepasst werden können. Zu den Kunden von XELA zählen internationale Konzerne wie Honda, Hitachi oder Samsung.

Millionen-Investment und Expansion nach Europa

Wie XELA nun bekanntgab, konnte man für das weitere Wachstum ein Millionen-Investment an Land ziehen. Investor ist die Investoren-Gruppe FSR mit Sitz in Tokio.

„Die Partnerschaft mit unserem neuen Investor wird unsere Fähigkeit beschleunigen, sowohl unsere Sensortechnologie als auch unsere KI- Software zu skalieren. Dadurch können wir komplette Lösungen anbieten und die Produktion ausweiten, um der wachsenden globalen Nachfrage gerecht zu werden”, so Schmitz.

In Europa bedient XELA ebenfalls namhafte Kunden. Zudem hat XELA die Möglichkeit genutzt, sich über das Global Incubator Network (GIN) strategisch in Europa zu positionieren. “Durch das erstklassige Programm des Global Incubator Networks konnten wir unsere Marktchancen in Europa evaluieren, einen klaren Go-to-Europe-Plan mit Österreich als Basis entwickeln und einen erfahrenen Mentor gewinnen. Dieser Mentor hat uns nicht nur in der Umsetzung unserer Europastrategie begleitet, sondern auch wesentlich zur Finanzierungssicherung in Japan beigetragen“, sagt Schmitz.


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