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Mit einem deutlichen Ruf nach konkreten wirtschaftspolitischen Fortschritten hat das European Forum Alpbach (EFA) heute im Haus der Europäischen Union sein Programm für die Jubiläumsausgabe 2025 vorgestellt. Unter dem Motto „Recharge Europe“ will das traditionsreiche Ideen‑Labor vom 16. bis 29. August – es ist das 80. Forum seit 1945 – den Schritt „vom Dialog zur Umsetzung“ vollziehen. EFA‑Präsident Othmar Karas, die Vizepräsident:innen Sabine Herlitschka und Christian Kern sowie Generalsekretär Feri Thierry skizzierten vor Medien und Partnern, wie Europas Wettbewerbsfähigkeit über Finanz‑, Technologie‑ und Energiefragen hinweg gestärkt werden soll.
Karas hob die historische Verantwortung des Forums hervor: „Tradition ist kein Selbstzweck – wir müssen sie nutzen, um Zukunft zu gestalten.“ Alpbach solle 2025 nicht nur Debatten, sondern „handfeste Antworten“ liefern. Dafür kündigte er eine neue „Qualität der Ergebnisorientierung“ an: Vier thematische Tracks (Souveränität, Nachhaltigkeit, Finanzierung, Demokratie), fünf Programmmodule – von den Euregio Days bis zu den Austria in Europe Days – und mehr als 4.000 Teilnehmende sollen in Arbeitsformaten auf konkrete Politik‑ und Markt‑Roadmaps hinarbeiten. Rund 500 internationale Stipendiat:innen wurden bereits aus über 7.000 Bewerbungen ausgewählt, um frische Perspektiven einzubringen.
Kapitalmarktunion als Hebel für Wachstum
Den schärfsten wirtschaftlichen Akzent setzte Ex‑Bundeskanzler und EFA‑Vizepräsident Christian Kern. Er zeichnete ein Bild der europäischen Finanzierungsschwäche: Während US‑Unternehmen wie Palantir 17 Jahre lang defizitär wachsen konnten, weil ihnen tiefe Kapitalmärkte Vertrauen schenken, stießen europäische Gründer:innen oft schon im zweiten Jahr an Grenzen. „Uns fehlt der Zugang zu einem gewaltigen Finanzmarkt“, so Kern. Die unvollendete Kapitalmarktunion koste Europa jährlich Produktivitätspunkte: Interne Regulierungshürden kämen Handelszöllen von bis zu 45 Prozent im Güter‑ und 110 Prozent im Dienstleistungssektor gleich.
Kern illustrierte das Defizit mit einem Beispiel aus seiner aktuellen Tätigkeit als Bahninfrastruktur‑Investor: „Allein die technische Zulassung einer neuen Lokomotive für den EU‑Einsatz verschlingt rund 400 Millionen Euro und dauert acht Jahre – das treibt die Kosten um 15 Prozent nach oben.“ In Alpbach will er diese „Fragmentierungskosten“ gemeinsam mit europäischen Verkehrs‑ und Finanzexpert:innen sezieren und Prioritäten für eine echte Binnenmarkt‑Vollendung formulieren.
Green Deal trifft Wettbewerbsfähigkeit
Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria, stellte die F&E‑Perspektive in den Mittelpunkt. Europas kooperative Forschungsprogramme seien „die größten weltweit“, doch die Umsetzung des Green Deal habe sich „zu sehr auf Regulierung konzentriert – die Wettbewerbsfähigkeit ist unter die Räder gekommen“. Für die Halbleiter‑ und Deep‑Tech‑Industrie gehe es nun darum, Nachhaltigkeit als „Innovationsmotor“ zu nutzen, passende Leitmärkte für CO₂‑schonende Technologien zu schaffen und gleichzeitig Energiepreise planbar zu machen. Nur so lasse sich Europas Souveränität in Schlüsseltechnologien – von Mikroelektronik bis Datenwirtschaft – dauerhaft absichern.
Im Programm spiegeln sich diese Prioritäten wider: Unter dem Track „Finance“ diskutieren BlackRock‑Aufsichtsrat Michael Rüdiger, EU‑Handelsgeneraldirektorin Sabine Weyand und Weltbank‑Manager Axel van Trotsenburg über Investitionsstrategien; „Climate“ bringt unter anderem Jennifer Morgan und Sheela Patel zusammen; ein eigenes „Democracy“-Format adressiert junge Unternehmer:innen mit Pitch‑Sessions zur Kapitalmarktunion. Visuell wurde dies durch Streckenkarten auf großen Bildschirmen verdeutlicht, die Session‑Cluster entlang der Fragen Finanzierung, Klima und Demokratie zeigen – ein Fahrplan für 14 Tage Hochdrehzahl‑Debatte am Puls der EU‑Agenda.
Interdisziplinarität als Markenzeichen
Generalsekretär Feri Thierry erinnerte daran, dass Alpbach seit acht Jahrzehnten davon lebe, „Blasen aufzubrechen“. Keine andere Konferenz verbinde Sicherheitspolitik mit Kapitalmarkt‑Detailfragen und Klimainnovation in einem so dezidiert europäischen Fokus. Dieses Alleinstellungsmerkmal, gepaart mit der Anwesenheit von EU‑Kommissar:innen, Nobelpreisträger Joseph Stiglitz und 500 Stipendiat:innen, solle 2025 zum „Jahr des Umsetzungsschubs“ für Europa werden.
Ausblick auf das European Forum Alpbach
Bis August will das Organisationsteam alle Sessions – über 500 sind geplant – laufend aktualisieren. Karas formulierte das Ziel klar: „Alpbach 2025 soll Ort konkreter Antworten sein – vom Entwurf einer Kapitalmarktunion bis zum Plan für eine echte Energieunion.“ Für Wirtschaft und Innovationstreibende könnte das Forum damit zu einem Labor werden, in dem europäische Wachstumsbremsen benannt und gelöst werden – idealerweise nicht erst in der Tiroler Bergkulisse, sondern bald auch in Brüssel, Berlin und Wien.
brutkasten am European Forum Alpbach
Im Jahr 2024 trat brutkasten als Programmpartner am European Forum Alpbach auf und stellte die Ergebnisse seiner neuen Schwerpunktserie “Corporate Venturing” vor. Acht Pioniere aus dem Bereich – AVL, Elevator Ventures, Flughafen Wien, ÖBB, Plug and Play Austria, Raiffeisen Bank International, UNIQA Ventures und Verbund – teilten ihre wichtigsten Erkenntnisse und Best Practices. Gemeinsam formulierten wir in einem Whitepaper konkrete Empfehlungen an die Politik, um die Rahmenbedingungen für Corporate Venturing zu verbessern. Auch für 2025 plant brutkasten wieder als Programmpartner vor Ort zu sein und wird vom European Forum Alpbach berichten. Stay tuned!
Das sind die Speaker:innen
Das Programm wird laufend ergänzt und ist auf der Website des European Forum Alpbach verfügbar.
Europäische Institutionen
- Albuquerque, Marie Luis – European Commission – Kommissarin für Finanzdienstleistungen sowie die Spar- und Investitionsunion
- Brunner, Magnus – European Commission – EU-Kommissar für Inneres und Migration
- Nava, Mario – European Commission – Generaldirektor für Arbeit, soziale Angelegenheiten und Integration
- Roswall, Jessika – European Commission – EU-Kommissarin für Umwelt, Wasserresilienz und wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft
- Weyand, Sabine – European Commission – Generaldirektorin Handel und wirtschaftliche Sicherheit
- Barley, Katarina – European Parliament – Vizepräsidentin
- Geese, Alexandra – European Parliament – Mitglied des Europäischen Parlaments
- Strack-Zimmermann, Marie-Agnes – European Parliament – Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung des Europäischen Parlaments
- Brieger, Robert – European Union Military Committee – Vorsitzender des EU-Militärausschusses
Nationale Regierungen
- Meinl-Reisinger, Beate – Republic of Austria – Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten
- Stocker, Christian – Republic of Austria – Bundeskanzler
- Van der Bellen, Alexander – Republic of Austria – Bundespräsident
- Osmani-Sadriu, Vjosa – Republic of Kosovo – Präsidentin
- Rinkēvičs, Edgars – Republic of Latvia – Präsident
Internationale Organisationen
- Aschbacher, Josef – European Space Agency (ESA) – Generaldirektor der ESA
- O’Flaherty, Michael – Council of Europe – Menschenrechtskommissar
- van Trotsenburg, Axel – World Bank – Leitender Geschäftsführer
- Meierkord, Anja – OECD – PIAAC-Analystin, Expertin für Erwachsenenkompetenz
Privatwirtschaft & Beratung
- Bosek, Peter – Erste Group Bank AG – CEO
- Rüdiger, Michael – BlackRock – Mitglied des Aufsichtsrates & Senior Advisor
- Chowdhury, Rumman – Humane Intelligence – Geschäftsführerin
- Wickett, Xenia – Wickett Advisory – Direktorin
Wissenschaft & Forschung
- Stiglitz, Joseph E. – Columbia University – Ökonom, Politikberater und Professor
- Stagl, Sigrid – Vienna University of Economics and Business – Klimaökonomin
- Neumann, Peter R. – King’s College London – Professor für Sicherheitspolitik
- Ebner, Julia – Institute for Strategic Dialogue (ISD) & University of Oxford – Senior Research Fellow & Leiterin des Forschungsabteils für gewalttätigen Extremismus
- Krastev, Ivan – Institute for Human Sciences (IWM) – Albert Hirschman Permanent Fellow
Zivilgesellschaft / NGOs / Think Tanks
- Patel, Sheela – Society for the Promotion of Area Resource Centres (SPARC), Indien – Gründerin und Direktorin
- Herbst, Nathalia – Apolitical Foundation – Direktorin für Lateinamerika Strategie
Kultur
- Buchegger, Anna – Anna Buchegger – Sängerin