23.02.2022

ECPF: Das sind die Pläne des neuen 300 Mio. Euro Fonds für Bioökonomie & Kreislaufwirtschaft

Der neue European Circular Bioeconomy Fund (ECBF) hat rund 300 Millionen Euro zur Finanzierung von Wachstumsunternehmen in der Bioökonomie und der biobasierten Kreislaufwirtschaft aufgebracht. Brutkasten Earth hat mit Michael Brandkamp, Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter des ECBF, über die Zielsetzung des neuen Fonds gesprochen.
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Michael Brandkamp ist Mitgründer und General Partner des European Circular Bioeconomy Fonds (ECBF) | (c) ECBF / adobestock

Der European Circular Bioeconomy Fund (ECBF) ist ein von der Europäischen Union initiierter Fonds im Bereich der Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft. Die Risikokapitalgesellschaft investiert in europäische Unternehmen, die den Übergang von einer fossil basierten zu einer biobasierten Wirtschaft vorantreiben. Der Fonds zielt laut eigenen Angaben darauf ab, eine Finanzierungslücke in der europäischen Bioökonomie in Zusammenarbeit mit privaten und öffentlichen Investor:innen zu schließen.

Der zunächst auf ein Gesamtvolumen von 250 Mio. Euro ausgerichtete Wachstumsfonds ist nun mit insgesamt rund 300 Mio. Euro überzeichnet worden. Zu den namhaften Investor:innen gehören unter anderem die in Deutschland ansässige Landwirtschaftliche Rentenbank, Allianz France oder Nestlé. Insgesamt umfasst der Kreis an Investor:innen 25 Gesellschafter:innen.

Michael Brandkamp, Mitbegründer und geschäftsführender Gesellschafter des ECBF, hat uns mehr über die Zielsetzung des Fonds erzählt. Zudem geht Brandkamp im Interview auf aktuelle Herausforderungen im Bereich der Bioökonomie bzw. Kreislaufwirtschaft ein.


Wie bewerten Sie die aktuelle Finanzierungslage für europäische Unternehmen, die sich mit Bioökonomie/Kreislaufwirtschaft beschäftigen und was sind die größten Herausforderungen? 

Unser Ziel ist es, als erster Fond mit Fokus auf Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft die Transformation von einer fossilbasierten Wirtschaft hin zu einer biobasierten Kreislaufwirtschaft in Europa voranzutreiben. Speziell Unternehmen aus dem Bereich der Bioökonomie hatten es bis heute schwerer als Startups aus anderen relevanten Bereichen, Wachstumskapital zu erhalten. Es gibt unzählige Unternehmen und Privatpersonen, die in nachhaltige Startups aus Bereichen wie Mobilität oder Energie investieren. Das ist auch gut so, da der gesellschaftliche wie auch der wirtschaftliche Nutzen offensichtlich ist. 

Für die Bioökonomie interessieren sich dagegen weniger Investor:innen. Weil wir jedoch die Zukunft in einer biobasierten Wirtschaft sehen, möchten wir dazu beitragen, diese Finanzierungslücke in der Bioökonomie und der Kreislaufwirtschaft zusammen mit der Europäischen Investitionsbank – der Klimabank der EU – zu schließen und haben zu diesem Zweck 2020 den European Circular Bioeconomy Fund (ECBF) ins Leben gerufen. 

Noch sind diese beiden Wirtschaftssektoren und die Unternehmen, die entsprechende Technologien, kreislauforientierte Geschäftsmodelle und biobasierte Produkte entwickeln, für viele Investor:innen abstrakt und wenig greifbar. Es fehlt ein allgemeines Verständnis für das enorme Potenzial dieser Geschäftsideen, insbesondere für deren positive Auswirkungen auf unseren Planeten sowie die Wirtschaft. 

Wie schätzen Sie aktuell den europäischen Markt für Bioökonomie/Kreislaufwirtschaft im internationalen Vergleich ein? 

Die biobasierte Kreislaufwirtschaft in Europa steht im internationalen Vergleich hervorragend dar. Insbesondere in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Ernährung und industrielle Biotechnologie verfügt Europa über eine erstklassige und vielfältige Forschungslandschaft. Auf europäischer und nationaler Ebene gibt es Bioökonomie-Strategien, die die Entwicklung des Sektors stärken und weiter vorantreiben. Das ist weltweit einzigartig und wird noch durch politische Initiativen wie den Green Deal unterstützt. 

In welche Unternehmen soll künftig über den ECBF investiert werden bzw. welche Voraussetzungen gibt es?

Grundsätzlich unterstützen wir Unternehmen aus sechs Bereichen: Blue Economy inkl. Aquakultur, Agrar- und Forstwirtschaft, industrielle Biotechnologie und Bioraffinerien. Nachhaltige biobasierte Lösungen für die Verpackungs- und Nahrungsmittelindustrie stehen dabei ebenso im Vordergrund wie innovative Spezialitäten für den Bereich Körperpflege. Unser geografischer Investitionsschwerpunkt liegt dabei auf den 27 Mitgliedstaaten der EU sowie auf den 16 Ländern, welche mit dem EU-Programm Horizont 2020 assoziiert sind. 

Unsere Investitionen konzentrieren sich auf Unternehmen oder Projekte mit einem Technology Readiness Level (TRL) von sechs bis neun und ersten Vermarktungserfolgen. Außerdem müssen die Firmen bezüglich der ESG-Nachhaltigkeitskriterien positive Beiträge leisten. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, werden zwischen zwei und fünf Millionen Euro in die Unternehmen investiert. 

Ab wann sollen die ersten Investitionen erfolgen oder gab es bereits Investitionen?

Wir haben bereits sechs Unternehmen unsere Investition zugesagt: Nuritas (Irland), Aphea.Bio (Belgien), Peel Pioneers (Niederlande), Prolupin (Deutschland), Elicit Plant (Frankreich), Protix (Niederlande). Insgesamt haben wir uns circa zwanzig weitere Investitionen für die kommenden vier Jahre vorgenommen. 

Welche konkreten Interessen verfolgen die Investor:innen, die hinter dem Fonds stehen?

Unsere Investor:innen sind sich der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Technologien, Produkten und Serviceleistungen bewusst. Dieser innovationsorientierte Ansatz verbindet sie. Ihre Investition in den ECBF und dadurch in Unternehmen, welche die Transformation in eine biobasierte Kreislaufwirtschaft vorantreiben, spiegelt dies wider. So eröffnen sie Chancen für innovative Wachstumsunternehmen. Da es, wie bereits erwähnt, kaum qualifizierte Investor:innen in diesem Bereich gibt, haben unsere Anleger:innen nun die Möglichkeit, ihr Portfolio durch dieses wachsende Segment zu diversifizieren. 

Außerdem steigern Investor:innen ihre Sichtbarkeit, indem sie die Transformation von linearen zu nachhaltigen und zirkulären Wertschöpfungsketten von Anfang an vorantreiben. Durch die Unterstützung innovativer Geschäftsmodelle und Produkte zeigen sie auch ihr Engagement für die Gesellschaft und Umwelt. 

Gibt es auch Investor:innen aus Österreich, die sich am Fonds beteiligen?

Unser Kreis an Investor:innen ist international. Es ist uns gelungen, Investor:innen aus der Schweiz, den Niederlanden, Finnland, Deutschland, Frankreich und sogar aus Asien zu überzeugen. Einen österreichischen Gesellschafter haben wir bis jetzt allerdings noch nicht an Bord. Über einen zweiten Fonds in einigen Jahren wird allerdings schon nachgedacht. Für Gespräche sind wir jederzeit offen – Interessenten können sich jederzeit gerne bei uns melden.


Zur Person

Michael Brandkamp ist Gründer und General Partner des European Circular Bioeconomy Fonds (ECBF). Brandkamp und sein Team haben es sich zum Ziel gesetzt, die Transformation von einer fossil-basierten zu einer bio-basierten Wirtschaft in Europa mitzugestalten. Der in Bonn ansässige Unternehmer schrieb schon 2005 den Businessplan zur Gründung des High-Tech Gründerfonds, eines halbstaatlichen Venture-Capital-Fonds, der in innovative Technologien und Geschäftsmodelle investiert. Diesen leitete er bis Ende 2020. Brandkamp verfügt über 24 Jahre Investment- und Management-Erfahrung in der Risikokapitalbranche.


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(c) EY/Point of View

Im Zuge der „Entrepreneur of the Year“-Gala wird die Wiener Hofburg jedes Jahr in ein festliches Galabankett verwandelt. Smoking für die Herren und Abend- oder Cocktailkleid für die Damen sind Voraussetzung, um an diesem glanzvollen Abend teilzunehmen. Am Freitagabend war es dann wieder so weit: Bereits zum 19. Mal wurde der “EY Entrepreneur Of The Year” Award in Österreich vergeben. Mit dem Preis werden jedes Jahr ausgewählte Entrepreneure für ihre besonderen Leistungen ausgezeichnet. Zu den Beurteilungskriterien der Fachjury zählen Wachstum, Zukunftspotenzial, Innovation, Führung von Mitarbeiter:innen und gesellschaftliche Verantwortung.

Johannes Braith: “Können schnell auf Marktsituationen reagieren”

Der Wettbewerb um die Auszeichnung als Entrepreneur Of The Year in der Kategorie “Startups” wurde dieses Jahr wieder über den separat ausgetragenen EY Scale-up Award durchgeführt, den Johannes Braith mit Storebox bereits im Juni für sich entscheiden konnte (brutkasten berichtete). Braith wurde somit auch als Entrepeneur des Jahes in der Kategorie “Startups” beim EY Entrepreneur Of The Year geehrt. Im Vorjahr wurden mit diesem Preis übrigens Kilian Kaminski und Peter Windischofer von refurbed ausgezeichnet (brutkasten berichtete).

“Einer unserer Erfolge ist es sicherlich, sehr schnell auf Marktsituationen zu reagieren und dementsprechend einzigartige Lösungen schaffen zu können”; so Braith im Zuge der Ehrung.

Storebox auf Expansionskurs

Das österreichische Lager- und Logistikunternehmen Storebox eröffnete erst Anfang Oktober seinen 350. Standort. Ingesamt zählt das Unternehmen 21.000 Lagerabteile in über 200 Städten verteilt auf sechs Länder. Neben Österreich und Deutschland sind das die Niederlande, Luxemburg, Belgien und die Schweiz. Zentral für das stetige Wachstum ist auch die kontinuierliche Expansion in den Niederlanden, wo auch der 350. Standort eröffnet wurde (brutkasten berichtete)

Storebox wurde 2016 gegründet und bietet neben zentral gelegenen Lagermöglichkeiten für Privatkund:innen auch B2B-Lösungen für die letzte Meile, wie Micro-Hubs und Paketwände an. Die Standorte von Storebox können rund um die Uhr digital gebucht und genutzt werden.

Die Preisträger:innen und Entrepreneure des Jahres:

Der Unternehmerpreis wurde heuer von der Fachjury in fünf Kategorien vergeben: “Innovation & Hightech”, “Nachhaltigkeit & Greentech“, “Handel“, „Dienstleistungen” und „Social Entrepreneur“.

In der Kategorie “Dienstleistungen” wurde auch Johannes Ferner von fiskaly als “Preisträger” geehrt. Fiskaly unterstützt Unternehmen mit Cloud-basierter Technologie, um Geschäftsfälle und Zahlungen am Point of Sale zu fiskalisieren und Belege elektronisch abzusichern. Im Juni gab das Scaleup den Einstieg des Private Equity-Investors Verdane bekannt, wobei sich die Finanzierungsrunde auf mindest 20 Millionen Euro belief (brutkasten berichtete).

Kategorien Nachhaltigkeit & GreenTech

Entrepreneur Of The Year: Erich Wiesner, WIEHAG
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Preisträger: Karl Schwarz, Privatbrauerei Zwettl
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Preisträger: Rainer Kalkbrener und Stefan Csizy, ACP Group AG
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Sonderpreis

Der Sonderpreis für das unternehmerische Lebenswerk ging an Helmut List von AVL List. Als langjähriger CEO hat List das Unternehmen zu einem der weltweit führenden
Technologieanbieter im Bereich Antriebssysteme gemacht.

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