05.02.2021

European Capital Report: “Risikokapital in Europa auf dem Vormarsch – Österreich hinkt hinterher”

Der European Capital Report 2021 von i5invest und dem Gründerzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien liefert aktuelle Daten zu VC- und PE-Ökosystemen in Europa. Das Ergebnis: Gemessen am BIP ist Österreich im DACH-Vergleich stark unterrepräsentiert.
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European Capital Report
Die europäische VC-Landscape | (c) European Capital Report 2021

i5invest und das Gründungszentrum der Wirtschaftsuniversität Wien haben gemeinsam den European Capital Report 2021 veröffentlicht. Der Report erhebt die VC- und PE-Landschaft in Europa und liefert ein Ranking der mächtigsten Investoren.

Das Keyfinding des European Capital Report 2021: Sowohl das Venture Capital als auch Private Equity Ökosysteme in Europa konnten trotz Covid-19 in den letzten 24  Monaten einen Wachstumsschub verzeichnen. Die Gesamtanzahl der Investoren steigt damit auf 676, aufgeteilt auf 443 Venture Capital und 233 Private Equity Fonds mit europäischem Standort.

Weiterhin mit Vorsprung führt Großbritannien das Ranking der Länder mit den meisten Investoren  in Europa an (306), gefolgt von Deutschland (181), Frankreich (119) und Luxembourg (66).

DACH-Region wächst am schnellsten

Mit 18 Fonds-Neugründungen in den letzten 24 Monaten wächst das Investorenökosystem in der DACH Region allerdings am schnellsten. Mit mehr als einem Viertel der in Europa verzeichneten Neugründungen zeigt sich damit eine spannende Entwicklung auch im Hinblick auf den Brexit, so die Autoren des European Capital Report 2021.

(c) European Capital Report

Standort Österreich

Der Report geht auch auf den Standort Österreich ein: “Österreich trägt zum Wachstum der DACH Region mit zwei Neugründungen allerdings kaum etwas bei und schafft es weiterhin nicht, sich zum relevanten Standort für Risikokapitalgeber zu  etablieren”, so Herwig Springer, Geschäftsführer von i5invest. “Wohl auch auf Grund der Nähe zu Berlin, nach London an der Spitze des europäischen Standortrankings, taucht Österreich am Radar kaum auf”, so die Autoren.

Das wird auch im Vergleich mit der Schweiz noch einmal deutlich, die insgesamt drei Mal so viele Investoren beheimatet als Österreich. Mit insgesamt 18 in Österreich heimischen Fonds ist Österreich damit auch gemessen am BIP im DACH-Vergleich stark unterrepräsentiert. 

Ranking der VCs in Österreich

Im Ranking der mächtigsten österreichischen Venture Capital Investoren 2021 auf Basis der  gemanagten Fondsvolumina führt Speedinvest vor dem aws Gründerfonds, UNIQA Ventures,  3VC und APEX Ventures.

Auch im Ranking der aktivsten Investoren auf Basis der Anzahl an  getätigten Investments 2020 ist Speedinvest klar an der Spitze, und belegt europaweit mit 86  Investments sogar den beeindruckenden Platz 5. Auffallend hohe Investmentaktivität zeigen in  Österreich außerdem etwa der aws Gründerfonds und Peak Pride mit je 20 Investments im  Vorjahr, sowie APEX Ventures mit 13 und UNIQA Ventures mit 10 Transaktionen. 

Zudem werden auch neue Player am Markt angeführt: Dazu zählt der österreichische Fonds Calm/Storm, der sich auf sehr frühphasige  Investments fokussiert, vor allem im Bereich Health & Wellbeing. Mit Smart Works, Teil der Wien Energie Gruppe und Fokus auf Frühphasen-Investments im Bereich Energie und Smart City, gibt es nun  außerdem einen weiteren Corporate Venture Capital Player am heimischen Markt. 

18 Neugründungen in der DACH-Region

Die insgesamt 18 Neugründungen in der DACH Region sind neben Calm/Storm und Smart Works aus Österreich 468 Capital, a/o PropTech, Future Energy Ventures, Game Seer  Venture Partners, Heal Capital, MobilityFund, Schumpeter Ventures, Signature Ventures, Smart  Infrastructure Ventures, VR Ventures, Vsquared Ventures und NGC Nachfolgekapital (alle in  Deutschland), Swiss Immo Lab, Tomahawk VC und Sparrow Ventures in der Schweiz und Seed  X in Liechtenstein.  

Starker Fokus auf Frühphasen-Investments

“Was immer noch auffällt ist der schon länger in der Branche kritisierte überproportional starke  Fokus auf Frühphasen-Investments in der DACH Region, vor allem auch im Vergleich zu  Großbritannien, wo weiterhin verstärkt auf Wachstumskapital gesetzt wird“, betont Simona Hübl von i5invest.

Gründer von heimischen Scale-Ups müssen sich für Folgefinanzierungen daher häufig schnell im europäischen Ausland umsehen oder die Fühler über den Atlantik ausstrecken. 

Doch auch amerikanische Investoren zieht es laut Hübl immer stärker nach Europa. Insgesamt haben 124  US-Fonds mittlerweile einen europäischen Standort eröffnet, im Ranking der beliebtesten Städte  ist Berlin mit 14 Niederlassungen amerikanischer Fonds allerdings nur auf dem 4. Platz hinter  London (92), Paris (23) und Luxemburg (18). Herwig Springer: „Ob der Brexit hier zu einer  Trendwende führt bleibt abzuwarten.“ 

Corporate Venture Capital gewinnt in DACH-Region an Bedeutung

Auch Corporate Venture Capital gewinnt in der DACH Region stetig an Bedeutung. Mit insgesamt  24 Playern verwaltet der Novartis Venture Fund, Risikokapitalarm der Novartis, mit EUR 630 Millionen das größte veröffentlichte Fondsvolumen im DACH Raum, gefolgt von BMW i Ventures mit EUR 583 Millionen. „Für 2021 bleibt zu hoffen, dass in Österreich weitere Unternehmen als  Teil ihrer Innovationsstrategie auf Corporate Venture Capital Investments setzen“, ergänzt  Stephan Jung vom Gründungszentrum der Wirtschaftsuniversität Wien. 


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Das Wiener Startup PowerBot automatisiert den physischen Stromhandel an Strombörsen. Damit leistet es einen Beitrag zur Energiewende. CEO Helmut Spindler hat uns vergangenen April mehr über die Technologie erzählt.

Das SaaS-Unternehmen wurde im Jahr 2020 von Felix Diwok, Manuel Giselbrecht und Helmut Spindler gegründet. Mit dem Ziel, Handelsabläufe an den europäischen Strombörsen zu automatisieren und zu verbessern. Und damit die Energiewende voranzutreiben. CEO Spindler war jahrelang als Berater für Energiemarktfragen tätig. Als Spin-off der Energiemarktberatung Inercomp GmbH entstand dann 2020 PowerBot.

Exit an norwegischen Tech-Konzern

Am gestrigen Mittwoch verkündete das Wiener Startup, vom “europäischen Marktführer für Energiesoftware, Volue, offiziell übernommen” worden zu sein. Eine konkrete Summe wird nicht genannt. Gemeinsam habe man sich das Ziel gesetzt, den Markt “im algorithmischen kurzfristigen Stromhandel” anzuführen.

Das Käufer-Unternehmen Volue positioniert sich als Technologielieferant grüner Energie. Das norwegische Unternehmen arbeitet an Lösungen zur Optimierung von Produktion, Handel, Verteilung und Verbrauch von Energie.

Co-Founder Diwok hielt bislang 37,5 Prozent, Spindler und Giselbrecht je 18,74 Prozent. Auch das Partnerunternehmen der Armstrong Consulting GmbH unter Geschäftsführer Roger Armstrong hielt bislang 25,01 Prozent der Firmenanteile.

Schrittweise Integration

Mit dem Kauf des Wiener Energy-Startups soll das bestehende Portfolio von Volue erweitert werden. Die Integration soll Schrittweise erfolgen, ab Jänner 2025 sei die PowerBot-Lösung vollständig in das Volue-Portfolio integriert.

Volue-CEO Trond Straume wird in einem LinkedIn-Post von PowerBot zitiert: „Diese Übernahme ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg, bis 2030 der führende SaaS-Anbieter für das globale Energiesystem zu werden. Die hochmoderne Plattform von PowerBot ergänzt den Volue Algo Trader perfekt, indem sie Quants befähigt und unsere Expansion über Westeuropa hinaus beschleunigt.“

Das Wiener Energy-Startup soll fortan die bestehende Lösung des Käufers – namentlich “Volue Algo Trader Power” ergänzen. Dabei handelt es sich um eine SaaS-Lösungen für den kurzfristigen Stromhandel, kurz für “Intraday”-Stromhandel.

“Keinen besseren Partner”

Wie PowerBot weiter vermeldet, soll die Integration die Entwicklung von traderfreundlichen Benutzeroberflächen und Lösungen für Unternehmen begünstigen. PowerBot wird dabei eng mit dem Team rund um die SaaS-Lösung Volue Algo Trader Power zusammenarbeiten.

Für das PowerBot-Team sei der Exit “nur der nächste wichtige Schritt auf dem Weg des Wachstums”, heißt es. Auch weiterhin soll das bestehende PowerBot-Team, darunter Helmut Spindler, Maximilian Kiessler und Jakob Ahrer, “die Entwicklung des Produkts weiter vorantreiben und für Kontinuität und Innovation sorgen”. Das Startup will indes bereits baldige neue Produkte auf dem Markt verkünden.

Helmut Spindler, CEO von PowerBot, kommentiert: „Wir haben in den letzten Jahren ein unglaubliches Wachstum erlebt, und um weiter zu skalieren und zu internationalisieren, brauchten wir einen starken Partner. Volue ist aufgrund seiner umfassenden Branchenkenntnisse und seiner gemeinsamen Vision die perfekte Wahl. Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen“.

Stärken kombinieren

Mittlerweile soll das Wiener Energy-Startup über 85 Kunden in 26 Ländern vorweisen. Handeln soll es derzeit an neun Börsen. Das Team sei 25-köpfig und in Wien sitzend. Auch die Zertifizierungen ISO 27001 und SOC2 Typ 2 – beides Zertifizierungen für Cybersicherheit und Datenschutz – weise man vor.

Roland Peetz, SVP von Volue Energy Software, fügt hinzu: „Indem wir unsere Stärken kombinieren, schaffen wir ein unübertroffenes Angebot, das den Anforderungen des sich schnell verändernden Stromhandelsmarktes gerecht wird.“

Aus dem Archiv: PowerBot-CEO Helmut Spindler im Studio

Der PowerBot-CEO und Mitgründer Helmut Spindler war zu Gast im brutkasten Studio.

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