19.03.2021

EU will Startup-Gründung um 100 Euro

Die EU-Mitgliedsländer unterzeichnen eine "Startup Declaration", in der konkrete Vorschläge für eine gute Startup-Politik enthalten sind.
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Informer: online Buchhaltung für KMU, EPU und Startups
(c) Adobe Stock / mrmohock

Am “Digital Day” der EU-Kommission am heutigen Freitag werden Mitgliedsländer eine “Declaration on the EU Startup Nations Standard of Excellence” unterzeichnen. Darin bekennen sich die Länder zu einer Startup-Strategie basierend auf “Best Practice”-Beispielen bekennen. Die EU will eine zentrale Stelle einrichten, die diese Bemühungen koordiniert, heißt es in der Erklärung, die vorab in Medien kolportiert wurde und dem brutkasten vorliegt. Mit den “Startup Nation Standards” habe “Europa die Chance, sich zum attraktivsten Startup und Scaleup Standort zu entwickeln”, sagt der Startup-Beauftrage der WKÖ, Kambis Kohansal, zum brutkasten.

“Wir unterstützen die Schaffung eines “Startup Nations”-Hubs im Jahr 2021, der den Austausch von Best Practices zwischen den Unterzeichnerstaaten fördern und ermöglichen soll, sowie die Einrichtung einer gemeinsamen Datenplattform für alle Mitgliedstaaten, die nützliche Informationen für die gesamte EU bereitstellen wird”, heißt es in der Startup Declaration. Auch ein Monitoring der Fortschritte einzelner Länder ist geplant: “Die Plattform wird auch die Erfassung und das Monitoring des Fortschritts auf der Grundlage regelmäßiger Berichte der Mitgliedstaaten bei der Umsetzung von Best Practices erleichtern und so jedem Land helfen, eine “EU Startup Nation” zu werden”.

Konkrete Vorschläge für Startup-Politik

In der Declaration sind auch ganz konkrete Beispiele formuliert. So soll in der gesamten EU eine Gründung binnen 24 Stunden um höchstens 24 Euro möglich sein. Innerhalb eines Monats sollen Visa für Gründer und Schlüsselkräfte aus Drittstaaten abgewickelt werden. Es sollen Aktienoptionen ohne Stimmrechte ermöglicht werden, Steuererleichterung für Business Angels umgesetzt werden und auch institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds der Weg zu einer Beteiligung über Risikokapital geebnet werden.

Förderungen und EU-Fonds

Um die Finanzierung innovativer Jungunternehmen zu erleichtern, werden die EU-Länder in der Deklaration dazu angehalten, Gelder aus dem EU Recovery Fund, der mit 750 Milliarden Euro dotiert ist, für die “Verbesserung des Zugangs zu Risikokapital für Startups durch die Europäische Investitionsbank (EIB), Förderstellen oder andere spezielle Instrumente” zu verwenden. Bereits am Donnerstag startete der Europäische Innovationsrat EIC, der über einen Beteiligungsfonds bis 2027 insgesamt 10 Milliarden Euro für die Entwicklung von Zukunftstechnologien bereit stellt.

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck wird am Freitag im brutkasten-Talk zur Startup Declaration Stellung nehmen. Stay tuned!

Wann und wie die Mitgliedsstaaten die Startup Declaration der EU umsetzen, ist noch offen. In Österreich wird derzeit an einer neuen Gesellschaftsform gearbeitet. Die “Austrian Limited” soll möglichst unbürokratisch gegründet werden können, sie soll eine leichtere Mitarbeiterbeteiligung ermöglichen und mit einem reduzierten Stammkapital gegründet werden können. Noch ist die Austrian Limited jedoch keine fixe Sache und sie hat auch Kritiker. Ins Treffen geführt wird etwa, dass eine neue Gesellschaftsform nicht ausreichend Rechtssicherheit bieten würde, weil viele Fragen zunächst noch nicht ausjudiziert wären.

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Freundeskreis: Wiener Startup plant Pilotfabrik für veganen Käse

Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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