01.12.2017

esports.com: Deutsches Startup legt mit achtstelligem Kapital los

Die von Deutschen geführte neue Plattform esports.com hat ihren Firmensitz in Malta. Sie bewegt sich zwischen Sportberichterstattung und Wettportal.
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(c) esports.com: Global Content Director Benjamin Kratsch

Mit der prominenten URL esports.com ist das Ziel des klar definiert. “We will create the biggest esports portal in the world”, heißt es auf der Website. Dabei denkt man zuerst an ein weiteres Nachrichtenportal zum Thema eSports, aber die Schwerpunkte liegen breiter verteilt. Intergriert sind ein Online-Shop mit Merchandise, lizensierte Sportwetten und eine eigene Kryptowährung, die man auf der Seite für Coachings ausgeben bzw. auch verdienen kann. Knapp sechs Millionen Euro sind mit einem ICO (Initial Coin Offering) bis Ende November 2017 gesammelt worden. Laut Global Content Director Benjamin Kratsch ist dank Investoren im Hintergrund eine achtstellige Summe mittelfristig verfügbar.

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Team Liquid statt Real Madrid

Um was geht es überhaupt? Ein großer Fokus liegt auf Content. Es soll mit großen Partnern und einer bis zu 100 Mann starken Redaktion hinter die Kulissen von eSport-Teams bzw. -Veranstaltungen geschaut werden. Außerdem wird man Statistiken zu den einzelnen Profis abrufen können. Ganz stark soll aber auch die Community in die Content-Kreation miteingebunden sein. Kratsch: “Wir wollen wie YouTube für Gamer werden”. Für jedes hochgeladene Video (Anm.: oder auch Text) bekommt man von esports.com eine Bezahlung (in der eigenen Währung ERT – dazu später mehr). User können zudem spenden, wenn ihnen Content gefällt, d.h. mit erfolgreichen Inhalten kann man gutes Geld verdienen.

Parallel zu dem groß angelegten Content-Portal wird eine Wettplattform ins Leben gerufen. Statt auf Fußballvereine setzt man hier auf eSport-Teams, die bei großen Turnieren um viel Geld spielen. Co-Founder Benjamin Föckersperger, in einem Interview mit Esport Talk DE: “Wir wollen Sportwetten anbieten – mit einer Glücksspiellizenz aus Malta. Gewettet darf nur in Ländern werden, wo diese Lizenz gilt – wo das legal ist. Die Alterskontrolle ist ebenso wichtig. Leute unter 18, die zum Beispiel über Facebook kommen, sehen den Wettbutton nicht.” Via eigener Währung und simplen User Interface wird man so bei großen Turnieren live auf seinen Favoriten setzen können, egal ob in Counterstrike oder Dota2.

Das Wetten auf esport-Teams bzw. Spieler ist nicht neu, bieten doch auch schon bet-at-home, bet365 und andere ein ähnliches System an. Auch ein österreichisches Unternehmen hat diesen Hype schon erkannt. Bei hereosphere.gg kann man bereits seit längerer Zeit auf esports-Matches setzen. Auch Herosphere bietet mit dem HERO einen eigenen Coin, der bei einem ICO zwei Millionen Dollar einbrachte.

Vier Säulen der Finanzierung

Wie beim österreichischen Mitbewerb kann man auch auf esports.com nicht mit herkömmlicher Währung bezahlen. Abonnements oder Coachings können nur in Kryptowährung erstanden werden – hier esports reward tokens (ERT) genannt. Videos, wie man in diese Währungen umtauschen kann bzw. Wallets anlegt, stehen mit Start der Seite in Deutsch, Englisch und Französisch via youtube-Video zur Verfügung.

Neben den klassischen Wetten gibt es aber auch noch zwei andere Säulen, die eine Finanzierung langfristig möglich machen sollen. Es gibt einen Shop, in dem man von T-Shirts bis hin zu ingame-Items (Gegenstände in Spielen) alles kaufen kann. Zuletzt, wie bereits angesprochen, ist ein Marktplatz für Coachings verfügbar. Jeder User kann Lehrstunden anbieten bzw. wird es ein Profiangebot geben. esports.com schneidet hier 10 Prozent mit.

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Top-Inszenierung

Als größter Unterschied zur Konkurrenz sind sicher die prominente URL und der professionelle und globale Auftritt der Marke zu nennen. Auch dank ICO. Zum Start der Website wurden knapp 6 Millionen Euro gesammelt. Zudem seien Investoren mit an Bord, die ein Starten der Seite möglich gemacht hätten, sagt Content-Chef Kratsch. Ausreichend Geld also, um das Portal am 5. Jänner 2017 in einer ersten Phase starten zu lassen. Seit 2016 arbeitet man an dem Projekt, seit rund fünf Wochen wird der youtube-Kanal von esports.com befüllt. Der Content ist hochwertig, aktuell ausschließlich mit Wortspenden der Geschäftsführung und schönen Bildern von esports-Veranstaltungen. Starke Partner, wie etwa die ESL oder Sport1, werden aufgelistet und esports.com ist bereits bei großen Turnieren als Sponsor mit dabei. Gute Vernetzung gehört im Startup-Business mit dazu.

Glückspiel-Hintergrund der Founder – Firmensitz in Malta

Sieht man sich das Team von esports.com an sieht man, dass hier Profis am Werk sind. Der Großteil der Geschäftsführung hat einen Background im Glücksspiel. Chief eSports Officer und Co-Founder Benjamin Föckersperger etwa hat schon in Malta Glücksspiel-Websites gegründet. CEO Philipp Geppert hat in Miami Gambling-Erfahrungen gesammelt und in Costa Rica die Online-Sportwetten Website sportsbook in leitender Funktion betreut. Ähnliche Lebensläufe weisen auch die anderen Mitglieder auf, die man auf der Website nachlesen kann. Der Firmensitz liegt nicht umsonst im Wettspielfreundlichen Malta, das im Whitepaper mehrfach aufgrund seiner esports- und wettfreundlichen Einstellung lobend erwähnt wird.

Unglaubliches Potenzial

Eine Plattform für eSports, die gleichzeitig ein starkes Businessmodell im Hintergrund hat, macht 2017 durchaus Sinn. Während man in Österreich mit eSports erst langsam Firmen und ein breiteres Publikum zu erreichen versucht, ist der Boom weltweit schon lange da. Auch bei den Sportwetten. Laut esports.com war 2016 das globale Wettvolumen im esports bereits über 5 Milliarden Euro groß. Die Aussicht auf 2020 liegt bei 25 bis 45 Milliarden. Ende 2017 soll es bereits 350 Millionen esports-Fans weltweit geben – Prognosen sagen für 2020 bereits 600 Millionen voraus.

Auch die Zusammenstellung der esports-Interessierten ist spannend. Die Millenials werden 2020 das erste Mal in den USA die Baby Boomer Generation in Sachen Kaufkraft überholen. Der nicht geringe Anteil an esports-Interessierten bei den Millenials ist zu 42 Prozent weiblich. Auch für diese Zielgruppe will man bei esports.com Angebote, z.B. in Form von Community-Portalen, im Portfolio haben. Werbebanner wird es nicht geben – das sei laut Föckersperger “an der Zielgruppe vorbei gedacht und bringt ohnehin kein Geld.”

Ausblick: Erstes eSports-Ausbildungszentrum

Content-seitig hört sich esports.com sehr beeindruckend an. Ein “Facebook” bzw. “Youtube” für Gamer. Man kann sogar Geld verdienen, das man aufgrund der Kryptowährung aber wohl lieber in den diversen Shops ausgibt, als es sich in Fiat-Geld umzutauschen. Aber auch was die Basisarbeit am eSports betrifft, lässt das neue Portal aufhorchen. ein Prozent der Konzerneinnahmen sollen in eSport-Klubs wandern, um bald weltweit eine Breite an potenziellen Ausbildungsstätten zu gewährleisten. Mitte 2018 soll zudem ein erstes eSports-Ausbildungszentrum in Berlin starten. Man nimmt das Thema ernst und geht es professionell an.

Die enge Verschränkung aus Community-Portal und Wettanbieter birgt natürlich auch Gefahren. Da der eSport in den vergangenen Monaten auch immer öfter Gehör gefunden hat, als “richtiger” Sport anerkannt zu werden, ist der Schritt zu Sportwetten naheliegend. Ein globales Wettportal im eSports war deshalb nur eine Frage der Zeit, zeigt doch die Dichte an Offline- und Online-Wettbüros auf der ganzen Welt, wie viel Geld in diesem Business steckt. Hierzulande ist tipp3 bereits Sponsor der eBundesliga, wo sich aktuell die besten FIFA-Spieler des Landes gegenüberstehen. Ab 2018 kann man auch auf esports.com weltweit auf Profispiele setzen.

“The home of eSports”?

Ob es gelingt, für eSports-Begeisterte ein allumfassendes Wohlfühlbecken zu erschaffen, aus dem man sich eigentlich gar nicht mehr rausbewegen muss, wird sich zeigen. Ob eine Content-Seite, die auch ein Wettportal ist, “The home of esports” (Zitat Website) sein sollte, das mit einem guten User Interface sicher auch regelmäßig auf den eigenen Shop hinweist, darf aber in Frage gestellt werden. Am Ende wird der Erfolg und die Usermeinung zeigen, ob diese Art der Plattform dem doch noch recht jungen eSport mehr geholfen oder doch mehr geschadet hat.

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vlonru. Hannah Wundsam, Hansi Hansmann, Laura Raggl, Sander van de Rijdt, Christiane Holzinger und Michel Hurnaus | (c) AustrianStartups / Studio KoeKart / Fabianklima.at / Martin Pacher / 360 Business Planer / Tractive

Ein weiteres Krisenjahr geht zu Ende. Noch nie in seiner zehnjährigen Geschichte musste brutkasten über so viele Startup-Insolvenzen berichten. Noch nie waren so viele Startup-Übernahmen nicht als erfolgreicher Exit, sondern als Notverkauf zu klassifizieren. Und noch nie war der Ruf nach umfassenden wirtschaftspolitischen Reformen in der heimischen Startup-Szene so laut.

Und die gesamtwirtschaftlichen Prognosen bleiben düster. Ein Ende der Rezession ist noch nicht absehbar. Dass derzeit auch viele große und etablierte Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage geraten, verschärft die Situation zusätzlich.

Doch natürlich gab es auch 2024 Erfolgsgeschichten in der heimischen Startup-Welt. Und es wäre nicht die Startup-Szene, wenn sich nicht der für sie so typische Optimismus immer wieder seinen Weg bahnen würde – dieses Jahr vielleicht etwas leiser, als in vielen anderen Jahren. Wir haben einige der bekanntesten Gesichter der österreichischen Startup-Community um einen kurzen Rück- und Ausblick zum Jahreswechsel gebeten.


Hansi Hansmann, Business Angel

Hansi Hansmann
Hansi Hansmann | (c) Studio KoeKart

2024 ist in etwa so schwierig geworden wie erwartet, der erhoffte Lichtblick im zweiten Halbjahr ist nicht gekommen. Ich erwarte diesen Lichtblick auch 2025 nicht. Es wird also schwierig bleiben und für viele noch schwieriger werden – damit werden wir leben müssen.

Viele Scaleups werden nur noch von den Bestandinvestoren über Wasser gehalten, und denen geht einfach irgendwann das Geld aus, weil vom Markt – VCs, IPOs, etc. – kein Rückfluss kommt. Je länger die Krise dauert, desto schwieriger wird es auch für Startups, weil Funding zum Teil einfach nicht mehr funktioniert – außer, man hat ‘Dream-KPIs’, aber das haben nur die wenigsten.

Trotzdem ist es die richtige Zeit, um zu gründen. Die größten Erfolgsgeschichten haben in Krisen ihren Anfang genommen.

Hannah Wundsam, Co-Managing Director Austrian Startups

Hannah Wundsam
Hannah Wundsam | (c) AustrianStartups

Das Wahljahr 2024 hat uns noch stärker vor Augen geführt, wie entscheidend der Startup-Sektor für Europas Wohlstand und unsere Wettbewerbsfähigkeit ist. Während in Österreich die neue Flexco-Rechtsform mit über 700 Gründungen getestet wird, nimmt auf EU-Ebene die EU Inc und damit die Vereinheitlichung des europäischen Kapitalmarkts Fahrt auf.

Auch 2024 blieb das Aufstellen von Wachstumskapital eine der größten Herausforderungen für Startups. 2024 waren Finanzierungsrunden stark auf AI und Climate Tech fokussiert – die 100-Millionen-Runde von Gropyus im Herbst war die größte des Jahres.

Für uns bei AustrianStartups wurde einmal mehr klar: Ein Mindset-Wandel ist dringend notwendig – und der beginnt bei der Bildung. Initiativen wie die Youth Entrepreneurship Week an Schulen oder die Spin-off-Offensive der Regierung, die eine Verdopplung der jährlichen Spin-off-Gründungen bis 2030 anstrebt, sind wichtige Schritte.

Entscheidend wird nun, ob die neue Regierung 2024 zukunftsgerichtete Maßnahmen umsetzt – mit lang ersehnten Anreizen, wie einem Dachfonds und einem Investitionsfreibetrag, die Österreichs Startup-Ökosystem langfristig stärken könnten.

Sander van de Rijdt, Co-Founder & Co-CEO PlanRadar

PlanRadar Co-Founder und CEO Sander van de Rijdt
Sander van de Rijdt | (c) der brutkasten / Martin Pacher

2024 hat sich weithin als durchwachsenes Jahr mit anhaltenden Herausforderungen und Negativeffekten gezeigt, die sich auch in tatsächlichem Stellenabbau und massiv gebremstem Wachstum realisiert haben – Stichwort: Wirtschaftsstandort Österreich. Die Bau- und Immobilienindustrie als Hauptzielmarkt für PlanRadar schwächelt nach wie vor und zahlreiche Akteure sind den Dynamiken zum Opfer gefallen, teils unter breiter öffentlicher Wahrnehmung, teils im Stillen hinter verschlossenen Türen. Hier stehen insbesondere Österreich und Deutschland auch im europäischen Vergleich sehr, sehr schlecht da.

Bei PlanRadar sehen wir, dass das internationale Geschäft für uns in Regionen wie Spanien, Italien oder den USA bereits wieder sehr gut anspringt oder beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten überhaupt nie negativ beeinflusst war. Wir konnten unseren Gesamtumsatz trotz der multiplen negativen Vorzeichen wieder um ca. 25 Prozent steigern, was in der aktuellen Marktlage durchaus ansehnlich ist, und weshalb mir schon öfters vorgehalten wurde, dass „ich auf sehr hohem Niveau jammere“.

Für 2025 hoffe ich auf durchdachte und nachhaltige Maßnahmen der neuen Regierung, um das Wirtschaftswachstum in Österreich wieder anzukurbeln. Auch sollten die Zinssenkungen und das Auslaufen der KIM-Verordnung (Anmerkung der Redaktion: Verordnung für nachhaltige Vergabestandards bei der Finanzierung von Wohnimmobilien) für einen ersten Aufschwung in der Bau- und Immobilienbranche in der zweiten Jahreshälfte sorgen. Mit einer richtigen Erholung rechne ich erst 2026, bin aber sehr froh, wenn ich eines Besseren belehrt werde.

Laura Raggl, Gründerin ROI Ventures

Laura Raggl (c) Fabianklima.at

2024 war unser zweites vollständiges Investmentjahr und dementsprechend spannend. Im Pre-Seed-Bereich bleibt die Dynamik ähnlich wie 2023, doch die Finanzierungsrunden sind deutlich wettbewerbsintensiver geworden. Immer mehr Gründer:innen mit Scaleup-Erfahrung oder vorherigen Exits starten neue Startups. Die Bewertungen befinden sich meiner Meinung nach auf einem angemessenen Niveau, sind jedoch im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Insgesamt bietet der Markt für uns, mit unserem Fokus auf Neuinvestitionen, eine interessante Dynamik.

In den späteren Finanzierungsphasen sieht die Situation weniger rosig aus. M&A-Aktivitäten und IPOs befinden sich auf dem niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre, da die Liquidität weiterhin eingeschränkt ist. Viele hochkarätige Börsengänge finden weiterhin in den USA statt, was Talent und Kapital aus Europa abzieht.

Für VCs gestaltete sich das Fundraising im Jahr 2024 besonders schwierig, dennoch wurden mehrere große Fonds mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro angekündigt. Ein bedeutender Hebel könnte hier die stärkere Mobilisierung von Pensionskassen im DACH-Raum sein, die bisher noch viel zu wenig in Venture Capital investieren.

Mit Blick auf 2025 ist zu hoffen, dass speziell die Maßnahmen auf der Risikokapitalseite von der neuen Regierung rasch umgesetzt werden. Insbesondere die steuerlichen Erleichterungen für private Startup-Investor:innen und der geplante Rot-Weiß-Rot-Dachfonds sind nun mehr als dringend notwendig.

Michael Hurnaus, Gründer und CEO Tractive

Tractive, Hauster Versicherung, Insurance, Pet Cover
Michael Hurnaus | (c) Tractive

Für Tractive war 2024 tatsächlich ein sehr gutes Jahr, in dem wir trotz eines herausfordernden Marktumfelds deutlich wachsen konnten. Hier half uns jedenfalls ein dankbares Business-Modell und der kontinuierliche Drang nach Effizienz im Unternehmen. Cashflow war auch heuer wieder King. Unternehmen mit langen Sales-Cycles oder Cashflow-unfreundlichen Modellen kamen in vielen Branchen zum Wanken.

Viele Unternehmer waren Anfang 2024 optimistisch, dass sich die Wirtschaft schnell wieder erholt – was abgesehen vom Kryptomarkt hierzulande nicht wirklich passiert ist. Eben diese Unternehmer scheinen aktuell besonders pessimistisch für 2025 zu sein – was mich wiederum optimistisch stimmt, weil sich die Mehrheit halt oft täuscht.

Für all jene Unternehmen, die Geschäfte mit den USA machen, kommt natürlich eine spannende Zeit, die aber vor allem für Unternehmen, die nicht in China produzieren, “net positive” sein sollte. Wenn wir uns in der EU also nicht komplett mit AI-Act und Co selbstgeißeln und allesamt etwas weniger jammern, dafür mehr anpacken, dann bin ich sehr optimistisch für 2025.

Christiane Holzinger, Business Angel und Gründerin

Christiane Holzinger | (c) 360 Business Planner

2024 war ein Jahr der Konsolidierung, strategischer Investitionen und klarer Botschaften. Das Jahr 2024 war geprägt von Herausforderungen, aber auch von klaren Chancen, mutige Akzente zu setzen. Als Angel-Investor habe ich mich in diesem Jahr auf drei neue Startups fokussiert, die nachhaltige Geschäftsmodelle und innovative Technologien in den Vordergrund stellen. Gleichzeitig lag mein Augenmerk darauf, bestehende Beteiligungen zu stärken. Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit hat mich dazu gebracht, Entscheidungen noch bewusster und datengetriebener zu treffen. Besonders wichtig waren dabei die Themen Team & Leadership sowie die langfristige Stabilität der Geschäftsmodelle.

2024 war für mich aber nicht nur ein Jahr des Investierens, sondern auch des Lernens und des Gestaltens. Ich habe die intensivere Auseinandersetzung mit Markt- und Teamdynamiken genutzt, um neue Perspektiven zu gewinnen und meinen Beitrag zur Startup-Szene weiterzuentwickeln. Natürlich gab es auch Hürden: Bridgerunden und schwierige Finanzierungsphasen in meinem Portfolio waren anspruchsvoll. Aber durch konsequente Priorisierung habe ich stets das Ziel vor Augen behalten: einen klaren Weg nach vorne. Ein persönliches Highlight war die Arbeit an meinem ersten Buch, in dem ich mich intensiv mit dem Thema Finanzpower für Frauen auseinandersetze.

Mit Blick auf 2025 bin ich entschlossen, meinen Fokus weiter zu schärfen: Frühphasen-Investitionen werden eine noch zentralere Rolle spielen. Ich sehe enorme Potenziale in Co-Investments mit anderen Angels und institutionellen Investoren, besonders in der heimischen VC-Szene. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Förderung von Gründerinnen- und Gründervielfalt sein. Ich bin überzeugt, dass diverse Teams nicht nur innovativer, sondern auch erfolgreicher sind. Mein Ziel ist es, gezielt in solche Teams zu investieren und damit ein starkes Signal zu setzen.

Doch dafür braucht es auch die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Wir müssen als Gesellschaft verstehen, dass Investitionen in Startups und Unternehmer:innen keine Nische sind – sie sind ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung unseres Wirtschaftsstandorts. Es braucht bessere steuerliche Anreize, einfachere Zugänge zu Kapital und mehr Bildung rund um das Thema Unternehmertum, damit Investieren als ganzheitliches Konzept in der Bevölkerung ankommt.

Johannes Braith, Co-Founder & CEO Storebox

Johannes Braith | (c) Storebox

2024 – what a ride! Nach bald zehn Jahren Unternehmertum und Startup-Erfahrung war 2024 bestimmt ein Jahr, das mir in Erinnerung bleiben wird. Wie bereits in meinem letzten Jahresrückblick prognostiziert, bin ich davon ausgegangen, dass sich die Großwetterlage 2024 gegenüber 2023 noch verschärfen wird. Das ist nach meiner Einschätzung auch eingetreten. Die globalen Krisen haben sich leider nicht beruhigt und mit dem Aufkochen des Konflikts in Gaza noch weiter zugespitzt. Die Zinswende wurde glücklicherweise vollzogen und ich denke, dass wir für 2025 einen durchaus optimistischeren Ausblick haben dürfen.

Für Storebox war das Jahr 2024 geprägt von vielen großen Meilensteinen. Wir konnten nicht nur unseren 350. Storebox-Standort eröffnen und unsere 300. Franchise-Lizenz vergeben, sondern auch über 12.000 aktive Kunden servicieren. Wir sind in den unterschiedlichen Revenue-Streams zwischen 50 und 100 Prozent gewachsen – und das trotz herausfordernder Umstände. Auch anorganisch konnten wir mit zwei M&A-Transaktionen wachsen und erfolgreich zwei Mitbewerber übernehmen.

Ich bin überzeugt, dass 2025 ein extrem spannendes Jahr wird und wir einen positiven Aufschwung erleben werden. Allerdings muss dieser von uns allen hart erarbeitet werden und es wird nicht ausreichen, an der Seitenlinie zu stehen und zu warten, bis dieser von jemandem herbeigeführt wird.

Kilian Kaminski, Co-Founder refurbed

Kilian Kaminski | (c) refurbed

Trotz der vielfältigen Herausforderungen, mit denen viele Unternehmen in diesem Jahr konfrontiert waren, konnten wir entscheidende Wachstumsschritte erzielen, auf die wir sehr stolz sind: Zum einen haben wir unsere Marke refurbed durch ein umfassendes Rebranding gestärkt und unser Nachhaltigkeitsportfolio weiter ausgebaut. Damit ist es uns gelungen, den positiven Einfluss von refurbed auf Umwelt und Gesellschaft weiter zu erhöhen. Zum anderen haben wir unsere geographische Präsenz erweitert und vier neue Märkte erfolgreich erschlossen.

Besonders freut es uns, dass wir auch in diesem Jahr erneut bedeutende Kooperationen eingehen konnten, um Refurbishment als dritte Konsumkategorie breitenwirksam zu etablieren – zuletzt durch die exklusive Zusammenarbeit mit Hofer.

Ein persönliches Highlight für mich war auch 2024 wieder die Kooperation mit Fraunhofer Austria. Diese Partnerschaft ermöglicht es uns weiterhin, die positiven Auswirkungen von Refurbishment wissenschaftlich fundiert zu quantifizieren und zu belegen.

Für 2025 erwarten wir keineswegs ruhige Zeiten. Doch wir sind davon überzeugt, dass wir unsere ambitionierten Ziele erreichen werden. Wir haben refurbed schließlich nicht gegründet, um uns auf dem Erreichten auszuruhen, sondern um langfristig etwas am Markt nachhaltig zu verändern. Entsprechend blicken wir insgesamt mit großem Optimismus und Tatendrang auf das kommende Jahr.

Berthold Baurek-Karlic, Investor (u.a. Venionaire Capital)

Berthold Baurek-Karlic © Foto Wilke
Berthold Baurek-Karlic | (c) Foto Wilke

Das Jahr 2024 war kein einfaches. Ich hoffe, dass unsere kommende Regierung den Standort durch Entlastungen stärkt und Impulse für starkes Wirtschaftswachstum setzt.

Ich persönlich sehe viel Wachstumspotenzial in der Golf-Region und in Japan. Hier legen wir einen starken strategischen Fokus, um der wirtschaftlichen Flaute in Europa etwas zu entkommen.

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