28.07.2025
EXPANSION

enspired: Wiener Energy-Startup expandiert nach Polen und Spanien

Das Wiener Startup enspired, das sich auf KI-basierten Stromhandel spezialisiert hat, geht Partnerschaften mit Energieanbietern in Spanien und Polen ein.
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Das Führungsteam von enspired: Jürgen Mayerhofer, Wolfgang Eichberger © enspired
Das Führungsteam von enspired © enspired

Mit seiner KI-basierten Software für den Handel mit elektrischem Strom stand das Wiener Unternehmen bereits mehrfach im Fokus: So sicherte sich enspired im Jahr 2021 ein Investment von insgesamt 7,5 Millionen Euro – brutkasten berichtete.

2024 konnte das Startup noch einmal nachlegen und eine Series-B-Finanzierungsrunde über 25,5 Millionen Euro abschließen. Die Runde wurde von Zouk Capital angeführt. Weitere Investor:innen waren PUSH VC, Banpu NEXT, Vopak Ventures und Presidio Ventures. Mit diesem Investment war enspired jenes österreichische Startup, das 2024 die viertgrößte Finanzierung des Jahres erhalten hat – auch darüber berichtete brutkasten.

Expansion in den Süden

Durch gezielte Förderprogramme und regulatorische Reformen wächst der Markt für Energiespeicherung in Spanien derzeit stark. Der spanische Energieanbieter Nexus Energía, der laut eigenen Angaben seit 2017 ausschließlich 100 Prozent grünen Strom vertreibt, und enspired haben nun eine strategische Partnerschaft abgeschlossen.

Im Rahmen der Zusammenarbeit wird die technische Infrastruktur von enspired in das Optimierungsangebot von Nexus Energía integriert. Durch die Integration könne in Zukunft eine maximale Monetarisierung über mehrere Märkte hinweg erzielt werden, heißt es in einer Presseaussendung.

Miguel Fandiño, stellvertretender Generaldirektor von Nexus Energía, sagt: „Unser Ziel ist es, die Entwicklung von Speicherprojekten zu beschleunigen und deren zukünftige Rentabilität in einem zunehmend komplexen Markt mit negativen Preisen sicherzustellen. Ein entscheidender Schritt für die effiziente Integration von Speicher in das spanische Stromsystem.“

Expansion in den Osten

Eine zweite Partnerschaft geht enspired mit dem GreenTech-Unternehmen Ekovoltis aus Polen ein, um den dortigen Markt zu erschließen. Der Markteintritt sei jedoch komplex und zeitintensiv – insbesondere der Bau und die Inbetriebnahme großer BESS-Anlagen (Batteriespeichersysteme). Da sich der polnische BESS-Markt noch in der frühen Phase befindet, sei mit der Fertigstellung der ersten großskaligen Speicheranlagen erst Anfang 2026 zu rechnen.

Die Zusammenarbeit von Ekovoltis und enspired ermöglicht es Anlagenbetreiber:innen, die notwendige Infrastruktur nicht selbst aufbauen zu müssen. Stattdessen erhalten sie direkten Zugang zu einer datenbasierten Optimierungsstrategie, die sich in anderen europäischen Märkten bereits bewährt habe.

Weitere Skalierung geplant

Enspired konnte allein 2025 bereits in fünf Länder expandieren: Gestartet mit Griechenland, Belgien und Niederlande wird die Liste jetzt eben fortgeführt von Spanien und Polen. Bereits 2024 sprach enspired davon, mittelfristig auch Märkte in den USA und Asien erschließen zu wollen. Mit der Expansion innerhalb Europas ist nun der erste Schritt getan. „Wir setzen auf starke lokale Partner wie Nexus Energía in Spanien und Ekovoltis in Polen – sie kennen den Markt und wissen, wie man Werte schafft. Mit diesem Erfolgsrezept haben wir alles, was wir brauchen, um weltweit zu skalieren“, sagt enspired-Gründer Jürgen Mayerhofer.

Was enspired anbietet

Enspired optimiert flexible Stromerzeugungs- und Verbrauchsanlagen an sogenannten Spotmärkten – also kurzfristigen Strombörsen, die den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage sicherstellen.

Dadurch kann Strom aus Solaranlagen und anderen Quellen automatisiert dann verkauft werden, wenn der Preis besonders hoch ist. Umgekehrt ermöglicht der Algorithmus auch einen gezielten Einkauf, wenn die Preise im Intraday-Handel besonders niedrig sind.

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vl.: Michael Seifner, Antonín Jaroš und Philipp Haslinger | Foto: Philipp Haslinger
vl.: Michael Seifner, Antonín Jaroš und Philipp Haslinger | Foto: Philipp Haslinger

0,045 Nanometer – das ist aktuell die Auflösungsgrenze der leistungsstärksten Transmissionselektronenmikroskope. Ein großes Virus mit bis zu 150 Nanometern Durchmesser kann man damit schon recht gut erkennen, aber wenn es um die Untersuchung von einem DNA-Strang mit rund 2,5 Nanometer Durchmesser geht, sieht man nicht mehr viel – und das obwohl man im Prinzip einzelne Atome mit etwa 0,1 Nanometer Durchmesser sehen kann. Das Problem ist, dass der Elektronenstrahl die biologischen Bindungen, die die Atome zusammenhalten, zerstört.

Zukunftstechnologie Quantenoptik

Hier kommen der TU-Wien-Professor Philipp Haslinger und sein Team ins Spiel. „Mit klassischer Elektronenmikroskopie stößt man irgendwann an die Grenzen. Zudem werden organische Samples wie etwa Viren durch die Elektronenstrahlen zerstört“, erklärt Haslinger im Gespräch mit brutkasten. Seine Antwort: Quantenoptik – übrigens eine von 105 Zukunftstechnologien, die sich auf der neuen Innovation Map der WKÖ finden.

Genauer und „zerstörungsfrei“

Konkret ist es Quantenelektronenoptik, an der Haslinger und sein Team arbeiten. Dabei kombinieren sie zwei Technologien: Das Elektronenmikroskop (konkret: Transmissionselektronenmikroskopie) und die Spinresonanzspektroskopie, die aus der Magnetresonanztomografie (MRT) bekannt ist. “MRT ist eine nicht-invasive, also zerstörungsfreie Methode“, erläutert Haslinger. „Unsere Vision ist es, diese Idee auf die Nanowelt zu übertragen und damit kleinste Objekte sichtbar zu machen. Damit könnte man beispielsweise Protein-Strukturen auslesen, ohne sie zu beschädigen.“

Ungeahnte Möglichkeiten

Das ist aber nur eine von vielen potenziellen Anwendungsmöglichkeiten. Auch für die Materialforschung oder Energiespeichertechnologien könnte die Methode neue Perspektiven eröffnen. „Wir wissen heute noch gar nicht, welche Türen sich damit öffnen werden“, sagt Haslinger. „Im Grunde verleihen wir der Elektronenmikroskopie eine neue Charakterisierungmöglichkeit, eine neue Farbe. Sie liefert dann Informationen, die bisher unsichtbar waren. Das kann zu vielen neuen Erkenntnissen führen.“

Es sei vergleichbar mit dem Erkenntnisgewinn, den MRT gegenüber klassischer Computertomografie auf Röntgenbasis bringe: „Man sieht Dinge, die man vorher nicht gesehen hat“, so Haslinger, „als der erste Computer gebaut wurde, war auch noch nicht klar, dass einmal das Internet und später Künstliche Intelligenz folgen würden.“

„Können schon jetzt Dinge machen, die vorher nicht möglich waren“

Noch ist die Forschungsgruppe aber nicht am Ziel. „Mit unserem Prototypen können wir schon jetzt Dinge machen, die vorher nicht möglich waren, etwa die quantenmechanischen Eigenschaften von mikroskopischen Objekten mit dem Elektronenstrahl vermessen“, sagt der Forscher. Die angestrebte atomare Auflösung habe man aber noch nicht erreicht. Dafür brauche es weitere Prototypen, für die erst kürzlich unter anderem eine Förderung im Rahmen des Programms „Transfer.Science to Spin-off“ der „Christian Doppler Forschungsgesellschaft“ eingeworben wurde – brutkasten berichtete.

Antonín Jaroš am Prototyp im Labor der Forschungsgruppe | Foto: Philipp Haslinger

Diese Förderung schaffe Raum dafür, weiterzuforschen und gleichzeitig bereits an einer Spin-off-Ausgründung zu arbeiten, sagt Haslinger. Denn er forscht nicht alleine, sondern mit einem starken Team: Antonín Jaroš (PhD-Student) und Michael Seifner (PostDoc) sollen weiter die Möglichkeit haben, auch wissenschaftlich auf hohem Niveau zu arbeiten. Dennoch soll bereits in zwei bis drei Jahren gegründet werden – hierbei wird Haslingers Team auch mit den neu geschaffenen Spin-off-Strukturen innerhalb der TU Wien, zu denen unter anderem Noctua Science Ventures (brutkasten berichtete) zählt, unterstützt.

Mikroskopie als Milliardenmarkt

Und für die Zukunft gibt es durchaus große Pläne. „Elektronenmikroskopie ist ein Milliarden-Dollar-Markt mit weltweit zehntausenden Geräten – jedes große Krankenhaus, wie zum Beispiel das Wiener AKH, hat so ein Gerät“, sagt Haslinger. Und er gehe davon aus, dass die von seinem Team entwickelte Technologie in Zukunft neue Anwendungen in dem Bereich ermöglichen wird. „Es gibt jetzt schon mehrere Gruppen, die unser Produkt für die Forschung haben wollen“, so der Wissenschaftler.

Mit dem nächsten Prototypen werde man dann bereits erste Kooperationen umsetzen können. Und in weiterer Folge soll in einigen Jahren der Rollout der Technologie folgen. Ob man dann selber die Technologie herstellen werde, oder Lizenzen an Partner vergeben werde, sei aktuell aber noch nicht klar, so Haslinger. „Erst einmal müssen wir sehen, wie gut die nächsten Prototypen wirklich funktionieren und wie groß das Interesse dann tatsächlich ist.“


Entdecke die Innovation Map

Die Forschung von Philipp Haslinger und seinem Team steht exemplarisch für die Innovationskraft, die an Österreichs Universitäten steckt – und dafür, wie wissenschaftliche Erkenntnisse Schritt für Schritt ihren Weg in die Anwendung finden. Technologien wie die Quantenelektronenoptik zeigen, dass der nächste große Durchbruch oft dort entsteht, wo Grundlagenforschung auf Unternehmergeist trifft.

Wer mehr solcher Zukunftsprojekte kennenlernen möchte – von neuen Energiespeicherlösungen über MedTech-Innovationen bis zu Quantentechnologien – findet auf der „Innovation Map“ der Wirtschaftskammer Österreich einen Überblick über mehr als 100 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Die interaktive Plattform macht sichtbar, wo bereits heute an der Zukunft gearbeitet wird – und lädt dazu ein, selbst einzutauchen in die Welt der Innovation.

👉 Jetzt entdecken, welche Technologien Österreichs Innovationslandschaft prägen: innovationmap.at

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