07.06.2022

Warum es für die Energiewende die Beteiligung der Öffentlichkeit braucht

In einem Gastkommentar erläutert Lorena Skiljan, Gründerin und Managing Partnerin der NobileGroup, welchen Stellenwert die öffentliche Beteiligung im Rahmen der Energiewende hat.
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NobileGroup
Lorena Skiljan | (c) NobileGroup
kommentar

Klimawandel, Covid-19 und nun auch noch Krieg in der Ukraine. Derzeit scheint es so, als würde eine Krise die nächste jagen. Neben der Pandemie hat in den letzten Jahren die Klimakrise die Medienberichterstattung dominiert. Regierungen und Kommunen haben durch Gesetzgebung und Finanzierung Prozesse angestoßen, um die langfristige Strategie der EU zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2050 zu sichern. Die Ukraine-Krise und ihre potentiellen Auswirkungen auf die europäischen Energiemärkte könnten nun als Beschleuniger für den Ausbau erneuerbarer Energien wirken.

Energiepreiskrise bereits vor dem Krieg in der Ukraine

Aufgrund der Auswirkungen von Covid-19 auf unsere Weltwirtschaft befand sich Europa bereits vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine in einer Energiepreiskrise. Die Preise für Strom, Gas und Kohle haben teilweise den höchsten Stand seit der Einführung der liberalisierten Energiemärkte oder zumindest innerhalb der letzten 15 Jahre erreicht. Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verschärfte sich die Situation hin zu einer potentiellen Energieversorgungskrise. Dabei war die in den letzten Jahrzehnten immer stärker gewordene Abhängigkeit von russischem Gas (deckt heute 80 Prozent unseren Bedarfs) dem Großteil der österreichischen Bevölkerung nicht bewusst, viele reagierten empört, wie es dazu kommen konnte. 

Herausforderungen in der Energiewende

Der Wunsch nach einer Umstellung auf unabhängige und erneuerbare Energiesysteme ist als Folge der derzeitigen Krisen so hoch wie nie zuvor, diese ist allerdings nicht immer einfach und insbesondere kurzfristig nur unter höchsten Anstrengungen durchführbar. Eine enorme Herausforderung stellt z. B. der Umstieg von Gasheizungen auf erneuerbare Wärmesysteme in Wien dar. Das nach wie vor 49 Prozent der Wiener Haushalte mit Gas heizen, zeigt, dass das Thema Energie im Zusammenhang mit der Klimakrise, der Versorgungssicherheit und Preisstabilität bis vor Beginn der Energiepreis & -versorgungskrise nicht wirklich bei den Konsument:innen angekommen war. Dabei ist Energie für unseren Alltag, unsere Wirtschaft und unsere globalisierte Welt von so hoher Bedeutung wie nie zuvor.

Es braucht eine flächendeckende Aufklärungsarbeit

In unserer täglichen Arbeit erleben wir immer öfter, wie sehr die Themen Klima, Versorgungssicherheit & Preisstabilität im Zusammenhang mit Energie die Menschen bewegen und wie viele bereits aktiv geworden sind. Daher ist unserer Ansicht nach gerade jetzt eine flächendeckend & effektive Aufklärungsarbeit entscheidend, um die Chance zu ergreifen die Energiewende gemeinsam & entschlossen kurzfristig umzusetzen. Das beinhaltet sowohl Kommunikationsanstregungen vom Bund bis hin zur Gemeindeebene als auch die Einbeziehung aller Bürger:innen in die öffentliche Diskussion. Die Friday for Futures Bewegung hat gezeigt, dass effektive und konsistente Kommunikation wirkt und bewegt. Ein weiteres Beispiel ist der von der Politik initiierte Klimabeirat.

Die Beteiligung der Öffentlichkeit in der Energiewende

Für die Energiewende ist aus unserer Sicht entscheidend, dass wir von unserer derzeitigen Top-Down-Versorgung, dominiert von einer begrenzten Anzahl von Unternehmensakteuren, hin zu einer dezentralisierten Bottom-Up-Versorgung kommen, in welcher wir uns als Bürger:innen vernetzen, um unseren selbst erzeugten, erneuerbaren Strom in der Gemeinschaft verbrauchen sowie etwaigen Überschussstrom untereinander handeln.

Regierungen und Kommunalbehörden können Prozesse durch Gesetzgebung und Finanzierung initiieren, aber der Schlüssel zum Erfolg ist die Beteiligung der Öffentlichkeit. Unsere Vision bei der Nobilegroup beinhaltet eine dezentrale und partizipative Energiezukunft. Wir entwickeln erneuerbare Energiegemeinschaften. Zu den Vorteilen dieser Gemeinschaften gehören eine erneuerbare, lokale und dezentrale Produktion sowie die Unabhängigkeit vom Strommarkt und die Preisstabilität.


Zur Person

Lorena Skiljan ist die Gründerin und Managing Partnerin der NobileGroup. Gemeinsam mit Kund:innen entwickelt das Unternehmen Energiegemeinschaften. Im Zentrum steht dabei die Plattform elene, die das nötige Werkzeug und Know-how für die Gründung derartiger Gemeinschaften bereitstellt.


Dieser Artikel erschien in gedruckter Form im brutkasten-Magazin #14 “besser fahren”


Videotipp aus dem Archiv: Diese Chancen bietet das “Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz” (EAG)

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Der Blick in die Tech-Glaskugel | (c) Mitya Ivanov via Unsplash

Die Zeit um den Jahreswechsel ist bekanntlich auch jene der Trendprognosen der großen Beratungsunternehmen. Deloitte präsentierte nun seine “TMT Predictions”, mit denen man die Trends der Telekommunikations-, Technologie- und Medienbranche identifizieren will. So richtig vermögen die Tech-Trends 2025 aber nicht zu überraschen. In den vier von Deloitte Österreich aus dem Paper herausgegriffenen Vorhersagen dominiert der seit mittlerweile etwas mehr als zwei Jahren anhaltende Generative AI (GenAI)-Hype weiterhin. Nicht weniger als drei von vier Trends beziehen sich direkt auf die Technologie.

Auch in der deutlich umfangreicheren – international veröffentlichten – gesamten Studie geht es vorwiegend um Tech-Trends mit GenAI-Bezug. Dazu heißt es von Deloitte Österreich in einer Aussendung: “Auch wenn der erste mediale Hype vorbei ist, wird vor allem das Thema Generative Artificial Intelligence (GenAI) den Markt in den kommenden Monaten aufmischen. Die Branche muss sich auf einen Umbruch einstellen, der neben Chancen und Potenzialen auch einige Herausforderungen bringen wird.” Das sind die vier großen Trends laut Deloitte Österreich:

Trend 1: GenAI verdoppelt Energieverbrauch von Rechenzentren

Der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren könnte sich laut Deloitte-Analyse bis 2030 auf 1.065 Terrawattstunden (TWh) verdoppeln – das sind vier Prozent des gesamten weltweiten Energieverbrauchs. Der Anstieg ist vor allem auf das schnelle und große Wachstum von GenAI-Anwendungen und -Applikationen zurückzuführen.

“Der enorme Stromverbrauch durch GenAI und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf das Klima setzen viele Technologieunternehmen unter Druck. Umso wichtiger ist es in diesem Zusammenhang die Umstellung hin zu sauberer Energie voranzutreiben – mit den entsprechenden finanziellen Mitteln”, kommentiert Florian Brence, Partner bei Deloitte Österreich.

Trend 2: GenAI kurbelt Smartphone-Markt an

GenAI-gestützte Smartphones werden laut Deloitte-Prognose den Verkauf von Mobiltelefonen weiter vorantreiben. Das Beratungsunternehmen geht davon aus, dass GenAI-fähige Smartphones 2025 mehr als 30 Prozent der gesamt verkauften Smartphones ausmachen werden. “Vor allem Anwendungen wie Live-Übersetzungen oder automatische Texterzeugung könnten den nächsten großen Kaufimpuls auslösen”, schätzt man bei Deloitte.

“Die Smartphone-Hersteller sind auf den GenAI-Zug bereits aufgesprungen und erhoffen sich durch das Upgrade entsprechende Umsatzsteigerungen. Wie hoch diese 2025 ausfallen werden, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Verbraucherinnen und Verbraucher die innovativen Funktionen annehmen werden”, meint dazu Florian Brence.

Trend 3: Immer mehr Unternehmen setzen auf KI-Agenten

Mit der zunehmenden Verwendung von GenAI im Unternehmenskontext steige auch der Einsatz von KI-Agenten, analysiert Deloitte. So prognostiziert das Beratungsunternehmen, dass 25 Prozent jener Unternehmen, die bereits auf GenAI setzen, kommendes Jahr auch mit solchen autonomen intelligenten Systemen, die bestimmte Aufgaben ohne menschliches Eingreifen ausführen, arbeiten werden.

“Die aktuellen KI-Agenten werden in den kommenden Monaten erhebliche Verbesserungen erfahren und so künftig noch größere Flexibilität und eine breitere Anwendungspalette bereitstellen. Für Unternehmen lohnt es sich also, die Einführung solcher Systeme vorzubereiten, denn es ist unbestritten, dass sie mit ihren vielen Anwendungsfällen nützliche Werkzeuge zur Steigerung der Produktivität und Effizienz darstellen”, so Florian Brence.

Trend 4: Konsolidierung in der Telekommunikation verändert globale Märkte

Die Konsolidierung im Bereich der drahtlosen Telekommunikation, insbesondere in Europa, werde sich ab 2025 fortsetzen und beschleunigen, erwartet man bei Deloitte. Dadurch entstehe ein tragfähigeres und nachhaltigeres drahtloses Ökosystem, insbesondere in kleineren Märkten.

“Unseren Berechnungen zufolge, wird die Gesamtzahl der Fusionen und Übernahmen mit etwa 400 konstant bleiben. Der Schwerpunkt wird sich aber vor allem auf die Konsolidierung auf Marktebene verlagern, wobei kleinere Telekommunikationsunternehmen von größeren Unternehmen ins Visier genommen werden. Die globalen Märkte werden sich künftig dadurch maßgeblich verändern”, prognostiziert Florian Brence.

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