09.09.2022

Energie kann man nicht drucken: Europa droht ein Desaster

Europa hat derzeit nur noch zwei Optionen und beide sind schlecht. Was steht uns bevor?
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Niko Jilch über die Energiekrise in Europa © Schauer-Burkart; Chris Weiher
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Als die Dotcom-Blase platzte, war uns das ziemlich egal. (Lösung: Zinsen runter, billiges Geld.)

Lehman war schon ein Schock. (Quantitative Easing, mehr billiges Geld.)

Um die Euro-Krise hat sich Merkel gekümmert – irgendwie. (Sehr viel Geld.)

Die Pandemie kam dann bei allen an – aber der Staat sprang ein. (Unfassbar viel Geld.)

Dann kam die Teuerung. (Wegen dem vielen Geld.)

Dazu: Krieg!

Und jetzt stecken wir ganz schön in der…

Sorry, aber anders kann man das nicht mehr ausdrücken. Seit mindestens 20 Jahren wurden wir darauf konditioniert, dass man jedes Problem mit “mehr Staat” und “mehr Geld” lösen kann. Jetzt versuchen wir das wieder – und es droht ein Desaster.

Europa hat nur noch zwei Optionen – und beide sind schlecht.

Option A) Ein Ende der Sanktionen gegen Russland und eine 180 Grad Kehrtwende in der Außenpolitik.

Option B) Massive staatliche Eingriffe in den Energiemarkt und noch mehr Geld aus der Notenbank.

Eine Energiekrise ist keine Finanzkrise

Dass die Politik Option A wählt, ist auszuschließen. Bleibt Option B. Das Problem ist: Man kann Energie nicht drucken. Dotcom, Lehman, Griechenland und Pandemie – das waren alles Krisen, die man mit frischem Geld kaschieren konnte. Gerade in einer Finanzkrise ist das relativ “einfach” – auch wenn es Nebenwirkungen hat. In der Pandemie war es schon deutlich schwieriger, aber man hat es trotzdem getan. Die Wirtschaft von 2020 wurde gerettet – jene von 2022 geopfert.

Die Inflation hat schon lange vor dem Krieg begonnen. Die Teuerung, wie wir sie heute sehen, ist eine direkte Folge der gewaltigen Hilfszahlungen. Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Lage aber natürlich stark verschlimmert – und das Problem akut gemacht. Was jetzt folgen wird ist im Grunde derselbe Weg, wie wir ihn schon in den vergangenen Krisen gegangen sind: Mehr Staat, mehr Geld. Die Staaten und die EU werden versuchen, die Energiepreise durch massive Eingriffe unter Kontrolle zu bekommen. Das Ziel dabei ist zuallererst reiner Machterhalt: Sollten die Menschen sich Heizung und Nahrung nicht mehr leisten können, würde es rasch zu gewaltigen Protesten und Umstürzen kommen. 

Selbst echte Revolutionen sind in diesem Fall nicht mehr auszuschließen. Um das zu verhindern, werden EU und Staaten immer mehr Kontrollmechanismen etablieren und die Privatsphäre torpedieren. 

Der Dollar ist und bleibt ein sicherer Hafen

Die Differenz zwischen Wunsch und Realität werden Staaten und Notenbanken mit frischem Geld “ausgleichen”. Die EZB wird zu Maßnahmen greifen, die bis dato unvorstellbar waren. Das tut sie ohnehin seit ihrer Gründung – nichts Neues. Im Fachjargon wird man von “Yield Curve Control” sprechen. Die Zinsen werden dann für kurze und lange Laufzeiten der direkten Steuerung der Notenbank unterworfen. Offiziell wird man immer noch behaupten, keine Staatsfinanzierung zu betreiben. Aber wer das noch glaubt, dem ist ohnehin nicht zu helfen. Die Grundidee des Euro als stabile, harte Währung mit strengen Regeln ist mausetot.

Die Kapitalflucht hat ohnehin schon begonnen. Der Dollar ist mal wieder der sichere Hafen. Er wird weiter aufwerten. Wer kann, wird in Dollar, Gold und Bitcoin flüchten. Eurokraten, Politiker und Notenbanker werden alles versuchen, um das zu verhindern. Sie werden Gesetze erlassen und Propaganda betreiben. Ultimativ erfolglos, aber der Prozess wird unschön.

Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Währungsreform

Der teure Dollar wird dann global zu Verwerfungen führen. Die Emerging Markets werden kippen – das hat leider auch schon begonnen. Dann muss die US-Notenbank die Druckerpresse anwerfen und sowohl Europa als auch Asien (Japan) mit Geld versorgen.

Ab da gibt es zwei Wege: Globale Inflation in der Hoffnung, dass die Wirtschaft ein Wundermittel aus dem Hut zaubert, das das Wachstum anheizt. Das würde – im Bestfall – zur Fortsetzung des inflationären Booms führen, den wir im Grunde seit 1980 haben. Oder wir sehen einem echten, totalen Kollaps ins Auge – der in einer Währungsreform mündet. Wie die aussehen könnte? Das ist eine andere Geschichte. 

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OVE, LCM
(c) OVE/Fürthner - (v.l.) Johann Hoffelner, Josef Passenbrunner und Hubert Mitterhofer von LCM.

Seit August des heurigen Jahres hat das LCM mit Johann Hoffelner einen neuen CEO – brutkasten berichtete. Rund drei Monate später darf man sich über den OVE Innovation Award freuen.

Pankl Turbosystems beschäftigt sich mit Brennstoffzellen-Luftversorgungssystemen (FCAS – Fuel Cell Air Supply) sowie mit elektrisch unterstützten Abgasturboladern (EAT – Electrically Assisted Turbocharger) für Kleinserien. Weil aber Turbosysteme technologisch extrem anspruchsvoll sind, setzt die Mannheimer (Deutschland) Firma bei der Optimierung spezieller Komponenten auf externe Entwicklungspartner.

LCM mit Neuauslegung des E-Motors

“Die Elektromotoren für den Antrieb der Verdichterräder sind das Herzstück in FCAS-Systemen. Mit der kompletten Neuauslegung dieses Elektromotors hat LCM einen unentbehrlichen Beitrag zum gelungenen Innovationssprung und Wettbewerbsvorsprung geleistet”, erklärt Pankl Turbosystems-Geschäftsführer Gerhard Krachler.

Konkret hat es neun Monate gedauert, bis das LCM-Team rund um Hubert Mitterhofer und Josef Passenbrunner die ersten Funktionsmuster für den Elektromotor lieferte. Diese erfüllten die Erwartungen von Pankl und liefern Drehzahlen von bis zu 140.000 U/min und eine Nennleistung von 22kW. In diesem Sinne könnte ein FCAS von Pankl Turbosystems, in dem ein von LCM ausgelegter Motor arbeitet, schon bald bei einem Stratosphärenflug an Bord sein, heißt es.

Im Auftrag der britischen Stratospheric Platforms Ltd, eines Herstellers von Bauteilen für die Luft- und Raumfahrt, hat Pankl gemeinsam mit weiteren internationalen Unternehmen an der Entwicklung eines unbemannten Zero-Emission-Flugobjekts gearbeitet: “Selbst wenn dieses Projekt noch in einem sehr frühen Stadium ist, unterstreicht es die enorme Dynamik in der Brennstoffzellen-Technologie”, so Krachler weiter.

“Begrenzter Bauraum”

So unterschiedlich die Einsatzgebiete der FCAS sind, haben sie doch eine Gemeinsamkeit: Der Bauraum ist immer extrem begrenzt. Mithilfe der LCM-Software-Plattform “SyMSpace” konnte aus dieser Not eine Tugend gemacht werden. Damit wurden alle Komponenten – von der Baugröße des Motors über die Materialauswahl bis zur Dimensionierung jedes Bauteils – so aufeinander abgestimmt, dass die errechnete Motorauslegung nicht mehr verbessert werden kann, wie es in einer Aussendung heißt.

“Aus mehreren tausenden Varianten entsteht auf diese Art ein Elektromotor in der geforderten Baugröße, der in der Simulation 97 Prozent Wirkungsgrad erreicht. Es lässt sich kein Parameter weiter verbessern, ohne einen anderen zu verschlechtern”, erklären Passenbrunner und Mitterhofer.

Welches enorme Potential Brennstoffzellen haben, unterstreicht auch das Projekt SkalTABs (skalierbares Thermomanagement und Antriebsstrang für Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge). In dem vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsprojekt arbeiteten mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) neben Infineon, GreenIng, AVL LIST und MACCON auch Pankl Turbosystems zusammen.

Das Ziel war es, für mittelständische Unternehmen und Fahrzeughersteller mit kleineren Stückzahlen einen Baukasten für verschiedene Leistungsstufen eigener Brennstoffzellensysteme zu erforschen: “Selbstverständlich war auch unser gemeinsam mit LCM entwickeltes FCAS mit an Bord”, sagt Krachler. Weitere Förderprojekte für Antriebssysteme im Megawatt-Bereich werden gerade vorbereitet.

Award für LCM mit Signalwirkung

Dass LCM und Pankl Turbosystems für ihr Projekt mit dem OVE Innovation Award ausgezeichnet werden, hat für Hoffelner Signalwirkung. Gerade bei nicht-fossilen Antriebtechnologien sei Reichweite das entscheidende Kriterium: “Reichweite ist immer eine Frage der Effizienz. Je effizienter Antriebsysteme arbeiten, desto mehr Reichweite ist möglich. Mit der Zusammenarbeit am FCAS haben wir die Grenzen des Möglichen gemeinsam ein wenig verschoben”, sagen Hoffelner und Krachler.

Bernhard Jakoby, OVE-Juryvorsitzender und Vorstand des Instituts für Mikroelektronik und Mikrosensorik an der Linzer Johannes Kepler Universität (JKU), begründet die Entscheidung LCM zu prämieren wie folgt: “Das ausgezeichnete Projekt zeigt wieder einmal, dass es in Österreich gelingt, innovative Technologien aus der Forschung in die Praxis zu bringen und am Weltmarkt zu etablieren.”

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