11.04.2018

Empower Austria: goodbag erzählt über die Erfahrung mit der Initiative

Die Initiative Empower Austria vermittelt Studierende aus der ganzen Welt als Praktikanten an österreichische Startups. Wir haben das Wiener Social Startup goodbag zu deren Erfahrungen damit befragt.
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goodcup empower austria - goodbag CEO Christoph Hantschk
(c) Michael-Mazohl: goodbag-Co-Founder und CEO Christoph Hantschk
kooperation

Die Initiative Empower Austria der internationalen Organisation AIESEC (ursprünglich eine Abkürzung für “Association Internationale des Étudiants en Sciences Économiques et Commerciales”) vermittelt Studierende aus der ganzen Welt als Praktikanten an österreichische Startups. Sie verbringen dabei jeweils drei Monate beim Jungunternehmen. Während die Studierenden internationale Arbeitserfahrung sammeln können, profitieren die Startups von der Expertise aus anderen Ländern, vom interkulturellen Austausch und nicht zuletzt vom für sie sehr kostengünstigen Arbeitsverhältnis. Das Wiener Social Startup goodbag kam über die Initiative an ihren Praktikanten Axel. Wir haben nachgefragt, wie es gelaufen ist und was goodbag vom Empower Austria-Programm hatte.

+++ Christoph Hantschk von goodbag: “Das Ikea-Sackerl ist bereits ‘good’.” +++


Zunächst bitte ein kurzer Pitch: Was ist “goodbag”?

Eine smarte Mehrwegtragetasche, die Menschen dazu motiviert ihre eigene Tasche mitzunehmen. Wir wollen Umweltschutz ganz einfach machen und Leute dazu motivieren gute Handlungen in ihrem täglichen Leben zu setzen. Als ersten kleinen Schritt gibt es eine Tasche mit einem NFC-Chip und jedes Mal wenn sie in einem Geschäft verwendet wird, bekommt der Kunde einen speziellen Rabatt bzw. spezielle Goodies. Zugleich fließt bei jedem Einkauf eine kleine Spende in Wiederaufforstungsprojekte. Es gibt eine Liste, wo die Unternehmen aufgelistet sind und dort kann man die Rabatte nachsehen. Und wie viele Bäume das Projekt insgesamt schon gepflanzt hat. Das Unternehmen wurde Ende 2015 gegründet.

Wie ist es zur Kooperation mit dem Projekt Empower Austria gekommen?

Es gab eine direkte Ansprache und Anfrage seitens der AIESEC.

Was ist euch besonders wichtig, wenn es darum geht, Praktikanten auszusuchen/ aufzunehmen?

Nachdem wir ein relativ kleines Team sind, ist es wichtig, dass die Person selbstständig handelt. Gleich ein eigenes Aufgabengebiet oder eigene Projekte nach kurzer Einschulung übernehmen kann. Wir brauchen jetzt nicht einen Praktikanten, dem man ständig über die Schulter schauen muss. Der Praktikant soll schnell eigene Verantwortung übernehmen können. Der Praktikant soll sich in einem kleinen Unternehmen wohlfühlen. Er muss in einem Team arbeiten können, wo nicht alles genau wie in einem großen Unternehmen vorgegeben ist. Dafür bleibt ihm einiges an Spielraum, sich einbringen zu können. Durchaus aus auch spontan zu reagieren.

Welche Eigenschaften sollte ein Praktikant aufweisen?

Eigeninitiative, Selbstbewusstsein, Teamfähigkeit, Sprachen (Englisch Voraussetzung, Deutsch im Idealfall, aber nicht notwendig).

Was war euer Grund für die Entscheidung mit internationalen Praktikanten zu arbeiten?

Ein Blick von außen ist immer von großen Nutzen. Man kann von einem Erfahrungsschatz profitieren, wenn die Person aus einem anderen Umfeld kommt. Auch vielleicht andere Dinge, die die Person aus dem eigenen Umfeld und aus der eigenen Ausbildung mitnimmt. In die Zukunft gerichtet, geht es auch darum, andere Ansprechpersonen für die zukünftige Expansion in die europäischen Nachbarländern zu finden.

Wie konnte Axel zu eurem Startup beitragen?

Axel hat gleich zu Beginn selbstständig ein Projekt übernommen. Nämlich einen zusätzlichen Lieferanten für unsere Taschen zu finden. Ein adoptiertes Modell zu kreieren. Da hat er an die hundert Lieferanten gescreent, sehr viele Anfragen bekommen. Die Lieferanten wurden nach Preis, Qualität und Souvernität gerankt. Samples und Anforderungsdokumente wurden erstellt. Er hat zudem mit Google Analytics und Adwords marketingmäßig erkundet, was es für Möglichkeiten zu optimieren gibt. Er hat einen Marketingplan aufgesetzt, der Bestandteil des Businessplans sein kann, aber auch noch stärker in die Tiefe gehen kann. Axel hat Modelle gezeigt, die er in seinem Studium gelernt hat, um Marketingpläne zu erstellen und das ganze Marketingthema zu analysieren.

Würdest du Empower Austria weiterempfehlen? Und wenn ja, warum?

Ja, erfahrungsgemäß ist der Prozess sehr gut gelaufen und es war eine gute Auswahl. Die passende Person wurde gefunden, das Preis-Leistungsverhältnis ist super. Drei Monate ist eine Dauer die Sinn macht, man kann sich in drei Monaten eingewöhnen. Das Programm ist von den Rahmenbedingungen her sehr gut gewählt.

Wann hat sich für dich gezeigt, dass es erforderlich ist, die Mitarbeiterzahl zu vergrößern?

Wenn man nicht mehr alles selber machen kann. Etwa Strukturieren und Arbeitspakete verpacken. Wenn man wachsen will, dann braucht man zusätzliche Kräfte.

Welches ist das größte Hindernis für ein Startup beim einstellen neuer Mitarbeiter?

Die Finanzierung. Lohn und Nebenkosten sind sehr hoch für ein Startup. Man kann mit großen Firmen schwer mithalten, das selbe Gehalt zahlen zu können. Dafür kann man aber andere Erfahrungen bieten. Es ist schade, wie wenig von dem Geld, was man als Firma zahlt, dann tatsächlich beim Angestellten ankommt.

Wie hältst du deine Mitarbeiter engagiert, für das Erreichen eines gemeinsamen Ziels?

Die Mitarbeiter sollen über die Ziele im Unternehmen Bescheid wissen. Sie sollen die Idee mittragen, damit sie eine innere Motivation bekommen und sich mit der Idee auch identifizieren können. Der Erfolg des Startups soll ihnen auch wichtig sein. Das ist der Unterschied zu Großkonzernen: Man sieht dort den persönlichen Aufwand nicht direkt, jedoch spürt man bei der Mitarbeit in einem Startup die Verantwortung und sieht den Output der eigenen Arbeit. Es geht um Selbstwirksamkeit als innerer Motivator.

Welche HR-Struktur wendet ihr an?

Demokratische, flache Hierarchien. Goodbag ist in Teams organisiert, etwa Sales und Technik. Es gibt wöchentliche Treffen. Mitarbeiter müssen sich nicht unbedingt immer treffen. Einige arbeiten auch im home office.

Wie stellst du sicher, dass sich deine Mitarbeiter fortwährend persönlich sowie professionel weiterentwickeln?

Die meisten Mitarbeiter die wir haben, studieren nebenbei, arbeiten Teilzeit. Es ist für sie wertvoll, dass sie Themen, die sie theoretisch im Studium erwerben, dann im Startup praktisch anwenden können. Sie können auch gleichzeitig Praxisbeispiele in die Universität tragen und Falllösungen anhand von konkreten Beispielen nennen können. Es geht auch darum voneinander zu lernen, man schaut sich die Arbeit auch gemeinsam an und die Tipps und Inputs die von uns gegeben werden, sind auch im späteren Berufsleben sehr hilfreich. Man lernt, wie man gute Präsentationen macht etc.

Zuletzt: Was waren eure größten Erfolge und Misserfolge bislang?

Erfolg: Aufnahme ins Ikea Startup-Bootcamp. Von 1300 Bewerbern international wurden 10 Firmen ausgewählt, die drei Monate gemeinsam mit Ikea in Schweden verbracht haben und ein tolles Programm durchlaufen haben.

Misserfolg/ Herausforderung: Importschwierigkeiten, vor allem wegen den Zollbehörden. Diesbezüglich gab es bereits Lieferverzögerungen. Das zählt zu den Beschaffungsrisiken.

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Das brutkasten-Team und seine Weggefährten haben in den vergangenen zehn Jahren viel erlebt | (c) Marko Kovic

Dieser Artikel ist im Dezember 2024 in der Jubiläumsausgabe des brutkasten-Printmagazins – “Wegbereiter” – erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Es gibt bekanntlich für alles ein erstes Mal – und in einem Startup gibt es diese ersten Male noch ein bisschen häufiger. Gründet man ein Medien-Startup, das sich mit Startups beschäftigt, sollte man etwa erst einmal die bekannten Gesichter der Startup-Szene kennenlernen. Aber wie?

“Am Anfang, als ich das Ganze begonnen habe und es mich so fasziniert hat, habe ich erst einmal versucht herauszufinden, wie ich Andreas Tschas (Anm.: damals Gründer und CEO Pioneers Festival) kennenlernen kann. Das war für mich so, als ob ich es schaffen muss, einen Superstar kennenzulernen”, erzählt brutkasten-Gründer und -CEO Dejan Jovicevic. “Auch Hansi Hansmann war für mich weit weg und unerreichbar.” Schließlich schaffte er es bekanntlich, und nach Tschas vor ein paar Jahren ziert nun Hansmann das aktuelle brutkasten-Cover.

Ein besonderer allererster Live stream

Leichter – vielleicht sogar etwas zu leicht – fiel es Redakteur Martin Pacher anfangs, an so richtig bekannte Persönlichkeiten zu kommen. “Es war Anfang 2019; ich war gerade erst zwei Wochen in meiner fixen Position bei brutkasten und hatte noch nie einen Video-Talk moderiert”, erzählt Pacher. “Und dann hat es sich ergeben, dass Dejan kurzfristig die Moderation eines sehr hochkarätig besetzten Livestream-Interviews nicht machen konnte, und ich war der Einzige, der Zeit hatte, einzuspringen.”

Die Gesprächspartner:innen für Pachers allererstes Video-Interview waren keine Geringeren als die damalige Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, der damalige Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, Business-Angel-Legende Hansi Hansmann und “Future Law”-Gründerin Sophie Martinetz; natürlich alles in einem Take und live in den Social-Media-Kanälen von brutkasten.

Martin Pachers (l.) erster Live-Video-Talk mit (vlnr.) Ewald Nowotny, Margarete Schramböck, Hansi Hansmann und Sophie Martinetz | (c) brutkasten

“Ich habe eigentlich immer den Ansatz, zu sagen: ‘Ja, mach’s einfach!’ – auch wenn es wenig Vorbereitungszeit gibt und man ins kalte Wasser springen muss“, erzählt der Redakteur. In der Situation sei er dann aber doch sehr aufgeregt gewesen. “Haris, unser damaliger Head of Video, hat mir dann positiv zugeredet. Er hat mich schön in Szene gesetzt, die Lichter eingeschaltet und heruntergezählt: ‘3, 2, 1, go!’ Und ja, dann kam es zu meiner ersten Anmoderation. Die hätte ich rückblickend betrachtet vielleicht noch ein bisschen flüssiger machen können“, räumt Pacher ein.

Es sollten noch Dutzende weitere Video-Interviews werden – “ich weiß nicht, wie viele Video-Talks ich in all der Zeit moderiert habe, aber es ist definitiv im dreistelligen Bereich!”, so Pacher. Unter seinen Interviewpartnern waren Leute wie Wikipedia-Gründer Jimmy Wales oder Formel-1-Legende Jean Todt. Letzterer habe mitten im Interview sein Handy abgehoben und zu telefonieren begonnen, erzählt der Redakteur. “Das hat mich dann doch ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Aber es ist dann alles gut gegangen und wir konnten die Aufnahme fortführen, nachdem Todt dann noch einen großen Schluck Kaffee genommen hatte.”

Martin Pacher im Gespräch mit Jean Todt | (c) brutkasten

Exit während der Weihnachtsfeier

Manchmal hat man den Kontakt zu den wichtigen Persönlichkeiten schon erfolgreich hergestellt, und dann kommen einem aber andere Hindernisse in die Quere, weiß Redakteur Momcilo Nikolic. Er hatte bei KI-Koryphäe Sepp Hochreiter um ein Interview angefragt – “und er hat sich auch gemeldet. Es war der erste Schultag meines Sohns und wir sind gemeinsam mit anderen Eltern vor der Schule gestanden. Da ruft Hochreiter an und sagt, er hätte jetzt ein paar Minuten Zeit”, erzählt Nikolic. Und dann? “Ich habe festgestellt: Auch das geht. Ich bin kurz auf die Seite gegangen, habe inmitten von nervösen Eltern auf der Straße ein komplexes Interview über KI geführt und war glücklicherweise rechtzeitig wieder fertig.”

Generell ist Nikolic der Mann für solche Fälle bei brutkasten. “2021 hatten wir – noch coronabedingt – eine Remote-Weihnachtsfeier. Kurz nach neun Uhr abends kam die Meldung zum Durchblicker-Exit; einer der größten Exits der österreichischen Startup-Geschichte. Ich habe mir ein Glas Whiskey gegönnt und das runtergetippt”, erzählt der Redakteur.

Die legendäre “gemischte Platte”

Ein halbes Jahr später war die Coronazeit halbwegs überwunden, das brutkasten-Sommerfest konnte in Präsenz stattfinden – und eine brutkasten-Tradition wurde eingeführt, wie sich Conny Wriesnig, Lead Media Consulting und Begründerin dieser Tradition, erinnert: “Damals ist die ‘gemischte Platte’ entstanden.“ Dabei handelt es sich um ein Tablett mit unterschiedlichsten alkoholischen Getränken bzw. Shots – first come, first serve. “Das war praktisch eine neue Sales-Taktik: Erst wollten ein paar Leute nichts trinken, dann habe ich die gemischte Platte gepitcht, und zack: Auf einmal hatte jeder ein Getränk in der Hand”, erzählt Wriesnig.

Gemischte Platte bei der brutkasten-Weihnachtsfeier 2023 | (c) brutkasten

“Mein Highlight war aber am nächsten Morgen: Wir haben alle fast durchgefeiert und höchstens drei Stunden geschlafen und hatten gleich um neun ein Meeting. Dort hat Dejan erzählt: Als seine Frau ihn gefragt hat, was er frühstücken will, hat er instinktiv gesagt: ‘Eine gemischte Platte’. Ab dem Moment wusste ich: Es wird keine Feier mehr ohne die gemischte Platte geben!”. Und tatsächlich sollte das nicht die einzige Anekdote mit Beitrag des besonderen Getränketabletts bleiben.

Folgenreiche Aprilscherze

An dieser Stelle sollte betont werden, dass man es bei brutkasten auch ohne Alkohol lustig haben kann, etwa am 1. April, wie Aprilscherz-und-Weihnachtslied-Beauftragter Dominik Perlaki, Autor dieser Zeilen, weiß. “Der ‘Standard’ ist einmal auf einen meiner Aprilscherz-Artikel hereingefallen und hat den Inhalt zwei Tage später in einem ernst gemeinten Beitrag verarbeitet. Hansi Hansmann, um den es ging, fand das dann leider nicht mehr so lustig”, erzählt Perlaki.

“Ich habe im Laufe der Jahre die brutkasten-Wochenzeitung ‘im Kasten’ erfunden und Sebastian Kurz zum ‘2 Minuten 2 Millionen’-Investor gemacht. Mein Highlight war aber ein Scherz, den hiMoment-Gründer Christoph Schnedlitz, der damals im Büro im weXelerate ein paar Meter entfernt saß, mit mir umsetzte.” Schnedlitz, der sich stets sehr skeptisch zum Konsum sozialer Medien äußerte, wurde im Aprilscherz-Artikel ein 100-Millionen-Euro-Exit an Facebook angedichtet. „Kurze Zeit später hat mir Christoph erzählt, dass es richtig anstrengend für ihn wurde: Sein Steuerberater hat ihn gefragt, wie er so etwas machen kann, ohne es mit ihm zu besprechen, und noch Wochen später haben sich regelmäßig Leute bei ihm gemeldet, mit denen er ewig keinen Kontakt hatte, um zu fragen, wie es ihm denn so geht.“

Titelbild zum HiMoment-Exit-Aprilscherz mit Christoph Schnedlitz | (c) brutkasten

Im Railjet erkannt werden

Mit Prominenz muss man eben umgehen können. Dazu kann auch Dejan Jovicevic etwas erzählen: “Ich bin einmal im Railjet gesessen und bei der Fahrscheinkontrolle kommt die Schaffnerin zu mir und sagt: ‘Du bist doch Dejan vom brutkasten!’ Ich dachte: ‘Jetzt bin ich schon so bekannt, dass mich alle kennen!’ Aber es stellte sich heraus: Sie war ÖBB-Vorständin und quasi undercover unterwegs – und hatte mich kurz zuvor bei einem Event gesehen.”

Zumindest für eine Zeit lang in Erinnerung geblieben dürfte auch Dominik Perlaki einmal einigen Event-Teilnehmern sein, wie er erzählt: “Es war AustrianStartups-Stammtisch im später leider geschlossenen Wiener Coworkingspace sektor5; Stargast war der damalige Kanzler Christian Kern.” Am Ende des Programms habe Moderator Daniel Cronin gesagt, Kern könne nur mehr eine Frage aus dem Publikum beantworten, bevor er gehen müsse. “Und Cronin erklärte, die Frage dürfe derjenige stellen, der auf drei am höchsten hüpft und am lautesten schreit. In einem gestopft vollen Raum mit mehreren Hundert Leuten war ich der Einzige, der gehüpft ist und geschrien hat – und zwar ziemlich hoch und laut”, erzählt Perlaki. An die Frage könne er sich aber nicht mehr erinnern.

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