26.03.2019

Employee Experience: So behält man seine Fachkräfte

Der "War for Talents" endet für ein Unternehmen nicht mit einem erfolgreichen Hiring. Fachkräfte langfristig zu halten ist eine Herausforderung für sich. Wir haben bei einigen heimischen Later Stage Startups und Scaleups nachgefragt, was sie in Sachen Employee Experience tun.
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Employee Experience - War for Talents
(c) fotolia.com - Rawpixel.com

Die Statistiken sind bekannt: Mehr als 160.000 Fachkräfte fehlten laut einer WKÖ-Studie Mitte vergangenen Jahres in Österreich. Rund 10.000 sind es Schätzungen zufolge gegenwärtig allein im IT-Bereich. Der daraus resultierende “War for Talents” wird an unterschiedlichen Fronten ausgetragen. Immer mehr Unternehmen setzen etwa im Marketing auf Employer Branding. Doch Vorzüge für Mitarbeiter anzupreisen ist die eine Sache. Sie tatsächlich auch zu bieten ist die andere. Das Zauberwort heißt Employee Experience. Sie ist sprichwörtlich kriegsentscheidend, um im “War for Talents” nachhaltig die Oberhand zu gewinnen.

+++ Drei Hebel für die Unternehmenskultur +++

Darüber, was man den Fachkräften tatsächlich bieten muss, um sie zu halten, scheiden sich aber die Geister. Auch bei österreichischen Later Stage Startups und Scaleups verfolgt man unterschiedliche Ansätze, wie eine Abfrage des brutkasten ergibt.

Employee Experience beginnt beim Hiring

Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass die Employee Experience mit dem Hiring-Prozess beginnt. “Dabei gilt: Speed Kills. Hier haben wir durchaus auf harte Weise gelernt, dass es viel Oversight und Fokus auf den Prozess braucht. Hier können Fehlleistungen einzelner wirklich gleich viel kaputt machen”, erklärt Michael Kräftner, Gründer und CEO des oberösterreichischen IT-Scaleups Celum. Auch Peter Steinberger, Gründer und CEO des Wiener Startups PSPDFKit, hat seinen Hiring-Prozess über mehrere Jahre immer mehr ausgereift, wie er erzählt. Bei ihm bestehe zudem der Spezialfall, dass der Großteil des Teams remote arbeite, sagt Steinberger.

+++”Es geht um viel mehr als gratis Obstkörbe, Wuzzler und coole Sofas”+++

“Wir nutzen keine Recruiter oder Agenturen”

“Wir nutzen keine Recruiter oder Agenturen. Die Team-Leiter und die Geschäftsführung übernehmen den Prozess direkt”, erklärt der Gründer. Die wichtigste Frage stünde dabei gleich am Beginn: “Wie wichtig ist es den Bewerbern tatsächlich, die Position zu bekommen. Mit ein paar Fragen dazu im Pre-Screening können wir traurigerweise bereits ca. 90 Prozent herausfiltern”. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Klaus Müller, CEO des Wiener Startups 123sonography. “Mann muss sich für das Hiring Zeit nehmen. Im ersten Schritt versuche ich zu ergründen, für was an unserem Unternehmen die Bewerber brennen. Erst wenn wir die ‘passion’ sehen, geht der Prozess nach einem ‘Acht-Augen-Prinzip’ weiter. Dann gilt: Wenn bei irgendjemandem Zweifel bestehen, entscheiden wir uns gegen den Bewerber”.

Unternehmenskultur: Diversity als Trumpf

Dieser Prozess sei der erste Schritt im wichtigsten Segment der Employee Experience bei 123sonography: der Unternehmenskultur. “Culture eats strategy for breakfast”, zitiert Müller. Ein Teil dieser Kultur sei der Grundsatz der Diversity im Unternehmen. Auf diese setzt man auch beim Wiener Startup TourRadar, wie Gründer und CEO Travis Pittman erzählt. Zugleich unterstützt man dort Mitarbeiter aus dem Ausland mit mehreren Maßnahmen. “Wir bieten etwa Gratis-Deutschkurse bei uns im Büro. Zum Start bekommen die Mitarbeiter einen ‘Onboarding Partner’, der bei Dingen wie Visumsantrag, Kontoeröffnung und Wohnungssuche hilft”, erzählt Pittman.

Gemeinsame Aktivitäten als Culture-Bonus

In Sachen Unternehmenskultur setzt der TourRadar-Gründer auch stark auf gemeinsame Aktivitäten. Dazu zählt ein wöchentliches Sport-Angebot ebenso wie gemeinsamer Kaffee und Kuchen am Freitag, bei dem sich das Team austauschen kann. Und der monatlich wechselnde “Chief Fun Officer” sorgt für die Organisation zusätzlicher Gatherings, etwa auch zu Geburtstagen von Teammitgliedern. Einmal im Jahr findet ein zweitägiger gemeinsamer Trip statt. Gemeinsame Aktivitäten sind auch Mic Hirschbrich, Gründer und CEO von Updatemi, wichtig. “Wir gehen mindestens einmal pro Saison auf Firmenkosten Skifahren und versuchen zudem auch mal Kegeln, ins Kabarett oder Gokart-Fahren zu gehen. Das ist jedes Mal etwas anderes”, erzählt er.

Individualität, Vertrauen und Autonomie

Am wichtigsten ist Hirschbrich in Sachen Employee Experience jedoch etwas anderes: Individualität positiv zu nutzen. “Wir machen ein Monthly-Meeting, bei dem Mitarbeiter dem Team über ihre spannendsten Themen erzählen können. Vom Hobby, bis zu Künstlicher Intelligenz in Spezialgebieten, Games oder auch Politik ist alles erlaubt. Daraus entstehen auch mal kleinere Projekte und der Wissensstand in der ganzen Firma hebt sich”. Generell sollen sich bei Updatemi die “besten und klügsten Ideen und Inputs” durchsetzen – “völlig gleich von wem sie kommen”. Es ist ein verwandtes Thema, das Peter Steinberger von PSPDFKit knapp zusammenfasst: “Autonomie und Vertrauen sind die wichtigsten ‘Perks'”.

Tischfußballtische und die Grenzen des Entertainments

Da Steinbergers Team aber eben remote arbeite, würden bei ihm auch auch Benefits wie Sport-Aktivitäten oder der klischeehafte Tischfußballtisch im Büro automatisch wegfallen. Das ist etwas, das bei TourRadar durchaus eine Rolle spielt. “Wir haben verschiedene Spiel-Möglichkeiten und etwa auch einen Hometrainer im Büro, die jederzeit genutzt werden können”, erzählt Travis Pittman. Celum-Gründer Michael Kräftner sieht die Thematik differenziert: “Bei den Perks vom Tischfußballtisch bis zur Playstation gilt eher, dass Mitarbeiter eine gewisses Level an ‘Entertainment’ einfach erwarten, aber skeptisch werden, wenn man es übertriebt”, sagt er.

Das Büro: Der Raum zählt

Kräftner legt in der Employee Experience besonderen Wert auf die Ausgestaltung des Büros. “Bei den Offices geht es uns im Kern darum, eine Umgebung zu schaffen, in der sich ‘CELUMians’ wohl fühlen. Warmes Holz, Klimatisierung und eine einzigartige Umgebung, etwas ab vom klassischen Google-, Startup- bzw. 0815-Environment. Außerdem bieten wir ‘role based working’ – also Großraum oder kleinere Arbeitsräume je nach Arbeitsprozess. In jedem Fall gibt es überall viele Rückzugsmöglichkeiten, um mal den Kopf frei zu kriegen”, sagt der Celum-Gründer.

(c) Celum: Board-Room im Stil der Raumschiff Enterprise-Brücke im Celum-Büro

“Völliger Gegentrend zum ‘Open Office’-Konzept

Michael Hirschbrich sieht diese Frage noch etwas radikaler: “Wir legen besonders viel Wert auf einen völligen Gegentrend zum ‘Open Office’-Konzept, wo möglichst viele Menschen auf möglichst kleinen Raum arbeiten. Wir versuchen, unsere Büros so zu gestalten, dass pro Mitarbeiter möglichst viel Raum zur Verfügung steht”. Man habe bei der Gestaltung auch die Mitarbeiter stark eingebunden. “Das ging von der Tischwahl, bis zu den technischen Geräten und Gadgets”, erzählt Hirschbrich.

Finanzielle Benefits: “Man muss die Leute einfach besser bezahlen”

Und wie sieht es mit den klassischen finanziellen Benefits aus? “Fringe Benefits sind im Startup halt schwer”, sagt 123sonography CEO Klaus Müller. Und Peter Steinberger meint lapidar: “Man muss die Leute einfach besser bezahlen”. Travis Pittman hingegen setzt auf Prämien. Und zwar in Form von TourRadar-Gutscheinen: 1575 Euro pro Jahr sind es für jeden Mitarbeiter –  auch für Teilzeit-Kräfte.

Michael Kräftner hat mit dem Thema bereits intensive Erfahrungen gemacht: “Bei finanziellen Sondervergütungen ist es wirklich spannend. Einerseits sollen sie bei uns Partizipation am Unternehmenserfolg erlauben andererseits wollen wir überragende Leistungen auch direkt ‘belohnen’. Gerade bei Letzterem gab es aber durchaus, trotz größter Transparenz, auch Situationen wo – nennen wir es beim Namen – Neid aufgekommen ist. Das hat uns überrascht und wir haben den Prozess nachgebessert”.


Bei “Future of Work – der HR-Kongress” am 27. und 28. März 2019 in Stegersbach spricht brutkasten-Gründer und CEO, Dejan Jovicevic, zum Thema Employee Experience. ⇒ Zur Page des Kongresses

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The team around Redeem Solar Technologies Co-Founder Florian Ehrlich-Sommer benefited from the aws First International Incubator

Austria is increasingly positioning itself as an international hub for innovative entrepreneurs. A significant contributor to this development is the aws First Incubator, which will kick off a new round with a special focus call for international founders in spring 2025. This program, run by the Austria Wirtschaftsservice (aws), is designed for startup founders and founding teams, and students who want to establish a startup in Austria or have recently done so.

The aws First Incubator offers a combination of financial support, targeted mentoring, and a dynamic network – a package that helps international founders integrate into Austria’s vibrant startup ecosystem.

Financial Support for Early-Stage Startups

Financial barriers are among the biggest challenges for early-stage founders. The aws First Incubator addresses this by providing monthly personnel cost subsidies and grants for project, rental, and travel expenses. This financial support allows founders to focus fully on developing their business ideas.

However, the program goes beyond financial aid. It offers a comprehensive package of workshops, project-specific mentoring, and specialized coaching sessions. These resources ensure that startups receive not only financial support but also strategic and operational guidance.

Knowledge Transfer Through Practical Workshops

The program’s workshops deliver targeted knowledge on topics critical to startups, such as business model development, marketing strategies, patent law, and funding planning. The practical approach ensures that the content is directly tailored to the needs of the founders.

A key highlight of the program is the direct access to experts and mentors who share their years of experience in the startup and business world. This individualized support helps participants overcome specific challenges and refine their business ideas.

Success Story: Redeem Solar Technologies

An example of the program’s success is the startup Redeem Solar Technologies. Founded by Florian Ehrlich-Sommer (COO) and his international team, the company develops photocatalytic reactors for sustainable hydrogen production. Ehrlich-Sommer explains how the program helped his team sharpen their vision and gain new perspectives: “Interacting with founders from different industries and countries gave us fresh perspectives and helped refine our business model. As engineers, we tend to communicate in technical language. Through the program, we learned to present our idea clearly and understandably.”

The international team of Redeem Solar Technologies | (c) Redeem Solar Technologies

Redeem Solar Technologies uses light energy to enable chemical reactions, in order to produce hydrogen in an environmentally friendly way. The startup’s solutions are particularly relevant to the pharmaceutical and fine chemicals industries. Through the aws program, the team not only secured financial support but also made valuable connections in the Austrian startup scene.

Interdisciplinary and International Exchange

One of the most significant benefits of the aws First Incubator’s special international call is the interdisciplinary and international exchange. The participating teams come from various industries – from software startups to sustainability technologies and innovative food products. This diversity allows founders to gain insights beyond their own fields and learn from each other.

Ehrlich-Sommer highlights this exchange as a critical factor: “It was fascinating to talk to founders developing completely different solutions. This helped us question and improve our own approaches.”​

Program Structure

The program lasts up to 12 months and includes regular workshops and coaching sessions. Participants meet in Vienna to attend these sessions and learn from experts. Teams rooted outside the city will need to commute to attend the program. This, however, is far worth the effort, as co-founder Ehrlich-Sommer emphasizes: “Being in Vienna helped us get to know the local startup scene and establish valuable connections.”

An essential part of the program is the intensive selection process. During this phase, founders work with mentors and experts to refine their ideas and prepare for the program. This preparation is crucial for consecutive success.

Austria as a Startup Hub for International Founders

The aws First Incubator plays a significant role in positioning Austria as an attractive destination for international founders. The combination of financial support, targeted knowledge transfer, and a dynamic network creates optimal conditions for innovative business ideas.

The program not only supports the individual development of participating startups but also strengthens Austria’s startup ecosystem as a whole. International founders bring new impulses, ideas, and perspectives to Austria, helping to enhance the country’s innovation potential.

Applications for 2025

The next round of the aws First Incubator’s international call starts in spring 2025. Founders with an international team who want to establish their startup in Austria or have recently done so should not miss this opportunity. Applications will soon be open – a chance that could be a crucial step for a startup’s future.

For more information and application details, visit the official aws First Incubator website.


* Der Beitrag entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice (aws)

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