17.05.2023

Emma Wanderer: Workation-Startup will mehr Achtsamkeit und neue Strukturen in der Startup-Welt

Julia Trummer, COO und Co-Founderin von Emma Wanderer, übt im brutkasten-Gespräch Kritik an der Startup-Szene und erklärt, warum und wie man Tourismus neu denken muss.
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Julia Trummer, Mitgründerin und COO von Emma Wanderer
Julia Trummer, Mitgründerin und COO von Emma Wanderer | Foto: Tim Ertl

Am Campus von Emma Wanderer im Nationalpark Gesäuse herrscht noch Baustelle. Mitten im steirischen Hieflau, auf 18.000 m2 Wiese, entsteht ein riesiger modularer Bau, der einem besonderen Zweck gewidmet ist: Remote Work mitten in der Natur. Das zentrale Clubhouse wird gesäumt von Stellplätzen für Camper und Vans und vereinzelten Tiny Houses. Dort sollen Menschen nicht nur aus den verschiedenen Regionen Österreichs, sondern auch aus internationalen Gefilden angelockt werden, um gemeinsam zu arbeiten. Co-Working mitten in der Natur also, um Arbeit und Urlaub zu verbinden.

Bau in weniger als einem Jahr fertiggestellt

Die Idee zum Workation-Hotspot mitten in den österreichischen Alpen kam COO Julia Trummer und CEO Andreas Jaritz bereits 2021. Offiziell gegründet wurde Emma Wanderer dann im März 2022. Der Bau des Campus in Hieflau begann im darauffolgenden Juli. Weniger als ein Jahr später steht der Campus bereits, die Bauarbeiten gehen in den Endspurt. Die offizielle Eröffnung erfolgt im August 2023.

Ängstliche Wegwerfgesellschaft

Wie sie das alles innerhalb eines Jahres so schnell auf die Beine stellen konnten, diese Frage hört Julia Trummer oft. „Es war ein wilder Ritt“ – die multiplen Krisen, von der Pandemie über Russlands Angriff auf die Ukraine bis hin zur Inflation, haben wie so viele andere Branchen auch den Tourismus schwer in Mitleidenschaft gezogen. „Es war auf mehreren Ebenen schwierig, unter anderem, weil Emma Wanderer ein neues Tourismuskonzept ist und man als Pionier zwar gesellschaftliche Themen aufgreift, die der Markt benötigt, dort jedoch immer eine gewisse Grundskepsis mitschwingt. Wir sind nicht nur eine Wegwerfgesellschaft geworden, sondern auch eine sehr ängstliche“, so Julia Trummer.

Unkonventionelle Methoden

Dennoch konnten Trummer und ihr Team in dieser Zeit sieben Millionen Euro an Finanzierungsvolumen für das Unternehmen generell und den Campus aufstellen. Dabei handelt es sich jedoch um kein klassisches Investment, sondern um, wie das Startup sagt, „unkonventionelle Finanzierungsmethoden“. Dazu zählen nach Angaben des Startups unter anderem Investments der Bestandsinvestoren aus dem Trive Studio, Wandeldarlehen von “Families & Friends”, ein Bankkredit und eine AWS-Förderung.

„Die Startup-Welt muss neu gedacht werden“

Jungunternehmen wird es laut Julia Trummer in Österreich schwer gemacht. „Ich bin der Meinung, dass die Reglements der Startup-Welt in mehreren Bereichen neu gedacht werden sollten”. Dabei bezieht sie sich vor allem auf die VSOP (Virtual Stock Option Plans), die Regelungen zu kurz- und mittelfristigen Mitarbeiterbeteiligungen. Mitarbeiter:innen eines Start-ups trügen ausschlaggebend zur Entstehung der Firma und der Idee bei, aber würden meistens unter ihrem Wert bezahlt. Dafür gebe es Mitarbeiterbeteiligungen. “Das ist super, allerdings würde ich gerne verstehen wollen, wieso ein VSOP eines Mitarbeiters bei einem Exit höher versteuert wird als der Betrag, den Investor:innen ausgeschüttet bekommen”, so Trummer.

Startups müssten oft ihre eigenen Visionen verwässern

„Die Startup-Szene ist sehr wichtig und hat natürlich ihre Berechtigung, allerdings sind wir Founder:innen sehr oft damit konfrontiert, unsere Grundprinzipien und Visionen zu verwässern, um den Konkurs unseres jungen Unternehmens zu vermeiden. Somit frage ich mich schon, wie aufgeschlossen die Politik wirklich ist oder ob man Wirtschaft eigentlich nicht neu denken möchte”. Emma Wanderer will das Neudenken der Wirtschaft nun innerhalb ihres eigenen “Mikrokosmos” versuchen.

Runter vom Gas

Wie das aussehen könnte, umreißt Julia Trummer so: „Alles ist auf Exit ausgerichtet und immer ist das Motto ‘schnell-schnell’ und wir müssen schnell skalieren. Ja, das müssen wir. Aber noch wichtiger ist uns das ‘Wie’: Wie baut man das Team auf? Wie geht man zwischenmenschlich miteinander um, wie geht man mit den Leuten in der Region um? Wie integriert man sie und formt eine Community? Was ist nachhaltig und was ist fair?”

“Tourismus ist nicht nachhaltig”

Emma Wanderer gehe es neben einem profitablen Business und einer neuen Hotelmarke auch darum, nachhaltige Strukturen in ihrem Team und ihrem Produkt zu schaffen. Gerade das ist laut Julia Trummer im Tourismus jedoch oftmals schwer umzusetzen: „Tourismus ist nicht nachhaltig und es gehören schleunigst neue Werte und Konzepte her”.

Emma Wanderer möchte für seine Workationcampusse bewusst nachhaltige Strukturen einführen. Dazu gehören auch kurze Transportwege bei den Baumaterialien und etwa die Arbeit mit Leerstand. „In Kroatien gibt es ganz viele tolle kleine alte Steinhäuser, was uns natürlich wahnsinnig interessieren würde. Leerstand ist extrem spannend und ich finde, man muss nicht immer neu bauen“.

Spezielle Suchkriterien ermöglichen Locations, die sonst keiner hat

Kroatien könnte eine der nächsten Standorte für die Emma-Wanderer-Co-Working-Campusse sein. Ebenfalls gibt es konkrete Pläne für Portugal, Italien und auch für zwei weitere Standorte in Österreich. Das Location Scouting übernimmt Julia Trummer. In ihrem vorherigen Job in der internationalen Hotellerie und Hospitality war es ihre Spezialität, die nächsten touristischen Hotspots herauszufinden.

Ähnliches tut sie nun bei Emma Wanderer: „Wir finden Locations schneller als der herkömmliche Tourismus-Markt, weil wir dafür spezielle Suchkriterien entwickelt haben, die bis jetzt noch nicht wirklich am Radar von Real Estate und der touristischen Entwicklung sind“. Dadurch würden sie besondere Standorte für ihre Campusse finden, die noch leistbar und gleichzeitig noch nicht so präsent am Markt sind. „Aber wir wissen, dass sie in zwei bis drei Jahren sehr präsent sein werden“.

Workation und Familienurlaub soll sich nicht ausschließen

Den ersten Emma-Wanderer-Campus in Hieflau können ab der Eröffnung im August nicht nur Corporate Workers, einzeln oder in Teams, oder Freelancer:innen aufsuchen. Auch Familien sind eingeladen, durch das „Workation for families“-Angebot den Remote Work Campus zu nutzen. In den letzten sechs Jahren, in denen Julia Trummer zahlreiche Hotelkonzepte mitentwickelte, seien ihr viele Dinge aufgefallen, die falsch umgesetzt würden. Beispielsweise das Angebot für Familien. „Mein Co-Founder ist zweifacher Vater und somit ist uns das Thema ein ganz besonderes Anliegen. Er kann aus eigenen Erfahrungen berichten, dass es sich zurzeit noch als relativ schwierig erweist, mit Kindern eine Workation zu machen.“

Emma Wanderer möchte nun ein „Workation for families“-Angebot schaffen, das auch Eltern bzw. werdenden Eltern produktives Arbeiten auf dem Remote Work Campus ermöglichen soll. Während die Eltern arbeiten, soll es auch ein pädagogisches Programm für die Kinder geben. Dazu kooperiert Emma Wanderer mit den Rangern des nahegelegenen Nationalparks und Kinderpädagog:innen, die den Kindern die umliegende Natur näherbringen und diese betreuen.

Campus für alle

Sowohl Familien als auch alle anderen Gäste können sich entweder einen Van-Stellplatz oder ein ganzes Tiny House für ihren Aufenthalt buchen. Für Julia Trummer ist das wie wenn man ein „Fünf-Sterne- mit einem Drei-Sterne-Hotel“ fusioniert. Im Clubhouse treffen sich dann alle, ob Corporates mit großem Geldbörsel oder Freelancer mit vielleicht etwas weniger Budget, “um produktiv zu arbeiten, sich kennenzulernen, zu interagieren und eine Community zu formen”. Auch soll es ein Angebot für Volunteers geben, die gratis einen Van-Stellplatz nutzen können, aber dafür im Haupthaus oder in anderen Bereichen von Emma Wanderer mitarbeiten.

Weibliche Investorin gesucht

Für die nächste Finanzierungsrunde suchen Emma Wanderer nun eine:n Investor:in. Besonders erwünscht wäre eine weibliche Investorin, die neben den männlichen Investoren, die Emma Wanderer derzeit unterstützen, etwas mehr „weibliche Energie“ beisteuern könnte.

Noch ausschlaggebender ist für Emma Wanderer aber, dass der oder die Investor:in risikobereit ist. „Wir sind auf der Suche nach Investor:innen, die bereit sind, die Real Estate und den Tourismus mit uns neu zu denken. Wir nennen es gerne risikobereite, größer denkende, innovative Investor:innen“. Die Finanzierungsrunde will Emma Wanderer bis zum Herbst/Winter 2023 abgeschlossen haben.

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In den letzten sieben Jahren etablierte sich das international tätige Online-Unternehmen Elferspot als Marktplatz für gebrauchte Porsche-Sportwagen. Die Nischen-Verkaufsplattform hat sich zum Ziel gesetzt, „Enthusiasten und Dienstleister mit der gleichen Leidenschaft für Porsche-Sportwagen zusammenzubringen“.

Auf Elferspot finden Porsche-Liebhaber alles rund um das Thema Porsche: Von umfassenden Informationen zu verschiedenen Modellen über die weltweite Suche nach ihrem Wunschfahrzeug bis hin zu Events und einem Webshop mit passenden Produkten. Die Besonderheit an Elferspot ist, dass Händler:innen und Privatpersonen die Möglichkeit haben, gegen eine Gebühr ihre Fahrzeuge anzubieten und zu vermarkten.

Aus der Vision eines Porsche-Enthusiasten entstand „Elferspot“

Der Online-Marktplatz Elferspot ging am 9. November 2017 in den Sprachen Deutsch und Englisch live. Die Idee dazu entstand bei Gründer Markus Klimesch, als er selbst nach einem bestimmten Porsche-Sportwagen suchte und die üblichen Verkaufsplattformen als unzureichend empfand. Neben der störenden externen Werbung fehlten ihm Erklärungen zu Abkürzungen und Ausstattungen. Außerdem gab es keine zentrale Anlaufstelle für Informationen über die Unterschiede zwischen den Modellen oder deren potenzielle Schwachstellen. So begann er Ende 2016 gemeinsam mit zwei weiteren Teammitgliedern, seine Vision eines ansprechenden Online-Marktplatzes für Porsche-Enthusiasten zu verwirklichen. Seither ist Elferspot so gewachsen, dass mittlerweile fünf Personen angestellt sind.

Entwicklung und Reichweite von Elferspot

Die Zahlen zeigen, dass die ursprüngliche Vision des Gründers umgesetzt wurde: Über 400 Händler:innen und mehr als 200 Privatverkäufer:innen bieten durchschnittlich rund 3.500 Fahrzeuge auf Elferspot an. Im Jahr 2023 wurden über dem Online-Marktplatz Fahrzeuge im Wert von mehr als 140 Millionen Euro verkauft.

Auch in den sozialen Netzwerken hat Elferspot eine starke Präsenz: Dort folgen dem Unternehmen etwa 600.000 Menschen. Darüber hinaus bietet das Online-Magazin von Elferspot der Porsche-Community die Möglichkeit, sich über ihren Traumwagen oder Markttrends zu informieren. Elferspot generiert einen Teil seiner Einnahmen durch Cross-Plattform-Marketing in den sozialen Netzwerken sowie im Online-Magazin.

Zukunftsvision: Internationale Expansion

In Zukunft plant Elferspot auch auf internationalen Märkten aktiv zu werden. Angesichts der wachsenden Nachfrage aus Mittel- und Südamerika sowie dem Nahen Osten und Asien möchte Elferspot mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz auch in den Sprachen Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Türkisch verfügbar sein. Die Erfahrung der letzten Jahre möchte Elferspot nun auch dafür einsetzen, „Neueinsteiger in der Porsche-Welt an die Hand zu nehmen und die Elferspot User Experience auf die nächste Stufe zu hieven“. 

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