14.06.2016

EM-Special: Österreichs Gruppenphasen-Gegner im Startup-Check

Wer in Österreichs EM-Gruppe im Fußball die Nase vorne hat, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Der Brutkasten hat sich schon einmal angesehen, wie die drei Gegner, Portugal, Ungarn und Island im Startup-Bereich performen.
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Was Fußball und Startups gemeinsam haben, erfährt ihr in unserer "I werd narrisch"-Serie (c) Jan Schwieger

Ein ehemaliger Ostblock-Staat, ein südeuropäisches Land mit chronischen Wirtschaftsproblemen und eine 330.000-Einwohner-Insel, die eine massive Wirtschaftskrise hinter sich hat – auf den ersten Blick könnte man glauben, Österreichs Gegner in der Gruppenphase haben im Startup-Bereich keine Chance gegen uns. Doch dieser erste Blick trügt – Österreichs Startup-Landschaft hat im direkten Vergleich alles andere als ein leichtes Spiel. Denn auch bei unseren Nachbarn und im äußersten Südwesten und Nordwesten Europas, schläft die Community nicht.

Ungarn: junges Ecosystem, Top-Startups

In keinem der vielen verschiedenen Rankings, die mitunter zu äußerst unterschiedlichen Ergebnissen kommen, wird Budapest als Startup-Hub top bewertet. Auch wenn die Regierung seit 2013 einige Förderprogramme gestartet hat: Das Ecosystem ist noch ziemlich klein und beschaulich – eine Transformation ist aber allemal im Gange. Die Rechnung ist einfach: Je mehr Menschen sich trauen, ihre Ideen zum Business zu machen, desto größer wird die Startup-Community. Auch immer mehr Inkubatoren und Akzeleratoren schießen aus dem Boden.

Auch ohne den wachsenden Förderprogrammen, haben Gründer in Ungarn mit spannenden Startup-Projekten auf sich aufmerksam gemacht. Das bekannteste davon ist Prezi: Das Online-Präsentationstool macht seit 2009 Powerpoint, ein Tool von Microsoft zum Erstellen von Präsentationen, erfolgreich Konkurrenz. Ebenfalls Top: der Videolivestream-Dienst Ustream und LogMeIn, das einen Fernzugriff auf die eigenen Geräte ermöglicht. In einem Ranking, das die Bekanntheit von Startups im Web misst, schneiden Prezi (Rang 12) und Ustream (Rang 32) deutlich besser ab, als Österreichs Top-Startup Runtastic (Rang 99).

Portugal: unterschätzter Big Player?

Im Schatten der großen europäischen Startup-Hubs wie Berlin, London und Paris fällt Lissabon selten auf – zu unrecht. Dort findet sich etwa die Nummer Fünf auf Forbes Liste der aktivsten Accelerators in Europa – Lisbon Challenge. Kein Wunder, denn die portugiesische Regierung zeigt großes Interesse an Startups. Ihr Fonds Portugal Ventures startete mit 450 Millionen Euro Investitionskapital, das primär für junge innovative Unternehmen bestimmt ist. Da performen auch die Startups entsprechend: Talkdesk, eine Software für die Kommunikation mit Kunden, sicherte sich etwa in einer frühen Phase 15 Millionen Dollar Kapital aus den USA.

Island: Klein, aber sehr oho

Gerade einmal 50.000 Einwohner mehr als Graz hat der nordatlantische Inselstaat Island. Die Haupstadt Reykjavik ist kleiner als Innsbruck. Zudem wurde Island von der großen Wirtschaftskrise wie kaum ein anderes Europäisches Land mitgenommen. Und wie reagierten die Isländer? Sie suchten neue Wege. Und die führten zu einer beachtlichen Gründertätigkeit. Vor allem im Tech- und speziell im Games-Bereich gibt es ein paar beachtliche Startups. CCP Games etwa stellte 2015 30 Millionen Dollar von einem US-Venture-Capital-Geber auf. Die App Quizup holte sich sogar noch ein bisschen mehr: 32 Millionen Dollar wurden dort investiert. Vor allem der unglaubliche Optimismus im kleinen Inselstaat wird von US-Investoren geschätzt – die Mentalität der Isländer gilt als besonders motivationsfreundlich.

Fazit: Österreich kann von den “Gegnern” lernen

Es zeigt sich, auch abseits der großen Hubs in Europas führenden Volkswirtschaften ist am Startup-Sektor einiges los. Österreich und der Wiener Hub ist nicht der einzige Player, der zu den großen aufschließen will. Sogar “Zwerge” wie Island haben nicht nur eine Chance das zu erreichen, sondern liegen gut im Rennen. Wenn Österreich zu den führenden Founder-Nationen zählen will, sollte es sich also nicht nur bei den großen etwas abschauen. Allein die “zufällige” Auswahl von Österreichs EM-Gegnern beweist: Im Moment geht es überall voran und wer am Ende top ist, ist noch lange nicht klar.

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Christopher Helf und Constantin Dißelkamp | Bild: pagent.ai

Christopher Helf war CTO und CO-Founder beim Wiener Krypto-Trading-Startup Trality. Im August des Vorjahres musste dieses Konkurs anmelden. Bereits ein Monat zuvor musste die Trading-Plattform ihren Service einstellen. Damals sei es dem Startup “aufgrund des aktuellen Marktumfelds nicht möglich gewesen, die Plattform und Dienstleistungen weiterhin anzubieten” – brutkasten berichtete.

Mit Januar 2024 startete Helf eine neue Challenge als CTO und Co-Founder des in Bonn sitzenden AI-Startups pagent.ai – gemeinsam mit CEO und Co-Founder Constantin Dißelkamp. Am gestrigen Montag vermeldete das Startup positive Nachrichten: Nämlich den Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 900.000 US-Dollar – umgerechnet etwa 857.000 Euro.

AI-basierte Hyperpersonalisierung

Pagent.ai befasst sich mit der “AI-basierten Hyperpersonalisierung von Websites”. Das nun frische Kapital stammt vom teilstaatlichen High-Tech Gründerfonds (HTGF) – einem der größten deutschen Seed-Investoren, ebenfalls mit Sitz in Bonn.

Mit der generativen KI von pagent.ai können personalisierte Webinhalte erstellt und damit eine bessere Nutzeransprache ermöglicht werden. Wie das deutsche Medium startbase.de berichtet, soll pagent.ai “Webseiten automatisch auf die Bedürfnisse und Vorlieben bestimmter Zielgruppen abstimmen”, wodurch diese Marketingziele effizienter erreichen können.

Die Lösung von pagent.ai eigne sich insofern für Unternehmen, als dass diese keine A/B-Testungen mehr durchführen bräuchten, so das Startup. Das AI-System des Startups soll “automatisch die effektivste Variante der Website” identifizieren und “sie den Nutzern ausspielen, was zu einer verbesserten Nutzererfahrung führt”, heißt es auf starbase.de. Die Lösung soll überdies auf die “Verbesserung von Text- und Bildelementen” setzen.

Telekom und E-Commerce im Fokus

Für das kommende Geschäftsjahr plane das Startup, die Funktionalitäten seiner Technologie auf Struktur, Design und Video-Inhalte auszudehnen. Aktuell würden Testungen mit Pilotkunden durchgeführt, wobei sie die sogenannten “pagents” von pagent.ai testen. Diese “pagents” ermöglichen es, Website-Elemente automatisiert zu optimieren und die beste Version für Nutzer:innen auszuspielen, heißt es.

“Unser langfristiges Ziel ist es, das führende AI-Modell für personalisierte Kommunikation zu entwickeln und Online-Erfahrungen völlig neu zu gestalten”, wird Co-Founder Dißelkamp von startbase.de zitiert.

Die Lösung zeige sich bislang – nach Angaben des Startups – besonders für Unternehmen aus den Bereichen der Telekom und des Mode-Online-Handels interessant. Co-Founder Helf bestätigt: “Besonders Telekommunikations- und Fashion-E-Commerce-Unternehmen zeigen großes Interesse für die Automatisierungslösung. Für jede Organisation mit Onlinepräsenz liegt großes Potenzial in der Marketingautomatisierung mit AI, um ihre Ziele besser zu erreichen.”

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