06.08.2019

Elon Musk bringt uns noch alle unter die Erde

Kommentar. Nach Tesla und SpaceX nimmt mit "The Boring Company" ein drittes (derzeitiges) Großprojekt von Elon Musk langsam Fahrt auf. Die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit zeigen: Wir sollten es nicht belächeln.
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Elon Musk - Tesla ESG-Index
Elon Musk | (c) Daniel Oberhaus/commons.wiki

Der Name “The Boring Company” zeigt, dass Elon Musk Sinn für Humor hat. Der Witz kommt beim wahrscheinlich exponiertesten Serial Entrepreneur der Welt zur bekannten Kombination von Genie und Wahnsinn hinzu. Es ist eine Verknüpfung von Eigenschaften, die auch, nachdem sich Musk noch so oft bewiesen hat, dazu führt, dass er unterschätzt wird.

+++ Fokus-Channel: Mobility +++

Tesla und die roten Zahlen

Wenn etwa Tesla seinen Quartalsbericht präsentiert, kommt der Hinweis auf rote Zahlen des Unternehmens von vielen Seiten mit Häme. Es sind unter anderem Vertreter von Auto-Konzernen mit mehr als hundertjähriger Geschichte, die da glauben, die mangelnde Profitabilität eines nicht einmal 20 Jahre alten Unternehmens bekritteln zu können. Doch während sie ihre Benziner- und Diesel-Produktion verwalten und darauf hoffen, dass der Klimawandel auf magische Art und Weise wieder aus den Köpfen der Konsumenten verschwindet, investiert Musk massiv, um in ein paar Jahren eine globale Nachfrage bedienen zu können.

Tesla könnte schon nächstes Quartal profitabel sein, wenn man das wollte – das zeigt ein Abgleich von Umsatzzahlen und Investitionsvolumina. Elon Musk will und wird aber zur Stelle sein, wenn der Weltmarkt endgültig auf Elektroautos umschlägt. Daher wird er die Produktion auf Kosten möglicher Gewinne weiter hinaufschrauben. Und in einigen Jahren wird den hämischen Kritikern dann das Lachen im Hals stecken bleiben.

SpaceX: Kein “sky is the limit” für Elon Musk

Genau so, wie es wohl vielen Leuten schon bei SpaceX gegangen ist: Ein privates Unternehmen mit dem langfristigen Ziel, Menschen zum Mars zu schicken. Absurd, oder? Rückschläge – auch finanzielle – hin oder her: SpaceX macht heute Milliardenumsätze als Auftragnehmer der Nasa. Und jedes noch so ambitionierte Vorhaben, etwa wiederverwendbare Raketen, wurde bislang noch irgendwann umgesetzt. Ob SpaceX in absehbarer Zeit tatsächlich Menschen zum Mars schickt, sei dahingestellt. Die Weltraumwirtschaft prägt das Unternehmen längst nachhaltig mit.

The Boring Company: Alles, nur nicht langweilig

Und so sollten wir auch das Tunnel-Unternehmen “The Boring Company”, trotz des lustigen Namens, nicht belächeln. Denn obwohl noch nicht einmal ganz klar ist, wie die Tunnel der Boring Company zukünftig genau genutzt werden – es liegen verschiedene Konzepte am Tisch – ist eines klar: Langweilig ist die Idee sicher nicht. Die meisten vom Unternehmen präsentierten Konzepte sehen derzeit eine Vielzahl an einzelnen elektrische Highspeed-Shuttles vor, die sich autonom durch die Tunnel bewegen. In Las Vegas fuhr das Unternehmen kürzlich seinen ersten Großauftrag ein. Dort werden um veranschlagte 50 Millionen US-Dollar zwei Messezentren unterirdisch mit einem Shuttle-Dienst verbunden. Zur CES 2021 will man fertig sein. Erst vor wenigen Tagen kündigte Musk zudem an, Ende August nach China expandieren zu wollen.

Die Neuerfindung der Ubahn

In seinem Ziel-1-Gebiet mit The Boring Company, Los Angeles, scheiterte Elon Musk zwar (vorerst) mit seinem Projekt nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung. Gerade die durch massiven Individualverkehr geplagte Metropole zeigt aber das Potenzial des Konzepts, das sich gegenwärtig auf nahezu alle Millionenstädte der Welt umsetzen ließe. Die Idee, bestimmte hochfrequentierte Strecken unterirdisch, direkt, ohne Stau abzudecken, wird mit der Ubahn zwar seit mehr als 100 Jahren erfolgreich umgesetzt. Musk will das alte Konzept aber mit deutlich höheren Geschwindigkeiten und einer deutlich niedrigeren Bauzeit auf ein neues Level bringen. Das wird gerade in Metropolen mit schwachen Öffi-Netzen großen Anklang finden.

Tunnel statt Südosttangente

Aus mehreren Gründen (v.a. starkes Öffi-Netz, verhältnismäßig wenig Stau) ist Wien sicher nicht oben auf der Prioritätenliste der Boring Company. Die Idee, überall, wo es die öffentliche Hand nicht tut, schnell und ohne Steuergelder unterirdische Highspeed-Öffis zu bauen, könnte aber auch hier funktionieren. Man denke nur daran, dass eine Erweiterung des Ubahnnetzes in die Städte des Wiener Speckgürtels schon allein daran scheitert, dass zwei Bundesländer involviert sind. Und wer würde nicht gerne die Südosttangente zur Stoßzeit vermeiden? Nachdem mit Tesla und SpaceX die Umkrempelung ganzer Branchen schon bewiesen wurde, können wir uns also darauf einstellen: Elon Musk bringt uns noch alle unter die Erde.

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Alexander Voura (CEO) und Florian Derntl (CTO) von Jannik.ai (c) Jannik.ai

Vergangene Woche launchte Jannik.ai, ein KI-assistierter, digitaler Tennis-Coach. brutkasten hat mit dem Gründer Alexander Voura Gesprochen, welcher mehrjährige Erfahrung als Tennis-Trainer und Sales-Stratege mehrerer Startups mit sich bringt.

Die Eigenheit von Jannik ist es, mit den Nutzer:innen über den Messenger Dienst WhatsApp zu kommunizieren. Neben Alexander Voura bringt Florian Derntl die technische Expertise. Gerhard Kürner unterstützt das Unternehmen als KI-Experte und Business Angel. Kürner selbst gründete bereits das KI-Startup 506.ai (brutkasten berichtete).

Tennis-Coach über WhatsApp

“Viele Tennisspieler nutzen klassische Suchmaschinen und Videos auf YouTube und Social-Media, um ihr Spiel verbessern”, sagt Voura. Seine Idee ist es mit Jannik sowohl Techniktrainer:in, Physiotherapeut:in als auch Ernährungsberater:in zu kombinieren und das Trainigsangebot, dem Breitensport zugänglich zu machen.

“Nutzer:innen sollen mit dem Tennis-Coach Jannik über WhatsApp kommunizieren, sprachlich und textlich. Man braucht also keine weitere App downloaden”, so Voura. Den Vorteil des KI-basierten Coaches sieht er vor allem in der individuellen Ausrichtung für die User:innen und in der Pro-Aktivität der KI: “Jannik stellt sich wirklich auf den User ein und somit bekommen sie ein personalisierter Training.”

Abo-Modell soll Geld bringen

Aktuell wird Jannik noch zur Gänze gebootstrappt. Das Unternehmen möchte aber noch im vierten Quartal einen Business Angel an Bord nehmen und ein Investment im Bereich von 100.000 Euro aufnehmen. Damit soll dann das Marketing befeuert werden.

Das Geschäftsmodell des Unternehmen basiert auf einem Abo-Modell, welches 26 Euro im Monat kostet. “Für uns ist jetzt das erste Jahr das entscheidende”, so Voura. Über Online- und Performancemarketing will er deshalb zahlende User:innen generieren. 

Für das kommende Jahr hat sich das Unternehmen die europaweite Expansion als Ziel gesetzt. Voura hofft hierbei auf eine vierstellige Anzahl an bezahlten User:innen. Ein möglicher Exit ist in den ersten drei bis vier Jahren geplant.

KI trainiert sich selbst

Jannik hat nicht nur das Ziel Tennis-Spieler:innen zu trainieren, es trainiert sich auch selbst anhand der Beta-User:innen. Weiters ist man aber mit hochkarätigen Tennis-Profis aus den Niederlanden im Gespräch, heißt es von Voura. Angedacht sind hierbei Verträge mit Sport- und Tennisagenturen. Die schnell zugängliche WhatsApp-API (Programmierschnittstelle) soll es den Profis ermöglichen, mit den User:innen direkt zu kommunizieren.

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