20.06.2023

E-LKW-Startup Nikola verlässt Europa: 150 Angestellte müssen gehen

Mit klimafreundlichen Lastwagen will Nikola die Branche revolutionieren, doch zieht seiner europäischen Laster-Sparte jetzt den Stecker. Insgesamt muss knapp ein Viertel der Angestellten gehen.
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Nicht weniger als die Grenzen des Möglichen neu zu definieren, erklärt das E-LKW-Startup Nikola Motor auf seiner Website zum Ziel. Mit batteriebetriebenen Trucks und Wasserstoff-LKWs soll der Transportsektor, was Klimafreundlichkeit betrifft auf ein neues Level gelangen. Doch jetzt muss die 2015 gegründete Firma aus Arizona Geld einsparen und entlässt dafür fast ein Viertel ihrer Belegschaft. Insgesamt müssen 270 Mitarbeiter:innen den Konzern verlassen. Der Lastwagen-Hersteller will so pro Jahr Personalkosten in Höhe von rund 50 Millionen US-Dollar einsparen, außerdem sollen die jährlichen Gesamtkosten bis 2024 auf unter 400 Millionen Dollar sinken.

Notwendig ist dies, weil das Startup die eigenen Produktionsziele im vergangenen Jahr verfehlt hat. Vom ersten elektrischen Nikola-LKW “Tre BEV” wurde 2022 nur 133 Exemplare ausgeliefert. Geplant waren ursprünglich 300 bis 500 Stück. Auch der Umsatz betrug mit 6,5 Millionen Dollar im Vierten Quartal des vergangenen Jahres nur ein Fünftel von dem, was Analysten prognostiziert hatten. Diese Tendenz setzt sich 2023 fort, auch im ersten Quartal erreichte das Startup die Umsatzziele nicht. Nun soll der Befreiungsschlag gelingen. Um das zu schaffen, ändert das Startup seine Strategie und fokussiert sich zukünftig ausschließlich auf den heimischen Markt.

Goodbye, europe!

Verantwortlich für den Kurswechsel ist der ehemalige Opel-Chef Michael Lohscheller, der seit Februar 2022 an der Konzernspitze von Nikola Motor steht. “Wir haben in diesem zweiten Quartal einen neuen, zielgerichteten Businessplan aufgestellt, den wir jetzt umsetzten. Dieser konzentriert sich auf Nordamerika”, verteidigt der deutsche CEO die weitreichenden Entscheidungen. Der Personalabbau betrifft vor allem das Europa-Geschäft von Nikola Motor. Die 150 Angestellten, die mit dem Europa-Geschäft befasst waren, sind von der Kündigungswelle betroffen. “Wir werden in Europa zukünftig kein Team mehr beschäftigen”, erklärte eine Konzernsprecherin am Montag gegenüber brutkasten. An zwei Standorten in Arizona kommt es zu weiteren 120 Kündigungen. Die restlichen rund 900 Arbeitsplätze würden durch die Maßnahmen jedoch gerettet, unterstreicht der Konzern. Man wolle mit diesem Schritt eine nachhaltige Struktur schaffen, um zukünftiges Wachstum zu ermöglichen.

Aus für Joint Venture mit Iveco

Dass die Fokussierung auf den Heimatmarkt dem E-Truck-Hersteller endlich den gewünschten Erfolg bringt, muss die Firma aus Arizona noch in diesem Jahr unter Beweis stellen. In der zweiten Jahreshälfte 2023 will Nikola mit dem “Tre FCEV” seinen ersten LKW mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technik auf den Markt bringen. Von der Performance des erst zweiten Fahrzeuges hängt der Erfolg des gesamten Unternehmens maßgeblich ab.

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Trump, Musk, US-Zölle, Zoll, Startups USA, Open Austria
(c) Official White House Photo by Tia Dufour - "president elect" Donald Trump.

Donald Trumps Präsidentschaft und mögliche Folgen seiner Wirtschaftspolitik wurden seit dem Gewinn der US-Wahl stark diskutiert. In der heimischen Startup-Szene merkt man eine Dichotomie zur kommenden Amtszeit des künftigen Präsidenten. Manche fürchten ein “Absacken” der europäischen Tech-Szene im Vergleich zu Übersee und erwarten das Fallen sämtlicher bürokratischer und regulatorischer Schranken in den Staaten. Sie wünschen sich hierzulande ähnliche Dynamiken. Andere weisen auf mögliche sozial- und klimapolitische Desaster hin, die die Trump-Politik mit sich bringen könnte und zeigen wenig Verständnis für die Instrumentalisierung der US-Wahl für persönliche Agenden.

Wie genau sich die Vorhaben des künftigen US-Präsidenten offenbaren werden, ist zum heutigen Zeitpunkt Gegenstand von Spekulation. Michael Dobersberger, der österreichische Wirtschaftsdelegierte des WKÖ-AußenwirtschaftsCenters in San Francisco, und Isabella Tomás von Open Austria, Austrian Consulate San Francisco, wagen dennoch einen kleinen Ausblick in die Zukunft und beschreiben, mit welchen Folgen die heimische Startup-Szene zu rechnen hat.

Mit Trump könnten Kosten für die Marktbearbeitung in den USA steigen

“Die Diskussion über mögliche Einfuhrzölle und andere protektionistische Maßnahmen für europäischen Unternehmen beschäftigt österreichische Startups”, sagt Dobesberger. “Ich war nach dem Brexit am WKÖ-AußenwirtschaftsCenter in London tätig und weiß daher aus erster Hand, was neue Hürden bei der Einfuhr von Waren und Dienstleistungserbringung bedeuten. Vor allem KMU und Startups wären besonders von möglichen tarifären und nichttarifären Handelsbarrieren betroffen. Die Kosten für die Marktbearbeitung in den USA könnten dadurch erheblich steigen.”

In den USA selbst, vor allem im Silicon Valley, herrschten im Vorfeld unterschiedliche Sichtweisen zu Donald Trump vor. Auf der einen Seite gab es die Initiative “VCs for Kamala”, ein Zusammenschluss von fast 900 “Venture Capitalists”, auf der anderen Seite haben sehr viele VCs Donald Trump unterstützt.

Hoffnung auf Deregulierung

“Viele VCs und Gründer hoffen auf Deregulierung. Vor allem der Tech-Bereich, hier etwa die Krypto- und KI-Szene, erwartet sich davon Vorteile”, sagt Dobesberger. “Die US-Börsen haben es in den Tagen nach der Wahl schon gezeigt und einige Analysten gehen davon aus, dass Deregulierungen einen Superzyklus im Technologiesektor auslösen könnten. Bisher gibt es Ankündigungen zur Senkung von Unternehmenssteuern oder für günstigere Energiepreise und weniger Bauvorschriften. Die Angaben für den Technologiebereich sind im Wahlprogramm des neu gewählten US-Präsidenten aber vage geblieben.”

Was die Frage nach US-VC-Kapital für heimische Startups betrifft und ob eine Verlegung des Hauptsitzes in die USA wichtiger wird, gilt weiterhin, dass die meisten VCs dort nach einem gewissen Muster agieren und gerade in den letzten Jahren die Kriterien für ein Investment noch strenger geworden sind, wie der Wirtschaftsdelegierte erklärt.

Delaware Flip

“Wichtig ist, ob es bereits eine Niederlassung und erste Kunden in den USA gibt. Ebenfalls relevant ist die Bereitschaft von Startups den Standort zu wechseln bzw. ‘Intellectual Property Rights’ in die USA zu übertragen”, erklärt er. “Hier spricht man vom sogenannten ‘Delaware Flip’.”

Exkurs: Der “Delaware Flip” ist eine Strategie für nicht US-Unternehmen, um Venture-Capital-Investitionen aus den USA anzuziehen, sowie um Steuervorteile und eine bessere Regulierung zu erhalten. Im Herbst 2023 haben in Delaware laut dem “Delaware Division of Corporations: 2023 Annual Report” mehr als zwei Millionen Unternehmen (bei einer Million Einwohner:innen) den Bundesstaat als ihren Firmensitz angeben (Postkastenfirmen eingerechnet). Mehr als 66 Prozent der Fortune-500-Unternehmen haben Delaware als ihren rechtlichen Sitz gewählt. Der US-Bundesstaat gilt allgemein als Steueroase.

Ohne US-Niederlassung kein Kapital

Um zu den US-VCs zurückzukehren, ist zu sagen, dass die Anzahl von amerikanischen Venture Capitalists, die in europäische Startups ohne Niederlassung in den USA investieren, verschwindend gering ist.

“Gleichzeitig verfügen aber auch viele amerikanische VCs über europäische Ableger, die auch in rein europäische Startups investieren. Dennoch sind die zu erreichenden Bewertungen in den USA viel höher und laut Forbes liegen die Investments zugunsten amerikanischer Startups bei 5:1 im Vergleich zu Europa. Gerade hier kann das WKÖ-AußenwirtschaftsCenter in San Francisco bzw. Open Austria eine zentrale Hilfestellung für österreichische Startups bieten: von der Beratung zum richtigen Setup für den Markteintritt zu der Vernetzung mit potenziellen Partnern bis hin zur Teilnahme an der GoUSA 2025 – unserer Startup Landing Zone, wo wir Startups auf einen möglichen US-Markteintritt vorbereiten”, so Dobesberger weiter.

Trump startet neues Gremium unter Elon Musks Führung

Was Elon Musks Rolle in der künftigen politischen Führung der USA betrifft, weiß man aktuell, dass “president-elect” Donald Trump bereits angekündigt hat, den Space X-Founder zum Co-Vorsitzenden eines neuen Gremiums namens “Department of Government Efficiency” zu gründen. Zweiter Co-Vorsitzender soll Vivek Ramaswamy sein, der ursprünglich einer der republikanischen Präsidentschaftskandidaten war.

“Dieses Gremium ist nicht offiziell Teil der Regierung, sondern soll diese von außen beraten und eine unternehmerische Sichtweise auf die Regierungsarbeit bringen”, sagt Tomás. “Da es sich um ein völlig neues, erst zu kreierendes Gremium handelt, kann der Einfluss, den es haben wird, noch nicht vollständig abgeschätzt werden. Die Amtseinführung der neuen Administration erfolgt am 20. Jänner. Alle Informationen und Ankündigungen, die wir in der jetzigen Übergangsphase hören, sind als solche zu betrachten. Erst nach der Amtseinführung kann die neue Administration Vorhaben realisieren. Danach haben wir das Gesamtbild.”

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Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Der Artikel beschreibt den Personalabbau beim E-LKW-Startup Nikola Motor in Europa und die Fokussierung auf den heimischen Markt, um Kosten zu sparen und zukünftiges Wachstum zu ermöglichen. Die gesellschaftspolitischen Auswirkungen dieser Maßnahmen sind, dass 150 Angestellte in Europa ihren Job verlieren und dass das Unternehmen seine europäischen Aktivitäten einstellt. Dies bedeutet eine Reduktion der Arbeitsplätze in Europa und eine Konzentration auf den nordamerikanischen Markt.

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Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Das E-LKW-Startup Nikola Motor entlässt fast ein Viertel seiner Mitarbeiter, um Personalkosten zu sparen und seine jährlichen Gesamtkosten zu senken. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr seine Produktions- und Umsatzziele verfehlt und ändert nun seine Strategie, um auf dem heimischen Markt zu fokussieren. Der neue CEO des Unternehmens, Michael Lohscheller, ehemaliger Opel-Chef, führt diese weitreichenden Entscheidungen durch. Der Personalabbau betrifft hauptsächlich das Europa-Geschäft von Nikola Motor, und auch das Joint Venture mit Iveco wird eingestellt. Der neue Fokus des Unternehmens liegt auf der Einführung des ersten LKW mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technik in der zweiten Jahreshälfte 2023.

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Als Innovationsmanager:in ist es entscheidend, über Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität und erneuerbaren Energien informiert zu sein, um betriebliche Innovationen voranzutreiben. Der Artikel zeigt, dass selbst etablierte Unternehmen wie Nikola Motor mit Herausforderungen bei der Umsetzung von Produktionszielen und dem Erreichen von Umsatzzielen konfrontiert sind. Es wird deutlich, dass Innovationsprozesse immer auch Risiken und Unsicherheiten mit sich bringen. Gleichzeitig ist eine strategische Neuausrichtung, wie sie von Nikola Motor vorgenommen wurde, notwendig, um langfristiges Wachstum zu ermöglichen.

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Als Investor:in ist es wichtig zu beachten, dass das E-LKW-Startup Nikola Motor den europäischen Markt verlässt und sich zukünftig ausschließlich auf den nordamerikanischen Markt konzentrieren wird. Um Kosten zu senken, muss das Unternehmen fast ein Viertel der Belegschaft entlassen. Nikola Motor hat in der Vergangenheit Produktionsziele verfehlt und konnte auch die Umsatzziele nicht erreichen. Daher ändert das Unternehmen seine Strategie, um zukünftiges Wachstum zu ermöglichen. Der Erfolg hängt maßgeblich von der Performance des neuen LKW-Modells “Tre FCEV” ab, das in der zweiten Jahreshälfte 2023 auf den Markt kommen wird.

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Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Dieser Artikel zeigt, dass neue Technologien im Verkehrssektor, insbesondere Elektro- und Wasserstoff-LKW, vielversprechende Möglichkeiten darstellen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Gleichzeitig verdeutlicht er, dass die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle und Strategien schwierig sein kann, und dass es Herausforderungen bei der Produktionsplanung und der Finanzierung geben kann. Als Politiker:in ist es relevant, diese Faktoren bei der Gestaltung von Förderprogrammen und Gesetzgebungen zu berücksichtigen, um die Entwicklung von nachhaltigen Verkehrslösungen zu unterstützen.

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