11.03.2020

Nachgefragt: Was können Fintechs zu den SDGs beitragen?

Tamara Valdo ist Program Lead beim Elevator Lab der Raiffeisen Bank International. Im Rahmen des WSA Global Congress, der derzeit vom 9. bis zum 11. März in Wien stattfindet, haben wir mit Valdo darüber gesprochen, welchen Beitrag Startups und Fintechs zu den SDGs leisten können.
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Elevator Lab
(c) WSA / Website Global Congress Vienna 2020
kooperation

Beim WSA Global Congress, der derzeit vom 9. bis 11. März in Wien stattfindet, treffen sich internationale Speaker, Social Entrepreneure und Social-Tech-Unternehmer aus über 120 Ländern, um darüber zu diskutieren, wie innovative Tech-Lösungen zur Erreichung der UN-SDGs beitragen können.

Als Speakerin ist unter anderem Tamara Valdo am WSA Global Congress vertreten. Sie ist Program Lead beim Elevator Lab der Raiffeisen Bank International AG, dem größten Corporate Fintech-Partnerschaftsprogramm in Zentral- und Osteuropa.

Im Rahmen des WSA Global Congress hat der brutkasten nachgefragt, welchen Beitrag Startups und Fintechs zu den UN-SDGs beitragen können.

+++ zum Fokus-Channel: Impact / Environment +++

Welche Aufgabe verfolgst du als “Elevator Lab Program Lead” bei der Raiffeisen Bank International AG?

Als Program Lead für Elevator Lab bin ich für die Programmorganisation sowie für die strategische Weiterentwicklung des Programms verantwortlich.

Dazu zählen das Scouting von Fintech-Produkten und Lösungen, deren Validierung mit Kunden der Raiffeisen Bank Internatioanl (RBI) im Rahmen eines Pilotprojekts und deren Skalierung in den Märkten der RBI in Zentral- und Osteuropa.

Ziel des Programms ist der Aufbau langfristiger strategischer Partnerschaften mit den global besten Fintechs, um das Banking von morgen zu entwickeln.

Im Rahmen des WSA Global Congress wird darüber gesprochen, wie die rasche technologische Entwicklung dazu genutzt werden kann, um die globalen Entwicklungsziele (SDGs) umzusetzen. Welchen Beitrag können dabei Startups und FinTechs leisten?

Startups und Fintechs können definitiv einen Beitrag dazu leisten, die SDGs voranzutreiben. Gerade punkto nachhaltiger Konsumation und Produktion, aber auch Klimaschutz tummeln sich einige Unternehmen in der Startup-Szene.

Die Ideen reichen dort von günstiger verkauften Lebensmitteln, anstatt diese wegzuwerfen, über Second-Hand-Elektronik bis hin zu nachhaltigen Crowd-Investing-Plattformen. Auch im Finanzsektor gibt es einige Startups, die beispielsweise in nachhaltige Geldanlagen investieren und an der Entwicklung nachhaltiger Finanzprodukte arbeiten, sowie Startups, bei denen die Kreditkartengebühren dem Klimaschutz zugutekommen.

Indem die jungen Unternehmen diese sozialen und ökologischen Werte in ihre Geschäftsmodelle integrieren und leben, tragen sie jedenfalls dazu bei, den CO2-Fußabdruck ein Stück weit zu verkleinern.

Was sind in diesem Zusammenhang die größten Herausforderungen?

Für Newcomer am Markt ist das Thema des nachhaltigen Geschäftsmodells zugegebenermaßen etwas einfacher zu gestalten, als das Geschäftsmodell und die dahinterliegende Wertschöpfungskette eines bereits etablierten Unternehmens umzubauen.

Für etablierte Unternehmen kann es eine große Herausforderung darstellen, ihre Prozesse beispielsweise in Produktion und Logistik umzustellen, gleichzeitig kann es jedoch auch eine Chance bedeuten. Prozessoptimierungen in der Produktion und Logistik können sich nicht nur positiv auf das Klima auswirken, sondern auch positive Effekte auf das Geschäftsmodell haben. Hinzu kommt, dass sich durch globale Herausforderungen neue Marktchancen ergeben, die Unternehmen zu ihrem Vorteil nutzen können.


=> zur Page des World Summit Award

* der Beitrag ist im Rahmen einer Medienkooperation mit dem WSA Global Congress entstanden.

Redaktionstipps

Videoarchiv: RBI Elevator Lab Program 2019/20: Kick Off Days in Vienna

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Die Geschäftsführer der cycoders GmbH: CTO – DI (FH) Martin Guess, CEO – Thomas Mörth Bildrechte: cycoders GmbH
(c) cycoders GmbH - Die Geschäftsführer von cycoders Martin Guess und CEO Thomas Mörth.

Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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