16.02.2022

Das sind die spannendsten EduTech-Startups aus Österreich 2022

Diese Startups aus Österreich digitalisieren den Bildungssektor und wecken damit zunehmend auch das Interesse von Investoren.
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EduTech-Gründer:innen aus Österreich © beigestellt/Montage: brutkasten
EduTech-Gründer:innen aus Österreich © beigestellt/Montage: brutkasten

Schulschließungen und Fernunterricht haben in der Coronazeit das Scheinwerferlicht auf EduTech-Startups gerichtet. Die Lösungen, die für die Digitalisierung des Unterrichts gebraucht werden, sind bereits vorhanden und viele junge Startups haben in der Krise einen beispiellosen Aufstieg hingelegt. Die Krönung war sicherlich der Aufstieg von GoStudent zum Unicorn mit Milliardenbewertung 2021 – ein Schritt, der die nicht zuletzt auch die Aufmerksamkeit internationaler Investoren auf Österreich als Innovationsstandort in Sachen Bildung gelenkt hat. Es gibt viele weitere Bildungs-Startups, die in den letzten Monaten und Jahren Erfolge feiern konnten und auf sich aufmerksam gemacht haben. Der brutkasten hat die spannendsten EduTechs des Landes gesammelt:

acodemy

Anna Relle Stieger und Elisabeth Weißenböck haben mit acodemy haben die führende österreichische Programmierschule für Kinder und Jugendliche aufgebaut. acodemy arbeitet mit Kindern zwischen fünf und 17 Jahren, die spielerisch die Grundlagen des Programmierens erlernen und selbst Computerspiele und Apps programmieren. Im Corona-Lockdown stellte die Programmierschule innerhalb kürzester Zeit den gesamten Betrieb auf Fernunterricht um und Anfang 2022 konnte das Unternehmen eine Kooperation mit der Stadt Linz abschließen, um die digitale Grundbildung in Horten zu fördern. 

Amlogy

Amlogy ist besser bekannt unter dem Namen Areeka. So heißt die Software, die Lehrmaterialen mittels Augmented Reality zum Leben erweckt. Schüler richten die Smartphone-Kamera beispielsweise auf ein Lehrbuch, ein Poster oder Karten und die analogen Inhalte werden durch dreidimensionale Inhalte wie etwa Dinosaurier ergänzt. Mit der webbasierten Lösung Areeka Studio sollen solche AR-Inhalte auch von Nutzer:innen ohne Developerkenntnisse erstellt werden können. Nach dem Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen in 2020 konnte der Gründer Arkadi Jeghiazaryan noch im selben Jahr ein mittleres sechsstelliges Investment holen. 

ArchäoNOW

Das Startup ArchäoNOW hat sich auf technisch perfekt ausgefeilte AR-Touren durch Wien spezialisiert. Gründerin Miriam Weberstorfer – selbst von der Ausbildung her eine Archäologin – sorgte zuletzt mit der Tour „Stadt der Frauen“ für Aufsehen, in der sie anlässlich des Weltfrauentags Wiener Frauen vor den Vorhang holte. 2020 folgte dann sogar eine Tour, in der man spielerisch gegen die Pandemie kämpfen kann. 

Miriam Webersdorfer führte die Touren vor Corona auch noch selbst © Florian Wieser
Miriam Weberstorfer führte die Touren vor Corona auch noch selbst © Florian Wieser

Audvice

Das Salzburger Startup Audvice rund um Gründerin und CEO Sophie Bolzer hat Anfang 2020 eine audibasierte Softwarelösung gelauncht, mit der Unternehmen Informationen mit Teams, Partnern und Kunden effektiver teilen können. Mit einer App werden Audio-Inhalte so schnell wie Sprachnachrichten erstellt und anschließend mit anderen Nutzern bzw. Kollegen in der eigenen Firma geteilt. Im Frühjahr 2021 folgte ein erstes sechsstelliges Investment durch die drei Business Angels Philipp Kinsky, Josef Kogler und Heike Thiele. Im Oktober 2021 gab es eine 1,9 Millionen Euro Finanzierungsrunde, angeführt von Cusp Capital. Co-Investoren sind CapitalT, TinyVC sowie die Gründer des österreichischen EdTech-Unicorns GoStudent, Felix Ohswald und Gregor Müller.

chabaDoo

Die chabaDoo Lernplattform fungiert als Lern-Ökosystem und fördert fächer- und themenübergreifendes Gestalten von Lernprozessen. Insbesondere offenes Lernen oder der Flipped Classroom, aber auch hybride Lehrmethoden und Unterricht nach dem rückwärtigen Lerndesign werden durch chabaDoo unterstützt. Das Startup sieht sich als freie Plattform für Schulen, Bildungseinrichtungen und Firmen für selbst erstellte (mittels eigenen Designer- Tool) bzw. frei zur Verfügung gestellte Inhalte (OER). Kostenpflichtig wird der Zugang erst, wenn Lernmanagement-Features genutzt werden bzw. Organisationen wie Klassen, Teams und Abteilungen angelegt werden sollen.

ClassNinjas

2018 von Karim Saad gegründet will ClassNinjas Schülern mit seiner Lernplattform die Angst vor Mathematik nehmen. Das Startup durchlief das “Grow with Google”-Programm, erhielt ein Gütesiegel des Bildungsministeriums und gehört zu den wenigen heimischen Startups, die auf TikTok gute Figur machen. Im Zentrum steht bei ClassNinjas die Mathe-App für iOS und Android, die am Lehrplan orientiert ist und unter anderem mit Lernvideos uns Spielen arbeitet. Diese wurde nach Angaben des Startups bereits rund 300.000 mal heruntergeladen.

Codeversity

Codeversity wurde Anfang 2019 von Daniel Kalbeck gegründet und bietet von Grund auf entwickelte E-Learning-Umgebungen sowie Weiterbildungslösungen für Corporate-Education-Plattformen im Bereich Digitalisierung und Software-Entwicklung an. Zu den Kunden zählen Unternehmen, Verlage oder Ausbildungseinrichtungen. Der erste Kurs des Startups ist im Juni 2019 auf der WeAreDevelopers-Konferenz in Berlin vorgestellt worden. Im März 2022 launcht das Wiener Startup zusammen mit dem deutschen IT-Fachverlag Heise Medien die IT-Lernplattform “Heise Academy”. Codeversity hat eine Investmentrunde hinter sich und eine FFG-Förderung erhalten.

Live Talk von WeAreDevelopers World Congress 2019 mit Daniel Kalbeck, dem Founder & MD von Codeversity, über die Disruption der Corporate Education!

Posted by DerBrutkasten on Thursday, June 6, 2019

DaVinciLab

DaVinciLab wurde 2017 von Anna und Peter Gawin gegründet und hat das Ziel, Kinder und Jugendliche auf das Berufsleben in der digitalen Welt vorzubereiten. Seither haben mehr als 15.000 Kinder und Jugendliche sowie über 4500 Lehrkräfte an zahlreichen Kursen, Workshops und Projekten des Startups teilgenommen. Anfang 2021 konnte das Startup mit Benjamin Ruschin und Daniel Cronin zwei erfahrene Gründer und bekannte Köpfe der Wiener Startupszene als Berater gewinnen.

eSquirrel

In der Smartphone-App von eSquirrel können Kurse zu verschiedenen Schulbüchern oder ein Maturatraining gebucht werden, Lehrer können die Anwendung in den Unterricht integrieren und für Hausübungen oder Tests verwenden. Das EduTech-Startup hat zudem eine Zertifizierung vom Bildungsministerium erhalten und wird somit nun gemeinsam mit Schulbüchern vertrieben. Das Startup wurde 2015 von Michael Maurer, Simon Strassl und dem AHS-Lehrer und Schulbuchautor Markus Wittberger gegründet. Im Jahr 2021 erhielt das EduTech-Startup einige Auszeichnungen – unter anderem konnte es den deutschen “Comenius EduMedia Award” und das “Startup World Cup Finale” für sich gewinnen. Als nächste Schritte plant das eSquirrel ein breiteres inhaltliches Angebot und die Expansion in weitere Länder abseits des deutschsprachigen Raums.

FoxEducation (SchoolFox)

Das Startup FoxEducation ist bekannt für die Schul-Messenger-Plattform SchoolFox, die es mittlerweile als KidsFox auch für Kindergärten gibt. Der Messenger wurde im Krisenjahr 2020 um Features wie Video-Unterricht, Cloud-Speicher und Klassen-Chats für Fernunterricht erweitert. Im September 2021 wurde das Startup von GoStudent übernommen.

GoStudent

Nach einem Investment von 70 Millionen Euro im März 2021, wurde GoStudent im Juni 2021 mit einer Kapitalspritze von 205 Millionen Euro zum Unicorn und legte Anfang des heurigen Jahres nach: Es gab ein 300 Millionen Euro Investment. Angeführt wurde die Runde vom neuen Investor Prosus, einer der größten Tech-Investmentfirmen der Welt. Das von Felix Ohswald und Gregor Müller 2016 gegründete Startup bietet Online-Nachhilfestunden in mehr als 22 Ländern an – monatlich werden mehr als 1,5 Millionen Nachhilfestunden über GoStudent gebucht.

LawStar

LawStar ist eine Lernplattform für Jusstudierende und Juristen in Österreich. Die User können mittels Online-Videokursen teils komplexes juristisches Fachwissen erwerben, festigen und auch überprüfen. Gegründet wurde das Jungunternehmen von Georg Steiner (COO) und Christoph Angel (CTO) – 2020 konnten sich die beiden ein sechsstelliges Investment vom Linde Verlag sichern.

Lernsieg

Mit seiner App, mit der Schüler:innen Lehrer:innen bewerten können, ist Lernsieg das wohl umstrittenste EduTech (im weiteren Sinne)  Österreichs. Gegründet wurde das Startup 2019 vom damals erst 17-jährigen Benjamin Hadrigan. Damals katapultierte sich die App quasi über Nacht auf Platz 1 der Download-Charts. Es folgte nicht nur eine öffentliche Kontroverse, sondern auch Klagen durch und mit Unterstützung der Lehrergewerkschaft. Nachdem mehrere Verfahren zugunsten des Startups ausgegangen waren, entschied zuletzt ein Gericht gegen das Unternehmen. Inzwischen kämpft das Startup mit einem Spendenaufruf ums Überleben. 

MatheHero

Das EduTech MatheHero bildet alle bisherigen original Zentral-Matura Fragen zum Fach „Mathematik“ in einer App ab. Im Trainingsmodus können die Schüler auf über 1.000 Fragen zugreifen und erhalten unmittelbar Feedback, ob eine Aufgabe richtig oder falsch gelöst worden ist, sowie eine persönliche Statistik über Stärken und Schwächen in den Stoffgebieten.

Quickspeech

Lukas Snizek setzt mit seiner App auf interaktive und multimediale Inhalte und Gamification in Form von Quizzes für Mitarbeiter- und Kundenschulungen. Zum Einsatz kommt die Microlearning-Plattform etwa bei Onboarding, Sicherheitsunterweisungen, Trainings für neue Produkte und Systeme oder betriebliche Qualitätssicherungsmaßnahmen. Das überzeugte schon Kunden wie Hornbach, card complete und das Bildungsministerium. Bauriese Porr stieg sogar mit einem Investment ein. Mithilfe von Machine Learning sollen Wissenslücken in Betrieben in Zukunft automatisiert mit Lehrinhalten gefüllt werden. 

Robo Wunderkind

Mit einem smarten Roboterbausatz, der mit Lego kompatibel ist, wollen die Robo-Wunderkind-Gründer Anna Iarotska und Yuri Levin Kinder spielerisch an Coding und Robotik heranführen. 2015 gegründet, hat das Startup neben zahlreichen privaten Kunden auch bereits mehr als 500 Schulen als Partner gewonnen. Zuletzt holte sich Robo Wunderkind eine EU-Förderung in der Höhe von 1,75 Millionen Euro. 

Anna Iarotska, CEO von Robo Wunderkind (c) Robe Wunderkind

Studyly

Studyly hat sich mit seiner Lern-App ganz auf die Mathematik-Matura fokussiert. Mithilfe von künstlicher Intelligenz will man User:innen genau auf ihre Stärken und Schwächen abgestimmte Übungsbeispiele liefern und sie weder über- noch unterfordern. Zudem erhalten diese laufendes Feedback zum eigenen Lernfortschritt. Bei einem Auftritt in der Show 2 Minuten 2 Millionen im Jahr 2020 ging das Startup leer aus, sorgte aber für eine Bewertungsdiskussion, in die sich auch Hansi Hansmann einschaltete. Letztes Jahr startete das Startup eine Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverlag.

Studo

Studo ist eine Uni-App für Studierende, die Stundenplan, Notenübersicht, Mails, Chat, und Mensa-Pläne anbietet. 2016 gegründet wird die App mittlerweile von mehr als 240.000 Studierenden in Deutschland und Österreich genutzt. Seit 2020 konzentriert sich das Team intensiv auf die Internationalisierung – das erste Zielland war Deutschland. 

talentify.me

Schüler:innen helfen Schüler:innen und können so mit Online-Nachhilfe ihr Taschengeld aufbessern – das war der Ausgangspunkt des niederösterreichischen Social Startups talentify.me. Neben dem Schüler:innen-Netzwerk gibt auch eine Berufsorientierungs-Sparte des Startups. Mit dieser werden Nutzer:innen persönliche Stärkenprofile zur Verfügung gestellt, die als Basis für ein Matching mit potenziellen Arbeitgebern oder Ausbildungsbetrieben dienen sollen. Seit 2020 betreibt talentify.me im Auftrag des Bildungsministeriums die Plattform weiterlernen.at, mit der Schüler:innen in der Corona-Pandemie unterstützt werden sollen.

Teachis

Das 2021 von Gudrun und Raphael Dumhart gegründete EduTech-Startup Teachis hat eine Software entwickelt, die Lehrkräften den Organisationsalltag erleichtern soll. Mit dem Tool sollen Noten, Notizen und andere Bemerkungen übersichtlich festgehalten werden, sodass für relevante Meetings direkt ein Überblick über das digitale Konto gegeben ist. Das Startup ist größtenteils selbstfinanziert, wurde aber im September 2021 ins Pre-Scaleup-Programm vom Startup-Inkubator tech2b aufgenommen. Weiterhin plant es eine Expansion in die Erwachsenenbildung sowie die Expansion in weitere europäische Länder.

SchuBu 

Das Wiener EduTech SchuBu hat eine digitale Lernplattform ins Leben gerufen, die die Digitalisierung des Bildungssystems erleichtern soll. Dabei setzt das Founder-Team, bestehend aus Paul Beyer Klinkosch, Lev Lumesberger, Ulrich Müller-Uri, Stefan Prochaska und Hagen Wieshofer, auf hilfreiche Lerninhalte für existierende digitale Endgeräte. Der Ansatz setzt den Fokus auf das Prinzip „one-to-many“ bzw. „many-to-one“. Das Startup weitet sein Fächer-Angebot ständig aus und visiert langfristig die internationale Expansion an.

Uugot.it

Uugot.it wurde von Philipp Etzlinger gegründet und bietet smarte Untertitel für aktuelle TV-Inhalte an, mit denen die deutsche Sprache mit Alltagsinhalten gelernt werden kann. In einer eigenen App können deutsche Untertitel unter Nachrichtensendungen angetippt werden, um eine Übersetzung für einzelne Wörter zu erhalten und fallweise einer Lernliste hinzuzufügen. Das Jungunternehmen hat immer wieder Kooperationen mit Volkshochschulen und anderen Bildungseinrichtungen und startete im Coronajahr 2020 mit einem eigenen Service für Corona-News – gefördert durch das Kanzleramt. 

YooQuiz

Eines der jüngsten EduTechs in Österreich bietet eine lehrplanbasierte App namens YooQuiz für spielerisches Lernen und Wiederholen von Schulstoff an. So soll das Lernen mit verschiedenen Ligen, Wettbewerben und Live-Turnieren für Schüler und Familien zu einem motivationsfördernden Lerntool werden. Es gibt Avatare, Badgets, Booster, Coins und Legenden, mit denen gespielt werden kann. Die YooQuiz App ist für Android und iOS verfügbar.

Du hast ein spannendes Bildungs-Startup gegründet oder hast einen Geheimtipp? Melde dich gerne unter [email protected]

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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