12.10.2021

ECR Tag 2021: Das erwartet die Gäste beim Konsumgüter-Branchentreff

Nachdem der ECR-Tag im Vorjahr online stattfand, geht das Event heuer am 11.11.2021 wieder als Präsenzveranstaltung in der Pyramide Vösendorf über die Bühne. Die Gäste dürfen sich auf ein spannendes Rahmenprogramm unter dem Tagungsmotto RETAILITY freuen. Brutkasten ist als Medienpartner mit dabei.
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ECR Tag
© ECR
kooperation

Vor Ort sein werden heuer hochkarätige Speaker:innen wie mjam-CEO Chloé Kayser, gurkerl.at-Geschäftsführer Maurice Beurskens, Nils Wlömert vom Institut für Retailing und Data Science an der WU Wien oder Stefan Ramershoven, CEO von kjero. Im Gespräch mit brutkasten Wirtschaft verrät ECR Austria Managerin Teresa Mischek-Moritz erste Details zur Veranstaltung.


Der heurige ECR Tag steht unter dem Motto RETAILITY. Was genau ist der ECR Tag eigentlich?

Teresa Mischek-Moritz: Der ECR Tag ist DER große jährliche Branchentreff, bei dem sich Teilnehmer der gesamten Wertschöpfungskette treffen: Hersteller und Händler aus der FMCG-Branche, Elektronik- und Logistik-Dienstleister sowie digitale Player, Verpackungsfirmen, Marktforschungs-Unternehmen, Konsulenten und Vertreter der Wissenschaft. Normalerweise erwarten wir zu diesem Event der Konsumgüter-Branche ca. 400 – 450 Personen. Aufgrund der noch immer anhaltenden Pandemie können es heuer auch nur 250 – 300 Personen werden – das Echo bis dato ist sehr groß und man hat das Gefühl, dass sich jede und jeder unbedingt wieder face 2 face treffen will. Unsere Location in der Pyramide ist jedenfalls die beste, die man in solchen Zeiten haben kann – da wir für alle Eventualitäten Platz haben und eingerichtet sind.

Was kann man sich unter dem diesjährigen Motto denn genau vorstellen?

Unser heuriges Motto soll die geänderten Rahmenbedingungen der Branche genau beleuchten und dabei helfen, sie besser zu verstehen. Dass sich das Leben von uns allen in den letzten zwei Jahren maßgeblich verändert hat, ist ja bereits hinlänglich bekannt. Doch wie sieht die weitere Zukunft unserer Branche aus? Anders gefragt: Was ergibt sich aus Retail und Reality? R E T A I L I T Y. Das ist das neue Schlagwort, das wir gleich zum Motto unserer Veranstaltung gemacht haben.

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Welche Highlights erwarten die Besucher?

Unter dem Schlagwort R E T A I L I T Y werden sich am ECR Tag 2021 hochkarätige Key Note Speaker:innen unter anderem folgenden Fragen stellen: Wie macht man Supply Chains robuster? Schafft e-Commerce bei Lebensmitteln nun den Durchbruch? Braucht es den klassischen Handel überhaupt noch? Wie können wir ein geändertes Konsumverhalten am besten bedienen?
In diesem Licht werden auch in der traditionell von Armin Wolf geleiteten Podiumsdiskussion mit hochrangigen Vertreter:innen aus Handel, e-Commerce, Wissenschaft und Trendforschung, die Herausforderungen und Änderungen der neuen R E T A I L I T Y erörtert werden. In gewohnt professioneller Weise wird er die Trends und Inputs der Key Notes, die im Laufe des Tages präsentiert werden, Revue passieren lassen, verdichten und hinterfragen und dafür seine hochkarätigen Gesprächspartner:innen zu Rate ziehen.

Du hast bereits die Supply Chains angesprochen, ein Thema, das auch und gerade vor dem Hintergrund steigender Nachhaltigkeitsanforderungen immer bedeutender wird. Worauf dürfen wir uns in diesem Vortrag konkret freuen?

Fast jede aktuelle Supply Chain Studie betont die Wichtigkeit einer resilienten Lieferkette und bezieht sich dabei auf die Lehren aus der Covid-19 Pandemie, sich verschärfenden, geopolitischen Handelskonflikten oder operativen Störungen wie der Suez Kanal-Krise. Doch wie wirkt sich dies auf die Gestaltung und Steuerung von Supply Chains aus, gerade vor dem Hintergrund steigender Nachhaltigkeitsanforderungen? Und welchen Preis sind Produzenten und Konsumenten bereit hierfür zu zahlen?

Teresa Mischek-Moritz
Teresa Mischek-Moritz ist ECR Austria Managerin © ECR

Ein anderes Thema, das derzeit die Branche stark prägt, ist das Thema Q-Commerce. Hier habt ihr Chloé Kayser von mjam eingeladen. Könnt ihr hier schon Details zu ihrer Keynote verraten?

Seit Februar betreibt die Online Bestellplattform mjam ihren ersten Online Supermarkt in Wien, der Lebensmittel zu Supermarktpreisen in nur 20 (!) Minuten zustellt. Als digitale Einkaufsstraße bietet mjam seinen Kunde nicht nur das fertige Schnitzel ins Haus geliefert sondern stellt auch die Lieblingsschokolade oder das Duschgel zu und unterscheidet sich so von der klassischen Essenslieferung als Last Mile Logistik-Anbieter. mjam sieht dabei stationäre Supermärkte nicht als Konkurrenten, sondern als Kooperationspartner. Wie das im Detail aussieht, erfährt man in dieser spannenden Keynote.

Im Vorjahr ging der ECR Tag als digitales Event über die Bühne, heuer findet er wieder als Präsenzveranstaltung statt. Wie wichtig ist das physische Abhalten des Tags für euch nach einem Jahr Pause?

Nicht für uns, sondern für jede:n einzelne:n in unserer Branche ist es SEHR wichtig, nahezu unbedingt notwendig, sich wieder persönlich zu treffen. Alle Speaker, die u.a. aus UK und Deutschland kommen, freuen sich riesig, wirklich wieder auf einer Bühne stehen zu dürfen. Wir werden uns jedenfalls an die Regelungen der Regierung halten und stehen ob 3G, 2G, oder 1G bereit!

Falls wir nun noch die Eine oder den Anderen neugierig auf den ECR Tag gemacht haben – wie kann man denn noch teilnehmen, wie kommt man zu den Tickets?

Tickets kann man am besten online bestellen oder gleich direkt auf der Anmeldeplattform. Ab fünf Tickets bekommt man 20 Prozent – also sich vielleicht am besten mit Kolleg:innen zusammentun und mit knapp über 300€ netto dabei sein – es zahlt sich wirklich aus!

Liebe Teresa, danke für unser Gespräch.

Über ECR

ECR steht für Efficient Consumer Response und versteht sich als neutrale Plattform der Konsumgüterbranche, bei der Mitglieder von Handel bis Industrie branchenrelevante Themen aufgreifen und proaktiv Lösungen gemeinsam erarbeiten. Das übergeordnete Ziel dabei ist immer, am Ende dem:der Konsument:in ein besseres, effizienteres und nachhaltiges Angebot oder Service zu bieten. Seit mehr als 20 Jahren lebt ECR Austria den branchenübergreifenden Kooperationsgedanken, wobei Erfahrungsaustausch, Transparenz und Professionalität die Basis dafür bilden. Gegründet wurde ECR in Österreich im Jahr 1996. Aktuell zählt die Plattform 122 Mitglieder und konnte bereits 40 Arbeitsgruppen abschließen.

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Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

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