07.12.2015

Eaton: “Sind gespannt auf die Herangehensweise eines Startups”

Bei der Startup-Challenge "Innovation To Company" können Jungunternehmer bis zu 350.000 € gewinnen. Dr. Michael Bartonek, Innovation Manager von Kooperationspartner Eaton Industries (Austria) erzählt über seine Erwartungen.
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Eaton erhofft sich kreative Lösungen von Startups im Bereich "Internet of Things" und "Smart Grids". (c) Kadmy
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Bei der “Innovation To Company (I2C)” – Challenge von der Wirtschaftskammer Wien haben große Industrieunternehmen wie Microsoft, Heintel und Eaton konkrete Aufgaben vorgegeben. Den Gewinnern winken bis zu 350.000 € und eine Kooperation mit einem renommierten Unternehmen.

Dr. Michael Bartonek, Innovation Manager bei Eaton Industries (Austria) erzählt im Brutkasten-Interview was er sich von der Challenge erwartet.

Der Brutkasten: Mit welchen Erwartungen sind Sie die Kooperation mit der I2C-Challenge eingegangen?

Dr. Bartonek: Das Thema war für uns komplett neu, da waren wir schon einmal neugierig. Wir erhoffen uns guten Input von der rasch wachsenden Startup-Community. Startups greifen oftmals auf Know-How zurück, das bei großen Unternehmen nicht da ist. Im Wirtschaftsleben heutzutage ändern sich Strukturen unglaublich schnell. Wir freuen uns deshalb darauf, interessante Menschen und deren Potentiale kennenzulernen. Und auf die gemeinsame Umsetzung eines Themas natürlich.

Haben Sie konkrete Vorstellungen, die Sie sich erwarten?

Dr. Bartonek: Wir sind daran interessiert ein konkretes Projekt mit einem Startup umzusetzen. Große Unternehmen sind lang nicht so flexibel in ihren Handlungen wie die, die erst begonnen haben. Wir freuen uns auf einen Einblick, in die sich rasch wandelnde Technologie-Welt. Äußerst attraktiv ist für uns auch die Herangehensweise zu gewissen Themen aus Startup-Sicht kennenzulernen.

Wonach muss sich ein Startup orientieren, wenn es mit Ihnen kooperieren möchte?

Bartonek: Unser großes Thema ist Smart-Power-Distribution. Also die smarte Energieversorgung von morgen, wenn man so möchte. Es geht uns sehr stark um Kommunikation und Sensorik. Im Bereich Kommunikation sind wir an neuen Lösungsansätzen im Bereich “Internet of Things” interessiert. Unser zweiter Themenschwerblock behandelt “Smart Grids”. Die kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromnetzen.

Wie sieht eine mögliche Kooperation mit Eaton für ein Startup aus?

Dr. Bartonek: Wir stellen den Jungunternehmern Infrastruktur zur Verfügung. Das heißt Testmöglichkeiten für neue Produkte. Sie können auch auf ein großes Netzwerk an international verknüpften Experten zugreifen. Darüberhinaus bieten wir dem Startup Zugang zu einschlägigen Datenbanken, was normal mit sehr hohen Kosten verbunden ist. In der Regel verfügen Startups noch nicht über derartige Ressourcen.

Im gegenseitigen Wechselspiel erhoffen wir uns eine gemeinsame Entwicklung für ein tolles Produkt. Das einschlägige Know-How bleibt natürlich beim Startup. Falls es eine IP zu schützen gibt, müssen sie das allerings selbst machen. Wenn “alles passt” wie man so schön sagt, blicken wir auf eine langfristige Kooperation, von der beide Seiten profitieren können.

Was denken Sie generell von der österreichischen Startup-Szene?

Dr. Bartonek: Die Startup-Szene in Österreich ist sehr gut vernetzt und aufgestellt. Ich finde es außerdem sehr gut, dass es hierzulande genügend Einrichtungen gibt die sozusagen als “Anwalt” für Startups agieren. Wenn ein junges Unternehmen für eine Kooperation auf einen etablierten Industriebetrieb trifft, besteht ja oftmals die Gefahr, dass das Startup auf der Strecke bleibt.

Wie die Vergangenheit zeigt, waren in Österreich schon immer sehr talentierte Erfinder zu ansässig. Leider scheiterte es immer wieder an der kommerziellen  Verwertung der Produkte. Ich glaube und hoffe, dass sich das mittlerweile geändert hat.

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Die Geschäftsführer der cycoders GmbH: CTO – DI (FH) Martin Guess, CEO – Thomas Mörth Bildrechte: cycoders GmbH
(c) cycoders GmbH - Die Geschäftsführer von cycoders Martin Guess und CEO Thomas Mörth.

Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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