12.03.2021

Fail Slow: Was wir in einem Jahr Coronakrise nicht gelernt haben

Vor einem Jahr wurde der erste Lockdown verkündet. Seitdem haben wir mehr schlecht als recht gelernt, mit der Coronavirus-Pandemie umzugehen.
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Ein Jahr nach dem ersten Lockdown steht die dritte Welle bevor
Ein Jahr nach dem ersten Lockdown steht die dritte Welle bevor (c) Adobe Stock - brgfx

Es mag daran liegen, dass es im März 2020 ein Freitag, der Dreizehnte war, an dem der erste Coronavirus-Lockdown verkündet wurde, dass sich das Datum so gut einprägte. Besser jedenfalls, als das Inkrafttreten in der Woche darauf. Heute ist Freitag, der 12. März 2021. Die Behörden vermelden die höchsten Neuinfektions- und Inzidenzwerte seit Dezember. Und ein Blick auf die inzwischen vertrauten Diagramme zeigt: Die dritte Welle beginnt gerade, der nächste Lockdown steht mit hoher Wahrscheinlichkeit bevor.

Zur Einordnung: Wir haben derzeit rund fünf Mal so viele aktive Coronavirus-Fälle wie am Höhepunkt der “ersten Welle”, die rückbezüglich eher ein Wellchen war. Der Anstieg verläuft aber weniger dynamisch als bei der ersten und der zweiten Welle ab Oktober.

Dritte Welle im Anmarsch und noch immer die selbe Leier

Dass wir ein Jahr nach dem ersten Lockdown wieder mit stark ansteigenden Ansteckungszahlen zu kämpfen haben, zeigt: Wirklich mit dem Virus umzugehen, haben wir noch nicht gelernt – weder die Gesellschaft noch die Politik. Das liegt vor allem an der Wiederholung von Handlungsweisen, die nicht das gewünschte Ergebnis gebracht haben. Die gefühlt einhundertste Pressekonferenz in der der Gesundheitsminister verkündet, dass “die nächsten zwei Wochen entscheidend werden”, steht dafür stellvertretend.

Die Regierung wirkt hilflos, wenn sie zum vierten Mal innerhalb eines Jahres die selbe Maßnahme verkündet, wissend, dass diesmal noch weniger Leute sich daran halten werden. Sie hinterlässt beim Beobachter das Gefühl, ihr Repertoire ausgeschöpft zu haben und nur mehr darauf zu hoffen, dass die nicht nur von ihr selbst, sondern auf EU-Ebene versemmelte Impf-Strategie doch rechtzeitig ausreichend Wirkung zeigt. Doch das wird sie nicht für die dritte Welle, die gerade im Anmarsch ist.

Fail Slow? Es gibt immer einen Plan C, D und E

Muss das so sein? Es gibt immer einen Plan C, D und E. Man muss ihn jedoch suchen. Jeder, der einmal von Fachärztin zu Fachärztin geschickt wurde, weil ein Leiden nicht sofort diagnostizierbar war, kennt die Vorgehensweise. Bringt der eine Experte nicht die gewünschte Antwort, geht man zum nächsten, bis man irgendwann weiß, was man hat.

In der Startup-Welt gibt es einen eigenen Terminus für die Strategie: “Fail Fast”. Deren Prinzip ist einfach: Stellt sich etwas als nicht funktionstüchtig oder auch einfach nur als nicht befriedigend heraus, zieht man rechtzeitig die Bremse und versucht etwas neues. Eine Iteration nach der anderen, so lange, bis es passt.

In unserem Umgang mit der Coronakrise haben wir zwar durchaus einige Innovationen genutzt, etwa zunächst die Masken-Pflicht oder später den Ausbau eines inzwischen guten Schnelltest-Angebots. Sie wurden aber immer auf politischer Ebene an das bestehende System, auf persönlicher an die bestehenden Verhaltensweisen angehängt. Und da wurde kaum jemals verbessert, was nicht funktioniert. Das Prinzip lautet gleichsam: Fail Slow. Wir lernen kollektiv nichts und kommen nicht aus dem Hamsterrad heraus. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen da die Geduld verlieren und sich zweifelhaften Bewegungen anschließen.

Es gibt bessere Lösungen

Und was sind die besseren Lösungen? Das ist durchaus kein großes Mysterium. Wie seit einem Jahr hier immer wieder beschrieben, gibt es mehrere, vorwiegend asiatische Länder, die einen Umgang mit dem Coronavirus gefunden haben, der deutlich schonender für die Wirtschaft und die mentale Gesundheit der Bevölkerung ist. Nach einem Jahr zeigen die internationalen Statistiken nicht nur zu den Covid-19-Fallzahlen, sondern zu vielen anderen Parametern auch klar, wo erfolgreicher und wo weniger erfolgreich gehandelt wurde – auch in Ländern, deren Kultur der hiesigen ähnlicher ist. All das würde es zu evaluieren und gegebenenfalls zu adaptieren gelten – zumindest jetzt, wo die dritte Welle bevorsteht. Die österreichische Bevölkerung ist ganz gewiss nicht “von Natur aus” weniger fähig im Umgang mit der Pandemie.

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Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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