06.02.2017

Donald Trump und das österreichische Suderantentum

Redakteurin Juliane Fischer war für den Brutkasten bei einer Veranstaltung von Digital Business Trends und hat dort Stanford-Professor Burton Lee zugehört. Ein kritischer Kommentar.
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(c) fotolia.com - stellamc: San Jose im Silicon Valley

„Donald Trump is gonna make Austria great again. Donald Trump is gonna make Europe great again“, startet Burton Lee in sein Impulsreferat bei der monatlichen Veranstaltung der Digital Business Trends (DBT). Unter dem Schlagwort „Silicon Valley-Mindset“ setzt man sich diesmal mit dem „kalifornischen Geist und andere Mythen“ auseinander. Dieser Untertitel – und andere Mythen – impliziert die „alternativen Fakten“ schon. Sie werden teilweise entkräftet, aber auch verstärkt durch die beherzte Keynote von Antoinette Rhomberg (Werksalon Co-Making Space). Ihr Sager „Fürs Sudern kriegt man im Silicon Valley keine Credits“, bleibt wahrscheinlich den meisten am besten in Erinnerung. Das passiert nämlich, wenn der ewig grantige Österreich-Spirit, und der, den man dem Silicon Valley nachsagt, aufeinandertreffen.

+++ Dossier: Hub Wien +++

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Europa richtet sich wie eine Blume nach der kalifornischen Sonne

Die Begründung für den Optimismus Trump gegenüber lautet für Lee folgendermaßen: „weil er wird endlich die Politiker hier dazu bewegen, auf allen Ebenen aktiv zu werden.“ Nun, es ist zu hoffen, dass Trump Europa endlich vor Augen führt, dass es sich auf sich selbst besinnen soll, dass es unabhängig werden muss, dass es sich Imputs holen kann, aber dann in Relation setzt und sich auf die eigenen Stärken und Fähigkeiten stützt. Momentan richten wir uns oft wie eine Blume nach der kalifornischen Sonne aus. Im Schatten der Heimat pflegen wir unser niedrigen Selbstwert und laden Redner wie Burton Lee ein, die uns sagen sollen, wo es lang geht.

Wien: Paternoster, Brahms und Mozart?

Burton Lee ist ein Jünger der Stanford University. Dabei betont er: „Ich komme nicht aus der Business School, sondern ursprünglich aus der Maschinenbaufakultät.“ In Österreich war Lee schon als Ziviltechniker im Jahr 1975. Als Praktikant beim Bundesvermessungsamt ist er jeden Tag mit dem Paternoster gefahren, erzählt er schwärmerisch. Das blieb ihm in Erinnerung aus Wien. Er schätzt die alten Komponisten, weist im Haus der Musik auf Brahms und Mozart hin. Es war ein Wien der alten Generation, ein ganz anderes als heute, meint er. Andererseits: Den traditionsreichen Familienunternehmen steht er weniger positiv gegenüber. Ihnen gibt er die Mitschuld an der konservativen Einstellung und der Risikofeindlichkeit im Land. Gegen innereuropäische Zusammenarbeit habe er prinzipiell nichts, aber er sei skeptisch, weil im Europäischen Verständnis würde Kooperation immer staatliche Programme, die nix bringen, bedeuten. Er gibt allerdings selbst zu: „Schaut euch Helsinki, Stockholm oder Cambridge an. Das ist viel günstiger als nach Kalifornien zu fliegen.“

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Amerikaner wie Trump zeigen, was sie gut können: sich selbst überschätzen. Fragt sich, ob das ein Europa, ein Österreich mit wenig Selbstbewusstsein in die richtige Richtung pusht. In jedem Fall pusht es viele nach Silicon Valley. Von dort weiß Rhomberg zu berichten. Sie selbst hat ihre Erfahrungen dort zwar im digitalen Bereich gesammelt, jetzt besinnt sie sich auf die handwerklichen Bereiche, Design, Kunst und Kultur zurück.

Redaktionstipps

Nicht auf Fernlicht schalten und nur in die USA schauen

Ein Wandel, der Burton Lee vermutlich eher missfällt. Geht es nach ihm, müsste Österreich jetzt massiv im Software-Sektor aufrüsten. Bereiche wie Spieleentwicklung und Künstliche Intelligenz, „das Gehirn aller Systeme, die wir künftig nutzen“ soll man forcieren. Da brauche es mehr Geld für die Forschung. „Ihr macht zu wenig. Es gibt genug Talent und auch Interesse in Österreich“, verweist Lee auf „brillante Studenten“ an heimischen Unis und Fachhochschulen. „Ihr braucht mehr Informationstechnologie und Computer Science“, meint er. Diese Bereiche würden am schnellsten wachsen und Jobs kreieren. Niemand wird ihm widersprechen, dass Österreich auch in Software-Entwicklung investieren muss. Doch müssen wir gleichzeitig umso mehr darauf achten, nicht nur auf Fernlicht zu schalten und ausschließlich in die USA zu schauen. Bevor etwas richtig groß wird, ist es sonst aufgekauft von den großen Playern dort. – Klar, Burton Lee sieht daran nichts Schlechtes. Er kommt ja auch aus Stanford und irgendwer muss diese Uni sponsern. Was wir als Europäer davon haben, müssen wir uns aber selbst überlegen. Denn: Wo dann Wachstum und Arbeitsplätze langfristig aufgestellt werden, steht auf einem anderen Blatt.

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Brauchen wir das wirklich?

So, und here`s for the Selbstbewusstsein, liebe österreichische Community: Die kurzweilige, authentische und konkrete Podiumsdiskussion, die auf den Impulsvortrag folgte, zeigte übrigens exemplarisch, was es hierzulande tatsächlich braucht und hilfreich vorantreibt:

  • eine ehrliche Diskussion, wo der Unternehmer zum Vertreter der Außenwirtschaftskammer sagt, wie das Geld für die hundertste Studienreise besser investiert wäre
  • eine abwägende, praxisnahe Sicht, die mitbedenkt, was hier geht und was nicht, zum Beispiel von Sabine Bothe (A1 Telekom Austria), die meint: „Man muss sich aber schon überlegen, wo man dieses Mindset überhaupt braucht. Wir sollten das nicht idealisieren. Für manche Bereiche sei es gut geeignet, für andere weniger.“
  • Silicon-Valley-Zurückkehrer und ihr kritischer Blick
  • und ja, auch Seitenhiebe, weil gerade bei den Programmierinnen und Programmierern mit Studienplätzen gespart wird, sowie
  • eine sinnvolle Positionierung der wendigen Fachhochschulen.

Das ginge wahrscheinlich sogar ohne einen Stargast, der einen Journalistenkollegen darauf hinweist, dass das (FH) in dessen Titel auf einen minderwertigen Masterabschluss schließen lässt, der uns Ratschläge erteilt, aber kein einziges Österreichisches Startup nennen kann. Denn „wir haben schon eine unheimlich geile Startup-Kultur und -Szene“, weiß auch Jürgen Schmidt von der Webagentur STRG.AT. Er muss es wissen. Immerhin hat er schon sieben Unternehmen gegründet.

+++ Interview: Die ersten Monate von Open Austria im Silicon Valley +++

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Die beiden Co-Founder Dominic und Lisa Lorenz von Rendite Boutique
Die Co-Founder Dominic und Lisa Lorenz | Foto: Rendite Boutique

Im September 2021 lancierten Dominic und Lisa Lorenz eine neue Crowdinvesting-Plattform für Immobilien in Österreich. Ihr Ziel war ähnlich wie jenes weiterer Crowdinvesting-Plattformen wie Brickwise aus Graz oder Rendity aus Wien: Immo-Investments schon ab einer geringen Summe zu ermöglichen. Der Schwerpunkt von Rendite Boutique lag auf exklusiven und hochwertigen sowie auf ökologisch nachhaltigen Projekten. Dass dabei die Planung scheinbar nicht aufging, zeigte sich gestern:

Ursache wird geprüft

Weniger als drei Jahre später ging am gestrigen Donnerstag ein Konkursantrag des Unternehmens ein. Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) sowie der KSV1870 berichten, dass die Rendite Boutique Crowdinvestment GmbH zahlungsunfähig ist. Laut KSV1870 handelt es sich um einen Eigenantrag, laut AKV jedoch um einen Gläubigerantrag – die Angaben der Verbände sind also aktuell widersprüchlich.

Laut AKV wurde vom zuständigen Landesgericht Wiener Neustadt ein Konkursverfahren eröffnet. Ursachen der Insolvenz sowie die aktuellen Vermögensverhältnisse müssen im Zuge des Verfahrens noch überprüft werden. Aktuell werde das vorhandene Vermögen inventarisiert und geschätzt. Erst nach den laufenden Ermittlungen soll “eine Stellungnahme zu den Befriedigungsaussichten der Gläubiger möglich sein”, heißt es vonseiten des AKV. Eine Statement-Anfrage von brutkasten beim Unternehmen blieb bislang unbeantwortet.

Ambitionierter Start im Oktober 2021

Wie brutkasten berichtete, startete Rendite Boutique im niederösterreichischen Brunn am Gebirge mit der Ambition, Crowdinvestments in Immobilien ab 50 Euro zu ermöglichen. Damals stellte das Unternehmen Renditen von sechs bis acht Prozent in Aussicht. Möglich sei dies in erster Linie aufgrund einer eigenkapitalähnlichen Verzinsung. Wie die meisten heimischen Crowdinvesting-Plattformen setzte Rendite Boutique auf Mezzaninkapital, das im Bereich zwischen Eigenkapital- und Fremdkapital liegt. Für den Bauträger schaffe dies zusätzliche Liquidität und habe deshalb einen höheren Wert als Fremdkapital, erklärte Co-Founderin Lorenz dem brutkasten damals.

Bevorzugt sollten kurze Laufzeiten zwischen zwölf und 36 Monaten angeboten werden – mit dem Ziel, dass das investierte Kapital zuzüglich Zinsen rasch wieder an Anleger:innen zurückfließt. Auch in puncto Sicherheitsstandards wurden hohe Versprechen abgegeben: So sollen alle Projekte ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen haben. Zudem sollen nur Projekte “mit einer positiven Finanzierungszusage einer österreichischen oder deutschen Bank in das Prüfverfahren von Rendite Boutique aufgenommen” worden sein, sagte Mitgründern Lisa Lorenz brutkasten im Gründungsjahr.

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