14.06.2022

Das waren die Highlights der DLD Munich 22

Die Digital Life Design (DLD) Munich zählt weltweit zu den führenden Digital- und Innovationskonferenzen und ging dieses Jahr vom 20. bis 22. Mai über die Bühne. In einem Gastbeitrag liefert uns Martin W. Drexler einen Überblick zu den Highlights. Zudem war auch der brutkasten live vor Ort.
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v.l. Martin Drexler, Stefan Sagmeister und Dejan Jovicevic | (c) der brutkasten

Die Erleichterung war groß, als die Nachricht endlich publik wurde, dass „der DLD“ – wie diese DLD-Konferenz unter den „Eingeweihten“ heißt – endlich wieder sattfinden konnte. Und zwar wieder als physisches Event und nicht nur im virtuellen Raum. Deshalb wurde die Konferenz von der sichtlich erleichterten Konferenz-Chefin Steffi Czerny gemeinsam mit dem israelischen Investor und Unternehmer Yossi Vardi eröffnet. Und der deutsche Verleger Hubert Burda genoss die meisten Referate und Diskussionen aus der ersten Reihe fußfrei.

Czerny, Vardi und Burda sind die legendären Gründer der DLD Conference, die seit 2005 als die wichtigste Zukunfts- und Innovationskonferenz in Europa gilt und weltweit unter den Top 3 rangiert. Dementsprechend kreativ waren die drei Konferenztage mit einer spannenden Mischung aus Umwelt, Innovation, Technik, Kunst, Medizin, Gesellschaft, Wissenschaft, Forschung und Politik mit den entsprechenden fachkundigen Vortragenden angelegt.

Code Red for Humanity. Yes or No?

Eine der beeindruckendsten Reden, wenn nicht die beeindruckendste der gesamten Konferenz, gab es gleich am Beginn des Eröffnungstages. Sandrine Dixson-Declève, eine der beiden Direktorinnen des Club of Rome, sagte klar und deutlich, wo es in der Umwelt und in der Politik künftig langgehen muss. Ihre Kernbotschaft: Insbesondere in der Umweltpolitik und in der Wirtschaft sollten wir als Menschheit die Absicht haben, über die nächsten 100 Jahre hinaus überleben zu wollen. Ansonsten gibt es: Code Red for Humanity!

Dixson-Declève ist eine Vollblutpolitikerin, die weiß, was sie sagt, wie sie es sagt und dies auch mit entsprechenden Folien zu unterlegen weiß. Und sie dürfte mit dem Gesagten leider sehr recht haben. Wer sich also heute schon auf ein besseres Morgen entsprechend vorbereiten möchte, sollte sich die beeindruckende Rede von ihr ansehen und das Video im Anschluss in der eigenen Community teilen.

Wenn Haie uns smarter fliegen lehren

Eher unscheinbar präsentierte die DLH an einer schlanken Säule in ihrer Lufthansa Lounge wohl eine der interessantesten Innovationen der letzten Zeit, nicht nur was die Luftfahrt betrifft. Um den Reibungskoeffizienten der Flugzeugaußenhaut zu optimieren bzw. eine noch bessere Strömungsgeschwindigkeit zu erzielen, hat sich die DLH in der Natur umgesehen und ist tatsächlich fündig geworden. Nicht etwa im Reich der Vögel, sondern in einem ganz anderen Element, nämlich jenem des Wassers.

Dort ist man förmlich auf den Hai gekommen. Dieser hat im Gegensatz zu anderen Fischen eine deutlich rauere Haut, was ihn paradoxerweise trotzdem schneller macht. DLH und BASF haben sich dieses Phänomens angenommen und nach eingehender Forschungsarbeit die Haihaut als entsprechende Folie für die Flieger nachgebaut. Man geht nun daran, ihre nicht unbedeutende Luftflotte mit dieser neu entwickelten Außenhaut zu folieren. Mit der gemeinsam entwickelten AeroSHARK Folie. Was den Kerosinerbrauch zumindest mal in der eigenen Flotte wesentlich senken wird. Quod erat demonstrandum: die Natur ist eigentlich nach wie vor die beste Lehrmeisterin; man muss sie nur richtig entschlüsseln können.

Gelebte und kommunizierte Verantwortung

Zu diesem Thema „Clean Tech“ gab es ein interessantes “Side-Event” im Rahmen der DLD Konferenz. Tina Breidenbach, bezaubernde Gastgeberin von Bloomberg Germany, lud ein ausgewähltes Publikum, das sich aus Teilnehmer:innen und Sprecher:innen der Konferenz zusammensetzte, zum traditionellen Dinner in ein Münchner Innenstadtlokal, wo stets aktuelle Themen angesprochen und diskutiert werden.

Diesmal sprachen Erin Beilharz, Managing Director Lufthansa Group CleanTech Hub und Lauren Kiel, General Manager Bloomberg Green im „fireside chat“ über “clean technology und environmental protection“. Gerade bei einem Unternehmen, das im höchst sensiblen Bereich der Luftfahrt global agiert, muss der respektvolle Umgang mit Ressourcen über eine seriöse Informationsdienstleistung dementsprechend überzeugend kommuniziert werden. Was die beiden Managerinnen in diesem ernsthaften, wie doch launigen Gespräch überzeugend vermittelten.

Wiener Melange & Münchner Kindl

Steffi Czerny, die Mitbegründerin des DLD, wurde von Niko Pelinka, dem Co-Geschäftsführer der Kobza Media Group zum diesjährigen Darwin´s Circle eingeladen. Gemeinsam mit Andreas Bierwirth, Geschäftsführer von Magenta, und Michael Strugl, Geschäftsführer von Verbund, sowie mit Christoph Keese, dem deutschen Digital-Pionier und Geschäftsführer von Axel Springer, diskutierte sie über eine bessere Widerstandsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Czerny revanchierte sich nach erfolgter Diskussion galant mit einer Gegeneinladung zum DLD, was Pelinka eine Panel-Moderation zu einem nicht unspannenden Thema einbrachte.

Das Fazinosum der Städte. Vom scheinbar magischen Zusammenleben

Carlo Ratti, italienischer Stararchitekt und Professor am Senseable City Lab des MIT in Boston erzählte von der Geburt und der Unverwüstlichkeit der Städte.

Zwar wurden diese im Lauf der Zeit durch kriegerische Handlungen oder Erdbeben zerstört, durch Seuchen oder andere Umstände aufgegeben, aber immer wieder neu auf- und ausgebaut. Die Erfolgsgeschichte der Städte muss heute allerdings auch im neuen Kontext der Büroarbeit gesehen werden, meinte Ratti und fügte hinzu, dass das MIT bereits daran intensiv arbeite.

Genau zu diesem Thema darf ergänzend angemerkt werden, dass der deutsche Immobilienentwickler Michael Schmutzer, der mit seinen „Design Offices“ die Co-Working-Space Landschaft in Deutschland wesentlich mitgeprägt hatte, auch hier bereits den wohl richtigen Schritt in die entscheidend richtige Richtung macht.

Mit seinem Konzept Neue Höfe“ liefert er bereits jetzt schon bestens funktionierende Modelle, die die Landflucht minimieren und damit gleichzeitig den Städten den Druck der Übersiedelung nehmen sollen. Was dem aktuellen Bedürfnis der jungen freien Arbeitenden zur individuellen Zeitenteilung auch noch das entsprechende Grün vor der Wohnung zu haben, definitiv entgegenkommt.

Wieviel CO2 erzeugen unsere Smartphones

Im Gespräch mit Christina Falcone von der Sorrell Foundation und Michael Diederich, Geschäftsführer der HVB/UniCredit, stellte Peter Körte, Strategiechef von Siemens, der versammelten Zuhörerschaft diese wohl bisher noch nicht gestellte Frage: Wieviel CO2 erzeugen eigentlich unsere Smartphones, wenn wir sie bedienen?

Damit versuchte er so drastisch wie anschaulich zu dokumentieren, wie wir allein z.B. mit dem Gebrauch unserer Smartphones die Umwelt schädigen. Wir werden wohl davon ausgehen dürfen, dass wir unsere Handlungen, Aktivitäten sowie die erzeugten Produkte und Dienstleistungen ähnlich einer Kalorientabelle, nun in einer Umrechnungstabelle für den jeweiligen CO2 Ausstoß wahrnehmen werden. 

Graphik-Design einfach anders gedacht

Als alter Bekannter des DLD sprach Stefan Sagmeister, Vorarlberger Ausnahmedesigner und Typograph, diesmal über seinen neuesten kreativen Wurf „Beautiful Numbers“, wo er sich mit der einfachen graphischen Darstellungsweise von komplexen Themen beschäftigte.
Genauer gesagt, sammelte er Daten von Gesellschaft und Politik aus über 100 Jahren und übersetze diese in seine Graphik-Design Sprache, um zu schlichtweg erstaunlichen Ergebnissen zu kommen.

DLD-Conference: Das Fazit

Nach nunmehr zwei Jahren physischer Abstinenz gab es eine durchaus weiche Landung für den DLD, bestens orchestriert von Steffi Czerny und ihrem wie immer ebenso eingespielten Team, trotz all der bitterharten Realitäten, die wir uns alle wohl nicht mal ansatzweise hätten vorstellen können bzw. wollen.

Mit der Wahl des neuen Konferenzortes scheint man in der Münchner Philharmonie im Gasteig ebenfalls butterweich gelandet zu sein; eine sehr groß angelegte Location für den wichtigen Gedankenaustausch, wiewohl gesagt werden muss, dass diesmal die Besucherzahl sicherlich wegen der nach wie vor unsicheren Situation bezüglich Covid-19 schon etwas gelitten hat und deshalb verständlicherweise auch etwas schaumgebremst abgelaufen ist. Und die aktuellen Situation in der Ukraine, die uns täglich aufs Neue schockiert, tat und tut ihr Übriges.

DLD-Conference Outlook

Die nächste DLD-Konferenz wird als DLD-Tel Aviv vom 24. bis 27. Oktober 2022 anlässlich der Tel Aviv Innovation Week ebendort abgehalten. Der brutkasten wird zum gegebenen Zeitpunkt darüber informieren und ebenfalls berichten. Stay tuned!

Tipp der Redaktion

Auch der brutkasten war dieses Jahr wieder live vor Ort und hat mit zahlreichen Top-Speaker:innen Interviews geführt. In den nächsten Tagen werden wir exklusiv für euch die spannendsten Talks über die Kanäle des brutkasten ausspielen.

Mit dabei sind unter anderem der österreichische Grafikdesigner Stefan Sagmeister, Jodok Batlogg (ehemalige Gründer von Crate.io und Geschäftsführer sowie Gründer von Tree.ly), Markus Fuhrmann (CEO von Gropyus), Lukas Bosch (Co-Founder von project because), Alexander S. Gerfer (CTO Würth Elektronik eiSos group), Tilo Bonow (Gründer und CEO von Piabo) und viele mehr.


Über den Autor:

Martin W. Drexler ist Strategic Advisor und seit der dot.com Ära Urgestein der heimischen Digital-Szene. Zudem ist er Professor Emeritus für Media Business & Media Design an der Graphischen in Wien. Mit seiner langjährigen Erfahrung hat er zahlreiche Digital- und Innovations-Konferenzen mitgestaltet.

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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