03.04.2020

Vom Mut der Kleinanleger und einer (sehr) einseitigen Dividenden-Diskussion

Zum Teil sind es gerade die Kleinanleger wie bei Own360, die auch in der Krise an den Börsen zukaufen und so die Unternehmen unterstützen. Daran sollten wir auch beim von der Regierung geplanten Dividenden-Stopp denken.
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(c) Own360: Markus Fallenböck

Ich gebe es ganz offen zu: Auch wir bei Own360 waren angesichts der dramatischen Börsenentwicklung im März sehr angespannt. Wie würden die rund 10.000 Kunden unseres Standortfonds reagieren? Schließlich sind die meisten davon ganz normale Durchschnittsmenschen, die wie wir alle in der einen oder anderen Form von der Coronakrise betroffen sind – und das zum Teil auch massiv in ihrer Finanzlage. Und Own360 investiert in die 250 für den Standort Österreich wichtigsten handelbaren Unternehmen. Die Nachrichtenlage zu deren wirtschaftlichem Umfeld wie auch zu den wichtigsten Börsen konnte man ab Mitte März nur als katastrophal bezeichnen.

Was tun Kleinanleger in der Coronakrise?

Die Anspannung war also verständlich. Jetzt, Anfang April, sind wir klüger und schwer beeindruckt von unseren Kunden. Denn die 10.000 von uns betreuten Anleger haben in den letzten Wochen deutlich mehr Anteile an den Unternehmen erworben als je zuvor. Der März 2020 ist der Monat mit den höchsten Fonds-Zuzahlungen bei Own360 seit unserer Gründung 2017. Pro Tag waren und sind es rund 400-500 Einzahlungen bestehender Kunden in den Fonds. Das gesamte Volumen im März 2020 beläuft sich auf das Vierfache eines normalen Monats.

Eigentum erzeugt Verantwortung

Dieser erfreuliche Trend besteht auch bei anderen Anbietern. Natürlich weiß niemand, was die kommenden Wochen noch bringen werden. Und ja, Kleinanleger können die gigantischen Marktbewegungen nicht umdrehen. Man muss aber bedenken: Wir sprechen von Retail-Investoren, die trotz einer schwierigen Situation die Marktbewegungen verstehen (“Kaufen, wenn der Preis unten ist”) und an die Zukunft der Unternehmen glauben. Das sehen wir auch in den vielen Kommentaren auf der Own360 App. Neben dem hoffentlich günstigen Kaufzeitpunkt ist es auch das Interesse an den Unternehmen und ein Gefühl von “Miteigentum”, das die Anleger motiviert. Denn Eigentum erzeugt Verantwortung und damit auch eine langfristige Perspektive.

Dividenden-Stopp und Staatshilfe

Gerade deshalb sehe ich die aktuelle Kontroverse rund um die Ausschüttung von Dividenden bei Inanspruchnahme von Staatshilfen kritisch. Vizekanzler Kogler hat erst heute verkündet, dass es einen einjährigen Auszahlungsstopp für Dividenden geben wird (sowie Beschränkungen bei Managerboni). Die Perspektive der Kleinanleger wird dabei wieder völlig ausgeblendet. Und der Diskussionsstil erinnert teilweise fatal an die Finanzkrise und die Rolle der Banken in Österreich. Was dabei gerne übersehen wird: Jene Kreditinstitute, denen jetzt eine zu großzügige Dividendenpolitik vorgeworfen wird, haben sämtliche Staatshilfen zuzüglich hoher Zinsen zurückbezahlt. Im Nachhinein gesehen war es also ein gutes Geschäft für die Republik Österreich.

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Keine Frage: In außergewöhnlichen Zeiten darf es keine Denkverbote geben. Das gilt aber in alle Richtungen. Und auch wenn die Ausschüttung von Dividenden in der derzeitigen Situation wohlüberlegt sein will, sollte man die Diskussion aus allen Richtungen führen.

Und da sie bisher relativ einseitig geführt wurde, möchte ich ein paar Argumente hinzufügen.

Grundlage: Die Treuepflicht bei Dividenden

Die Treuepflicht verlangt von AG-Vorständen, von Ausschüttungen abzusehen, deren Vornahme die Existenz der Gesellschaft gefährden würde. Wird gegen die Ausschüttungssperre verstoßen, müssen die handelnden Personen mit verschiedenen Haftungsansprüchen rechnen. Daher werden Vorstände nur jene Ausschüttungen vorschlagen, welche die Existenz der Unternehmen nicht gefährden.

Dividenden: Worum es geht und wer es bekommt

Bei den Ausschüttungen handelt es sich um einen (geringen) Teil der Gewinne aus dem überwiegend sehr erfolgreichen Jahr 2019, für die der Staat seinen Anteil über die Körperschaftsteuer schon erhalten hat.

Die Empfänger sind – wie man auch am Beispiel Own360 sieht – nicht nur Großanleger. Klar, wir haben nicht die Situation in den USA, wo viele Pensionisten von den Dividenden leben. Aber auch für Privatpersonen hierzulande bessert die Dividende die Performance auf. Und nicht zu vergessen: Hier kassiert der Staat eine KESt von 27,5%. Die verbleibende Nettodividende fließt im Regelfall entweder zurück in den Kapitalmarkt oder wird verkonsumiert. In beiden Fällen wird die Wirtschaft gestärkt.

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Dann gibt es noch die vielen tausend “indirekten” Aktionäre, wie Mitarbeiter oder Begünstigte von Pensions- und Vorsorgekassen. Die Dividenden fließen über Mitarbeiterstiftungen und Zusatzpensionen genau dorthin, wo es am dringendsten gebraucht wird. All diese Gruppen sind auch von einem Ausschüttungsverbot betroffen. Dass ein solches zu einem massiven Vertrauensverlust auf Investorenseite führt, muss allen Beteiligten klar sein.

Staatshilfe ist nicht gleich Staatshilfe

Bei den aktuellen Staatshilfen wird gerne übersehen, dass hiermit hauptsächlich den KMU geholfen wird und nicht großen Aktiengesellschaften. Das ist auch vollkommen richtig, da erstere das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft bilden. Zugegeben: Das Kurzarbeitsmodell ist auch für börsennotierte Unternehmen eine Hilfe, hiermit werden aber auch Arbeitnehmer in großem Ausmaß unterstützt. Diese bekommen bei (deutlich) verminderter Arbeitsleistung bis zu 90% ihres Gehalts, während die Unternehmen in Vorleistung gehen müssen. Bei wesentlichen anderen Hilfestellungen des Staates handelt es sich zudem um Stundungen und Garantien, die im Normalfall nicht schlagend werden sollten.


Über den Autor

Markus Fallenböck ist Gesellschafter des österreichischen Fintech Own360 (früher Own Austria), das einen Standortfonds für private Anleger anbietet. Davor war er viele Jahre in Managementfunktionen etwa bei Styria Media Group und Verlagsgruppe News tätig.

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“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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