03.09.2020

“Am Anfang ist mir eine Tür nach der anderen zugeschlagen worden”

Aus dem Wiener Startup Moonvision wurden zwei. Wir sprachen mit Geschäftsführer Johannes Raudaschl über Dishtracker.
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Dishtracker: Das Team rund um Johannes Raudaschl (im Vordergrund links)
(c) Dishtracker: Das Team rund um Geschäftsführer Johannes Raudaschl (im Vordergrund links)

Im Frühling 2018 schrieb der brutkasten erstmals über das Wiener Startup Moonvision und seine AI-Bilderkennungslösung. In seinem Proof of Konzept hatte das Unternehmen damals Grillhendel, Stelzen, Bier und Co. im Festzelt mittels Computer Vision erkannt. Das Abzählen und im Kassensystem Einbonieren wird dadurch automatisiert. Doch schon zu dem Zeitpunkt war der Plan klar: Man wollte mit der Software auch die Industrie erobern. Etwas mehr als zwei Jahre später ist der Schritt längst vollzogen. Mit Speisen-Erkennung arbeitet man aber weiterhin. Allerdings mit einem zweiten Startup: Dishtracker.

Warum zu Moonvision Dishtracker hinzukam

“Das Anforderungsprofil im Projektmanagement ist völlig unterschiedlich”, erklärt Johannes Raudaschl, Geschäftsführer beider Startups, die Spaltung. Und es gehe natürlich um noch etwas: “Die Kunden tun sich schwer damit, wenn ein Unternehmen sowohl Self-Checkout in der Kantine als auch Fehler-Erkennung auf Autofelgen anbietet”. So soll Moonvision mit Industrie assoziiert werden und die Brand Dishtracker zum “Synonym für Speisenerkennung” werden. “Rein technologisch ist es aber dasselbe. Der Know-how-Austausch zwischen den Teams ist fließend”, so Raudaschl.

“Turnaround” nach schwierigem Start

Entwickelt hätte sich beide Unternehmen seit der Aufspaltung gut. “Die Akzeptanz für Dishtracker-Lösung hat vielleicht ein paar Monate länger gedauert”, erzählt der CEO. Beim Start vor zwei Jahren sei der Speisenerkennungs-Markt mit zwei Mitbewerbern “überschaubar” gewesen. “Ich bin in Deutschland von Standort zu Standort gefahren und mir ist eine Tür nach der anderen zugeschlagen worden”, so Raudaschl. Er habe sich gefragt: “Versteht ihr es noch nicht, oder liegen wir komplett falsch?”

Niemand habe der erste sein wollen. Doch als es endlich soweit war sei der “Turnaround” gelungen und die Stimmung in die andere Richtung gekippt. Auch die Coronakrise habe bei der Hauptzielgruppe, bei Kantinenbetreibern, nach einer anfänglichen kurzen “Schockstarre” eher zu einem “jetzt erst recht”-Effekt geführt. “Sie wollten die Zeit, in der weniger Leute dort essen waren, nutzen, um das System zu installieren und ein Soft-Onboarding durchzuführen”, erzählt der Dishtracker-Gechäftsführer. Zudem habe die Situation freilich weitere Argumente für den kontaktlosen Self-Checkout geliefert.

Eingehen auf Kundenfeedback im Zentrum

Derzeit zählt man etwa Unternehmen wie vodafone, SAP, A1, Leonardi, Aramark, aber auch das Hotel Sacher in Wien zu den Referenzkunden. Das größte Learning der vergangenen Jahre sei gewesen, das Eingehen auf das Kundenfeedback neben der Technologie, die das “Herzstück” sei, ins Zentrum zu rücken. “Wir dachten am Anfang, der Kantinenbetreiber sitzt dann am Laptop und benennt die Speisen, die auf Bildern zu sehen sind. Das will er aber nicht. Es muss so natürlich wie möglich gehen, eine neu Speise anzulegen”.

Das sei gelungen. Dishtracker könne auch mit einem einzelnen Bild einer neuen Speise, diese ins Kassensystem einbuchen. “Dem liegen wichtige Mechanismen zugrunde: Wir haben eine gute Plattform mit vielen Speisebildern. In der obersten Struktur erkennt unsere Software etwa, dass etwas zu 99 Prozent eine Hauptspeise ist. Da heißt es Spagetti Bolognese, dort heißt es Pinocchio-Teller, aber es ist das selbe”, erklärt Raudaschl, “wenn jetzt jemand etwas anders macht als sonst un zum Beispiel das erste mal ein Schnitzel mit Spätzle unter der Kamera steht, sagt das System: Ich bin mir nur mehr zu 60 Prozent sicher, dass das ein Schnitzel mit Pommes ist. Irgendwas stimmt nicht. Aber es weiß eben trotzdem, dass es eine Hauptspeise ist. Wenn das einmal einer macht, können wir es labeln und damit ist die Sache geklärt”.

Dishtracker-Expansion: Nach DACH folgt BeNeLux und Frankreich

Inzwischen würden auch Unternehmen, die vor zwei Jahren nicht interessiert waren, aktiv auf Dishtracker zukommen. In Sachen Expansion fokussiere man derzeit noch auf den DACH-Raum, sagt Raudaschl. In Deutschland sei der Start nicht nur sprachlich einfacher gewesen, sondern es sei auch betriebswirtschaftlich besonders sinnvoll. Als nächstes stünden dann die BeNeLux-Staaten und Frankreich auf dem Plan. Einen Vorteil sieht der Geschäftsführer dabei auch darin, dass das Startup sich voll und ganz auf die Bilderkennung fokussiert. “Wir machen nicht Kassensysteme und Self-Checkouts, das machen unsere Integrationspartner”, so Raudaschl. Und so könne man sich leichter an Gegebenheiten in anderen Märkten anpassen, als der Mitbewerb.

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Logo von OpenAI
Foto: Adobe Stock

Wenn OpenAI neue Dinge ankündigt, hört die KI-Szene hin. Klar, nicht jede Ankündigung des US-Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren hatte dieselbe Tragweite wie jene vom 30. November 2022, als OpenAI den Start eines Chatbots namens ChatGPT verlautbaren ließ. Aber potenziell könnte jede Mitteilung des Unternehmens rund um CEO Sam Altman bahnbrechend sein. Kein Wunder also, dass es für Aufsehen sorgte, als OpenAI Anfang Dezember verlautbarte, zwölf Tage hintereinander neue Dinge vorzustellen.

Schon in der Ankündigung hatte Altman darauf hingewiesen, dass es neben größeren auch kleinere Neuigkeiten sein würden, die OpenAI liefern würde. So kam es dann auch: Zugang zu ChatGPT über WhatsApp oder die Integration in Apple Intelligence waren eher in die zweite Kategorie einzuordnen. Daneben veröffentlichte OpenAI aber auch das neue Modell o1 für ChatGPT – oder Sora, ein Tool zur Videoerstellung.

Den größten Widerhall in der KI-Szene fand allerdings die Ankündigung am letzten der zwölf Tage. Am vergangenen Freitagabend stellte OpenAI sein neues Modell o3 vor. Wichtig dabei: Das Modell ist noch nicht öffentlich zugänglich. OpenAI stellte zunächst einmal nur vor, wie das Modell in unterschiedlichen KI-Benchmarks abschnitt. Aber diese Ergebnisse hatten es in sich.

o3 zeigt starke Performance bei AGI-Benchmark

Vielbeachtet wurde dabei vor allem die Benchmark namens ARC-AGI (Abstraction and Reasoning Corpus for Artificial General Intelligence), bei der zwei Varianten des o3-Modells deutlich bessere Ergebnisse erzielten als die bisher führenden o1-Modelle. Das Ziel von ARC-AGI ist es zu messen, wie sich eine KI im Umgang mit ihr unbekannten Aufgaben schlägt.

Wie die O3-Modelle verglichen mit anderen OpenAI-Modellen abschneiden // Grafik: ARC Prize

Es gibt unterschiedliche Definitionen von AGI. Die meisten davon verstehen AGI aber als ein System, das sämtliche intellektuellen Aufgaben mindestens so gut oder besser als ein Mensch erledigen kann.

Die ARC-AGI-Benchmark wurde von François Chollet konzipiert. Er definiert AGI als ein System, das “in der Lage ist, effizient neue Fähigkeiten zu erwerben und neuartige Probleme zu lösen, für die es trainiert wurde.”

Eine AGI ist also nicht für eine bestimmte Aufgabe trainiert, sondern kann jegliche Aufgaben übernehmen. Es ist weitgehender Konsens in der KI-Szene, dass solche Systeme noch nicht existieren. OpenAI wurde aber beispielsweise explizit mit dem Ziel gegründet, AGI zu erreichen.

Chollet gehört zu den bekanntesten Namen der internationalen KI-Szene. Er hat die bekannte KI-Library Keras entwickelt und seit einigen Jahren für Google tätig. Dem von ChatGPT ausgelösten Hype rund um generative KI steht Chollet seit Anfang an eher kritisch gegenüber, wie beispielsweise auch dieser brutkasten-Bericht wenige Wochen nach Erscheinen von ChatGPT thematisierte.

o3: “Wir befinden uns auf neuem Terrain”

Umso interessanter ist es, was Chollet nun zu den Ergebnissen des o3-Modells bzw. seiner Varianten zu sagen hat. In einem Blogeintrag attestiert er OpenAI, mit dem Modell einen “bedeutenden Sprung nach vorne” erreicht zu haben.

Die Performance des Modells stelle “einen echten Durchbruch” in der Anpassungsfähigkeit und Verallgemeinerung” von KI-Modellen dar”, wenn es darum gehe, wie sich KI-Modelle an neue Aufgaben anpassen könnten. o3 stelle nicht bloß einen “schrittweisen Fortschritt” dar. Vielmehr befinde man sich auf “neuem Terrain”, das “ernsthafte wissenschaftliche Aufmerksamkeit” erfordere.

Aber es ist schon Artificial General Intelligence (AGI)? Hier schränkt Chollet ein: “o3 scheitert immer noch an einigen sehr einfachen Aufgaben, was auf grundlegende Unterschiede zur menschlichen Intelligenz hinweist”. Dennoch befeuerten die Ergebnisse die Diskussion rund um AGI – und manche Stimmen sahen, anderes als Chollet, mit o3 AGI sogar bereits erreicht.

Selbst wenn dem so wäre, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt schwer nachzuprüfen: Denn das Modell ist noch nicht veröffentlicht. Forscher:innen im Bereich der KI-Sicherheit können sich für Zugang vormerken lassen. Wann und zu welchen Konditionen das Modell für Endnutzer:innen zugänglich sein wird, ist aktuell noch unklar. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die beeindruckenden Ergebnisse bei der ARC-AGI-Benchmark enorme Rechenressourcen erforderten – und dementsprechend teuer waren.

Reasoning-Modelle

Das o3-Modell ist eine verbesserte Version des o1-Modells, welches OpenAI am 4. Dezember veröffentliche und das zuvor bereits in Preview- und Mini-Varianten für ChatGPT-User:innen zugänglich gewesen war. Dieses Modell unterscheidet sich zu dem im Mai 2024 veröffentlichten GPT4o-Modell insofern, als es auf einen “Reasoning”-Ansatz setzt.

OpenAI bezeichnet GPT4o weiterhin als das “vielseitige, hochintelligente Flagship-Modell”, das für die “meisten Aufgaben” die richtige Wahl sei. Die o1-Modelle wiederum referenziert das Unternehmen als “Reasoning-Modelle, die sich bei komplexen, mehrstufigen Aufgaben auszeichnen”.

Enduser:innen von ChatGPT merken dies in der Nutzung vor allem insofern, als sich die o1-Modelle länger Zeit nehmen, Ergebnisse zu produzieren. Diese Modelle “verbringen mehr Zeit mit Nachdenken, bevor sie reagieren”, wie es OpenAI formuliert. In einigen (aber nicht notwendigerweise in allen) Bereichen liefern sie dann deutlich bessere Ergebnisse als die bisherigen Modelle.


Tipp der Redaktion: Die neue brutkasten-Serie “No Hype KI”

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“Am Anfang ist mir eine Tür nach der anderen zugeschlagen worden”

  • Im Frühling 2018 schrieb der brutkasten erstmals über das Wiener Startup Moonvision und seine AI-Bilderkennungslösung.
  • In seinem Proof of Konzept hatte das Unternehmen damals Grillhendel, Stelzen, Bier und Co. im Festzelt mittels Computer Vision erkannt.
  • Mit Speisen-Erkennung arbeitet man weiterhin, allerdings mit einem zweiten Startup: Dishtracker.
  • Moonvision soll mit Industrie assoziiert werden und die Brand Dishtracker zum “Synonym für Speisenerkennung” werden.
  • Beim Start vor zwei Jahren sei der Speisenerkennungs-Markt mit zwei Mitbewerbern “überschaubar” gewesen, erzählt Geschäftsführer Raudaschl.
  • Das größte Learning der vergangenen Jahre sei gewesen, das Eingehen auf das Kundenfeedback neben der Technologie, die das “Herzstück” sei, ins Zentrum zu rücken.
  • Dishtracker könne auch mit einem einzelnen Bild einer neuen Speise, diese ins Kassensystem einbuchen.

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“Am Anfang ist mir eine Tür nach der anderen zugeschlagen worden”

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  • Mit Speisen-Erkennung arbeitet man weiterhin, allerdings mit einem zweiten Startup: Dishtracker.
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  • Beim Start vor zwei Jahren sei der Speisenerkennungs-Markt mit zwei Mitbewerbern “überschaubar” gewesen, erzählt Geschäftsführer Raudaschl.
  • Das größte Learning der vergangenen Jahre sei gewesen, das Eingehen auf das Kundenfeedback neben der Technologie, die das “Herzstück” sei, ins Zentrum zu rücken.
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“Am Anfang ist mir eine Tür nach der anderen zugeschlagen worden”

  • Im Frühling 2018 schrieb der brutkasten erstmals über das Wiener Startup Moonvision und seine AI-Bilderkennungslösung.
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  • Moonvision soll mit Industrie assoziiert werden und die Brand Dishtracker zum “Synonym für Speisenerkennung” werden.
  • Beim Start vor zwei Jahren sei der Speisenerkennungs-Markt mit zwei Mitbewerbern “überschaubar” gewesen, erzählt Geschäftsführer Raudaschl.
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