03.05.2022

Digitalisierung: So stark ist Europa vom Ausland abhängig

Die digitale Abhängigkeit wächst in Europa. Forscher schlagen Alarm und lassen kein gutes Haar an der Digital-Strategie der EU.
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Europa ist vom Ziel der digitalen Souveränität weit entfernt © Unsplash
Europa ist vom Ziel der digitalen Souveränität weit entfernt © Unsplash

Eine neue Studie aus Deutschland macht mit dem Digitale Dependenz Index (DDI) erstmals sichtbar wie weit entfernt Europa seinem Ziel der digitalen Souveränität ist. “Europa hat die Konsequenzen seiner digitalen Abhängigkeit noch kaum erkannt”, lautet das Fazit der Studie, das die Autoren gleich zum Titel selbiger gemacht haben. Die Forscher Maximilian Mayer und Yen-Chi Lu von der Universität Bonn haben im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Kennzahl entwickelt und mit dieser 23 führende Digital-Nationen verglichen.

Der DDI beleuchtet die Abhängigkeit in drei Dimensionen: Handel mit digitalen Gütern und Dienstleistungen, Informations- und Kommunikationsinfrastruktur und geistiges Eigentum bei digitalen Technologien. Vor allem in den ersten beiden Bereichen schneide Europa nicht gut ab, so die Autoren. Die digitale Autonomie, die seit der Pandemie zunehmend ins Zentrum des Interesses gerückt ist, sei momentan kaum mehr als eine Illusion. “Unser technopolitisches Ordnungsmodell wird zunehmend infrage gestellt. Bestehende Vulnerabilitäten, die durch den drohenden US-chinesischen Technologiekonflikt noch größer würden, zu reduzieren, wird zur obersten Priorität”, heißt es in der Analyse.

Die drei unabhängigsten Länder

Der DDI-Wert reicht von 0 (Absolute Unabhängigkeit) bis 1 (Absolute Abhängigkeit) und bewegt sich zwischen diesen Polen in vier Abstufungen der Sensitivität bzw. Vulnerabilität. Im Schnitt liegt der Wert bei den 23 untersuchten Ländern mit 0,8 relativ hoch und fällt in die Klasse, in der ausländische digitale Technologien eine dominante Position einnehmen. Das mag angesichts der globalen Dimension digitaler Technologien wenig überraschen, im Detail klaffen die Werte einzelner Länder aber durchaus auseinander. Am wenigsten abhängig sind die USA (0,47), China (0,58) und Korea (0,66). Deutschland liegt mit 0,82 im Mittelfeld, wie die meisten untersuchten europäischen Länder. Noch stärker ist die Abhängigkeit allerdings auf anderen Kontinenten – untersucht wurden etwa Australien (0,89) und Brasilien, das mit 0,92 das Schlusslicht bildet. Österreich taucht in der Bewertung nicht auf.

Europa gerät immer stärker in Abhängigkeit bei digitalen Technologien © Konrad-Adenauer-Stiftung
Europa gerät immer stärker in Abhängigkeit bei digitalen Technologien © Konrad-Adenauer-Stiftung

In Europa vergrößert sich die digitale Abhängigkeit

Die Forscher haben sich auch die Entwicklung zwischen 2010 und 2019 angesehen und festgestellt, dass der DDI in Europa stabil blieb, während die Abhängigkeit in Japan und Indonesien wuchs und sich in Kenia, Russland, Südkorea, den USA und China reduzierte. In Europa habe sich jedoch der relative Abstand zu den USA und China vergrößert. Besonders stark seien die Abhängigkeiten bei digitaler Infrastruktur. Im Handel mit ICT-Gütern hingegen ist China führend und die bilaterale Abhängigkeit fast aller anderen Länder sehr groß. Eine Entwicklung, die wiederum auf Kosten der USA ging. “Damit einhergehend ergab sich eine deutliche Abnahme der bilateralen Handelsabhängigkeiten der meisten Staaten mit den USA – damit stellt sich auch die heikle Frage, woher die Technologien für die zwischen der EU und den USA angedachten „Allianz für demokratische Technologie“ in Zukunft stammen sollen”, heißt es in der Studie.

Kritik an Digital-Strategie der EU

An der Digital-Strategie der EU lässt die Studie kein gutes Haar: “Die von der EU-Kommission ausgerufene „digitale Dekade“ in ihrer jetzigen Version ist deshalb kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Entscheidender noch, ihr fehlt es an strategischer Voraussicht. Mithilfe der von Kommissar Thierry Breton geforderten Milliarden, um die Halbleiterproduktion in Europa anzukurbeln und damit mehr Autonomie bei dieser knappen Schlüsselkomponente zu erreichen, sollte nicht an den Fertigungsstätten von heute sondern am Design der Chips von morgen gearbeitet werden”, so die Forscher. Die bisherigen Initiativen wie das Infrastrukturprojekt Gaia-X gingen zwar in die richtige Richtung, seien aber unterdimensioniert.

Das sollte Europa jetzt tun

Die Empfehlung der Studie? Mehr Geld in die Hand nehmen, größer denken und dort ansetzen, wo der Hut bereits brennt. Das ist aus der Sicht der Studienautoren vor allem der Bereich der Plattformen und der Infrastruktur. Dort sei die Abhängigkeit besonders einseitig gegenüber den USA. Neben einer Neudimensionierung von Gaia-X empfehlen die Autoren europäische Plattformen etwa in der Autoindustrie für autonomes Fahren und im Bereich der Smart Cities. Bei ICT-Gütern seien Anreize für europäische Firmen, digitale Technologien zu patentieren das Gebot der Stunde. “Der Trend der letzten 20 Jahre legt nahe, dass die Patentabhängigkeit deutlich zunehmen dürfte und Europa damit bei voranschreitender Digitalisierung und Datafizierung in allen Sektoren volkswirtschaftlich insgesamt ärmer wird”.

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Laura Raggl | (c) Wirtschaftsagentur Wien / Karin Hackl

Die Vorbereitungen für Österreichs größtes Startup Festival laufen bereits auf Hochtouren. Zum mittlerweile vierten Mal wird die ViennaUP vom 3. bis 9. Juni in Wien über die Bühne gehen. Auch in diesem Jahr tragen über 35 Partnerorganisationen aus der lokalen und internationalen Startup-Community das dezentrale Startup-Festival.

Das Programm bietet über 50 Veranstaltungen, die an bekannten Orten in der ganzen Stadt stattfinden werden – angefangen von Co-Working-Spaces über Konferenzsäle bis hin zur weltbekannten Hofburg. Neben Gründer:innen, Technikbegeisterten und Vertreter:innen aus der Kreativ-Szene sind auch in diesem Jahr wieder Investor:innen aus dem In- und Ausland mit am Start.

Laura Raggl gibt Tipps für Gründer:innen

Unter den Investor:innen ist auch Laura Raggl, die mit ihrer 2022 gestarteten Angel-Investoren-Gruppe ROI Ventures aktuell über 18 Startup-Beteiligungen hält. Dazu zählen bekannte Startups wie Magic.dev, das erst im Feber den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 117 Millionen US-Dollar bekannt gab.

“Mit der Teilnahme an der ViennaUP verfolge ich in erster Linie das Ziel, mich mit internationalen Investor:innen zu connecten und spannende Startups zu treffen. Ich habe mir bereits für jeden Tag ein Event ausgesucht”, so Raggl über ihre bevorstehende Teilnahme.

Ihren ganz persönlichen Start der ViennaUP macht sie mit der Veranstaltung Conversations with Calm/Storm Ventures. Das Event wird von Europas aktivsten HealthTech-Investor Calm/Storm Ventures organisiert und bietet neben Networking-Session auch ein inhaltliches Rahmenprogramm. So wird beispielsweise Carina Roth in einer der Sessions ihre Learnings teilen, wie sie von einer Gründerin zu einer Investorin wurde.

(c) Wirtschaftsagentur Wien / Karin Hackl

Connect Day und Investors Breakfast

Gründer:innen, die sich gerade im Fundraising befinden und mit Investor:innen in Kontakt treten wollen, sollen sich laut Raggl unbedingt auch für den Connect Day anmelden. Dieser zählt zur größten Networking-Veranstaltung des Startup-Festivals und wird am 4. Juni stattfinden. Traditionsgemäß ist der Corporate Reverse Pitch im Rahmen des Connect Day ein starker Anziehungspunkt für viele Teilnehmer:innen. Corporates präsentieren dabei ihre Lösungen, nach denen sie suchen.

Zudem empfiehlt Raggl Gründer:innen auch das 1:1 On-site-Matchmaking zu nutzen. “Gründer:innen sollten natürlich keine Events verpassen, wo Investor:innen vor Ort sind. Der Connect Day eignet sich dafür natürlich ideal. Bereits im Vorfeld des Events kann man eine Vorauswahl treffen und sich über eine Plattform vernetzen”, so Raggl. Mehr über die Teilnahmemöglichkeiten könnt ihr auch hier nachlesen.

Den Auftakt zum Connect Day bildet übrigens das Investors Breakfast, das von invest.austria organisiert wird und auf die Zielgruppe der Investor:innen zugeschnitten ist. Bei einem traditionellen Wiener Frühstück treffen sich Business Angels und Vertreter:innen aus der VC und PE-Community. Im Zentrum steht der Austausch, um sich unter anderem für künftige Co-Investments zusammenzuschließen.

© Wirtschaftsagentur Wien / Philipp Lipiarski

Lead Today. Shape. Tomorrow, Manufacturing Day, Impact Days und Tipps zum Networking

Weiters empfiehlt Raggl für Gründer:innen auch das zweitägige Event Lead Today. Shape Tomorrow., das vom 5. Juni bis zum 6 Juni im Wiener MAK von Female Founders organisiert wird. Im Rahmen der Veranstaltung kommen Startups, Investor:innen und Vertreter:innen aus dem Innovationscommunity zusammen. Neben Workshops und Roundtables wird es auch hier die Möglichkeit für 1:1 Meetings geben.

Zudem rät die Investorin Gründer:innen: “Mit einer guten Vorbereitung kann man am Event zielgerichteter Investor:innen ansprechen. Zudem sollte man darauf achten, welchen Investmentfokus die jeweiligen Investor:innen haben, mit denen man in Kontakt treten möchte.” Und sie merkt an: “Investor:innen kann man auch schon vor den Events anschreiben. Man muss dabei nicht unbedingt sofort das ganze Pitch Deck mitschicken, jedoch sollte man einen kurzes Umriss des Startups geben.”

Weitere Veranstaltungen, die Gründer:innen im Blick behalten sollten, sind laut Raggl die Impact Days, die vom 5. bis 7. Juni in der Hofburg stattfinden und der Manufacturing Day. Dieser geht am 6. Juni in der Aula der Wissenschaft über die Bühne. Auch hier werden internationale Investor:innen und Startup-Gründer:innen vor Ort sein, um Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.

“Bei der ViennaUP kommen immer auch internationale Startups nach Wien. Als Investorin ist dies ein großer Mehrwert, um mit Gründer:innen hier in Wien direkt in Kontakt zu treten. Dazu zählen auch einige unserer Portfolio-Startups”, so Raggl.

Homebase und Wiener Kaffeehäuser vermitteln das Wiener Lebensgefühl

Netzwerken kann man aber nicht nur auf den zahlreichen Events der Programm-Partner. Auch in diesem Jahr bietet die ViennaUP mit der Homebase am Karlsplatz eine zentralen Treffpunkt. Teilnehmer:innen aus dem In- und Ausland können dort bei einem speziellen Musikprogramm das Wiener Lebensgefühl genießen. Zudem beteiligen sich auch Kaffeehäuser als Partner im Rahmen der ViennaUP.

Wien als die lebenswerteste Stadt der Welt bietet auch abseits der ViennaUP für Gründer:innen eine idealen Nährboden, um sich ein Business aufzubauen. Davon ist auch Raggl überzeugt: “Wien ist ein unfassbar attraktiver Standort. Die Büroflächen sind im internationalen Vergleich noch relativ günstig, aber auch die Lebenskosten sind niedriger als in anderen europäischen Metropolen. Das wirkt sich schlussendlich auch auf den Runway von Gründer:innen aus”. Abschließend verweist sie auf die Programme der Wirtschaftsagentur Wien, die Gründer:innen ganzjährig unterstützen. Mehr darüber könnt ihr auch auf der Website der Wirtschaftsagentur Wien erfahren.


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