28.06.2019

Das neue Lieblingsspielfeld der Investoren

Das Kapital-Angebot für Digital Health und HealthTech-Startups wächst in Österreich derzeit drastisch an. Immer mehr VC-Fonds spezialisieren sich auf das momentan offenbar heißeste Thema im Ökosystem.
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Digital Health und HealthTech - mehr Investoren in Österreich
(c) fotolia.com - ASDF

Plakativ könnte man sagen: HealthTech ist das neue FinTech – zumindest was das Interesse heimischer Investoren angeht. Das österreichische Startup-Ökosystem erlebt derzeit eine Welle an neuen Digital Health und HealthTech-Initiativen. Und mit dieser Welle treten neue VC-Fonds auf den Plan, die sich auf das Thema spezialisieren.

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Option für “kleine” Investoren

Denn anders als in der thematisch verwandten BioTech- und Life Science-Branche sind Beteiligungen im Digital Health und HealthTech-Bereich auch für “kleine” Investoren, wie es die heimischen Player global gesehen sind, erschwinglich. Die Startups haben mit ihren oftmals rein digitalen Lösungen zu Beginn einen Kapitalbedarf, der mit jenem in klassischen Startup-Branchen wie FinTech vergleichbar ist. Anders als im BioTech-Bereich, wo etwa die Entwicklung neuer Therapie-Ansätze zwei- bis dreistellige Millionenbeträge schlucken kann, können Digital Health-Startups mit typischen sechs- bis siebenstelligen Seed-Investments häufig schon zur Marktreife gelangen.

Vorreiter Hansmann unterstützt neuen Fonds

Einer, der die Branche, auch aufgrund der persönlichen Biografie, schon sehr früh ins Auge fasste, ist Österreichs bekanntester Business Angel Hansi Hansmann. Mit Beteiligungen an Startups wie mysugr, Diagnosia, Vamida, Kiweno und im weiteren Sinne Runtastic (teilweise erfolgte bereits der Exit), zeigte er immer wieder seine Affinität für den Bereich. Nun unterstützt Hansmann einen neuen Digital Health-Fonds des bisherigen Speedinvest-HealthTech-Spezialisten Lucanus Polagnoli und des Serial Entrepreneurs Michael Ströck. Und noch weitere Bekannte aus der heimischen Szene, etwa die Runtastic-Günder, sind als Unterstützer des neuen Fonds, über den bislang keine Details bekannt sind, dabei.

Apex: 50 Millionen Euro für Digital Health und HealthTech

Schon etwas präziser ist die Informationslage zum geplanten neuen Fonds Apex Digital Health. Die Wiener Beteiligungsgesellschaft Apex Ventures setzt damit ihren zweiten Seed-Investment-Fonds auf. War der erste noch generell auf das breitere Feld DeepTech ausgerichtet und mit 16 Millionen Euro befüllt, sollen beim gerade laufenden Fundraising für den HealthTech-Fonds ganze 50 Millionen Euro hereinkommen. Bei der Investment-Tätigkeit will man auf den DACH-Raum und den CEE-Raum fokussieren. Mit Gordon Euller fungiert ein Mediziner mit Unternehmer- und Wirtschaftsberater-Erfahrung als Hauptverantwortlicher.

Uniqa mit Investment-Fokus und Startup-Programm

Bereits seit einigen Monaten setzt der Investment-Arm von Österreichs zweitgrößtem Versicherer, der Uniqa Group, einen klaren Fokus auf die aufstrebende Digital Health und HealthTech-Branche. Der ebenfalls mit 50 Millionen Euro ausgestattete Corporate VC Fonds Uniqa Ventures verstärkte seine Investment-Tätigkeit im Bereich zuletzt massiv. Einer der “Zubringer” ist dabei eine von der Uniqa geführte Initiative mit eigenem Startup-Accelerator: Der Health Hub Vienna.

Institutionelle Player entdecken das Thema

Dem 2018 gestarteten Programm folgten in letzter Zeit weitere Initiativen – und zwar von institutionellen Playern. In Wien kündigten etwa Stadt, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung und Sozialversicherung ein eigenes Programm an. Und in Linz startete der vom Land Oberösterreich betriebene Inkubator tech2b ein eigenes Branchen-spezifisches Inkubator-Programm.

Grundproblem noch immer ungelöst

All die monetären und nicht-monetären Initiativen schaffen für die heimische Digital Health und HealthTech-Branche gewiss bisher nicht dagewesenes Potenzial. Ein Grundproblem des heimischen Startup-Ökosystems lösen sie momentan trotzdem noch nicht: die Anschlussfinanzierung. Zwar gibt man seitens Apex Digital Health und Uniqa Ventures an, jeweils zumindest den doppelten Betrag der Seed-Finanzierungsrunden für Folgeinvestments zurückzulegen. Um Österreich global als Brennpunkt der Branche zu etablieren, wird es aber mehr brauchen. Beim Kapital für die wirklich große Expansion müssen sich heimische HealthTechs also weiterhin auch im Ausland umsehen.

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Tractive, Hauster Versicherung, Insurance, Pet Cover
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Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

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